Ehrenfried von Minckwitz (um 1550–1615)

From Theatrum Paracelsicum
Ehrenfried von Minckwitz (um 1550–1615) war Diplomat.
Vater: Caspar II. von Minckwitz (1511-1569), Sohn des Caspar I. von Minckwitz (1482-1537). Mutter: Sabine von Ende (gest. 1581). Geschwister: Caspar III. (1545-1586). Ehefrau: 1. Anna (gest. 1583); 2. Ursula von Pflugk zu Strehla (geb. 1580), Eheschließung 1604. Kinder: Caspar Magnus (gest. 1624); ↗ Carl Reichard; Sabina Lucretia (gest. 1609).
auch: Ernfried, Ernfriedt, Ernfrid, Ehrfried, Ehrnfridt; Münckwitz, Münkhwiz, Minckwiz, Minckhwiz, Mingwiz, Münckhowiz
M. wurde vermutlich um 1550 geboren. Er wurde 1566 gemeinsam mit seinem Bruder Friedrich an der Universität Leipzig immatrikuliert und studierte anschließend in Padua (1575). Der Protestant M. war zunächst am kaiserlichen Hof in Prag tätig, wo er 1580 eine Stellung als Panathier (Mundschenk, eine gehobene Stellung) bekleidete. Seine erste Frau starb 1583 ohne Kinder und Erben, M. erbte Schloss Pischel/Pyšely bei Prag. 1583 legte er seinen Eid als Appellationsrat ab, 1586 wurden er und sein Bruder Caspar von Kaiser Rudolf II. mit dem Prädikat «von Minckwitzburg» in den erblichen Freiherrenstand erhoben. Ab etwa 1594 bereiste M. als kaiserlicher Gesandter vor allem nordische Länger: 1598 war er beim dänischen König, 1601 in Lübeck, 1602 in Aurich, Hamburg und Stade, 1604 in Lübeck, 1609 in Stettin. Ende 1606 wurde M. zum Reichshofrat ernannt und trat das Amt 1607 an; bis zum Tod von Kaiser Rudolf II. im Jahr 1612 führte er meist den Vorsitz. 1612 wurde die Ernennung erneuert, 1613 trat er aus. Um 1606 erwarb er Schloss Hohenberg bei Regnitzlosau (Voigtland), wo er auch 1615 starb. M. wurde in der protestantischen Dreifaltigkeitskirche (heute: Kirche Maria vom Siege) in Prag beigesetzt.
↗ Paul Nagel berichtete in einem Brief an Arnold Kerner vom 9. Juni 1621, dass M. «fur 6 Jahren» in Prag mit alchemistischen Experimenten beschäftigt war. Auch M.s Sohn ↗ Carl Reichard hatte hermetische Interessen und war u.a. mit ↗ Balthasar Walther bekannt.
M. war bekannt mit Tycho Brahe und dessen Bruder Erik, die er beide gemeinsam 1598 während seines Aufenthalts in Dänemark besuchte. Der Astronom und Astrologe David Fabricius (1564-1617) fertigte 1602 ein Horoskop für M. an (Niedersächsisches Staatsarchiv, Aurich). Conrad Khunrath widmete ihm 1604 eine erneute Ausgabe seiner Medulla destillatoria (Hamburg: Froben 1605), wobei er M. für «die grossen Gutthaten/ so E. G. vielfeltig mir erwiesen» dankte.
Julian Paulus
Literatur:
[Alphonse Fosset]: Notice généalogique sur la famille de Minckwitz, Grammont: De Zutter 1845, esp. p. 1, 3, 15 (Google Books)
Johann Ferdinand Schmidt: Monographie des kaiserl. königl. Böhm. Appellations-Gerichtes seit dessen Errichtung als Appellationkammer im Jahre 1548, Prag: K. Gerabek 1850, esp. p. 151 (Google Books)
Louis Gollmert: Stammbuch der Herzogin Anna von Meklenburg, in: Jahrbücher des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Alterthumskunde 21 (1856), p. 126-147, esp. p. 146 (Google Books)
Ulrich von Behr-Negendank and Julius von Bohlen-Bohlendorf: Die Personalien und Leichen-Processionen der Herzoge von Pommern und ihrer Angehörigen aus den Jahren 1560 bis 1663, Halle: Waisenhaus 1869, esp. p. 278 (Google Books)
C. A. Schimmelpfennig: Herzogin Barbara von Liegnitz-Brieg, geborne Markgräfin von Brandenburg, ihr Hofhalt und ihre Regierung von 1586–1595, in: Zeitschrift des Vereins für Geschichte und Alterthum Schlesiens 14, n° 2 (1878), p. 337-430, esp. p. 365 (Google Books)
Richard Ehrenberg: Hamburg und England im Zeitalter der Königin Elisabeth, Jena: Gustav Fischer 1896, esp. p. 213 (Google Books)
Matr. Leipzig 1 [1909], 296 (S 1566 ) (online)
Oswald von Gschließer: Der Reichshofrat: Bedeutung und Verfassung, Schicksal und Besetzung einer obersten Reichsbehörde von 1559 bis 1806 (Veröffentlichungen der Kommission für neuere Geschichte des ehemaligen Österreich, 33), Wien: Holzhausen 1942, esp. p. 180
Rudolf Schreiber: Das Spenderbuch für den Bau der protestantischen Salvatorkirche in Prag (1610–1615) (Forschungen zur Geschichte und Landeskunde der Sudetenländer, 3), Freilassing: O. Müller 1956, esp. p. 33 n° 132
[Oliver Humberg]: Der Alchemist Conrad Khunrath: Texte und Dokumente aus Leipzig, Schleswig und Hamburg mit Studien zu Leben, Werk und Familiengeschichte (Quellen und Forschungen zur Alchemie, 2), Wuppertal: Humberg 2006, esp. p. 26-27
Vinilandicus [Peter Hvilshøj Andersen]: Kunstværket, Copenhagen: Books on Demand 2009, esp. p. 372-390
Corpus Paracelsisticum, ed. by Wilhelm Kühlmann and Joachim Telle, vol. 3, Berlin: De Gruyter 2013, esp. p. 968
Günther Oestmann: Wie man den Himmel lesen kann – David Fabricius und die Astrologie, in: David Fabricius (9. März 1564 – 7. Mai 1617): Astronom, Kartograph, Astrologe und Wetterbeobachter (Oll’ Mai-Schriftenreihe, 11), Aurich 2017, p. 46-57, esp. p. 49 (online, free)
Fanny Münnich: Der sächsische Adel an den Universitäten Europas: Universitätsbesuch, Studienalltag und Lebenswege in Spätmittelalter und beginnender Frühneuzeit (Quellen und Forschungen zur sächsischen und mitteldeutschen Geschichte, 45), Stuttgart: Franz Steiner 2020, esp. p. 456-457 (DOI, free)

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Kühlmann/Telle, Corpus Paracelsisticum 3 (2013): 968