Heinrich Dauber to Raphael Egli; 1611, October 20

From Theatrum Paracelsicum
Author: Heinrich Dauber
Recipient: Raphael Egli
Date: 1611, October 20
Place:
Language:
Editor: Edited by Julian Paulus
Source: Kassel, University Library, 2° Ms. chem. 19[1, f. 48-49 (olim 45-46)
Quote as: https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=7437
Names: Hans Ulrich Eglin; Graf von Ortenburg
Places: Frankfurt am Main; Arnsburg

Edition

[f. 48r] Salutem à Domino, Clarissime Vir reverenter mihi semper & unicè colende, tuas 14. die hujus mensis ad me datas literas cùm Apocalypsi tuà à tabellario accepi; pro quò munere tibi gratias ago. Quod verò in opere nostro ob rerum penuriam tardius progrederis, id quidem doleo, non verò tibj ideò succenseo, cum nemo vltra vires aliquid possit; dabis tamen operam, vt quàm citissimè possis, rem illam aggrediaris.

De Cemento tibj proximè scripsi ut adhiberes illud, quo in prima proba usus es, non posterius, cujus descriptionem filio tuo [Hans Ulrich Eglin] communicaram. Sed & Censeo cementum cujuscunque generis parum auxilii operj afferre, cum aurum Mercurio nostro coctum satis in quartatione coloretur. Suadeo igitur, ut probulam quàm primum facias, priori similem, omisso cemento, ita scilicet, ut laminas triduò in ⟨mercurio⟩ nostro cocatas primò in tigillo reducas, postea eas in duas partes dividas, uni partj tres partes argentj, alterj tres partes cupri addas laminasque denuo inde facias & aquâ fortj separes. Ex quo facilè cognosces, tùm quartationis in argento & cupra differentiam, tum Cementi ipsius adhibendj vel non adhibendi necessitatem.

De signis cognoscendae minerae nostrae, quod scribis, "scito, quo haec est candidior & magis Cristallina, eò plus seminis Mercurialis eam possidere, imò saepè in alba silice, in qua minera ipsa in Venis terrae crescit, Mercurium illum reperiri indeque aquis debitis extrahi, in forma Cristallorum saccari dulcorem superantium. Extractio haec lenis sit & non Violenta, ne filius cum matre, hoc est, metallum cum ipsa gumma extrahatur. Quare aquae acres & minerales & omnes quae cum metallis participant, Vitandae sunt, & de Vegetabilibus & animalibus menstruis cogitandum ubi Spiritus acetj, spiritus Vini, Spiritus Tartarj, Spiritus roris & Spiritus urinae in fungendo suo minerae efficaces sunt, [f. 48v] nempe quoad Leonis Viridis praeparationem & confectionem Leo verò Viridis cum per se in Leonem rubeum per digestionem coaluit & fixatus est, non nisi per aquas fortes & minerales dirui & in sua tria Principia resolvi potest. Sed de his satis & plus quàm satis. Caetera ipse investiga, inveni tibi nunc facillima. Plura ego deinceps non sum additurus."

De solutione tua minerae nostrae per aquam fortem, de qua scribis, quid senti[ ] ex superioribus facilè intelligis, quia guma nostrum tales aquas corrosivas omnes aversatur. Quaeris praeterea num terrae minerali instructus sim, quae pro hÿemali nostro labore nobis sufficiat; Respondeo, quod ea ipsa mihi non solum copiosa (ab omni quidem argento nuda) in promptu sit verument aquarum solventium aliqua suppetat Copia. Quatuor tonnas acetj ex his mundinis Francofurto accepi, aquam etiam fortem pro Quartatione particularis nostri sufficientem habeo, catera in diem parare omnia possum. Quam misisti mihi per filium tuum [Hans Ulrich Eglin] mineram Arensburgensem, ejus proba nondum finitus est, quippe quae digestionis terminum nondum est assecutum, de hac deinceps certior fies. Per hunc tabellarium mihi, si potest, rescribe; ut quid de harum literarum punctis & sentias & velis, maturè sciam. Vale feliciter cum uxore & tota tuâ domo, quam ut tibi, sic & mihi curae & cordi esse, certò [ ] persuade. [ ] 20. Octobr[is] Anno 1611.

Tuae Excellentiae observantissimus et addictissimus amicus et fratter

[Heinrich Dauber]

Post scripta.

Cupio abs te docerj, quomodo ex Aqua fortj Aqua Regis parari possit. Mea descriptio sic habet; Recipe Aquam fortem quod in [f. 49r] una libra ⟨nitri⟩ & duabus libris ⟨vitrioli⟩ extracta est, huic adde octo lotones salis fusi, & 4 lotones ⟨salis armoniaci⟩ & redistilletur. Si meliorem modum noveris, eum mecum communices. Quam mihi nuper communicasti Aquae Regis descriptionem à Comite Ortenburgico acceptam ea mihi nimis sicca videtur, quaero igitur utrum liquor aliquis Recipienti prius affundendus sit, in quo ascendentes & delabentes spiritus excipiantur?

[f. 49v] Reverendo & Clariss[im]o Viro Domino Raphaëlo Eglino Iconio SS. Theol[ogiae] Doctori, et in Inclÿta Mauritiana Academia Professo ordinario, Domino et amico suo integerrimo ad manus proprias. Francobergam.



