Difference between revisions of "Biographies/Johann Hiller"

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| Telle1991=$Ein Paracelsicaleihgeber Husers; paracelsistischer Arztalchemiker (gest. nach 1597). </br> H. lebte zunächst als Arzt in Görlitz; er wurde hier zur „Secta medicorum Paracelsi“ gezählt (1570) und zusammen mit B.  Scultetus zur Teilnahme an der „septentrionalischen Legation“ auserwählt (1571). Späterhin dann stand er am Hof von Markgraf Georg Friedrich in Ansbach in leibärztlichen Diensten. </br> Man kennt H. als einen Kopisten, dessen Paracelsicaabschriften kopiert worden sind. Darüber hinaus zeigen auch manche kurzen Fachtexte, daß er im alchemoparacelsistischen Medizinerlager seiner Zeit einiges Ansehen genoß. Gleichwohl wechselte der Paracelsistengegner Andreas Libavius mit H. zeitweilig Briefe. Außerdem stand H. mit dem naturkundlich geneigten Superintendenten Sebastian Weller (Nürnberg), dem Alchemiker Jonas Freudenberg (Reichenstein), L.  Thurneisser und Z. Wechinger (Sagan) in brieflichem Austausch; im Rahmen seiner alchemischen Praxis, die 1596/97 zu einem gemeinschaftlichen Laborieren mit dem sizilianischen Alchemiker Stephanus Michelinus (Bellimontius) geführt hatte, pflegte H. enge Verbindungen mit F.  Kretschmeir (Goldkronach). Die näheren Umstände seiner Beziehungen zu Huser sind ungeklärt.
| Crollius1998=182-184$<i>Hiller (Hilerus), Johann:</i> Paracelsistischer Arztalchemiker; aus Breslau; geb. um 1549/50; gest. 11. April 1588 in Ansbach. </br> H. lebte zunächst als Arzt in Görlitz und wurde hier zur „Secta medicorum Paracelsi“ gezählt (B. Scultetus, Kalendereintrag, Görlitz 1570, ed. Koch, 1907, S. 75). Dann (wohl seit 1571) stand H. am Ansbacher Hof von Markgraf * Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach in leibärztlichen Diensten; gelegentlich nutzte auch * K. von Pappenheim H.s Fähigkeiten (Brief Nr. 22). </br> H. kopierte manche Paracelsica, die wiederum kopiert worden sind (Sudhoff, 1899, S. 703–705), schickte Kurfürst August von Sachsen Abschriften von (Ps. )Hohenheims <i>Occulta philosophia</i> und <i>Astronomia magna</i> (vgl. H., Briefe an August, Görlitz 1569 und 1570, in: Dresden, HSA, Loc. 4418, Bl. 176r–179v, 188r–191r–v) und zählte zu den Paracelsicaleihgebern von * J. Huser (Huser, Vorrede, in: Paracelsus, ed. Huser, Tl. 1, 1589, S. B 2v). Die Überlieferung weiterer Texte, die von H. tradiert oder verfaßt worden sind (Telle, 1992, S. 209, Anm. 41: Nachweise), verdeutlicht einmal mehr, daß H. im paracelsistischen Medizinerlager seiner Zeit einiges Ansehen genoß. </br> Trotz H.s entschiedenem Paracelsismus wechselte A. Libavius mit H. zeitweilig Briefe (Libavius, Brief an H., in: ders., 1595, S. 406–423, Brief Nr. 70), eben jener rabiate Paracelsistengegner, der dann in seinem <i>Examen philosophiae novae</i> (1615) insbesondere H.s Freund Croll aufs heftigste attackierte. </br> Mit dem Namen H.s verknüpfte Kurztexte alchemomedizinischen Inhalts lassen mit eigenständigen Schriften H.s rechnen, darunter <i>Centuriae XIX curationes medica</i> (vermerkt von K. Widemann, ca. 1629, in: Kassel, LB, 2° Ms. chem. 7, Bl. 102v, Nr. 32). Zum anderen verfaßte H. eine Schrift <i>De controversia coenae</i> (Br. Nr. 23, 26), die nun eine Notiz, H. habe theologische Kontroversen ausgetragen (B. Scultetus, Kalendereintrag, Görlitz, 6. August 1571, ed. Koch, 1907, S. 75: „Accusavit