Jacob Mosanus to Maurice, Landgrave of Hesse-Kassel; 1611, November 13
Author: | Jacob Mosanus | |
Recipient: | Maurice, Landgrave of Hesse-Kassel | |
Date: | 1611, November 13 | |
Place: | Kassel |
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Pages: | 2 | |
Language: | German |
Editor: | Edited by Julian Paulus |
Source: | Kassel, University Library, 2° Ms. chem. 19[1, f. 6-7 |
Quote as: | https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=324 |
Names: | Raphael Egli; Arnold Gillen |
Places: | Marburg |
Regest (ChatGPT-4o)
Jacobus Mosanus informiert Landgraf Moritz zunächst über den Gesundheitszustand der fürstlichen Familie. Er berichtet, dass die junge Herrschaft, die Fräulein und die Schwester bei guter Gesundheit sind, und erbittet Gottes Schutz für deren Wohlstand und langes Leben.
Im Hauptteil des Briefes widmet sich Mosanus den Fortschritten in den chemischen Arbeiten, die ihm vom Landgrafen übertragen wurden. Das Menstruum olympicum ist fertiggestellt und zeichnet sich durch eine bemerkenswerte Stärke aus, die Mosanus selbst überrascht hat. Der Mercurius sublimatus hepar wird zum dritten Mal sublimiert und zeigt im Sublimatorium außergewöhnliche Farbveränderungen (braun-rot, gold-gelb und schneeweiß), die Mosanus auf eine künftige Perfektion in der siebten Sublimation deutet. Die Kalzination von Luna wird am Folgetag abgeschlossen sein und ein feines, reines Pulver ergeben.
Weitere chemische Arbeiten betreffen das Menstruum für den calx corallorum Marpurgensium, dessen Farbe sich von rötlich und grün in ein rauchiges Grau verändert hat, was Mosanus durch erneutes Aufgießen frischen Menstruums weiter untersucht. Das Menstruum Heptastrum und der Thymian befinden sich noch in fortlaufender Digestion.
Mosanus berichtet auch von Fortschritten bei der Arbeit an einem Projekt von Eglin, das im privaten Laboratorium unter strengster Vertraulichkeit durchgeführt wird und vielversprechend verläuft. Gleichzeitig weist er darauf hin, dass weitere Berichte über die Arbeiten im fürstlichen Laboratorium von Doktor Gillenius an den Landgrafen übermittelt werden.
Der Brief schließt mit einem Ausdruck der Treue und Dankbarkeit von Mosanus sowie mit Gebeten für eine glückliche, langwährende Regierung, Gesundheit und das Wohl des Landgrafen.
Edition
[f. 6r] Durchleuchtiger hochgebohrner furst, e.f.g. seint meine underthenige schultpfflichtige dienste jeder zeit zuvor. Genediger furst und herr.
E.f.g. sol ich underthenig nicht verhalten, das es mit derselbigen f[ürstlichen] jungen herschaft, fraulin und schwester noch im vorigen wohlstant ist, der almechtige Godt wolle sie sampt den ihrigen lange zeit darbey erhalten.
In den von e.f.g. mihr anbefohlenen operibus chymicis fahre ich noch täglich fleißig fort, und ist das menstruum olympicum nuhnmehr fertig, so stark und kreftig worden, das es einem so scharff bringt, das zu verwundern ist, ich auch solches nicht verhoft hette.
Der <mercurius> <sublimatus> heplaster wirt heut zum dritten mahl sublimirt, hengt sich aber im sublimatorio so wunderlich von farben an, das ich mein leben lang desgleichen nicht mehr gesehen, an etzlichen ortern ist er braun-roht, an andern goltgelb, an andern schneeweiß. Dieße farben aber halt ich werden sich in die weiße alle verenderen, wen er zur perfection commen wirt, welches in die <sieben>de sublimation geschehen soll.
Die calcination <lunae?> wirt morgen auch zum ende werden lauffen, und solches zum schonen zarten reinen pulver. Das menstruum, so auff dem calce corallorum Marpurg: geschutt, wirt nuhn nicht mehr rohtlecht wie im anfang, noch dunckel grühn wie zum andern mahl, sondern rauchfarb. Ich volge aber als nach mit dem auff schutten frisches menstruj, und sehe zu was darauß sauren will.
[f. 6v] Das menstruum heptastrum, wie dan auch der thimian stehen noch in stetter digestion.
Mit der bewusten Eglini arbeit fahre ich auch fort, und lest sich das werk wohl an, also das ich verhoffe es sol guht thun. Dieses geschicht aber in mein privat laboratorio nemine conscio.
Was sonsten in e.f.g. laboratorio vorgenommen wirt, werden e.f.g. ex collegae mei, Doctoris nimirum Gillen relatione genediglich zu vernehmen haben.
Dieselbigen Godt dem almechtigen zur glucklichen regierung, langem leben, leibs gesontheit und allem furstlichen wohlstant, mich auch derslebigen zu genaden underthenig empffehlent.
Datum Caßell den 13ten <novem>bris ao. 1611.
