Paul Nagel to Arnold Kerner; 1622, November 29
Author: | Paul Nagel | |
Recipient: | Arnold Kerner | |
Date: | 1622, November 29 | |
Place: | Torgau |
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Pages: | 3 | |
Language: | German |
Editor: | Edited by Julian Paulus |
Source: | Leipzig, University Library, Ms. 0356, f. 66-67 |
Quote as: | https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=7486 |
Names: | Henricus Neotechnus; Paul Felgenhauer; Plaustrarius; Esaias Stiefel |
Places: | Erfurt |
Edition
[f. 66r] Meine Christwilligste Dienste Zuvorn Ehrenvester GroßAchttbarer vnndt Hochgelahrtter Herr Doctor, großgünstiger Herr vndt lieber Hoch wehrter Freunndt
Jch mus bekennen dz mein Hochgüsntiger Herr in meinen diensten sich so viellfeltig bemühett vnndt hab bißhero nichtt gefunnden, wie Jch mich gegen E. Ex. genung dannckbar erweisen möchte.
Will doch in kein vergeßen stellen mein danckbares gemühtt, wie Jch nur kan, an tag zu geben etc.
Auff dismal hab Jch die zusammen gefügtte Brieffleini auch bekommen, welche Jch mitt einander ehst beantworten will.
Auff dismal hab ich mitt wenigen dem Herren Doct[ori] antwortten wollen, den NeuMeister vndt Feylenhauer betreffende, wie wohl ich vngerne mein iudicium von adern interponire, sondern laße einem iedern gerne dz seine, weill mir wohl bewust dz in den letzten Zeitten nicht nur Einer sondern viel drüber kommen werden vndt großen verstandt finnden in den versiegelten mysterijs, da denn auch dieses wahr, dz einer ein mehres sehen wirdt denn der ander, Jch laß mir an dem wenigen, vndt an der kleinen Krafft so mir gegeben begnügen, vndt laße einem andern gar gerne absque inuidia größere gaben, haltt es aber nichtt fur Christlich vndt brüderlich, dz der da vermeint größere gaben zu haben, seinen Mittbruder derentwegen verachte oder publicè aus schreye vndt verkleinere, wie diser Feylenhauwer vndt auch wohl andere in brauch haben.
Jch hab sie bißhero all mitt einander betrachtett die von künfftigen dingen geschrieben, do ist immer einer vber den andern hinnaus gefahren vndt sich selbsten erhöhet do sie doch in der liebe, in der sanfftmut nidersitzen vndt Jhren nechsten mitt Jhren hohen Foris(?) die sie zu haben vermeint, vnterweisen suchen, doch hab ich bißhero weder aus Feylenhauwer noch dem plaustrario verstehen können dz sie der heiligen Schrifft vndt gantzen natur eine schöne concordantz erwisen vndt ich zweiff[l]e ob es der praestiren möge der weder philosophiam noch Astronomiam verstehe. Wz ich bißhero publicè erinnert ist alles ein schlecht stückwerck gewesen, vndt hab noch keine gelegenheitt gehabtt wie wohl ich auch ein sonderlichs bedencken getragen mich gantz zu eröffnen vndt an tag zu geben. Veritas enim odium parit. [f. 66v] Vndt bin ichs wohl inne worden was mir aus den wenigen entstanden etc.