German Translation (ChatGPT-4o)

Grüße vom Herrn, Hochgeschätzter und von mir stets respektvoll und einzig verehrter Herr,

ich habe gestern durch den Boten Deinen am 14. dieses Monats an mich gesandten Brief zusammen mit Deiner "Apokalypse" erhalten, wofür ich Dir danke. Dass Du jedoch aufgrund von Materialmangel bei unserer Arbeit langsamer vorankommst, bedauere ich zwar, mache Dir dafür aber keinen Vorwurf, da niemand über seine Kräfte hinaus etwas leisten kann. Du wirst jedoch bemüht sein, die Sache so schnell wie möglich in Angriff zu nehmen.

Ich habe Dir zuletzt über das Zement geschrieben, dass Du jenes verwenden solltest, das Du bei der ersten Probe verwendet hast, und nicht das spätere, dessen Beschreibung ich Deinem Sohn [Hans Ulrich Egli] mitgeteilt hatte. Ich bin jedoch auch der Meinung, dass Zement jeglicher Art wenig zur Arbeit beiträgt, da das Gold, das mit unserem Quecksilber gekocht wurde, in der Quartation ausreichend gefärbt ist.

Ich rate Dir daher, so bald wie möglich eine Probe durchzuführen, die der ersten ähnelt, jedoch ohne Zement. Konkret sollst Du die Platten drei Tage lang in unserem Quecksilber kochen, sie dann zuerst im Schmelztiegel reduzieren und anschließend in zwei Teile teilen. Zu einem Teil fügst Du drei Teile Silber hinzu, zum anderen drei Teile Kupfer, formst daraus erneut Platten und trennst diese mit Königswasser. Daraus wirst Du leicht die Unterschiede in der Quartation von Silber und Kupfer sowie die Notwendigkeit oder Nicht-Notwendigkeit der Verwendung von Zement erkennen können.

Zu den Anzeichen, um unser Erz zu erkennen, was Du schreibst: „Wisse, je heller und kristalliner es ist, desto mehr Mercuriales Samen besitzt es, ja, oft findet sich in weißem Kies, in dem das Erz selbst in den Adern der Erde wächst, jener Merkur, der mit geeigneten Wässern daraus extrahiert wird, in einer Form von Kristallen, die die Süße von Zucker übertreffen. Diese Extraktion sollte sanft und nicht gewaltsam sein, damit der Sohn nicht mit der Mutter, das heißt das Metall nicht mit der Gummisubstanz, entfernt wird. Daher sind scharfe und mineralische Wässer sowie alle, die mit Metallen in Verbindung stehen, zu meiden. Stattdessen sollte über Menstrua aus Pflanzen und Tieren nachgedacht werden, bei denen der Spiritus acetj (Essiggeist), der Spiritus Vini (Weingeist), der Spiritus Tartarj (Weinsäuregeist), der Spiritus roris (Rosengeist) und der Spiritus urinae (Harngeist) bei der Funktion unseres Erzes wirksam sind, insbesondere hinsichtlich der Zubereitung und Herstellung des Grünen Löwen. Der Grüne Löwe jedoch, wenn er durch Reifung in den Roten Löwen übergegangen und fixiert ist, kann nur durch scharfe und mineralische Wässer aufgelöst und in seine drei Prinzipien zerlegt werden. Aber darüber genug, ja mehr als genug. Die übrigen Dinge untersuche und entdecke selbst; sie sind Dir jetzt leicht zugänglich. Mehr werde ich künftig nicht hinzufügen.“

Zur Auflösung unseres Erzes durch scharfes Wasser, von dem Du schreibst, kannst Du aus den obigen Ausführungen leicht entnehmen, was ich denke, da unser Gummi alle solche ätzenden Wässer ablehnt. Du fragst zudem, ob ich mit mineralischer Erde ausgestattet bin, die für unsere Arbeit im Winter ausreicht. Ich antworte, dass mir diese nicht nur reichlich zur Verfügung steht (obwohl sie völlig frei von Silber ist), sondern ich auch eine gewisse Menge lösender Wässer bereit habe. Vier Tonnen Essig habe ich von der Messe in Frankfurt erhalten, und ich habe genügend scharfes Wasser für die Quartation unseres Partikulars. Alles Weitere kann ich täglich beschaffen.

Das Erz aus Arensburg, das Du mir durch Deinen Sohn [Hans Ulrich Egli] geschickt hast, ist noch nicht vollständig geprüft, da der Prozess der Reifung noch nicht abgeschlossen ist. Du wirst darüber in Kürze Genaueres erfahren. Schreibe mir, wenn möglich, durch diesen Boten zurück, damit ich bald erfahre, was Du über die Punkte in diesem Schreiben denkst und was Du wünschst. Lebe wohl, gemeinsam mit Deiner Frau und Deinem ganzen Haushalt, der mir, wie Dir, am Herzen liegt – dessen kannst Du Dir sicher sein.

Am 20. Oktober des Jahres 1611.

Dein hochachtungsvollster und ergebener Freund und Bruder

Heinrich Dauber

Nachschrift: Ich wünsche von Dir zu erfahren, wie aus scharfem Wasser Königswasser hergestellt werden kann. Meine Rezeptur lautet folgendermaßen: Nimm scharfes Wasser, das aus einem Pfund Salpeter und zwei Pfund Vitriol gewonnen wurde; füge acht Lot geschmolzenes Salz und vier Lot Salmiak hinzu und destilliere es erneut. Wenn Du eine bessere Methode kennst, bitte teile sie mir mit.

Die Rezeptur für Königswasser, die Du mir kürzlich übermittelt hast und die vom Grafen Ortenburg stammt, erscheint mir zu trocken. Daher frage ich, ob zunächst eine Flüssigkeit in den Auffangbehälter gegeben werden sollte, um die aufsteigenden und herabfallenden Dämpfe aufzufangen.

German Translation (ChatGPT-4o)