E.f.g. undertheniger gehorsamer diener Jacobus Mosanus
[f. 7v: Anschrift] Dem durchleuchtigen hochgeborhnen fursten und herren, hernn Moritzen lantgraven zu Heßen, Graven zu Catzenelnbogen, Diek, Zigenhan und Nidda &c. meine genedigen fursten und herren.
German Translation (ChatGPT-4o)
Durchlauchtigster hochgeborener Fürst, Eurer fürstlichen Gnaden sind meine untertänigen, schuldpflichtigen Dienste jederzeit zuvor.
Gnädiger Fürst und Herr,
Eurer fürstlichen Gnaden soll ich untertänigst nicht verschweigen, dass es mit der fürstlichen jungen Herrschaft, der Fräulein und der Schwester noch wie zuvor gut steht. Der allmächtige Gott möge sie samt den Ihrigen lange Zeit so bewahren.
In den von Eurer fürstlichen Gnaden mir anvertrauten chemischen Arbeiten fahre ich weiterhin täglich fleißig fort. Das Menstruum olympicum ist nun fertig und so stark und kräftig geworden, dass es mit einer Schärfe wirkt, die zu bewundern ist, und die ich so nicht erwartet hätte.
Der Mercurius sublimatus hepar wird heute zum dritten Mal sublimiert. Er zeigt sich dabei im Sublimatorium auf erstaunliche Weise in verschiedenen Farben, wie ich es mein Leben lang noch nie gesehen habe: An einigen Stellen ist er braunrot, an anderen goldgelb, und wieder an anderen schneeweiß. Ich halte es jedoch für wahrscheinlich, dass sich diese Farben alle in Weiß verwandeln, wenn er seine Perfektion erreicht, was bei der siebten Sublimation geschehen soll.
Die Kalzination von Luna wird morgen abgeschlossen sein und zu einem feinen, zarten, reinen Pulver werden. Das Menstruum, das auf den calx corallorum Marpurgensium geschüttet wurde, zeigt nun nicht mehr die rötliche Farbe des Anfangs oder das dunkelgrüne Aussehen der zweiten Behandlung, sondern ist rauchfarben. Ich setze die Arbeit mit frischem Menstruum fort und beobachte, was sich daraus ergeben wird.
Das Menstruum Heptastrum sowie auch der Thymian befinden sich weiterhin in ständiger Digestion.
Mit der bekannten Arbeit von Eglin fahre ich ebenfalls fort, und das Werk entwickelt sich gut, sodass ich hoffe, dass es erfolgreich sein wird. Dies geschieht jedoch in meinem privaten Laboratorium, ohne dass jemand davon weiß.
Was darüber hinaus in Eurer fürstlichen Gnaden Laboratorium durchgeführt wird, werden Eure fürstlichen Gnaden aus dem Bericht meines Kollegen, Doktor Gillenius, gnädig erfahren.
Ich empfehle Eure fürstlichen Gnaden dem allmächtigen Gott für eine glückliche Regierung, ein langes Leben, Gesundheit und allen fürstlichen Wohlstand. Zugleich empfehle ich mich selbst Ihrer Gnade untertänigst.
Gegeben zu Kassel, den 13. November 1611.
Eurer fürstlichen Gnaden untertäniger, gehorsamer Diener
Jacobus Mosanus
English Translation (ChatGPT-4o)
Illustrious Highborn Prince, To Your Serene Highness, my humble and dutiful services are ever pledged.
Gracious Prince and Lord,
I must not fail to inform Your Serene Highness that the young princely household, the lady, and the sister remain in good health and prosperity as before. May the Almighty God preserve them and their loved ones in this state for a long time.
In the chemical works entrusted to me by Your Serene Highness, I continue to labor diligently every day. The Menstruum olympicum is now completed and has become so strong and potent that its sharpness is astonishing, far exceeding my expectations.
The Mercurius sublimatus hepar will be sublimated for the third time today. However, it exhibits remarkable colors in the sublimatory, unlike anything I have seen in my life. In some places, it is brown-red, in others golden-yellow, and elsewhere snow-white. I believe that these colors will all eventually turn white when it reaches perfection, which is expected to occur during the seventh sublimation.
The calcination of Luna will also be completed tomorrow, resulting in a fine, delicate, pure powder. The menstruum poured over the calx corallorum Marpurgensium no longer appears reddish as it did initially, nor dark green as during the second treatment, but has now turned smoke-colored. I continue to add fresh menstruum and observe what results may arise.
The Menstruum Heptastrum and the Thymian remain in constant digestion.
I am also progressing with the known work of Eglin, which appears to be proceeding well, leading me to hope for successful results. This work, however, is conducted in my private laboratory, without anyone’s knowledge.
As for what is being undertaken in Your Serene Highness’ laboratory, this will be reported to Your Serene Highness by my colleague, Doctor Gillenius.
I commend Your Serene Highness to Almighty God for a fortunate reign, long life, health, and all princely prosperity. I also humbly commend myself to Your Grace.
Given in Kassel, the 13th of November 1611.
Your Serene Highness’ most humble and obedient servant,
Jacobus Mosanus