Text.Duchesne.1575-02.A2r/TranslationDE
An den edelmütigsten und glanzvollsten Herrn Jakob de la Fin, Ritter des königlichen Ordens vom Goldenen Vlies und sein erlauchter Kammerherr, Herr von La Fin, La Nocle, Pluviers, Baron von Ambusson &c.Joseph du Chesne sendet Grüße.
Es wird in der Überlieferung berichtet, dass Pythagoras das Leben der Menschen als ähnlich zu jenem berühmten Fest und Markt der Griechen beschrieben habe, zu dem einige sich begäben, um an Wettkämpfen teilzunehmen, andere um zu kaufen und zu verkaufen, während wiederum andere lediglich aus Neugier zuschauen würden. Die Philosophen jedoch seien jene, die weder nach Beifall und Ruhm noch nach Gewinn und Reichtum strebten, sondern mit großer Hingabe die Natur der Dinge betrachteten und deren schöpferische Kraft aufmerksam ergründeten. Dieses Streben nach Philosophie und Betrachtung wurde von den Weisen der Antike mit solch hohen Lobpreisungen bedacht, dass sie die Seelen derer, die sich gänzlich dieser Disziplin weihten, als göttlich und von der Ansteckung durch irdische Dinge sowie ihrer Niedrigkeit nahezu losgelöst und zu einem beinahe himmlischen Leben erhoben betrachteten, sie ehrten und mit höchsten Ehren auszeichneten. Denn sie hielten deren Studium entweder wegen seines praktischen Nutzens für das Leben für äußerst wertvoll oder wegen seines unglaublichen Reizes für äußerst erfreulich. Aus diesem Grund sagte Platon, dass es erst dann gut um die Menschheit bestellt sein werde, wenn entweder Philosophen herrschen oder Könige philosophieren.
Wie anders jedoch sieht es in unserem gegenwärtigen Zeitalter aus! Ja vielmehr, welche schändliche Entartung und Befleckung ist eingetreten! Denn diejenigen, die sich mit ganzer Hingabe der Erforschung der Natur und der Erkenntnis ihrer Geheimnisse widmen, werden von den meisten nicht nur mit Hohn und Spott überzogen, sondern es wird gar für rechtens gehalten, sie gänzlich aus der Welt zu schaffen. Aus diesem Kreise solcher Menschen ist vor Kurzem ein gewisser Aubert hervorgetreten, der, da er weder die Gelehrsamkeit noch die Erfolge anderer zu erreichen vermochte, diese mit Bezeichnungen wie "Köhler", "Aschewühler" und "Rauchesser" verspottete. Dieselben Schmähungen richtete er gegen den erhabenen Vater der erhabenen Philosophie, Albertus Magnus, und tobte in gleicher Weise gegen jenen alten und verborgenen Teil der Naturwissenschaft, der gemeinhin als Alchemie bezeichnet wird, indem er deren Anhänger nahezu für unwürdig hielt, das Licht der Welt zu erblicken. Dabei sollte diese Wissenschaft nicht nur wegen der unzähligen Heilmittel, die sie für das menschliche Leben bereithält, hochgeschätzt werden, sondern auch, weil sie durch die Schriften der gelehrtesten und angesehensten Männer bestätigt worden ist. Einige von ihnen haben der Menschheit schon vor langer Zeit aus den Mysterien dieser göttlichen Kunst glorreiche Gaben geschenkt; andere in unserer Zeit unterlassen nichts, was zur Nachahmung ihrer Tugenden, zur Erhaltung des menschlichen Lebens und zur Heilung von Krankheiten beitragen könnte.
In der Tat ist diese Kunst genau das, was so viele hochgelehrte Männer beschrieben haben. Und es ist keineswegs gerechtfertigt, ihr eine Verfehlung aufgrund der Unwissenheit und Verkommenheit der Sophisten und Scharlatane anzulasten. Schließlich ist es hinlänglich bekannt, dass es schon in früheren Zeiten viele gab, die sich dem ruhmreichen Namen der Philosophie verschrieben haben und die, angezogen von der Erhabenheit und Würde dieser Kunst, das gewöhnliche Leben geringschätzten. Doch zurück zu Aubert, den ich mit niemandem besser vergleichen könnte als mit jenem Phormio, der, nachdem er vor Hannibal über Kriegskunst dozierte, am Ende von diesem mit der Bemerkung belegt wurde, dass er viele alte Männer getroffen habe, die töricht seien, aber keinen, der törichter als jener gewesen sei. Was könnte schließlich unvernünftiger und unsinniger sein, als über eine Sache entweder in einer großen Menschenversammlung zu sprechen oder gar Schriften darüber zu veröffentlichen, während man zugleich zugibt, weder in jener Disziplin ausgebildet zu sein noch irgendeine praktische Erfahrung darin zu haben?
Um nun diese edelste aller Künste gegen die Schmähungen eines Mannes von solch bescheidener Art zu verteidigen, erschien es mir sehr nützlich, dieses Büchlein zu verfassen, um ihre Würde zu wahren und die Argumente, die gegen sie vorgebracht wurden, zu widerlegen. Und als ich, hochgeschätzter Herr, bemerkte, dass Ihr, mit höchstem Verstand begabt und aus edlem Geschlecht stammend, zwischen den Waffen aufgewachsen und mit den höchsten königlichen und fürstlichen Geschäften befasst, dennoch ein Freund dieser unserer Kunst seid, hielt ich es für das Beste, mein Werk unter Eurem erlauchten Namen in den Druck zu geben. Dies sowohl, um mein Urteil über die Größe und die Gaben Eures Geistes zu bezeugen, als auch um durch den Glanz Eures Namens meinem bescheidenen Werk einige Würde zu verleihen. Wenn ich dann erkenne, dass es Euch und Euresgleichen, die sich durch Geist und edle Herkunft auszeichnen, wohlgefällig ist, werde ich mich bemühen, nicht den Anschein zu erwecken, dass es mir an Eifer für diese uralte Kunst mangelte.
Lebt wohl und bleibt mir, wie gewohnt, gewogen.Am ersten Tag des April, 1575.