Letters/Kassel/Raphael Egli to Hans Ulrich Eglin, 1620-02-24
Author: | Raphael Egli | |
Recipient: | Hans Ulrich Eglin | |
Date: | 1620, February 24 | |
Place: | Marburg | |
Pages: | 4 | |
Language: | German |
Editor: | Edited by Julian Paulus |
Source: | Kassel, UB, 2° Ms. chem. 19[1, f. 64—65 (alt f. 58—59) |
Quote as: | https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=337 |
[f. 64r] Mein vätterliche threw vnd gruß zuvor.
Lieber sohn Hans Ulrich,
wüsß vns Gott lob alle wol auff vnd haben gleichs auß deine schreiben hertzlich gern verstanden, der allmechtig wolle heyl vnd gnad weiters bescheren.
Gestern den 13 ist auff der nacht dein schreiben einkommen, daraus ich erstlich verstehe, wie du noch wenig vom amalgamate durchgebracht. Nuhn habt aus seiner handt original schreiben den process abgeschrieben, wie er den von hern Johann de Preyß widerteufferischen predigern in Alcmayr bekommen , vnd als er von Franckenberg letst hergekommen, kont ich in seinen mir fürgezeiten gleseren nix anders als mercurium vnd <luna> stehen, dorvon er auff den stein strich vnd <aquam fortem> druff thatt. War ein zimlich thail schon fix, als möchtist ein halb quint vom hinderstelligen amalgamate lassen abrauchen, vnd die <luna> auch probiren, sonst aber woltt es sich sperren vnd verlageren, so müßte diß mittel gebraucht werden, nemlich das du ein regulum antimonij gussist nur gschmeltzt vnd vff 1 pfundt <antimonii> ye zwei lot <salpeter> auffgethragen vnd starck geblasen, biß lauter gehet wie ein spiegel, dornach ist der puckel gegossen, den konig abgechlagen, der schlacken mag noch einmahl gossen werden, ein wenig <salpeter> in flusß zugeworffen vnd in die puckel gossen, den vbrigen regulum zu haben, den thu zum vorigen vnd schmeltz also den regulum noch fünff mahl allweg, ein wenig <salpeter> zugworffen nach proportion desß königs gwicht, damitt gegen einem pfundt antimoni nitt mehr als zwei lot <salpeter> seyen, also gegen 4. laen{?} regali nuhr 1 quint, sonst wurd der regulus gar zu schlacken werden, dz nitt sein soll. Wann der regulus antimonij also zum sexten mahl ist gflossen, wirt er schön wie <luna> vnd heißt der himmel <lunae>, der mercurius lunae coagulatus &c. Wan du nuhn dem habend{?} amalgama durch gethruckt, muß das hinderstellig per retortam in ein kaltt wasser herüber gethrieben werden, damitt nix vom <mercur>io weg kommt. Die hinderflossige schwebel reine <luna> muß mitt dreimahl so schwer desß zum sextenmahl purificirten vnd gegossnen reguli geschmoltzen vnd dann rein gepulvert werden vnd zu dem merucrio gethan, so nimbt das alles anfangs ein anderen nitt ahn, geb wie mann <sal> ihm mörsel reibt, aber hernach in der digetione vereinigt es sich, vnd so es alle drei tag außgenommen, griben vnd gweschen wirt, so bricht der <antimon>ij <regul>us die <lun>am vnd wäsch sich die irdigkeitt vom antimonio ab vnd wirt noch ettlichen digestionen aus{?} zu lauter <mercur>i. Dan desß antimonij mercurius ist ein lauter pur fewr, den kan man ihm in deren kölblin abziehen bis vff den gemeinen vnd den der von der luna ist {nachgetragen am Rand: das dan procedirt mitt zu schlag deß ferments wie der process in helt. Nota desß <antimon>ij mercurius vivus} der ist viel flüchtiger als der gmein, darnager vnd macht alles zu mercurio, wer diese philosophiam verstehet, dem ist nicht verborgen was Paracelsus in Libro Vexationum vom himmel saturni (das ist der zweymal gossne antimonij regulus) wie man den mitt dem leben, dz ist dem gmeinen wol purgierten mercurio, von dem der dritte theil seiner innerlichen schmirigen schwertz vnd wesserigen feuchtigkeitt separirt ist worden (dann die eusserliche schwertz ist nitt gnug so die durch waschen vnd durchs lader{sic} thrucken gescheiden wirt). Also spricht Paracelsus: wie man den himmel saturni mitt dem leben, dz ist den regulum mitt dem mercurio solle louffendt machen, er setzt aber darzu vff erden, der gmein lieblich saturnus ist die erden als im capitel de saturno stehet, da wirt 3. theil reguli mitt einem theil blei geschmeltzt vnd mitt sieben theil vnd mehr so man will mercurij purgati [f. 64v] vermist, zuvor aber von was purgen oder impuren metallen man will dorzu thon, vnd also alles louffen lassen bis der himmel saturni verschweunden, dz ist der <antimonium> wegg gweschen vnd zum mercurio worden, so bleiben die planeten steht, die coagulirt vnd abgethrieben, so hatt man <lunam> oder <solem> nach dem dz ferment dorzu kommen. {am Rand nachgetragen: <Zeichnung> ist der zu 5 mahln gossen regulus <antimonii> desse 3 theil 1 theil <venerem> schmeltze kochs vnd wästlint{?