Joh. Hilarius Theologus Gorl. qui convicia in Paracelsum publice jecerunt“), nachdrücklich bekräftigt und zeigt, daß sich im Paracelsismus H.s Naturkunde und Theologie zu einer intrikaten Einheit verbunden hatten. </br> Zahlreiche Indizien deuten darauf, daß H. im alchemoparacelsistischen Beziehungsgefüge eine wichtige Rolle spielte: So korrespondierte H. mit L. Thurneisser, der durch H.s Beistand den Markgrafen Georg Friedrich für gewisse, die ‘geheime Philosophie’ betreffende Pläne zu gewinnen suchte (H., Brief an Thurneisser, Dresden, 2. Mai 1579, in: Berlin, SB, Ms. germ. fol. 422b, Bl. 155), und mit dem Alchemiker Jonas Freudenberg (Reichenstein), der hoffte, sein „vertrauter freund“ H. könne Markgraf Georg Friedrich zur Finanzierung seiner metalltransmutatorischen Laborarbeiten bewegen (Freudenberg, Brief an H., Reichenstein, 22. Mai 1581, in: Kassel, LB, 4° Ms. chem. 24, Fasz. 1, Bl. 121r–123v). </br> In H.s näheres Gesichtsfeld traten ferner der Arzt O. Marold (Schmalkalden) und * G. am Wald (Müller-Jahncke, 1994, S. 261), der Superintendent Sebastian Weller in Drossen (ehemals Kreis Westernberg), ein ‘vortrefflicher Medicus und Astronomus’ (vgl. Z. Wechinger, Brief an F. Kretschmer, Sagan, 3. Juli 1595, in: Bamberg, SA, C 2 Nr. 1442, Br. Nr. 71), der Tübinger Jurist * J. Hochmann (Brief Nr. 10), * L. Osiander in Stuttgart (Brief Nr. 10; H., Brief an F. Kretschmer, Ansbach, 1. Februar 1595, in: Bamberg, SA, C 2 Nr. 1442, Br. Nr. 51), der Arzt Zacharias Wechinger in Sagan (vgl. Wechinger, Brief an F. Kretschmer, Sagan, 20. September 1596, in: ebd., Br. Nr. 98; H., Brief an F. Kretschmer, Ansbach, 1. Februar 1595, ebd.), und * J. Hörner in Dinkelsbühl (H., Brief an F. Kretschmer, Ansbach, 1. Februar 1595, ebd.). Einen seiner engsten alchemischen Freunde fand H. schließlich in * F. Kretschmer (Brief Nr. 22: ‘Ich [Croll] weiß, daß alle Eure [H.s und Kretschmers] Güter unter Euch beiden geteilt werden’; H., Brief an Kretschmer, Ansbach, 26. November 1594, 1. Februar 1595, in: Bamberg, SA, C 2 Nr. 1442, Br. Nr. 51). Allerorten bestätigen briefliche Zeugnisse aus dem Croll-Kreis eine bereits von A. Libavius formulierte Feststellung (1597, S. XXXIII), daß nämlich bei H. „vieles [chemisch Wertvolle] ein verborgenes Dasein“ geführt hatte. </br> H. hatte an alchemischen Experimenten von Cunrad Russ, Martin Rhelein und Nikolaus Schmidt in Nürnberg mitgewirkt, die 1597 vom Nürnberger Rat bestraft worden sind (Doberer, 1978, S. 40), ferner 1596/97 in Ansbach gemeinschaftlich mit dem sizilianischen Alchemiker Stephanus Michelinus (Bellimontius) laboriert (Weyer, 1989; ders., 1992, S. 298 f.). Schlaglichtartig machen diese Geschehnisse kenntlich, daß sich in H.s Alchemomedizin gelehrte Schriftenstudien immer mit praktischer Tätigkeit verbanden. Eben diese (unter gelehrt-humanistischen Leibärzten oft noch verpönte) Verschränkung von theorica und practica, so zeigt nun der Croll/Kretschmer-Briefwechsel aus den Jahren 1594 bis 1597, prägte auch die Beziehungen zwischen H. und Croll. Überdies dokumentiert der Croll/Kretschmer-Briefwechsel persönliche Begegnungen H.s mit Croll (Briefe Nr. 18; Nr. 22: 1596 Treffen in Heidelberg) und macht vielerorts kenntlich, daß H., Croll und Kretschmer während der 90er Jahre den Kern einer Alchemikergemeinschaft bildeten, von der hauptsächlich metalltransmutatorische Zielsetzungen verfolgt worden sind.
