Johannes Hartmann to Maurice, Landgrave of Hesse-Kassel; 1610, December 29

From Theatrum Paracelsicum
Author: Johannes Hartmann
Recipient: Maurice, Landgrave of Hesse-Kassel
Date: 1610, December 29
Place:

Pages: 1
Language: Latin
Editor: Edited by Julian Paulus
Source: Kassel, University Library, 2° Ms. chem. 19[1, f. 96 (olim 88)
Quote as: https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=363

Regest (ChatGPT-4o)

Johannes Hartmann drückt seine tiefe Dankbarkeit und Freude über die gnädige Wiederherstellung der Gunst des Landgrafen aus und hofft auf deren beständiges Fortdauern. Er betont seine demütige Ergebenheit und seine Bereitschaft, durch seine Loyalität und Hingabe weitere Anerkennung zu verdienen, während er jegliche Möglichkeit eines Verlusts der Gnade durch Neid oder Missgunst anderer fürchtet.

Hartmann geht auf die von ihm erwähnte Tinktur des Vitriols ein, die er als eine sichere und wertvolle Erkenntnis aus seinen eigenen Meditationen und Arbeiten beschreibt. Er hebt hervor, dass die Tinktur auf natürlichen und philosophischen Prinzipien beruht und eine magnetische Kraft nutzt, die die Welt zusammenhält. Er unterscheidet diese philosophischen Werke von gewöhnlichen handwerklichen Techniken und betont die überragende Qualität seiner Methode.

Er bietet dem Landgrafen an, die Beschreibung der Tinktur in lateinischer Sprache schriftlich auszuarbeiten und ihm zukommen zu lassen. Hartmann gesteht, dass er sich geehrt fühle, diese kostbare Erkenntnis selbst zu besitzen, betont jedoch, dass er bereit sei, sie dem Landgrafen zu widmen.

Abschließend versichert Hartmann, dass er sich auch weiterhin, so weit es seine Zeit und Verpflichtungen erlauben, dem Werk widmen werde, und erklärt seine vollständige Abhängigkeit vom Wohlwollen des Landgrafen. Er wünscht dem Landgrafen eine glückliche Nacht und weitere gesegnete Jahre und empfiehlt sich in aller Demut.

Edition

[f. 96r] Illustrissime ac Potentissime Princeps, Domine & Mecoenas clementissime: ego vero totam hanc praetentam noctem non nisi Clementiae Vestrae gratiose restituta, perpetuâ, ô utinam perpetuâ, benevolentiâ continuandae, summa delectatione insumpsi. Si quid futurum est amplius, spero humilima mea subjectione animique promptitudine alijsque innumeris, quae modò me commendatilem reddere possuit, (quamvis haud sciam ullo modo commendatilis esse possim) id contestaturum me pro virili: modò ne depriat V[estrae] Celsitudinis gratiae radius: quem ubi uti aliorum vel invidia vel contrunctia mihi nonnihil obtenebriratum esse forsan expertus fuere non aberit quin crepem medius; nisi placidissimè & clementer audiar & exaudiar. Sed mittam omni subdulitationes omnes, quia in vinum bonum diffidentiam nullo modo cadere posse est etiam debere sat scio. Caeterum, quae heri de ⟨Vitrioli⟩ Tincturâ dixi ea nescio an ulli cognita unquam fuerunt: sunt enim meam meditationum & operationum pars infallibilis & certa: jucunda admodu, praestans & utilis, plura admodu facilis. In ijs enim sola natura coadjuta arte, ex corpore inter se Magnetica potestate, qua totus coaluit constatque mundus, mirificae officio defungitur suo: caetera, quae fiunt a manu artificis, popularia sunt & nullius operis, sed opera nisiginis & Philosophicae. Eius autem possessio non est mihi tanta, ut C[estra] Celsitudini eandem propriam non faciem. Sed faxo igitur ut quamprimum in cartam conjectu, latino stylo exaratum habeat V[estra] Celsitudo, quamvis religio peni mihi fuerit, etiam proprijs meis cartis consignatum possidere, usque adeo mirifici eius suavisque exlitet recordatio soltem. Nec defuturus sum operi ipsi quantum concessura temporis mihi fuerint studia & negocia: quibus posshalitis(?) omnibus solus totusque a V[estra] Celsitudine pendebo. Felicissimam hanc noctem & alia saecula precor adpretorque V[estra] Celsitudini, eidemque me meaque humilimè commendo.

Ex Museo, prima lucerna d. XXVIIII Decembris annoo 1610.

V[estrae] Celsitudini subjectissimus

Hartmannus D[octor]


[f. 96v] Illustrissimo ac Potentissimo Principi ac D[omi]no D[omi]n[o] MAURITIO Haßiae Landgravio, Comiti in Catzenelnbogen, Dietz, Zigenhein & Nidda etc. Dominus ac Mecoenas meo colendissimo.



