Difference between revisions of "Biographies/Adam von Bodenstein"

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| DEArticleName=Adam von Bodenstein
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| DEArticleOccupation=Arzt, Schriftsteller, Herausgeber
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| DEArticleBasicData=Bodenstein wurde 1528 in Kemberg geboren und starb am 31. März 1577 (Palmsonntag) in Basel.
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| DEArticleFamily=Sein Vater war der Theologe Andreas Bodenstein genannt Karlstadt (1486-1541). Bodenstein heiratete 1547 Esther Wyss (gest. 1564) und 1565 Maria Jacobea Schenck zu Schweinsberg (gest. 1618). Er hatte mindestens 15 Kinder.
| DEArticleFamily=Sein Vater war der Theologe Andreas Bodenstein genannt Karlstadt (1486-1541). Bodenstein heiratete 1547 Esther Wyss (gest. 1564) und 1565 Maria Jacobea Schenck zu Schweinsberg (gest. 1618). Er hatte mindestens 15 Kinder.
| DEArticleVita=Ab ca. 1544 Studium der Medizin in Basel, dort 1548 Magister artium, in Ferrara 1550 Promotion zum Doktor der Medizin. 1551 Aufenthalt in Wien, ab 1553 als "Diener von Haus aus" tätig für Ottheinrich, Pfalzgraf bei Rhein (1502-1559, seit 1556 Kurfürst von der Pfalz). 1558 wird Bodenstein in das Basler Consilium facultatis medicae aufgenommen. Er beteiligt sich in Basel an Religionsstreitigkeiten, ergreift Partei für Jean Calvin und Théodore de Bèze und bezichtigt Sebastian Castellio der Häresie. Wegen Bodensteins Herausgabe zahlreicher Paracelsus-Schriften kommt es zum Konflikt mit der medizinischen Fakultät, aus der er 1564 ausgeschlossen wird. Auf der Flucht vor der Pest hält sich Bodenstein 1564 in Frankfurt am Main auf, wo er mehrere Patienten behandelt.
 
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| DEArticleVita=Ab ca. 1544 Studium der Medizin in Basel (dort 1548 Magister artium), in Ferrara 1550 Promotion zum Doktor der Medizin. 1551 Aufenthalt in Wien, ab 1553 als "Diener von Haus aus" (das heißt: ohne ständige Präsenzpflicht am Hof) tätig für Ottheinrich, Pfalzgraf bei Rhein (1502-1559, seit 1556 Kurfürst von der Pfalz). 1558 wurde Bodenstein in das Basler Consilium facultatis medicae aufgenommen. Bodenstein beteiligte sich in Basel an Religionsstreitigkeiten, ergriff Partei für Jean Calvin und Théodore de Bèze und bezichtigte in diesem Zusammhang Sebastian Castellio der Häresie. Wegen Bodensteins Herausgabe zahlreicher Paracelsus-Schriften kam es zum Konflikt mit der medizinischen Fakultät, aus der er 1564 ausgeschlossen wurde. An diesem Beschluss war maßgeblich Theodor Zwinger beteiligt. Auf der Flucht vor der Pest hielt er sich 1564 in Frankfurt am Main auf, wo er mehrere Patienten behandelte. Bodenstein starb 1577 in Basel an der Pest.
| DEArticleParacelsianism=Um 1556 wurde Bodenstein in Basel durch eine von Cyriacus Leger stammende paracelsische Arznei geheilt; dies führte zu Bodensteins 'Paracelsischer Wende', verbunden mit einer Beschäftigung mit transmutatorischer Alchemie.
 
| DEArticleNetwork=In seiner Jugend (1542) Bekanntschaft mit dem Basler Wundarzt Jost Stöckli. Tätigkeit am Hofe von Ottheinrich von der Pfalz (ab 1553). Heilung durch Cyriacus Leger. In Basel alchemische Studien mit L.W. von Hapsperg und Johannes Acronius und Bekanntschaft mit Denis Zecaire.  
| DEArticlePublications=Bodenstein veröffentlichte zunächst 1557 die deutsche Übersetzung einer Practica von Luca Gaurico (''Weyssagung Sibylle Tyburtine'') sowie eine astromedizinische Schrift über das Podagra. 1559 folgten alchemistische Texte (''Isagoge''). Abgesehen von einer Schrift zur Bekämpfung der Pest (1577), veröffentlichte Bodenstein von 1560 bis 1576 ausschließlich Paracelsische Schriften in über 40 Ausgaben sowie ein Paracelsus-Lexikon (''Onomasticon'', 1566/1575).
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| DEArticleParacelsianism=Um 1556 wurde Bodenstein in Basel durch eine von Cyriacus Leger stammende paracelsische Arznei geheilt und zur gleichen Zeit von Pfalz Ottheinrich ermuntert, "Theophrasti Schrifften zu lesen"; dies führte zu Bodensteins 'Paracelsischer Wende', verbunden mit einer Beschäftigung mit transmutatorischer Alchemie. Paracelsus blieb in Bodensteins Schriften bis 1559 ungenannt. 1560 begann er mit der Herausgabe zahlreicher Schriften des Paracelsus (und Pseudo-Paracelsus). Bodenstein war vor der Herausgabe der nicht-theolgischen Schriften durch Johann Huser (1589-1591) neben Michael Toxites der wichtigste Herausgeber Paracelsischer Schriften.
 