} <mercurius> bis alles <mercurius>, dan ziechs ab biß vff die dicke, mitt dem abzognen <mercurio> veramalgamir so schwer <solem> als der <venus> war, misch alles zusam, digerirs 3 tag ziech den <mercurium> dorvon, was bleibt threib ab hast doppel <solem>, vnd den <mercuruim> zum besten zu newem werrken. Dieser process ist wehr{?} heitt gmeß.} Diese philosophia ist dir zu hoch, aber jhr furstlich durchlaucht wirt sie bald mercken, doch kanst ihm nachsinnen vnd bey M. Hansen deß Trithemij particular vom kleinen weg, so ich ihm hievor gschickt, bsehen, wie dan desß Korndorffers figur eben den selben weg außweißt von den zwei liechtern. Disß schreib ich dir daromb, das wens ja nitt gehn weltt per se mitt dem mercurio oder zu lang werden, das man disß mittel brauchen müßte, dann ich hier von viel vff ein tag drey mitt Daussart geschwe{..}, aber er ist so verschlagen, das er nitt loß brechen wolltte, vnd hatt do selb hierinn laborirt. Konte man inn etwan selb haben vnd werde ihm der process vorglegt, wie er mir den vergonnet abzuschreiben, vnd merckte man auff seine reden, werdestu bald vernemmen, ob er diß mittel sieder hero, dz ich mitt im conferirt, ettwan gebraucht hette, weyl er so viel <luna> fix werdeln gewiesen, die er stetig multiplicirt. Lasß mich wüssen, wie die prob vom <halben?> quint desß amalgamans sich erzeig, so soll der <viertel> theil darinn ob Gott will albereitt fix sein, vor eins. Bethreffend demnach Alsteins process hoff ich habist allen bericht damitt recht vmbzugehn, vnd weisß darbey nix weitters vor dißmahl. Sonsten vnsers threwen werden freundts herren Christoff Meyers brieff bethreffend, wollist du den luna process außschreiben wie er sie compact gemacht {am Rand nachgetragen: vnd denselben jhr f. durchlaucht vnd gnaden praesentiren, wo sie im original inne nitt wolten lesen} Ich haltt gentzlich darfür weyl er der reduciren nitt gedenckt, ein fixer <salpeter> soltte gutt darzu sein, nuhr ihm kalch cementirt vnd außglouget, oder zuvor er in kalch vergraben wirt mitt klopftem eierclar impastirt sampt dem kalch, vnd also calcinirt, aber am besten ist ein wasser von kalch vnd eierclar zu kuglen gemacht starck distillirt, mitt diesem <wasser> wirt der pulvert salpeter viermahl imbibirt vnd gethrocknet, vnd als dan auch also mitt tarinol{?}, so hatt man ein herliche reduction zur figirung. Noch eins muß ich erwehnen, Christoff braucht viel die schmeltz plaß auß der mini mitt kisel gemacht, ob er ein solche reduction gebraucht kan ich nitt wissen. Es hatt mir herr Antoni Frey zu Cronweissenburg einmahl ein sölliche reduction saturni vitrificati geh, daruff ich threfflich viel haltt. Er laß gmeini mini fliessen mitt dem halben theil brent bißlang bis ein gelbes glaß, ists nitt schön nimpt es mehr mini stosßts vbers glasß laßts wieder fliessen, diß imbibirt er mitt einem roten <vitriol>öl wie Penotus lert machen (ich acht vnsers mitt der langen rören an den kolben gsteckt vff die seiten glegt seig gutt, so sein saltz auß dem todten kopf darzu kommet) lassßt es also sub caelo alembico einthrocknen bis dür vnd weisß ist. Disß vnd der grosse vnd nicht dem gleicht nach rohen tarer vnd salalcali genommen die werd{?