German Translation (ChatGPT-4o)

Hochverehrter und mächtiger Fürst, gnädigster Herr und Mäzen,

diese ganze vergangene Nacht habe ich mit größter Freude verbracht, nur erfüllt von dem Gedanken an die gnädige Rückkehr Ihrer Huld und dem Wunsch, dass diese, o möge es doch so sein, für immer fortdauern möge. Sollte künftig noch mehr geschehen, hoffe ich, dass ich dies durch meine demütigste Ergebenheit, die Bereitschaft meines Geistes und unzählige andere Dinge, die mich womöglich empfehlenswert machen könnten (obwohl ich kaum weiß, ob ich in irgendeiner Weise empfehlenswert sein kann), nach Kräften bezeugen kann. Nur möge der Strahl der Gnade Ihrer Hoheit mich nicht verlassen. Denn sollte ich jemals erleben, dass dieser, sei es durch den Neid oder die Missgunst anderer, ein wenig getrübt wird, so wird es nicht ausbleiben, dass ich innerlich zerbreche – es sei denn, ich werde ruhig und gnädig angehört und erhört.

Doch genug der Zweifel, denn ich weiß nur zu gut, dass in das gute Vertrauen kein Raum für Misstrauen fallen kann und darf.

Was die Tinktur des Vitriols betrifft, von der ich gestern sprach, so weiß ich nicht, ob sie jemals jemandem bekannt gewesen ist. Sie ist ein unfehlbarer und sicherer Bestandteil meiner eigenen Meditationen und Arbeiten, höchst erfreulich, überaus wertvoll und nützlich, und in vielerlei Hinsicht einfach herzustellen. In diesen Prozessen wirkt allein die Natur, unterstützt durch die Kunst, und entfaltet ihre wunderbare Aufgabe durch die magnetische Kraft, die die Körper untereinander verbindet und auf der die gesamte Welt beruht. Die übrigen Schritte, die von der Hand des Künstlers ausgeführt werden, sind bloß allgemeine Handgriffe ohne Bedeutung, nicht jedoch Werke der Philosophie und des echten Strebens.

Die Erkenntnis selbst ist mir jedoch nicht so eigen, dass ich sie nicht bereitwillig Ihrer Hoheit übertragen könnte. Daher werde ich dafür sorgen, dass Ihre Hoheit sie bald in schriftlicher Form, in lateinischem Stil verfasst, vorliegen hat, obwohl es mir fast wie eine Gewissensfrage erscheint, sie selbst in meinen eigenen Unterlagen zu besitzen. So tief ist die wunderbare und angenehme Erinnerung daran in meinem Geist eingeprägt.

Ich werde mich auch weiterhin, so weit es mir meine Zeit, mein Studium und meine Geschäfte erlauben, dem Werk widmen. Für alles andere werde ich mich ganz und gar auf Ihre Hoheit stützen.

Ich wünsche Ihrer Hoheit eine überaus glückliche Nacht und weitere gesegnete Jahre und empfehle mich Ihnen und allem, was mir gehört, in aller Demut.

Aus meinem Arbeitszimmer, bei der ersten Lampe, am 29. Dezember 1610.

Ihr untertänigster Diener
Hartmannus, Doktor

English Translation (ChatGPT-4o)

Most Illustrious and Mighty Prince, Gracious Lord and Patron,

This entire past night I spent with the greatest delight, filled solely with thoughts of the gracious restoration of Your Highness’s favor and the hope that it may, oh, may it endure perpetually. Should anything more happen in the future, I hope to demonstrate my loyalty and readiness of spirit, as well as countless other qualities that may make me, perhaps, deserving of recommendation (though I scarcely know if I can truly be deemed worthy in any way). Only let the ray of Your Highness’s grace not be withdrawn from me. Should I ever find that it is obscured, even slightly, by the envy or ill will of others, I shall surely be broken within – unless I am gently and graciously heard and answered.

But enough of doubts, for I know all too well that such mistrust can neither fall into nor belong to true trust in goodness.

Regarding the tincture of vitriol that I mentioned yesterday, I do not know if it has ever been known to anyone. It is an infallible and certain part of my own meditations and operations – highly delightful, exceedingly valuable, and useful, and in many respects, easy to produce. In these processes, nature alone, supported by art, fulfills its marvelous function through the magnetic power inherent in bodies, which binds them together and on which the entire world is founded. The other steps performed by the hand of the artist are merely commonplace and insignificant, not works of true art or philosophy.

However, this knowledge is not so exclusively mine that I would not gladly make it available to Your Highness. I shall ensure that Your Highness soon has it written down in Latin style, although it feels almost like a sacred duty for me to possess it even in my own records. So deeply imprinted is its wonderful and pleasant memory in my mind.

I shall also continue to dedicate myself to this work as much as my time, studies, and duties allow. For everything else, I shall rely entirely and completely on Your Highness.

I wish Your Highness a most fortunate night and further blessed years and humbly commend myself and all that I have to Your service.

From my study, by the first lamp, December 29, 1610.

Your most humble servant,
Hartmannus, Doctor