Paul Nagel to Arnold Kerner; 1621, March 25

From Theatrum Paracelsicum
Author: Paul Nagel
Recipient: Arnold Kerner
Date: 1621, March 25
Place: Torgau

Pages: 2
Language: German
Editor: Edited by Julian Paulus
Source: Leipzig, University Library, Ms. 0356, f. 27-28
Quote as: https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=7464
Names: Christoph Walther; Andreas Goldammer; Zeidler; Augustus, Prince of Anhalt-Plötzkau; Jacob Böhme; Bartholomaeus Brückner; Sarcerius

Edition

[f. 27r] Sal[utem] & amorem; Ehrenvester GroßAchttbar vndt Hochgelahrter Herr Doct[or] Großgünstiger HErr vndt lieber wehrder freunndt auch mittBruder in Christo Jesu vnserm Herren Dem selben soll ich zur nachrichtlichen antwortt nichtt bergen dz Jch sein schreiben mitt dem beylagnen H[err]n Christoff Walthers Junioris empfangen, wie mir denn in gleichen E. E. G. briefflein mitt dem Balsam[1] wohl zu kommen, Aber von Herren Goldtammern hab ich keins empfangen ist gestern verreisett, will es zu seiner widerkunfft abfordern vndt E. Ex. drauff antworten.

Der Herr Doctor wol vnbeschwerhedt namhafftig machen wz ich fur denn Balsam entrichten soll, thu mich vnter deßen der communication halber freundlichst bedancken.

Jch habe noch große beschwerung an meinen henden, dran ich sehr ausgeschlagen vndt reißen habe, doher ich bißhero fast nichtts schreiben können. Sonsten ist sich zuverwundern, das die Schwartzen nachttVögell mitt Jhren vordrüßlichen gesange so nur volle lesterung noch immer fortt fuhren, aber warlich der Löw ist schon auffm wege sie zu zerreißen vndt zu verschlingen, wie die Vision geben hatt.

O der blindtheitt vndt thorheitt der verführischen babylonischen Huren, die von den wein Jhrer Hurerey, abgötterey vndt Zauberey allen Königen vndt völckern auff Erden zu trincken geben, dz sie mitt Jhr buhlen vndt hurerey treiben. O den blinden Leütten, so nichtt allein in Lumine gratiae, sondern auch naturae gantz blindt seindt vndt nichtts verstehen. Solche blindtheitt solche finsternüs soltt sie lenger auff Erden bestandt haben? oder soltt es nichtt ein mal wider lichtte werden? dz sey ferner der Herr wirdt dz lichtt aus der fiinsternüs herfur ruffen dz die finsternüs weichen müßen & erit in die illu lux magna drüber wir vnns zu freyen. Die Vision hatt vns abermahl gezeüget die schöne geliebte Stadt von lautern golde in großer klarheitt darauff die Engell Gottes hin vndt wider gefahrenn. auff der einen seiten war groß schrecken vndt fünsternüs, auff der andern All König vndt Fürsten des Röm[ischen] Reichs wider einander versamlett, bludt zuvergießen, vndt sagte ein Mann diese seidt schon auff dem wege, o weh Euch, betet, betett etc.

[f. 27v] Wann der Herr Doct[or] die Altte geigen mitt der Neuen quinte des poeten bekommen kan bitt ich solches herüber zu schicken zu lesen.[2] Es ist wunder dz die Narren nichtt mercken dz Jhr verderben so nahe etc. Aber von Jhnen ist Esa: 6. geweißagt dz sie sollen also verstockt vndt blind sein, vndt bleiben biß ins verderbenn vndt der Zorn Gottes furüber etc.

Dz begehrtte Secret[um] Chymicum von deßen H[err]n Zeidlern vertrautt hab ich ietzo nichtt bey handen, sondern der Augustus zu Anhaldt ist von solchen Hernn ein ding schwerlich wider zuerlangen möchtte wohl wißen ob E. Ex. in bewuste furgenommen, wer Chymischen kunst ettwz funden oder vergeblich gearbeitett, woltt nichtt gerne dz E. Ex. in schaden kommen soltt.

Die Teutzschen Vers vom Thier vndt gelobtten Lande mitt etzlichen Stedten erwiesen, will Jch abschreiben vndt diese wochen vberschickenn, so baldt Jch auch des Teutonici schrifften De tribus principijs wider bekommen, soll es E. E. G. communicirt werden; vntter deßen wollen wir in wahrer gelaßenheitt vndt vnserm absterben in silentio wider sitzen, vndt wartten biß wir in vns die stimm des Herrn hören, wir wollen im grabe in der stille bleiben biß der Löw selbsten auffstehe vndt vns mitt in die Höhe fuhre. Dz leben bestehett im Tode, werden wir nichtt mitt Christo sterben, so werden wir nichtt leben; vndt ist dieses die Zeitt dz alle M[enschen] auff erden sterben müßen wie in Esaia stehett: Omnes qui spiramentum habent homines moriuntur solch streben wo es nichtt geistlich geschichtt, so muß es doch leiblich geschehen dafur vns Gott behüte denn die animalischen M[enschen] werden auch alle geschlachtett werden vndt ins verderben fahren, die erste gebuhrtt in Egypten muß sterben, wir aber die wir vnsern fleisch vndt bludt vndt der weldt gestorben werden leben.

Thu E. E. G. in schutz vndt schirm des Höchsten von herzten befehlenn.

Torg[au] den 25 martij 1621.

E. E. G. d[ienstwilliger]

Paull Nagel

Bitt Herrn Brücknern zu salutiren vndt H[err]n Sarcerio diß briefflein zu zustellen laßen.

[f. 28v]

Dem Ehrenvesten GroßAchttbarnn vnndt Hochgelarten Herrnn Arnoldo Kernern Philosophiae vndt Medicinae Doctori Excell[entissimo] zu Leiptzigk etc. meinem Großgünstigenn Herrnn vndt lieben wehrden freunnde etc.

Jn der Nicol straßenn. Leipzigk.

Praes[entatum] 26 Mart[ii] Anno 1621.


  1. Arnold Kerner, Balsamus Vegetabilis. Das ist/ kurtzer/ doch Gründtlicher Discurs, von einem köstlichen vegetabilischen Balsam/ So zu vielen Kranckheiten heilsam vnd nützlich zu gebrauchen, Erfurt 1618
  2. Broadsheet, Alte Geige der Warheit/ mit einer newen Quinte, no date, VD17 23:752313T, http://diglib.hab.de/drucke/einbl-xb-fm-359/start.htm; Alte Geige der Warheit/ mit einer newen Quinte, 2 leaves, no date, VD17 23:708452B, http://diglib.hab.de/mss/68-3-aug-2f/start.htm, image 49