Text.Duchesne.1604-01.!2r/TranslationDE

From Theatrum Paracelsicum

Dem höchst ehrenwerten Maximilien de Béthune, Marquis de Rosny, Senator des Geheimen und Inneren Rates, Oberst über hundert gepanzerte Reiter, Schatzmeister und Oberaufseher der königlichen Finanzen, Leiter der Kriegsmaschinen und Befestigungswerke, Präfekt der Provinz Poitou, entbietet Joseph du Chesne seinen Gruß.

Nicht nur das bekannte griechische Sprichwort, hochherziger Held, ist wahr, dass „das Schöne schwer zu erlangen ist“ (χαλεπὰ εἶναι τὰ καλὰ), sondern auch die tägliche Erfahrung bezeugt und bestätigt dies mehr als genug. Da das Erreichen des Hervorragenden nicht ohne große Mühen möglich ist und gewöhnliche Menschen nicht danach streben, ja ihr Verstand nicht einmal in der Lage ist, es zu erfassen, ist es nicht verwunderlich, wenn sie sich mit Belanglosigkeiten beschäftigen – entsprechend ihrer geistigen Verfassung –, und mit Dingen von geringer oder gar keiner Bedeutung ihre Zeit vertun. Jene aber, die von der Natur mit großem und erhabenem Geist ausgestattet wurden, streben nach weit Größerem und bringen es auch zustande, indem sie nur das ergründen, was groß, fest und beständig ist. Sie forschen, unter höchstem Einsatz an Arbeit und Wachsamkeit, nach den ausgezeichnetsten und für das Menschengeschlecht äußerst nützlichen und heilsamen Dingen, um sich selbst Ruhm und dem Gemeinwesen Wohl zu verschaffen.

Daher ist aus den Überlieferungen der Alten und Neueren ersichtlich, mit welchen Anstrengungen und welch bewundernswerter Klugheit und Tatkraft sich herausragende Ärzte unter allen anderen bemüht haben, ihr Ziel zu erreichen. Denn diese Wissenschaft – ich meine die Medizin – ist nach der Theologie die edelste, tiefgründigste und für das Menschengeschlecht nützlichste und notwendigste aller Wissenschaften. Da sie jedoch nicht jedes beliebige Talent in ihr Innerstes aufnimmt, sondern nur jene, die über eine scharfsinnige Geisteskraft verfügen und bereit sind, geistige Anstrengungen zu ertragen, ist es nicht verwunderlich, dass sich träge und grobe Geister bei der Erforschung und Ergründung dieser Wissenschaft bisher so schwerwiegende und schändliche Irrtümer geleistet haben und auch weiterhin verfallen.

Denn was leisten jene Menschen anderes, die sich nur mit den bloßen Oberflächen der Dinge beschäftigen und entweder gar nicht wissen, was in deren verborgenem Innern an Kraft ruht, oder – falls sie es doch wissen – es aufgrund ihres stumpfen Verstandes nicht erfassen können? Hieraus entstehen die zahlreichen Schwierigkeiten in der Heilkunst, daraus die quälende Unsicherheit sowohl der Ärzte als auch der Kranken selbst: Während diese sich vor unkundigen Heilern fürchten, greifen jene, die ihre Kunst nur auf Mutmaßungen stützen, unsicher und unwissend zur Medikation, sodass es von beiden Seiten kaum möglich ist, ein sicheres Ergebnis zu erwarten oder auf eine gute Heilung zu hoffen.

Doch jene hervorragenden Geister, die die Wahrheit und Gewissheit der Medizin ergründet haben und scharfsinnig erkannten, dass diese nicht in der bloßen äußeren Hülle der Dinge oder in deren Abfällen zu finden ist, sondern aus den tiefsten Geheimnissen der Natur und den in ihnen verborgenen Kräften gewonnen werden muss, haben durchdringend untersucht, was sich hinter der sichtbaren Erscheinung der Dinge verbirgt. Sie haben sich nicht mit einer leichten Bearbeitung dieser Erscheinungen begnügt, sondern nach etwas Größerem und Hervorragenderem in den innersten Teilen der Dinge gesucht. Schließlich haben sie den wahren Kern – das heißt die Geheimnisse der Natur – mit ihren Eigenschaften, Kräften, Tugenden, astralen Einflüssen, Formen und Geistern aus ihren Fesseln befreit und die nutzlosen Körper entfernt, in denen keine aktive Tinktur wirksam war.