| Crollius1998=182-184$<i>Hiller (Hilerus), Johann:</i> Paracelsistischer Arztalchemiker; aus Breslau; geb. um 1549/50; gest. 11. April 1588 in Ansbach. </br> H. lebte zunächst als Arzt in Görlitz und wurde hier zur „Secta medicorum Paracelsi“ gezählt (B. Scultetus, Kalendereintrag, Görlitz 1570, ed. Koch, 1907, S. 75). Dann (wohl seit 1571) stand H. am Ansbacher Hof von Markgraf * Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach in leibärztlichen Diensten; gelegentlich nutzte auch * K. von Pappenheim H.s Fähigkeiten (Brief Nr. 22). </br> H. kopierte manche Paracelsica, die wiederum kopiert worden sind (Sudhoff, 1899, S. 703–705), schickte Kurfürst August von Sachsen Abschriften von (Ps. )Hohenheims <i>Occulta philosophia</i> und <i>Astronomia magna</i> (vgl. H., Briefe an August, Görlitz 1569 und 1570, in: Dresden, HSA, Loc. 4418, Bl. 176r–179v, 188r–191r–v) und zählte zu den Paracelsicaleihgebern von * J. Huser (Huser, Vorrede, in: Paracelsus, ed. Huser, Tl. 1, 1589, S. B 2v). Die Überlieferung weiterer Texte, die von H. tradiert oder verfaßt worden sind (Telle, 1992, S. 209, Anm. 41: Nachweise), verdeutlicht einmal mehr, daß H. im paracelsistischen Medizinerlager seiner Zeit einiges Ansehen genoß. </br> Trotz H.s entschiedenem Paracelsismus wechselte A. Libavius mit H. zeitweilig Briefe (Libavius, Brief an H., in: ders., 1595, S. 406–423, Brief Nr. 70), eben jener rabiate Paracelsistengegner, der dann in seinem <i>Examen philosophiae novae</i> (1615) insbesondere H.s Freund Croll aufs heftigste attackierte. </br> Mit dem Namen H.s verknüpfte Kurztexte alchemomedizinischen Inhalts lassen mit eigenständigen Schriften H.s rechnen, darunter <i>Centuriae XIX curationes medica</i> (vermerkt von K. Widemann, ca. 1629, in: Kassel, LB, 2° Ms. chem. 7, Bl. 102v, Nr. 32). Zum anderen verfaßte H. eine Schrift <i>De controversia coenae</i> (Br. Nr. 23, 26), die nun eine Notiz, H. habe theologische Kontroversen ausgetragen (B. Scultetus, Kalendereintrag, Görlitz, 6. August 1571, ed. Koch, 1907, S. 75: „Accusavit Joh. Hilarius Theologus Gorl. qui convicia in Paracelsum publice jecerunt“), nachdrücklich bekräftigt und zeigt, daß sich im Paracelsismus H.s Naturkunde und Theologie zu einer intrikaten Einheit verbunden hatten. </br> Zahlreiche Indizien deuten darauf, daß H. im alchemoparacelsistischen Beziehungsgefüge eine wichtige Rolle spielte: So korrespondierte H. mit L. Thurneisser, der durch H.s Beistand den Markgrafen Georg Friedrich für gewisse, die ‘geheime Philosophie’ betreffende Pläne zu gewinnen suchte (H., Brief an Thurneisser, Dresden, 2. Mai 1579, in: Berlin, SB, Ms. germ. fol. 422b, Bl. 155), und mit dem Alchemiker Jonas Freudenberg (Reichenstein), der hoffte, sein „vertrauter freund“ H. könne Markgraf Georg Friedrich zur Finanzierung