Difference between revisions of "Biographies/Ulrich Bollinger"

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| VL16=1$Wilhelm Kühlmann$'''Vita''' Der Sohn des Johannes B., Diaconus zu Backnang, bald darauf Pfarrer zu Wangen, studierte nach dem Besuch der Bebenhausener Klosterschule in Tübingen (seit 1585), erwarb dort den Magistertitel (1589) und wurde von dem Dichter Paul → Schede Melissus (Gedicht zu seinem Tod) zum Dichter gekrönt (vor 1595). In Bebenhausen wirkte er seit 1590 als Lehrer, Rektor (spätestens 1597) und Prediger, dann als Pfarrer in Schlaitdorf (1600) bzw. Waldenbuch (1610). Aus zwei an den Mediziner und Alchemiker Oswald → Croll gerichteten Versdichtungen (1595 sowie im Anhang zu Croll 1609) geht hervor, dass dieser zwischen 1594 und 1596 mit B. in Bebenhausen zusammenlebte. B.s Werke zeigen das − etwa in Spitzen gegen die Antitrinitarier − betont rechtgläubig-lutherisch, gemessen an der Karriere aber kaum erfolgreiche Bemühen, die Kontakte zu den Größen der Tübinger Universität (ablesbar auch in den Tagebüchern des Martin → Crusius, s. Qa ), aber auch zu den Spitzen der Württembergischen Verwaltung und zum Herrscherhaus zu pflegen. B.s beachtlicher poetischer Ruf führte immerhin dazu, dass er mit der Herausgabe des letzten großen Werkes (Versepos) Nicodemus → Frischlins, der im Gefängnis geschriebenen und als Manuskript hinterlassenen Hebraeis, betraut wurde (s. Wd ). Dies war in erster Linie B.s Gönner und weitläufigem Verwandten, dem damaligen Württembergischen Kanzler Martin Aichmann zu verdanken, der bald darauf als kursächsischer Rat in Dresden lebte und offenbar zeitweise die Verbindung B.s zu Druckern in Leipzig herstellte (Schreiben an B. im Vorspann von dessen erweiterter Fassung der Moseis, 1603).
| Crollius1998=164-166$<i>Bollinger, Ulrich</i> (1568 oder 1569–26. Januar 1612): Der Sohn eines „Diaconus“ von Backnang (vorher Pfarrer in Wangen) studierte nach dem Besuch der Stiftsschule Bebenhausen in Tübingen (immatrikuliert 1585), erwarb dort den Titel eines Magisters (1589) und wurde – wahrscheinlich – von dem Dichter Paul Schede Melissus – zum Poeta Laureatus gekrönt. B. übernahm dann ein Pfarr- und Schulamt an der Klosterschule zur Bebenhausen bei Tübingen (ca. 1590–1600), wo er mit Croll engeren Umgang pflegte (hierzu auch * M. Crusius), anschließend eine Pfarrstelle zu Schlaitdorf bzw. „Waldenbuch“ (1610): Diese Angaben nach der von Georgius Lucas, „Pfarrherrn zu Steinenbronn“ gehaltenen Leichenpredigt (Exemplar UB Tübingen); ergänzend zu B. und zu seiner Familie Christian Sigel: Das evangelische Württemberg. Generalmagisterbuch. 2. Hauptteil, Bd. BI–C, o. J., Nr. 417 (masch.; Exemplar des Hauptstaatsarchivs Stuttgart bzw. des Landeskirchlichen Archivs der Evangelischen Landeskirche im Württemberg). </br> B. gehörte zu den rüstigen neulateinischen Dichtern, kannte noch den alten Nicodemus Frischlin, den er im Gefängnis besuchte und dessen <i>Hebraeis</i> er 1599 in Straßburg herausgab. Neben zahlreichen (bisher nicht erfaßten oder gewürdigten) Kasualgedichten, geistlichen oder historischen Poemen und Beigaben zu Werken anderer ist seine lateinische Fassung der Evangeliumsparaphrase des Nonnos von Panopolis (Speyer 1597 mit Beigaben von Paul Schede Melissus) oder seine <i>Moseis</i>, ein <i>Carmen heroicum de rebus gestis Mosis</i> (Tübingen 1603), erwähnenswert. </br> In der lateinischen Erstausgabe von Crolls <i>Basilica chymica</i> (Frankfurt/M. 1609; vgl. die Beschreibung in Croll, ed. Kühlmann/Telle, 1996) wurden im Anhang zwei Gedichte B.s gedruckt: a) <i>Elegia De Vera Antiqua Philosophica Medicina</i> mit einer poetischen Genealogie der älteren und der zeitgenössischen alchemomedizinischen Größen, darunter vorzüglich auch einiger der im Briefwechsel Crolls genannten Personen wie * J. Hörner, * T. Hess, * J. Hiller und * F. Kretschmer [...]. Das Gedicht schließt mit Lobversen zu Ehren Crolls; b) <i>Encomium Wetterae Athenarum Hassiae</i>, in dem Bollinger sowohl des * P. Crollius gedenkt als auch seinen Freund Oswald Croll mit folgenden Zeilen preist (S. 19 f.): [...]. B. schuf diese Dichtung spätestens 1595, denn im März 1595 wurde sie von Croll an F. Kretschmer geschickt (siehe Br. Nr. 15). </br> In den Jahren 1594 bis 1596 lebte Croll in Bebenhausen bei Tübingen zumindest zeitweise mit B. zusammen. Dieser wurde Zeuge von Crolls alchemischen Experimenten (siehe dazu die oben zitierten Verse) und stellte wohl auch die Kontakte zu * M. Crusius her. B. berichtet von zahlreichen intensiven Gesprächen und von Crolls ausgezeichneter Kenntnis des Französischen und Italienischen, wovon er (B.) besonders profitiert habe.