Wie notwendig es also ist, das Lebendige vom Tödlichen, das Gute vom Giftigen, das Reine vom Unreinen, das Feine vom Groben und die Sterne von ihren Bahnen und den Hindernissen der Körper zu trennen, sowie, nachdem jegliche Unreinheit beseitigt wurde, die wahre und kraftvolle Essenz der Dinge zu gewinnen und ausschließlich für ihren vorgesehenen Gebrauch zu bewahren – all dies lehrt uns die Natur selbst. Sie zeigt es uns, wenn sie in unseren Körpern die Speisen in Nahrung zu verwandeln sucht. Falls es hier erforderlich wäre, eindeutigere Beweise dafür anzuführen, könnte dies mit unzähligen Beispielen leicht demonstriert werden, und es könnte uns durch nichts deutlicher offenbart werden als durch die uns von der Natur innewohnenden Kräfte.

Wie viele Unreinheiten, guter Gott, beseitigt sie! Wie viele Koch-, Verdauungs-, Zirkulations- und Sublimationsprozesse sowie andere wahrhaft chemische Operationen führt sie sorgfältig, exakt und mit solcher Präzision durch, dass sie aus einer großen Menge von Speisen kaum ein paar reine Geister und Essenzen extrahiert und für ihren Nutzen verwendet.

Daher wurden von diesen erhabenen Geistern verschiedene Künste ersonnen und erfunden. Daher entstand unter ihnen allen die edelste, die aus dem Licht der Natur gewonnene Chemie, welche diese nachahmt. Allein sie leuchtet hervor, indem sie mit ihrem Feuer alles reinigt, alle Geister und Essenzen der Dinge extrahiert und das Reine vom Unreinen trennt. Sie wurde von der Antike mit höchster Ehre geachtet, da ihre Entdecker und Anhänger Wunderbares vollbrachten und sich so den Ruhm der Götter und ihren Namen unter dem Volk erwarben.

Doch da diese Dinge in der Fortsetzung meines Werkes sowie in anderen von mir herausgegebenen Schriften und in jenen, die bald mit Gottes Gunst ans Licht kommen werden, hinreichend erklärt werden, weshalb sollte ich dich hier noch länger mit meinen Ausführungen ermüden?

Es bleibt nur noch, edelmütiger und ruhmreicher Held, zu erläutern, warum ich mich an dich wende und es gewagt habe, meinem bescheidenen Werk – zumindest wenn man es nach dem betrachtet, was von mir stammt – deinen so großen Namen zu widmen und ihm meinen Schutz anzuvertrauen. Doch wem könnte dieses Werk besser anvertraut werden als dir, der du in der Literatur wie in der Kriegskunst nicht nur mittelmäßig, sondern in höchstem Maße bewandert bist, mit jeder Art anderer Tugenden ausgestattet und stets bereit, jegliches Hervorragende mit offenen Armen zu empfangen? Du warst stets ein eifriger Förderer des schöpferischen Geistes, der dem Menschengeschlecht zuträglich ist, und ein unermüdlicher Forscher der Geheimnisse der Natur.

Wahrlich, niemand konnte unserem erhabenen und mächtigen König geeigneter begegnen als du, der du berufen und erwählt wurdest, die höchsten Regierungsämter und schwersten Pflichten zu übernehmen, die dir als weisestem, scharfsinnigstem und treuestem Vertrauten anvertraut wurden.

Daher wissen all jene, die die Größe deines Geistes, deine höchste Tatkraft in Staatsangelegenheiten, deine Aufrichtigkeit sowie – ich füge hinzu – dein Glück erkannt haben, wie sehr du deinem König und allen rechtschaffenen Menschen geschätzt und willkommen bist.

Solltest du dieses bescheidene Geschenk mit wohlwollender Gesinnung und offenem Geist annehmen und mir die Ehre erweisen, mich deines Wohlwollens zu würdigen, wirst du mich ganz an dich gebunden halten. Zudem wirst du mich dazu anspornen, größere Unternehmungen anzugehen und mich dir, der es verdient, mit umso größerem Eifer zu widmen.

Lebe wohl.

Dein ergebenster
Joseph du Chesne, königlicher Arzt.