seiner metalltransmutatorischen Laborarbeiten bewegen (Freudenberg, Brief an H., Reichenstein, 22. Mai 1581, in: Kassel, LB, 4° Ms. chem. 24, Fasz. 1, Bl. 121r–123v). </br> In H.s näheres Gesichtsfeld traten ferner der Arzt O. Marold (Schmalkalden) und * G. am Wald (Müller-Jahncke, 1994, S. 261), der Superintendent Sebastian Weller in Drossen (ehemals Kreis Westernberg), ein ‘vortrefflicher Medicus und Astronomus’ (vgl. Z. Wechinger, Brief an F. Kretschmer, Sagan, 3. Juli 1595, in: Bamberg, SA, C 2 Nr. 1442, Br. Nr. 71), der Tübinger Jurist * J. Hochmann (Brief Nr. 10), * L. Osiander in Stuttgart (Brief Nr. 10; H., Brief an F. Kretschmer, Ansbach, 1. Februar 1595, in: Bamberg, SA, C 2 Nr. 1442, Br. Nr. 51), der Arzt Zacharias Wechinger in Sagan (vgl. Wechinger, Brief an F. Kretschmer, Sagan, 20. September 1596, in: ebd., Br. Nr. 98; H., Brief an F. Kretschmer, Ansbach, 1. Februar 1595, ebd.), und * J. Hörner in Dinkelsbühl (H., Brief an F. Kretschmer, Ansbach, 1. Februar 1595, ebd.). Einen seiner engsten alchemischen Freunde fand H. schließlich in * F. Kretschmer (Brief Nr. 22: ‘Ich [Croll] weiß, daß alle Eure [H.s und Kretschmers] Güter unter Euch beiden geteilt werden’; H., Brief an Kretschmer, Ansbach, 26. November 1594, 1. Februar 1595, in: Bamberg, SA, C 2 Nr. 1442, Br. Nr. 51). Allerorten bestätigen briefliche Zeugnisse aus dem Croll-Kreis eine bereits von A. Libavius formulierte Feststellung (1597, S. XXXIII), daß nämlich bei H. „vieles [chemisch Wertvolle] ein verborgenes Dasein“ geführt hatte. </br> H. hatte an alchemischen Experimenten von Cunrad Russ, Martin Rhelein und Nikolaus Schmidt in Nürnberg mitgewirkt, die 1597 vom Nürnberger Rat bestraft worden sind (Doberer, 1978, S. 40), ferner 1596/97 in Ansbach gemeinschaftlich mit dem sizilianischen Alchemiker Stephanus Michelinus (Bellimontius) laboriert (Weyer, 1989; ders., 1992, S. 298 f.). Schlaglichtartig machen diese Geschehnisse kenntlich, daß sich in H.s Alchemomedizin gelehrte Schriftenstudien immer mit praktischer Tätigkeit verbanden. Eben diese (unter gelehrt-humanistischen Leibärzten oft noch verpönte) Verschränkung von theorica und practica, so zeigt nun der Croll/Kretschmer-Briefwechsel aus den Jahren 1594 bis 1597, prägte auch die Beziehungen zwischen H. und Croll. Überdies dokumentiert der Croll/Kretschmer-Briefwechsel persönliche Begegnungen H.s mit Croll (Briefe Nr. 18; Nr. 22: 1596 Treffen in Heidelberg) und macht vielerorts kenntlich, daß H., Croll und Kretschmer während der 90er Jahre den Kern einer Alchemikergemeinschaft bildeten, von der hauptsächlich metalltransmutatorische Zielsetzungen verfolgt worden sind.
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Latest revision as of 19:00, 23 April 2024



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