Was Feylenhaueren in ietzigen seinem Tractatum schreibtt, vndt wie er die Specialia accommodirt, habe ich nicht gelesen, Sonnsten ist mir seine Person bekandt, vndt hatt mir nicht vbell gefallen an der person vndt seinem discurs doch nicht in allen Jhn approbiren können; Jst einer kleinen statur vndt mager, eines feinen ansehens mitt einem lang weißen Krausen haar, wohl beredt so wohl in Latein vndt Teützsch; weill er aber vermerckhet dz ichs mitt denen zu Erffurt hieltte, auch mitt seiner computation die ich nicht fur richtig erkennen konte nicht einig sein woltte, denn er nam seinen numerum principalem aus dem Esdra die 400 Jahr, multiplicirt sie mitt 4 kamen 1600, do ging sein Silentium an, absque rationibus etc. vndt viell mehr weil Jch Jhn nichtt pro Leone Rugiente ex Sylua vndt fur den großen Reformatore erkennen woltte, alß hatt er mich biß hero in seinen schrifften heimlich vndt öffentlich angestochen, auch dozumahl gegenwertig alß bald H[err]n Stifelium carpiret vndt verworffen von welchen ich doch viell ein mehres halte dan von disen Feylenhauwer, weill er nichtt nur allein de futuris redet vndt schreibett, sondern viell mehr auffs heilige leben dz aus Gott ist vndt die neuwe gebuhrt zeiget vndt lehrnett, vndt wie man in der liebe in der sanfftmutt, in silentio vndt allen heiligen Tugendten der offenbarung Jesu Christi, vndt allen heiligen Kinder Gottes erwarten soll, diß ist viell beßer dann viel praediciren do schon alles am tage, auch die heylige Schrifft in geiste vns alles eröffnet.
Laugnet nun diser Feylenhauer oder lestertt diesen grundt, so ist Jhme gewiß die H[eilige] Schrifft mitt Jhren mysterijs noch nichtt gentzlich offenbar etc.
Aus seinen Schrifften hab ich bißhero wohl verstanden dz er der Man sein will von welchen in Esdra 13 cap. vndt der Löw aus dem walde. vndt der windt der biß zur letzten Zeitt behaltten, Et per Consequens der Reformator der LEO septentrionalis, Aber der selben seindt bißhero mehr gewesen, ich haltt darfur dieser LEO werde sich nicht selbst proclamiren, vndt von sich selber zeügen, sondern ein ander Zeügnus führen. So will er auch sein dz kindt welchs dz weib mitt schmertzen gebuhrtt.
Nun wie dem allen Jch hab beschloßen in silentio nider zusetzen, alles zu erwarten, vndt die wunder Gottes anzusehen vndt ferner nichtts zu vrteilen, dann ich bekenne dz mir freylich viell dinge noch nicht wißendt, wenn Jch nur den rechten Zweck erlange, dorumb ich mich bemühe hab Jch gennung.
[f. 67r] Des Neuwmeisters sachen belangendt, hab ich auch nur ein schlechtt particular darvon gelesen, vndt dz letzte sein ausführlich werck noch nicht gesehen, Aus den aber wz ich gelesen hab ich befunden, dz dieser Neotechnus einen guten Rationalem vndt wäschser gebe, vndt dz er mehr aus seinem natürlichen discurs denn aus einer erleichtung schreibe vndt Jhme nichtt vnbillig die mysteria apocalyptica vndt der Heiligen Schrifft noch mehrenteils versiegeltt die doch zu dieser letzten zeitt eröffnet werden welchs denn nach der lenge von Jhme, so es von nöten zu erweisen wehre, dz er viell absurda statuire, vndt die warheitt mitt andern seines gleichen lestere. Aber Jch bin müde vndt vbertrißig mich in solchen kampff mitt Jhnen ferner ein zulaßen, es muß doch nun Satan mitt seinen Enngeln ausgeworffen, vndt die Zauberer die sich vnterstehen denn Moysi die zeichen vndt wunder nach zu thun, confundiret vndt zuschaden werden.
Auff dißmahl will ich beschließen, vndt E. E. G. meinen Großgünstigen Herren vndt Hochwehrten Freundt in schutz vnd schirm des großen Hochgelobten Gottes in der gemeinn der Heiligen außerwehlten Kinder Gottes, von Hertzen gantz treulich befehlen.
Torg[au] den 29 Nov[embris] 1622 in eyll.
E. E. G. dienstw[illiger]
Paull Nagel
[f. 67v] Dem Ehrnnvestenn GrißAchttbarnn Vnndt Hochgelartten Herrn Arnoldo Kernern Philosophiae & Medicinae Doctori Excellentiss[imo] meinem Großgünstigenn Herrn vndt Hochgeehrten lieben wehrten Freunnde etc.
Leiptzigk Jn der Nicollstraßen.