Melchior Wiel (um 1540/42–1591)
From Theatrum Paracelsicum
Melchior Wiel (um 1540/42–1591).
Ehefrau: Margaretha Frauenfelder, eine Base des Klerikers Jacob Müelich aus Freiburg (1554 Stiftskaplan in Basel, dann Chorherr in Rheinfelden, gest. 1605); Eheschließung vor 1578.
auch: Wyl, Will
W. wurde vermutlich um 1540/42 in Gutmadingen (heute Ortsteil von Geisingen, Baden-Württemberg) geboren. Am 28. Februar 1558 wurde er an der Universität Freiburg immatrikuliert, erwarb dort am 1559 den Titel eines Baccalaureus artium und wurde 1561 zum Magister artium promoviert. Im Jahr 1564 war er in Freiburg als Präzeptor der beiden adligen Brüder Wolfgang Karl und Ferdinand von Leichtlin/Leichtle tätig. 1567 begann er in Freiburg das Studium der Medizin, zog bereits 1571 über Basel nach Solothurn um, und fand dort Anstellung als Stadtarzt als Nachfolger von Dr. Apollinarius Burkhard (gest. 1571), der ebenfalls in Freiburg studiert hatte und mit kurzer Unterbrechung (1563) seit 1552 in Solothurn als Stadtarzt wirkte. Der Zeitpunkt der Promotion zum Doktor der Medizin ist unklar, W. führte den Titel offenbar schon 1578/79; andererseits wurde «Magister Wiel» am 8. Februar von der Universität Freiburg ein Stipendium gewährt, damit er sein begonnenes Studium der Medizin fortführen könne. Wohl in diesem Zusammenhang gab W. auch 1583 gegenüber der Universität an, er habe die heiligen Weihen des Subdiakonats empfangen. Dies deutet darauf hin, dass W. vor seinem Studium der Medizin Pläne hegte, eine Laufbahn als Theologe einzuschlagen. Als Nachfolger von Sebastian Buch aus Wien, der das Amt von 1552-1588 innehatte, übernahm er 1588 zusätzlich zu seinem Amt als Stadtarzt auch die Stelle als angestellter Stadtapotheker von Solothurn. W. starb am 8. April 1591 in Solothurn. Seine Witwe führte die Apotheke noch ein Jahr weiter.
W. war näher bekannt mit ↗ Adam von Bodenstein in Basel; dieser nannte ihn seinen «getrewen Discipulo vnd guten Freundt» und widmete ihm 1575 sein Onomasticon, ein Paracelsus-Wörterbuch. ↗ Johann Huser nannte W. 1589 in der Liste seiner Leihgeber von Paracelsus-Handschriften.
Nach Bodenstein gehörten zu W.s engerem Bekanntenkreis der Solothurner Stadtschreiber ↗ Werner Saler und der Schultheiß ↗ Urs Ruchti.
Ein anderer, Baccalaureus Melchior Wiel, war 1579/80 bezahlter Lehrer an der Stiftsschule in St. Urban. Ein Magister Wiel wohnte im Haus «Zur Seefeder» (Schusterstraße 26/28) in Freiburg.
Literatur:
Paracelsismus
Karl Sudhoff: Bibliographia Paracelsica: Besprechung der unter Hohenheims Namen 1527-1893 erschienenen Druckschriften (Versuch einer Kritik der Echtheit der Paracelsischen Schriften, 1), Berlin: Georg Reimer 1894, esp. p. 273, 373 (Google Books) (Google Books)
Karl-Heinz Weimann: Paracelsus-Lexikographie in vier Jahrhunderten, in: Medizinhistorisches Journal 16, n° 1/2 (1981), p. 167-195, esp. p. 170 (jstor)
Joachim Telle: Johann Huser in seinen Briefen: Zum schlesischen Paracelsismus im 16. Jahrhundert, in: Parerga Paracelsica: Paracelsus in Vergangenheit und Gegenwart, ed. by Joachim Telle (Heidelberger Studien zur Naturkunde der frühen Neuzeit, 3), Stuttgart: Franz Steiner 1991, p. 159-248, esp. p. 231-232
Corpus Paracelsisticum: Dokumente frühneuzeitlicher Naturphilosophie in Deutschland, ed. by Wilhelm Kühlmann and Joachim Telle, vol. 1 (Der Frühparacelsismus, Erster Teil) (Frühe Neuzeit, 59), Tübingen: Max Niemeyer 2001, esp. p. 514
Studium in Freiburg
Hermann Mayer: Die Matrikel der Universität Freiburg i.Br. von 1460–1656, vol. 1 (Einleitung und Text), Freiburg i.Br.: Herder 1907, esp. p. 429 (online)
Johannes Mösch: Der Einfluss des Humanisten Glarean auf Solothurn und das Lobgedicht des Magister Theander vom Jahre 1571, in: Jahrbuch für Solothurnische Geschichte 11 (1938), p. 65-127, esp. p. 82-83, 121 (DOI) (A)
