Text.Duchesne.1576-01.A2r/TranslationDE
Dem durchlauchtigsten, erhabensten und mächtigsten Fürsten, Franz, Sohn und Bruder der Könige von Frankreich, Herzog von Alençon usw., entbietet Joseph Quercetanus Armeniacus seinen ergebensten Gruß.
Nachdem ich, durchlauchtigster Fürst, von deiner Güte und Wohlwollen mir gegenüber Kenntnis erhalten hatte und mir zugetragen worden war, dass du im Sinne hast und bereits beschlossen hast, mich in deinen Schutz und in deine Dienerschaft aufzunehmen, und du mich erst kürzlich über diesen Entschluss unterrichten ließest, begann ich darüber nachzudenken, wie ich meine Ergebenheit, Treue und Hochachtung gegenüber deiner Hoheit zum Ausdruck bringen könnte.
Denn wenn es bereits – wie der Dichter sagt – nicht die geringste Ehre ist, den Fürsten zu gefallen, so betrachte ich es erst recht als mein höchstes Glück, einem so erhabenen und weisen Fürsten willkommen und angenehm zu sein.
Daher, da ich in Kürze dieses Buch über die Behandlung von Schusswunden veröffentlichen wollte, fasste ich den Entschluss, es mit dem Glanz deines erhabenen Namens zu schmücken und es gleichsam als Begleiter meiner Reise zu dir oder als deren Vorboten und Wegbereiter vorauszuschicken, um durch dieses, wenn auch bescheidene und geringe Geschenk, meine Neigung und Ergebenheit gegenüber deiner Hoheit zu bezeugen.
Denn auch wenn dieses Geschenk nur von geringem Wert ist und weder deiner erhabenen Größe, Würde noch Macht entspricht – da es sich lediglich mit der chirurgischen Kunst und der Heilung von Wunden und Verletzungen des Körpers befasst –, so habe ich doch gedacht, dass dieses Thema, insbesondere in dieser Zeit, dir nicht unangenehm sein wird. Vielmehr habe ich es für passend erachtet, es mit deinem heiligsten und weisesten Vorhaben in Einklang zu bringen, nämlich dem, dein Vaterland zu unterstützen.
Denn da du gesehen hast, wie dein geliebtes Vaterland durch diese langwierigen Bürgerkriege heimgesucht, mit Blut befleckt und zerrissen wird, hast du mit größter Weisheit den Entschluss gefasst, ein Heilmittel für all diese Übel in der Versöhnung der Parteien und der Eintracht der Bürger zu suchen. So groß ist deine Liebe zu deinem Vaterland, dass du dessen Wohl über dein eigenes gestellt und es für dringend notwendig erachtet hast, ihm mit deinen friedlichen Ratschlägen so schnell wie möglich beizustehen.
O glückliches Frankreich, das einen solchen Fürsten besitzt! O gesegnetes und begünstigtes Vaterland, das einen solchen Sohn hat! Du hast ihm ein so unmittelbares und so passendes Heilmittel für seine tödlichen Wunden und seine beinahe schon hoffnungslose Lage angeboten.
O undankbare Bürger – um nicht gar Gottlose zu sagen –, falls es überhaupt solche geben sollte (was Gott verhüten möge), die eine so große und so einzigartige Wohltat, die ihnen durch göttliche Fügung zuteilgeworden ist, zurückweisen könnten!
Die größten Feldherren und Fürsten Griechenlands werden als kundige Chirurgen gerühmt; daher werden Patroklos, Machaon und Podalirius von Homer mit großen Lobpreisungen bedacht, weil sie sich nicht scheuten, verwundeten Soldaten zu helfen und selbst Hand an ihre Wunden zu legen. Alexander der Große – in Tat wie im Namen – heilte, wie Plutarch berichtet, sogar seine verwundeten Soldaten mit eigener Hand.
Ich muss gestehen, dass die Erinnerung an diese tapferen Männer mich dazu bewogen hat, diese Widmung und Zueignung vorzunehmen, da ich mir dachte, dass dir diese Thematik in dieser äußerst unheilvollen und traurigen Zeit nicht fremd erscheinen würde. Doch in deiner Weisheit, durchlauchtigster Fürst, hast du jene Herrscher sogar übertroffen. Denn du hast nicht nur begonnen, bereits erlittene Wunden zu heilen, sondern auch Vorsorge getroffen, damit künftig keine solchen Übel mehr geschehen können.
Die Könige und Kaiser des Altertums wurden vielfach gerühmt – unter ihnen Mithridates, Attalos, Juba, Ptolemäus sowie Augustus, Tiberius, Hadrian, Aurelius und Justinus –, weil sie nicht nur höchste medizinische Kenntnisse erlangten, sondern auch selbst bestimmte Heilmittel durch ihr eigenes Studium entwickelten. Wie viel größer jedoch wird dein Ruhm sein, da du nicht nur einigen wenigen Menschen, sondern dem ganzen Vaterland das heilsamste Mittel des Friedens gebracht hast!
Daher gratuliere ich nun all meinen Mitbürgern zu einem so gütigen Fürsten, den wir wahrhaft als Vater des Vaterlandes und Retter bezeichnen dürfen. Vor allem aber freue ich mich für mich selbst, dass mir ein Mäzen zuteilgeworden ist, der mit heroischer Tugend und erhabener Geisteshaltung ausgestattet ist.
Ich bin fest entschlossen, in der Erfüllung meiner Pflichten deiner Hoheit treu und mit größtem Eifer zu dienen, sodass du niemals bereuen wirst, mich in deine Gunst aufgenommen zu haben, und auch ich niemals bereuen werde, dir mit so viel Hingabe und Gehorsam zugetan zu sein.
Lebe wohl, durchlauchtigster Fürst und erhabenster Mäzen! Möge Gott deine Hoheit überaus lange segnen und in höchstem Glanz erstrahlen lassen.
Am ersten Tag des Dezember 1575.