Text.Duchesne.1603-01.!!1r/TranslationDE
An die erlauchten, hochgeschätzten und vortrefflichen Männer, Pomponne de Bellièvre, Kanzler des Königreichs Frankreich, und Nicolas Brûlart, Rat im heiligen Archiv und der Kammer des Königs, meinen Herren und in jeder Hinsicht der höchsten Verehrung würdigen Gönnern, entbietet Josephus Quercetanus, königlicher Arzt, seinen Gruß.
Unter den Schriftstellern des Altertums bestand der Brauch, bevor sie ihre Ernte der eigenen Mühen einbrachten und ernsthaft die Sichel ansetzten, zunächst einige Ähren als Opfer zu schneiden, um sie der Gottheit darzubringen. Zudem war es Brauch, dass ein Priester die Reife der Frucht begutachtete und beurteilte. In Nachahmung dieses Vorgehens, erlauchte Herren und in höchstem Maße verehrungswürdige Gönner, habe ich beschlossen, ein oder zwei Ähren meiner zukünftigen Ernte (die ich vorbereite) euch darzubringen und sie eurem Urteil untertänig zu überlassen – euch, meine besten und sehnlichst erwünschten Mäzene, gemeinsam. Ihr seid nicht nur in eurer edlen Gesinnung einander gleich, sondern auch durch gegenseitige Wohlwollen verbunden.
Den einen von euch, hochverdient um seine Pflichten und Verdienste, hat der mächtigste König – ja, der erste unter allen Königen, die die Erde trägt – als solchen erkannt und anerkannt, indem er ihn mit Würde an die Spitze des Steuers und der Regierung dieses mächtigsten Reiches gestellt hat. Den anderen hingegen, als überaus klugen und weisen Mann, hat er als sein zweites Auge für Beratungen und Entscheidungen stets an seiner Seite gewünscht und befohlen, dass er seiner Majestät immer nahe bleibe. Wenn aber der König selbst, dieser erlauchte Herrscher, ein so wahres Urteil über euch gefällt hat – wer könnte dann noch zweifeln, euch, die ihr auf so erhabene Höhen erhoben wurdet, mit Ehrfurcht zu betrachten und zu verehren? Wer könnte, angesichts eurer zahlreichen Tugenden, eurer reichen Geistesgaben und der von euch ruhmreich vollbrachten Taten – die in solcher Weise niemals von anderen als von edlen und wahrhaft heldenhaften Geistern ausgehen –, euch nicht lieben, bewundern und verehren?
Ihr seid es, die sich selbst nicht schonen, um anderen von Nutzen und Hilfe zu sein; ihr seid es, die gegenüber allen Menschen wohlwollend, sanftmütig und maßvoll auftreten, jedoch gegenüber euch selbst streng und unnachgiebig. Ihr seid es, die ohne Verachtung oder Niedrigkeit eine ehrbare Würde bewahren, die ohne Schrecken ehrwürdig und respekteinflößend sind, die sich nicht, wie Ehrgeizige, nach Ehre oder Ruhm sehnen, sondern dennoch die höchsten Ehren errungen haben – wenn auch widerwillig und gegen euren eigenen Widerstand –, sodass der erhabenste König euch seine höchsten Angelegenheiten und ihre Verwaltung anvertraut hat.
Daher verehrt euch auch der gesamte königliche Senat mit Hochachtung und Zuneigung; das ganze Volk begleitet euch mit seinen Wünschen, verehrt euch und feiert euch. Ihr seid jene, die Gott, der höchste und beste, für sich auserwählt hat und denen er jene Weisheit verliehen hat, die ausreicht, um dieses Königreich, das durch so viele verheerende Kriege fast zugrunde gerichtet wurde, wiederherzustellen und zu erneuern. Ich mag Großes sagen, doch im Vergleich zu euren Taten und Pflichten erscheinen diese Worte gering. Da ich nicht imstande bin, eure außerordentlichen Tugenden gebührend zu preisen, fürchte ich, dass ich durch meine schwache Ausdruckskraft und meine sprachlichen Unzulänglichkeiten eher eure Verdienste schmälern als erhöhen könnte.