Solothurn
Siegfried Wind: Die Gründung des Kapuzinerklosters Solothurn in neuem Lichte, in: Zeitschrift für schweizerische Kirchengeschichte 24 (1930), p. 142-151, p. 223-247, esp. p. 237 Anm. 4 (DOI) (A)
Ferdinand Schubiger: Ärzte und Apotheker im alten Solothurn, in: Jahrbuch für Solothurnische Geschichte 8 (1935), p. 164-183, esp. p. 169, 176-177 (DOI) (A)
Benno Flüeler: Aerzte, Apotheker, Chirurgen und Hebammen im alten Stande Solothurn 1481–1798, in: Jahrbuch für Solothurnische Geschichte 24 (1951), p. 1-89, esp. p. 42 (DOI) (A)
Josef Schenker: Geschichte des Chorherrenstiftes Schönenwerd von 1458 bis 1600: Mit einem biographischen Abriss der Chorherren und Kapläne dieser Zeit, in: Jahrbuch für Solothurnische Geschichte 45 (1972), p. 5-286, esp. p. 82 (DOI) (A)
Rainald Fischer: Die Gründung des Kapuzinerklosters Solothurn, in: Jurablätter: Monatsschrift für Heimat- und Volkskunde 50, n° 8/9 (1988), p. 110-117, esp. p. 113 (DOI) (A)
Weitere Literatur:
Theodor von Liebenau: Beiträge zur Geschichte der Stiftsschule von St. Urban, in: Katholische Schweizer-Blätter 14 (1898), p. 18-43, esp. p. 37 (Google Books)
Hermann Flamm: Geschichtliche Ortsbeschreibung der Stadt Freiburg i.Br., vol. 2 (Häuserstand 1400-1806) (Veröffentlichungen aus dem Archiv der Stadt Freiburg im Breisgau, 4), Freiburg i.Br.: Rombach 1903, esp. p. 252
Johann Kälin: Franz Guillimann, ein Freiburger Historiker von der Wende des XVI. Jahrhunderts, in: Freiburger Geschichtsblätter 11 (1905), p. 1-223, esp. p. 44 Anm. (DOI) (A)
Ernst Theodor Nauck: Studenten und Assistenten der Freiburger Medizinischen Fakultät: Ein geschichtlicher Rückblick (Beiträge zur Freiburger Wissenschafts- und Universitätsgeschichte, 5), Freiburg i.Br.: Eberhard Albert 1952, esp. p. 70 Anm. 306 (Google Books)
Rainald Fischer: Die Gründung der Schweizer Kapuzinerprovinz 1581–1589: Ein Beitrag zur Geschichte der katholischen Reform (Zeitschrift für schweizerische Kirchengeschichte, Beiheft 14), Freiburg i.Ue.: Universitätsverlag 1955, esp. p. 241
Ambros Kocher: Solothurn in seinen Beziehungen zum Schwarzwald und zu Freiburg im Breisgau, in: Alemannisches Jahrbuch (1961), p. 65-81, esp. p. 78 (DOI)
Bruno Amiet: Solothurnische Geschichte, vol. 2 (Stadt und Kanton Solothurn von der Reformation bis zum Höhepunkt des patrizischen Regimes), Solothurn: Lehrmittelverlag Kanton Solothurn 1976, esp. p. 201 (Google Books (2))
Rolf Max Kully: Das Leben des lateinischen Schulmeisters und Dramatikers Hanns Wagner alias »Ioannes Carpentarius«: Eine Testimonienbiographie (Europäische Hochschulschriften, 506) (Hanns Wagner: Sämtliche Werke, 3), Bern: Peter Lang 1981, esp. p. 244-245, 344
Frank Hieronymus: Briefe der UB als Quellen der Buchdruck- und Wissenschaftsgeschichte: Ein Auswahlverzeichnis als Folge von 25 Jahren Ausstellungen in der UB, Basel: Öffentliche Bibliothek der Universität [1996], esp. p. 20
Leandro Perini: La vita e i tempi di Pietro Perna (Studi e testi del Rinascimento europeo, 17), Roma: Edizioni di storia e letteratura 2002, esp. p. 473
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Frühneuzeitliche Ärztebriefe des deutschsprachigen Raums (1500-1700): 00006677
WBIS (World Biographical Information System): kein Eintrag (22. Mai 2025)
Repertorium Academicum Germanicum: kein Eintrag (22. Mai 2025)
Kühlmann/Telle, Corpus Paracelsisticum 1 (2001): 109, 497, 514, 515, 519, 527
Kühlmann/Telle, Corpus Paracelsisticum 2 (2004): 413
Kühlmann/Telle, Corpus Paracelsisticum 3 (2013): nicht im Register
Kühlmann/Telle, Corpus Paracelsisticum 1 (2001), 514 (Biogramm)
Telle, ‘Johann Huser in seinen Briefen’, in Parerga Paracelsica (1991), 231-232 (Biogramm)