Fuchs 1806 Repertorium

From Theatrum Paracelsicum
[Georg Friedrich Christian Fuchs],
Repertorium der chemischen Litteratur
1806


Text

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1523

Philippus Aureolus, Theophrastus, Paracelsus, Bombast ab Hohenheim, war zu Einsiedel in der Schweitz 1493 geboren. Er stammte aus einem adlichen Geschlecht ab und hatte in seine dritten Jahre das Unglück, von einem Schwein kastriert zu werden. Sein Vater führte ihn

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von Jugend auf zu den Wissenschaften an. Er hatte berühmte Lehrer, wohin unter andern Siegmund Fugger gehört. Bey zunehmenden Jahren schickte ihn sein Vater nach Salamanka in Spanien. Hier blieb er einige Zeit und genoß, wie er selbst in seiner Abhandlung vom Wünschhütlein erzählt, den Unterricht des Goldmachers Salomo Trismosinus. Nach vollendeter academischer Laufbahn, besuchte er verschiedne Berkwerke in Deutschland, begab sich endlich nach Italien, von da kam er nach Ungarn, wo er an der türkischen Grenze, von einer fliegenden Pathey Tartarn gefangen und nackend ausgezogen wurde. Ich würde, schreibt er selbst, in Stücken gehauen worden seyn, wenn sie nicht meine Entmannung bemerkt hätten. Er erhielt also seine Kleider wieder und wurde gebunden zum Tartar Chan geführt, wo man ihn zwar aufs neue entblößte, doch erhielt er Verzeihung und wurde Bedienter des Serails. Hier wurde er mit einem Araber, einem Schüler des Zoroasters, bekannt, von welchen er die arabische, syrische und persische Sprache lernte und das Recept zum Goldmachen erhielt. Bald nachher sollte er als Geschenk zu dem Sultan Mahomed geschickt werden; sein arabischer Freund gab ihm von der großen Tinktur, um sich bey dem Sultan zu empfehlen. Die Zeit seiner Abreise nahte heran und da er seines Wohlverhaltens wegen, Aufseher der übrgen Sclaven wurde, so bekam er dadurch Gelegenheit zu entwischen, worauf er nach Deutschland zurückkehrte, Professor der Arzneykunde zu Basel wurde, wo er den Galen verdammte, sogar desselben Schriften öffentlich verbrannte, und paradoxe Lehren vortrug. Er that große Kuren, heilte unter andern, nach Mursteysen (Historie 7tes Buch 19tes Kapitel S. 1627) den Kornel von Lichtenfels mit drey schmerzstillenden Pillen an Magenweh, welcher vorher dem Arzt, der ihn heilen würde, 100 fl. versprach, nachher aber wiederrufte. Die Sache kam vor die Gerichten und

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er entwich, um Weitläufigkeiten zu vermeiden. Er hielt sich im Elsaß auf, bis er 1541 im 47sten Jahr seines Alters zu Salzburg im Hospital zu St. Sebastian starn. Der dortige Bischoff ließ ihm folgendes Epitaphium setzen:

Conditur hic Philippus Theophrastus insignis medicinae Doctor, qui dira illa vulnera, lepram, podagram, hidropisin, aliaque insanabilia corporis contagia mirifica arte sustulit ac bona sua in pauperes distribuenda collocandaque honoravit. A. 1541. d. 24. Sept. vitam cum morte mutavit. S. mehreres Reimann Hist. litt. T. VI. p. 554. Clerc Hist. de la Medec p. 793. Th. Erastus de Medicina nova Philippi Theophrasti p. 237. Leben und Bildniß in actis Berol. Decade V. Vol. VII. Paschius Tr. de inventis novis et antiquis C. VI. §. 7. p. 24. Angelus de Sala Anatomia antimonii p. 302. Neandri Hist. med. p. 325. Adami Vitas germ. medic. p. 28. Arnold Kirchen- und Ketzerhistorie II. B. XV. K. 22. — Gab. Naude Apologia hominum pro Magis habitorum P. I. C. 14. Paul Freherus in Theatro p. 1225. Reusner in Iconibus P. II. p. 99. Morhof Polyhist. T. II. L. I. C. XV. §. 16. L. II. C. XV. §. 2. Nenter Bericht von der Alchemie. K. IV. Franc. Budaei Quast. polit. an alchemistrae sint in republica tolerandi §. 12. Ehregott Collberg platonisch-hermetisches Christenthum 1ster Theil 4tes Kap. p. 179. Creilling Hoch-edelgeb. Jungfrau Alchemie p. 226. Tenzels Monatl. Unterred. S. 448. C. 1692. Helmont Tr. de Tartaro p. m. 665. Der größte Gegner war Conring, andere als Budaeus (Hist. philos. C. 5. §. 19. p. 82) und Struve (Bibl. philos. C. 2. §. 13. p. 55) ließen ihm Gerechtigkeit wiederfahren, auch hat Joh. Arndt seine Grundsätze angenommen.

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Schriften.

De tribus substantiis primisque principiis. S. Opera omnia Basil. 1557. Deutsch Strab. 1603—15. Venet. 1657. Pyrophilia Basil. 1568.

Expositio imaginum olim Norimbergae repertarum et fundatissimo verae Magiae vaticinio deducta 1570. 8. sehr selten. S. Johann Georg Schellhorn Amoen. T. III. p. 152.

Astronomia magna oder die ganze Philosophia sagax der großen und kleinen Welt. Fkft. a. M. 1571. fol. Michael Toxites besorgte die Ausgabe.

De natura rerum. Liberi VII. Basil. 1573.

Archidoxorum libri X. quibus liber de mercurio metallorum et alius de quinta essentia adjecti sunt. Ib. 1582.

De praeparationibus mineralium. Libri II. Basil. 1669.

Opera medico-chemica sue Paradoxa. Tomi XII. Francofurti 1603. 4. Volumina IV. Amstelaed. 1652. Genevae 1658. fol. Volumina III. Basil. 1685. Volumina X. 8. Die Genever Ausgabe ist die beste. Seine Werke sind alle zuerst nach seine Tode erschienen.

Bibliography

anon. [Fuchs, Georg Friedrich Christian (1760–1813)]: Repertorium der chemischen Litteratur von 494 vor Christi Geburt bis 1806 in chronologischer Folge aufgestellt, vol. vol. 1, Jena/Leipzig: Christian Ernst Gabler, 1806, pp. 43–46.
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