Heinrich Nollius to Maurice, Landgrave of Hesse-Kassel; 1611, January 22

From Theatrum Paracelsicum
Author: Heinrich Nollius
Recipient: Maurice, Landgrave of Hesse-Kassel
Date: 1611, January 22
Place: Weilburg

Pages: 2
Language: Latin
Editor: Edited by Julian Paulus
Source: Kassel, University Library, 2° Ms. chem. 19[1, f. 302-303 (olim 289-290)
Quote as: https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=548
Names: Johannes Hartmann
Cited: Paracelsus; Hermes

Regest (ChatGPT-4o)

Edition

[f. 302r] S[alutem] p[lurimam].

Medicinae navo operam, illustrissime & potentissime princeps, domine & patrone clementissime, id qvod brevi tractatus mens de Paracelsica morborum cognitione testatum faciet, ubi demonstro, omnium morborum unicam esse causam, balsami debilitationem: ita & omnium morborum unam esse curam, balsami confortationem. Balsamus vero uniuscujusque corporis cum sit unum qvid, uno qvoque corroborabitur, & qvidem itidem balsamo, nun tamen qvovis, sed re, qvi ex corpore incorruptibili depromitur. Balsamus enim, qvi proprium subjectum a corruptione praeservat, facilius eo, qvi in corruptibili existit corpore, alienum subjectum a corruptione, tuebitur. Hinc philosophi veri in perfectis metallis balsamum medicinalem potius qvaerendum esse statuerunt, qvam in aliis facili corruptioni obnoxiis corporibus: balsamus enim, qvi est in iis metallis, ea reddit maxume incorruptibilia, ac proinde a philosophis idoneus & dignus sensetur, qvi labefactati hominis balsamum confortare, & prae caeterorum rerum omnium balsamis omnes in universum morbos curare qverat. Unde Hermetici huci universali medicinae seu eliciendo ex metallis balsamo, qvi est eorum tinctura secundum naturae via ingenio philosophi in vase naturali philosophice purgato regenerata, diligentiam omnem adhibendam esse duxerunt. Qvod ubi jam tutum ex lumine naturae & philosophis cognovi, generalem viam ad universale hujusmodi remedium perveniendi ex natura eruere volui. Eo fine scripsi libellum de regeneratione: misi hunc tuae illustriss. celsitudini inscriptum Doctori Jo. Hartmanno, ut ejus de eo perciperem judicium. Approbavit, laudavit & me ad amicum congressum invitavit. Tandem ubi vidit, me non omnia ex ipsius voto facere, ex amico in hostem transmutatus vitam meam maligno, haud philosophis digno dente carpsit & pro sua magna sapientia me a saluberrimo studio, a qvo tamen nihil nisi mors me abjunget, deterrere & abstrahere conatus est. Qvid faciam? feram? saepius volui. Sed qvoties ipsius literae ad manus meas redeunt, toties exacerbatur animus. Opus est patrocinio. Unde hoc mihi conqviram? apud indoctos? [f. 302v] philosophiam nostram derident. Apud homines minoris conditionis? ab insultibus adhversariorum tueri me neqveunt. Qva de causa consultum esse duxi, eligere eum patronum, qvi & philosophiam intelligat, favore proseqvatur & ei patrocinari valeat. Sed cum hinc atque allius circumspicio, non alium patronum invenio, qui tuam ipsius celsitudinem: tu enim sapientiam amas & eam publice doceri permittis: tu omnibus, qvi eam aplectuntur, unice faves & tum scholam Hermeticam instituis, ultro nostrae philosophiae cultoribus tuum patrocinium offere videris. Ad tuam ergo illustrissimam celsitudinem accedo, eamque obtestor, ut mearum musarum patrocinium in se suscipiat, atque facte ipso favorem suum erga meum studium ostendat. Et ut illustrissima tua celsitudo videat, me veri philosophico candore erga ipsam uti, ei soli axiomata mitto Hermetica. Si qvid in iis perspicuo expositum fuerit, in tuae illustrissimae celsitudinis gratiam id factum est, haec enim vero concredo philosopho, qvi me in aliorum manus proveniant, prohibere potest. Non vero in tanto mysterio operam meam defero: non enim possu, qvia hactenus tantum meditatio ne ex lumine naturae & verorum philosophorum libris de philosophorum lapide disserere didici: nec debeo, cum sophistae soli in more habeant, alienis operari sumptibus. Concinnavi tantum haec axiomata eo ordine, qvo vides, ut inde saltem tua illustrissima celsitudo occasionem mysteria naturae pnesiculatius indagendi habeat & defectum meum sapientiae suae revulis regratulabor & majora suo tempore & loco ξui{?} θεῶ communicabo. Praeparationem menstrui Hermetici, qvam partim ex experientia mea, partim ex philosophorum decretis conscripsi, ut & alios tractatus Hermeticos de{?} generatione in gernere, generatione metallorum, regeneratione in genere & de regeneratione perfectorum metallorum, alia occasione transmittum si modo de tuo patrocinio & favore mihi certo constiterit.