| DEArticleNetwork=In seiner Jugend (1542) Bekanntschaft mit dem Basler Wundarzt Jost Stöckli. Tätigkeit am Hofe von Ottheinrich von der Pfalz (ab 1553). Heilung durch Cyriacus Leger. In Basel beschäftigte sich Bodenstein Anfang der 1560er Jahre gemeinsam mit Ludwig Wolfgang von Hapsperg und Johannes Acronius intensiv mit Alchemie und schloss Bekanntschaft mit Denis Zecaire. Um 1570 widmete er sich gemeinsam mit dem französischen Gesandten Pierre de Grantrye und auf dessen Kosten der praktischen Alchemie (Goldgewinnung). Dieser strengte 1572/73 in Basel einen Prozess auf Schadenersatz gegen Bodenstein an. Bodenstein unterhielt zu vielen bekannten Persönlichkeiten Basels und widmete seine Werke zahlreichen Adligen. Ein Briefwechsel verband ihn mit den Brüden Alexander und Leonhard Thurneisser. Persönliche Bekanntschaft verband Bodenstein mit Paracelsisten wie Alexander von Suchten, Johann Huser, Michael Toxites, Samuel Schlegel, Gerhard Dorn, Georg Forberger und anderen. Eine enge Zusammenarbeit verband ihn mit dem Basler Drucker Pietro Perna. Zu Bodensteins Gegnern zählte zunächst Theodor Zwinger (der seine Haltung später änderte), dann Bernhard Dessenius und Jacques Gohory.
 
| DEArticleMainSources=CP 1, 104-110 (Biographie). - Killy 1, ## (Joachim Telle). - VL Frühe Neuzeit 1, ## (Joachim Telle).