| Crollius1998=164-166$<i>Bollinger, Ulrich</i> (1568 oder 1569–26. Januar 1612): Der Sohn eines „Diaconus“ von Backnang (vorher Pfarrer in Wangen) studierte nach dem Besuch der Stiftsschule Bebenhausen in Tübingen (immatrikuliert 1585), erwarb dort den Titel eines Magisters (1589) und wurde – wahrscheinlich – von dem Dichter Paul Schede Melissus – zum Poeta Laureatus gekrönt. B. übernahm dann ein Pfarr- und Schulamt an der Klosterschule zur Bebenhausen bei Tübingen (ca. 1590–1600), wo er mit Croll engeren Umgang pflegte (hierzu auch * M. Crusius), anschließend eine Pfarrstelle zu Schlaitdorf bzw. „Waldenbuch“ (1610): Diese Angaben nach der von Georgius Lucas, „Pfarrherrn zu Steinenbronn“ gehaltenen Leichenpredigt (Exemplar UB Tübingen); ergänzend zu B. und zu seiner Familie Christian Sigel: Das evangelische Württemberg. Generalmagisterbuch. 2. Hauptteil, Bd. BI–C, o. J., Nr. 417 (masch.; Exemplar des Hauptstaatsarchivs Stuttgart bzw. des Landeskirchlichen Archivs der Evangelischen Landeskirche im Württemberg). </br> B. gehörte zu den rüstigen neulateinischen Dichtern, kannte noch den alten Nicodemus Frischlin, den er im Gefängnis besuchte und dessen <i>Hebraeis</i> er 1599 in Straßburg herausgab. Neben zahlreichen (bisher nicht erfaßten oder gewürdigten) Kasualgedichten, geistlichen oder historischen Poemen und Beigaben zu Werken anderer ist seine lateinische Fassung der Evangeliumsparaphrase des Nonnos von Panopolis (Speyer 1597 mit Beigaben von Paul Schede Melissus) oder seine <i>Moseis</i>, ein <i>Carmen heroicum de rebus gestis Mosis</i> (Tübingen 1603), erwähnenswert. </br> In der lateinischen Erstausgabe von Crolls <i>Basilica chymica</i> (Frankfurt/M. 1609; vgl. die Beschreibung in Croll, ed. Kühlmann/Telle, 1996) wurden im Anhang zwei Gedichte B.s gedruckt: a) <i>Elegia De Vera Antiqua Philosophica Medicina</i> mit einer poetischen Genealogie der älteren und der zeitgenössischen alchemomedizinischen Größen, darunter vorzüglich auch einiger der im Briefwechsel Crolls genannten Personen wie * J. Hörner, * T. Hess, * J. Hiller und * F. Kretschmer [...]. Das Gedicht schließt mit Lobversen zu Ehren Crolls; b) <i>Encomium Wetterae Athenarum Hassiae</i>, in dem Bollinger sowohl des * P. Crollius gedenkt als auch seinen Freund Oswald Croll mit folgenden Zeilen preist (S. 19 f.): [...]. B. schuf diese Dichtung spätestens 1595, denn im März 1595 wurde sie von Croll an F. Kretschmer geschickt (siehe Br. Nr. 15). </br> In den Jahren 1594 bis 1596 lebte Croll in Bebenhausen bei Tübingen zumindest zeitweise mit B. zusammen. Dieser wurde Zeuge von Crolls alchemischen Experimenten (siehe dazu die oben zitierten Verse) und stellte wohl auch die Kontakte zu * M. Crusius her. B. berichtet von zahlreichen intensiven Gesprächen und von Crolls ausgezeichneter Kenntnis des Französischen und Italienischen, wovon er (B.) besonders profitiert habe.
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Latest revision as of 09:36, 21 April 2024



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