Doch ich gestehe, dass es sich so geziemt, wahre Helden zu schätzen und zu verehren – solche, die nach Art der Catonen und Fabier zum Wohl des Gemeinwesens und des Vaterlandes geboren wurden und leben, sodass ihr Ruhm niemals enden sollte. Aber da euer Ruhm bereits weithin leuchtet, muss ich eher fürchten, dass ich, wenn ich versuchte, ihn noch heller zu machen, stattdessen Schatten darauf werfen könnte. Zudem preist eure erhabene Herrlichkeit bereits der Frieden unserer Zeit, der durch eure Hilfe und euren Rat für dieses reiche Königreich erlangt wurde und fortbesteht.
Wie könnte ich also meine Ähren nicht euch, meinen so erhabenen Mäzenen, sowie eurem priesterlichen Urteil zur Beurteilung vorlegen, bevor ich, in der Hoffnung auf eine reichere Ernte, eine passendere und günstigere Zeit und Gelegenheit für meine Studien und Bemühungen abwarte? Denn ich vertraue darauf, dass ich entweder der Zeit eine reichere Ernte geben werde oder die Zeit sie mir bringen wird – und zwar bald. Wenn ich mir aber irgendeine öffentliche Anerkennung wünschen dürfte, woher sollte ich sie erwarten, wenn nicht allein aus eurem Urteil, dem ich mich gänzlich unterwerfe? Oder um mit dem alten Philosophen Heraklit zu sprechen, der den höchsten Ruhm darin sah, selbst nur einem Einzigen zu gefallen, sofern dieser der Beste sei: Wäre mein Ruhm dann nicht umso größer, wenn ich euch beiden, den Besten und Weisesten, gefalle und anerkannt werde? Doch genug davon.
Es bleibt mir, noch etwas über meine Schrift zu sagen. Sollte ich etwa ein Werk zu früh, unreif und unzeitgemäß hervorbringen, das eurer Obhut und Verteidigung nicht würdig wäre, so hoffe ich dennoch, dass ihr es mit eurer Milde, Freigebigkeit, Sanftmut, Bescheidenheit und euren anderen, mehr als heroischen Tugenden mit wohlwollendem Blick aufnehmen werdet. Wenn ihr es auch nur der Lektüre würdigt, werdet ihr vielleicht darin eine reifere Frucht erkennen, als ich selbst erhoffe. Denn bei diesem Unterfangen habe ich all meine Kräfte und Fähigkeiten angespannt und aufgeboten, um mit größter Umsicht und Mühe alles zu erforschen, was von der Medizin, wie sie heutzutage bei vielen gepflegt und mit großem Lob angewendet wird, aus der hippokratischen und der hermetischen Schule hervorgegangen ist. Ebenso habe ich alles, was an Geheimnissen aus deren verborgensten Tiefen zutage gefördert werden konnte, ans Licht gebracht und ergründet. Ob mir dies gelungen ist und ob ich dadurch dem Gemeinwesen Nutzen gebracht habe – das soll euer Urteil sein, nicht meines.
Doch ich wage zu behaupten, dass ich die schönsten Blumen beider Schulen gepflückt habe, um daraus einen Kranz zu winden, der, so hoffe ich, euren Nasen einen angenehmen Duft verströmen wird. In diesem Kranz sind neben den schon lange bekannten und vielzitierten hippokratischen Lehrsätzen auch jene der hermetischen Philosophie eingeflochten, die meiner Meinung nach weit solider, sicherer und in der Anwendung wirksamer sind. Sie verleihen dem Wissen einen höchst süßen und wohltuenden Geschmack. Ich weiß allerdings, wie riskant dieses Unternehmen ist, das ich hier gewagt habe, da ich für viele den Anschein erwecken werde, etwas völlig Neues einzuführen. Deshalb erwarte ich auch viele Anfeindungen von jenen, die die hermetische Medizin fälschlicherweise als Neuerung verleumden. Doch meine sicherste Zuflucht wird sein, dass alles, was eurer Autorität gewidmet ist, jeder Ungerechtigkeit sicher entzogen bleibt.
Nehmt also dieses kleine Geschenk aus den Händen eures ergebensten Klienten entgegen, ihr hochverehrten Männer, ihr treuesten Verteidiger und Bewahrer des öffentlichen Wohls. Und gedenkt stets eures Quercetanus! Lebt wohl und seid von Glück gesegnet!