Longissime & felicissime tua illustrissima celsitudo in patriae meae salutem vivat, & Nollium suo clementi favore & responso dignetur.

Dabam Gueilburgi 22 jan[uarii] a[nn]o 1611.

T[uae] ill[ustrissimae] celsitudinis subjectissimus cliens

H[enricus] Nollius


German Translation (ChatGPT-o1)

Viele Grüße!

Ich widme mich mit großem Eifer der Medizin, hoch- und durchlauchtigster Fürst, gnädigster Herr und Gönner. Dies wird mein kurzer Traktat über die paracelsische Erkenntnis der Krankheiten bald bezeugen, in dem ich darlege, dass die einzige Ursache aller Krankheiten in der Schwächung des Balsams liegt – und dementsprechend die einzige Heilung aller Krankheiten in der Stärkung dieses Balsams. Weil nun jeder Körper nur einen einzigen Balsam besitzt, muss dieser auch durch genau ein Mittel gestärkt werden, nämlich wiederum durch Balsam – allerdings nicht durch irgendeinen, sondern durch jenen, der einem unverderblichen Körper entnommen ist. Denn ein Balsam, der sein eigenes Substrat vor Verwesung bewahrt, vermag erst recht ein fremdes Substrat vor Verwesung zu schützen, im Gegensatz zu einem Balsam, der in einem vergänglichen Körper existiert.

Daher haben die wahren Philosophen gelehrt, dass man jenen medizinischen Balsam eher in vollkommenen Metallen suchen solle als in anderen, der Verwesung stärker ausgesetzten Körpern. Denn der Balsam in diesen Metallen macht sie besonders beständig gegen Verfall und gilt deshalb unter Philosophen als geeignet und würdig, den Balsam eines geschwächten Menschen zu stärken und damit – stärker als alle anderen Balsame – sämtliche Krankheiten zu heilen. Daraus folgt, dass die Hermetiker jede Mühe darauf verwendet haben, diesen universalen Heilbalsam aus Metallen zu gewinnen (der ihre Tinktur ist). Er wird auf dem Weg der Natur durch die Kunst des Philosophen in einem natürlichen Gefäß auf philosophische Weise gereinigt und neu belebt.

Als ich dies aus dem Licht der Natur und den Schriften der Philosophen erkannt hatte, wollte ich einen allgemeinen Weg aus der Natur gewinnen, um zu einem solchen universalen Heilmittel zu gelangen. Zu diesem Zweck habe ich ein Büchlein über die „Wiedergeburt“ (Regeneration) verfasst und es, Ihrer Durchlaucht gewidmet, an Doktor Johannes Hartmann gesandt, damit ich sein Urteil dazu vernehme. Er billigte und lobte es und lud mich zu einer freundschaftlichen Zusammenkunft ein. Schließlich jedoch, als er sah, dass ich nicht alles nach seinem Wunsch tat, verwandelte er sich vom Freund zum Feind. Er verleumdete mein Leben mit böswilligem – und wahrlich nicht einem Philosophen würdigem – Spott und versuchte, mich mit seiner angeblichen Weisheit von diesem heilsamen Studium abzubringen und abzuhalten, an dem mich doch nichts außer dem Tod jemals hindern wird.

Was soll ich tun? Es hinnehmen? Das habe ich oft versucht. Aber so oft mir seine Briefe vor Augen kommen, wird mein Gemüt wieder erregt. Ich brauche Schutz. Wo soll ich ihn suchen? Bei Ungebildeten? Sie verspotten unsere Philosophie. Bei Menschen niederen Standes? Sie können mich nicht gegen die Angriffe meiner Gegner verteidigen. Aus diesem Grund schien es mir klug, mir einen Patron zu wählen, der die Philosophie selbst versteht, ihr wohlgesinnt ist und sie wirksam schützen kann. Ich blicke nun hierhin und dorthin und finde keinen besseren Schutzherrn als Eure Durchlaucht selbst. Denn Ihr liebt die Weisheit und gestattet, dass sie öffentlich gelehrt wird. Ihr begünstigt alle, die sich ihr hingeben, habt eine hermetische Lehrstätte ins Leben gerufen und scheint unseren philosophischen Bemühungen von Euch aus Unterstützung anzubieten.

Daher wende ich mich an Eure durchlauchtigste Hoheit und bitte dringend, den Schutz über meine Arbeiten zu übernehmen und mir so mit Eurer eigenen Tat Euer Wohlwollen für mein Studium zu zeigen. Und damit Ihr erkennt, dass ich Euch mit wahrhaft philosophischer Offenheit begegne, sende ich Euch allein einige hermetische Axiome. Wenn manches darin klarer erläutert ist, so geschah dies zu Eurer Gnaden Vorteil. Ich vertraue sie nämlich einem wahren Philosophen an, der verhindern kann, dass sie in andere Hände gelangen. Doch biete ich mich in solch großem Mysterium nicht als Helfer an, weil ich es nicht kann – denn bisher habe ich nur durch Nachdenken im Licht der Natur und aus den Schriften wahrer Philosophen gelernt, vom Stein der Weisen zu sprechen. Und ich soll es auch nicht tun, da nur Sophisten es sich zur Gewohnheit machen, auf fremde Kosten zu arbeiten.

