Paul Nagel to Arnold Kerner; 1621, February 28
Author: | Paul Nagel | |
Recipient: | Arnold Kerner | |
Date: | 1621, February 28 | |
Place: | Torgau |
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Pages: | 3 | |
Language: | German |
Editor: | Edited by Julian Paulus |
Source: | Leipzig, University Library, Ms. 0356, f. 23-24 |
Quote as: | https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=7462 |
Names: | Bartholomaeus Brückner; Goldammer; Schaffner; Ehrenfried von Minckwitz; Plaustrarius; Abraham von Einsiedel; Ananias Solingius; Justus Groscurt; William, Duke of Saxe-Weimar; Claßmann |
Edition
[f. 23r] Meine Christwillige dienste zuvornn, Ehrennvester GroßAchtbar vndt Hochgelahrtter Herr Doctor, großgünster Herr vndt lieber treueren freunndt, E. Ex. hett ich gerne ehe geantworett so ... an deme, dz ich an beiden hennden der maßen ausgeschlagen, dz ich dz schreiben hab einstellen müßen; Alß ich aber die feder wider ein wenig führen lernen, hab ich nichtt vnterlaßen sollen diß kleine Briefflein an E. E. H. mitt zu geben, dnt mich vntter deßen mitt wortten, weil ich auff diß mal anders nichtt kan danckbar zu erweisen, wegen der verehrung die mir E. Ex. aus sonderlicher affection vndt mittleidendem Hertzen gethann, so wohl der Herr Brückner, welchen ich zu diesem mal officiosissimè zu salutiren begehre, will mitt ehsten mich so viell muglich dannckbar erweisen.
Herr Goldtammer lest E. Ex. salutiren, vndt so dz tractetlein von den Löwen abgeschriebenn wolß der Herr Doct[or] mitt dieser gelegenheitt durch den Schaffner herüber schicken, denn der von Minnckwitz dem es zustendig, es wider begehrett: ist eine feine Vision in dise zeitt gehörig vndt ist dem Löwen (Frid[ericus]) der Schwantz zwar verhauwen dorin er seine krafft hatte, dorumb die andern Herrn frolockenn, vermeinenn es werde nun aus sein mitt dem Löwen machen paßquill, calumniren, spotten vndt lestern. Aber die blinden leüte verstehen den [f. 23v] Rhatt vndt dz werck des Herren nichtt, wißen nichtt dz dieser Löw sey der Junnglinng welchen Gott der Herr wider Babell rüsten werde; wißen nichtt dz dem Löwen der schwantz wider wachsen werde, vndt was er Jhnen fur schaden zu fügenn werde; warlich wo der altt diesen Löwen nichtt scheltten würde, sie würden von dem Löwen ein walde alle zu rißen werden, also starck vndt mechtig wirdt dieser Löw wider erscheinen, fuhrett löwen vndt Böhren mit sich, wie sehr er auch verachtett wirdt. Er ist drumb wider Mose nach noch Elias wie der Plaustrarius furgibett, sondern er wirdt auch dem Höchsten dem Könige aller Könige vnterthan sein müßen, wirdt doch einn guter Regendt werden, wenn sein Hertz gelenckett wirdt etc.
Der von Einsidell begehret hartt ich soll dz buch Cla: apocal: trucken laßen. Der Herr Doct[or] woll nichtt geben, wie denn sachen zu thun. Jch vermeinte ich woltt zuvor den Ananiam[1] seine fastnachtts poßen alle agieren vndt spielen laßen, drauff soltt Jhm vndt andern alten durch diß buch doch ettwan geendertt vndt vermehrtt geantworttet werden. Endlich durch den Salomonischen Vogelgesang, druber sie erschrecken vndt verstummen werden.
Dem Herrn Hoffrahtt woltt ich gerne respondiren, hette doch gerne sein eigen schreiben zuvor gehabtt. E. Ex. wollen vnbeschwert berichtten ob es rahttsam den Fürsten zu Weimar ettwan ein fein buch vnserer Astronomiae oder apocalyps: nur schrifftlich zu communiciren [f. 24r] vndt zuzuschreibenn, vielleichtt meine Astronomiam vndt Astrologiam apocal: nouam meine ... oder ander der gleichen werck etc.
Wann der Herr Doct[or] noch ettwas von seinem Balsamo vbrig, bitt ich mir vmb bezahlung darvon ettwas zu zu kommenn laßen etc.
Von neuen Zeittungen weiß ich nichtts sonderliches denn dz der Türck mitt großen Heers Crafft mitt 300000 Mann herein tringett ist aber neulich von den Polen vbell empfangen worden. Der König in Engellandt mitt seinen anhang, weill sich des Kön[igs] in Böhmen halber dapffer rechen. Die Reusen(?) geben der feindt sey albereidt ins Churf[üstliche] landt gefallen, aber die zeitt wirds mitt ehsten viell ein mehrers erweisen, der liebe Gott helff vns, vndt rette seine Christen. Die Leütt seindt vberall so gottlos so frech vndt vermeßen, dz sie nichtts schreyen in Ihren sünden denn fride friede, der krig hatt ein loch genommen, aber plötzlich vndt vnversehens wirdt Jhnen dz vnglück vber den kopff fallen, vndt wirdt sie dz weh vndt schmertzen wie eine gebärerin vberfallen; Gott helff vns hindurch etc.
E. Ex. wollen vnbeschwerdt berichtten ob dz chymische werck glücklich forttgehe.
Weil ich wider zu paß vndt schreiben lerne sollen die Revolutiones vberschicktt werden, mich vertrüst der verzug selbst.
Auff diß mal nichtt mehr denn den lieben Gott vonn hertzen befohlen.
Torg[au] den 28 febr[uarii] 1621.
E. E. G. d[ienstwilliger]
M. Paull Nagell.
Bitt Herrn Claßmannen diß beygefügte brifflein zuzustellen laßen.
[f. 24v] Dem Ehrennvestenn GroßAchtbarn Vnnd Hochgelahrtten Herrn Arnoldo Kernern Philosophiae Vnndt Medicinae Doctori Excellentiss[imo] zu Leiptzigk etc. meinem Großgünstigenn Herrn vndt lieben wehrden Freunnde etc.
Jnn der Nicoll straßen. Leipzigk.
- ↑ Cf. Paul Nagel, Tabula aurea, 1624, A3r-A3v; Ananias Solingius in Valle Gratiarum, Bacchationum Nagelianarum prima: Das ist/ Ein sonderlicher vnd zwar Erster Fastnachts-Auffzug des newen Schwermers/ der sich nennet Paulum Nagelium, 1620; Justus Groscurt, Bacchationum Nagelianarum secunda, Das ist: Noch ein sonderlicher/ vnd zwar der ander FastnachtsAuffzug/ Des newen Schwenckfeldes der Sich nennet M. Paulum Nagelium, 1621; Justus Groscurt, Angelus Apocalypticus, Schola Enthusiastica & Scripta Coeli, Das ist/ Drey wundertolle Fastnachts Auffzüge deß newen Schwermers/ M. Pauli Nagelii, 1622