} zusam griben, dorvon leg ein schickt am boden, dz schmeltzglaß pulvert druff, dornach <luna> blecht oder kornt dornach wieder schmeltz glaß, vnd druff von dem tarter pulver also ad plenum, dann 6 stundt fliessen lassen vnd abthreiben, soll die <luna> halb dorvon fix werden, kanst ihm nachsinnen. [f. 65r] Sonst kan ich dir nitt verhaltten es hatt mir Juncker Eschius geschrieben vnd begert den <mercurium> vivum <antimon>ij von vns, hab ihm den process geschickt, er schreibt ihm werd wunderlich ding geschwatzt vom mercurio dulci antimonij der durch die sublimation zugehet, vnd von der gifftigkeitt gescheiden wirt. Nuhn erinner ich mich das Christoff eben diesen tinctur process vom <mercurio> antimonij sublimato dulci in seinem brieff hatt, den wellest mir abschreiben vnd schicken, wilttu den brieff lenger bhaltten. Ich weiß auch dz dieser sublimatus dulcis dem gfiltten <sole> sein tinctur oder animam außzieht, weil der gmein sublimat es thutt, wie gfatter Feusi selig vnd ich es gmacht, aber durch den Antoni Giger drumb gebracht sindt worden. Herr Sigerodt der in Schweden wunder thutt mitt artzneyen, hatt ein sollichen <mercur>ium antimonii, vnd will mich duncken er hab sein tinctur dorvon. Vergisß nitt mir den procesß zuschicken. Lamprechten bethreffendt wirt er gwisß das universal werck auß der erden nitt besser haben als ich es durch herren Rhenanum ihr fürstlich gnaden, neben den Basilischen schrifften laborieren lassen, es thutt nitt zur sach hoch prangen, wen ers mitt der faust nitt gemacht, wirt er noch wol hilff dorffen, doch gonne ich ihm alles gutes. O hett ich glegenheitt vnd verlag zu laboriren, wie gring es were, woltt baldt fort kommen, auch jhr f. gnaden nicht schedlich sein. Ein kleine haußbestallung kont mich vnd die muter selb viert wol erhaltten, so kent ich in theologia & alijs ettwas thun docendo & scribendo, vnd bin der sachen hier mud bey diesem misßgunst. Auch konte Dn. Combachius mich ein jar zwey wol versehen neben seinem dienst, woltt ihm gern tertiam partem stipendij dorfür cediren, doch stelle ichs alles gottlicher gnaden fürsehung, vnd meines gn[edigen] fürsten vnd herren willen vnd guttduncken heim, dah mich frewett von hertzen das ihr f. gnaden, diese gnedige affection gegen mir vnwirdigen ercleret. Köntist du ein handel mitt branten weyn hier anfahen, oder ettwas privilegij vnd gnaden wie Lorentz Meisner von ihr f[ürstlich] gn[aden] bekommen, dem haußhalttung anzustellen, so kontist auch hier laboriren, dorvon ein andermahl. Dann jhr f. durchleucht dich zu beforderen nitt vngeneigt gewesen wie sie solchs gnedigst in ihrem schreiben hier vor mir angedeutet vnd vermeldt haben, sonst weisß ich hier enden nix ledigs dorzu du kontist kommen.
Deine brautt bethreffendt haben die vormünder jhnen leini thuch vor 13 fl. außgenommen, sie muß der Schmalckhaldenen noch ettlich zahl garn verfertigen, als dan wirt sie ihr elb arbeitten, hette sie schon zweymahl zu vnos gnommen, soll erstes tages beschehen. Rippeln bethreffendt hab ich als fleissig an Raphaeln geschrieben, vnd finde disß die zwei besten instrument, vermein Heinrich solle hin, ihms helffen einrichten (dan mans sonst nieman kan sehen lassen) der konte es baldt abreissen, jch hoff Heinrich vnd Wendel sollen wol zu recht kommen wie ich dir ins künfftig will schreiben. Holstein schreib nitt, er hett mich baldt in verdacht gebracht, Josiam aber grüß mir.
[f. 65v] Bethreffend den vberschickten process lapidis Paracelsi da der caracter ist ℥ bedeutt dz dritt metall auß den sieben, nemlich den jovem in seiner minera, wie ich ein schön stüfflein hab, darin steckt das primum ens auri imperfectum, das jhr f. gnaden gnugsam von mir vernemmen werden, ob sichs gleicht nicht lesße ansehen. Ich hatt dir bei einem Lubeker botten geschrieben vor acht tagen hiervon, weisß nitt ob dz briefflein bey M. Hansen ankommen vnd dir worden oder nitt, wollist inn fruntlich grüßen, vnd bis hiemitt auch von vns allen gegrüßt vnd Gott wol bevolhen.
In eyl Marpurg den 24. Febr. hora 12: [1]620.
Dein gethrewer lieber vatter
Raphael, D[octor] Theologiae & Professor.
[Anschrift:] Dem frommen bescheidnen vnd Eherenhafften Hans Vlrich Eglino Iconio, yetz in Cassel bey M. Johann Müllern dem goldtschmid an der Marckgasß selbsten zubehendigen.
Cassell, cito! cito!