Ich habe lediglich diese Axiome in jener Reihenfolge zusammengestellt, die Ihr seht, damit Eure durchlauchtigste Hoheit wenigstens Anregung findet, die Geheimnisse der Natur gründlicher zu erforschen. Meinen eigenen Mangel werde ich durch Eure Weisheit ausgleichen, und zu gegebener Zeit und an passender Stelle werde ich – so Gott will – noch Größeres mitteilen. Die Zubereitung des „Hermetischen Menstruums“, die ich teils aus eigener Erfahrung, teils nach den Lehren der Philosophen niedergeschrieben habe, sowie andere hermetische Abhandlungen über die Regeneration im Allgemeinen, über die Erzeugung der Metalle, über die Regeneration im Allgemeinen und über die Wiedergeburt der vollkommenen Metalle werde ich bei anderer Gelegenheit übersenden, falls ich Gewissheit über Euren Schutz und Eure Gunst erhalte.

Möge Eure durchlauchtigste Hoheit noch lange und glücklich zum Heil meines Vaterlandes leben und sich herablassen, Nollius mit gnädigem Wohlwollen und einer Antwort zu bedenken.

Gegeben zu Weilburg am 22. Januar 1611.

Euer Durchlaucht allerdemütigster Diener

Heinrich Nollius

English Translation (ChatGPT-o1)

Greetings.

I devote myself wholeheartedly to the art of medicine. This will soon be demonstrated by my brief treatise on the Paracelsian understanding of diseases, in which I show that the sole cause of all illnesses lies in the weakening of the balsam, and therefore that the only cure for all diseases is the strengthening of that same balsam. Since every body possesses only one single balsam, it must also be strengthened by a single specific agent—namely by a balsam once more. However, not just any balsam will do, but only that which is obtained from an incorruptible body. For a balsam that preserves its own substance from decay will more reliably protect another substance from decay than one that resides in a perishable body.

Hence, the true philosophers taught that one should seek this medicinal balsam in perfect metals rather than in other bodies prone to decay. For the balsam found in these metals makes them especially resistant to corruption and is therefore regarded by philosophers as suitable and worthy of reinforcing the balsam in a weakened human being—and thus, more than any other balsam, curing all diseases collectively. Consequently, the Hermetic thinkers have applied every effort to extract this universal medicine (also called the tincture) from metals, by means of the path of nature and the philosopher’s art, in a natural vessel, philosophically purified and regenerated.

After I discovered, in the light of nature and from the philosophers, that this was possible, I sought a general method in nature for attaining this kind of universal remedy. To this end, I wrote a little book on “Regeneration,” addressed it to Your Most Serene Highness, and sent it to Doctor Johannes Hartmann, requesting his judgment of it. He approved and praised it, and invited me to a friendly meeting. But when he saw that I did not do everything according to his wishes, he turned from friend to enemy. With malice unworthy of a philosopher, he attacked my life and, pretending great wisdom, tried to dissuade me from this most beneficial study—yet nothing but death shall keep me from it.

What should I do? Simply endure it? I have tried many times. But each time I read his letters, my spirit is embittered anew. I need someone to stand by me. Where can I seek such support? Among the uneducated? They mock our philosophy. Among men of lower station? They cannot shield me from the attacks of my adversaries. For this reason, I concluded it was wise to choose a patron who both understands philosophy, favors it, and has the power to protect it. Looking around on all sides, I find no patron but Your Highness yourself. You love wisdom and permit it to be taught openly; you grant your favor to all who embrace it; you have established a Hermetic school; and from the outset, you appear ready to offer your patronage to those who pursue our philosophy.

Therefore, I turn to Your Most Serene Highness, beseeching you to assume the patronage of my humble efforts and thereby show your goodwill toward my studies. And so that you may see I approach you with truly philosophical candor, I send these Hermetic axioms to you alone. If anything in them is stated more clearly, it was done for Your Grace’s benefit. I place my trust in you as a genuine philosopher who can prevent them from coming into the hands of others. However, I do not offer my labor in so great a mystery. First, I cannot, for so far I have only learned by reflection in the light of nature and from the writings of true philosophers how to speak of the Philosophers’ Stone. Second, I should not, for only sophists customarily work at the expense of others.

I have merely compiled these axioms in the order you see here, so that Your Most Serene Highness might have at least some occasion to inquire more deeply into the mysteries of nature. Where I fall short, I rely on your wisdom; in due time and place, God willing, I shall communicate greater matters still. I will send, on another occasion, my description of the preparation of the “Hermetic Menstruum” (which I have composed partly from my own experience and partly from the teachings of the philosophers), along with other Hermetic treatises—on generation in general, on the generation of metals, on regeneration in general, and on the regeneration of the perfect metals—if only I can be certain of your patronage and favor.

May Your Most Serene Highness live long and happily for the welfare of my homeland, and deign to honor Nollius with gracious support and a reply.

Given at Weilburg on January 22, 1611.

Your Most Serene Highness’s humblest servant,

Heinrich Nollius