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| CP1=104-110$Von Bodenstein, Adam; geb. 1528 Kemberg/Sachsen-Anhalt; gest. 1577 Basel. - Arzt; Zentralgestalt des deutschen Frühparacelsismus; bedeutendster Vertreter des oberrheinischen Paracelsismus des 16. Jahrhunderts. </br> Sohn des Theologen Andreas Bodenstein (auch: A. Carolostadius/ Karlstadt; 1486-1541); verheiratet (1) mit Esther Wyss (1547; gest. 1564 zu Basel), (2) mit Maria Jacobea Schenck zu Schweinsberg (1565; gest. 1618 zu Sinnershausen [nordwestlich von Meiningen]). </br> B. wuchs in Basel auf (seit 1534 Wirkungsstätte seines Vaters). - Im Jahr 1541 vielleicht Aufenthalt in Zürich (wo sich H. Bullinger auf Wunsch Karlstadts des Knaben annehmen sollte). - B. gewinnt Einblick in die wundärztliche Praxis durch seine Vertrautheit mit Joseph Stöckle (1542; wohl in Basel). - 1546 Baccalaureus, 1548 Magister artium an der Universität Basel; nach Studien in Basel, Freiburg, Leipzig und Mainz in Ferrara Promotion zum Doktor der Medizin (1550). </br> 1551 Aufenthalt in Wien (s. Nr. 26: B. an Saler, 6. August 1574). </br> Seit 1553 tätig in Diensten des Pfalzgrafen Ottheinrich (1502-1559, Kurfürst seit 1556): B. wird am 6. August 1553 als >Diener von Haus aus< für >Sachen< bestallt, die die >Arznei und Philosophie< betreffen (Schottenloher, 1927, S. 192). - Aufenthalt B.s in Neuburg/D. (hier Bekanntschaft mit A. H. Riedesel) und in Alzey. - Ottheinrich hob B.s erstgeborenen Sohn Otto Heinrich aus der Taufe. </br> B. schickte Ottheinrich eine Schrift >okkulten< Inhalts, nämlich ein von seinem Vater ererbtes Buch »voller antiquiteten« (B., Brief an Ottheinrich, Neuburg/Donau 1554, in: Dresden, LB, Ms. J 345, Bl. 246- 248 [Abschrift]). Zum anderen galt seine Tätigkeit einem Hauptwerk H. C. Agrippas von Nettesheim: Im Jahre 1556 befand sich in Ottheinrichs >Kammerbibliothek< Agrippas »lateinisch Buch de occulta philosophia [lib. 3. anno 1533 getruckt] verteutscht und zum thail erclert durch Doct. Adam von Bodenstain« (Schottenloher, 1927, S. 31; nach dem Tode Ottheinrich im Besitz von Pfalzgraf Wolfgang in Neuburg/ D.; Verbleib ungeklärt). </br> Um 1556: Heilung B.s durch eine von Cyriacus Leger stammende Paracelsische Arznei in Basel (1556) und >Paracelsische Wende< (s. Nr. 20: B. an Schenck, 24. Dezember 1567). B.s >Paracelsische Wende< verband sich mit einer Hinwendung zur Alchemia transmutatoria metallorum, bei der B. 1558 von zwei Freunden in Basel beflügelt worden ist (B. an Anton, Johann Jacob, Georg und Huldricus/Ulrich Fugger, 7. Mai 1559, in: Isagoge zum Rosarium chymicum [Ps.-] Araalds von Villanova, ed.B., 1559): von L.W. von Hapsperg, Rat des Markgrafen Karl II. von Baden-Durlach, und von dem Basler Universitätsmathematicus Johannes Acronius (ca. 1520-1563); ferner wurde B. zu dieser Zeit durch einen (von B. in Basel behandelten) über 76jährigen Fremden für die Alchemie gewonnen (Denis Zecaire, der 1560 in Basel seine [bald dann von den Paracelsisten G. Forberger und G. Dorn übersetzte] Schrift De la vraye philosophie naturelle des metaulx redigierte?). B. stilisierte sich 1559/60 zu einem Kenner des >Steins der Weisem, Paracelsus aber blieb in Schriften B.s bis 1559 ungenannt. </br> November 1558: Aufnahme B.s in das Basler »Consilium facultatis medicae« (zusammen mit H. Pantaleon, G. Grataroli, J. J. Huggelin). - 1560 Aufenthalt in Bozen/Tirol (s. Nr. 26: B. an Saler, 6. August 1574). </br> Seit 1560 veröffentlichte B. fortlaufend Paracelsica. </br> 1563 beteiligte sich B. als ein erklärter Parteigänger von J. Calvin und Théodore de Bèze (Genf) an den religiös-konfessionellen Kontroversen in Basel: B. machte sich de Bèze's Responsio ad defensiones [...] Castellionis (1563) zu eigen und bezichtigte Sebastian Castellio (1515 - 29. Dezember 1563), den Verteidiger M. Servets und (seit 1553 an der Artistenfakultät der Universität Basel tätigen) Anwalt religiöser Toleranz, der Häresie (>Pelagianismus<) und jugendgefährdenden >Libertinismus< (B., Anklage gegen S. Castellio, gerichtet an den Basler Rat, Straßburg, November 1563, in: Buisson, 1892, II, S. 483-485, 492f.). </br> Zur selben Zeit geriet B. aufgrund seiner Paracelsicaausgaben in schwere Konflikte mit der Medizinischen Fakultät: Da B. »one wüssen bemelter facultet etiliche Bücher, so der Rechten waren Medicin vnd derselbigen grundt zewider, jnn truck oncensiert vssgon Lossen, vnd hiemit sich der Theophrastischen falschen Leer, anhengig gmacht«, wurde B. am 27. Januar 1564 aus »Facultet vnd Consilio vßgeschlossen « (Ausschließungsdekret, in: Burckhardt, 1917, S. 57). Maßgeblich am Ausschluß B.s beteiligt war Th. Zwinger (Gilly, 1977, S. 96). </br> 1564 grassierte in Basel die Pest: Tod von B.s Frau, der »Wißin«, und »etlicher Kinder<; Flucht des B.schen Destillierers Lang; B. reiste nach Frankfurt/M. (F. Platter, Pestbericht, ed. Lötscher, 1987, S.51, Nr. 72). </br> Aufenthalte während der Messezeit in Frankfurt/Main. Zu den Patienten B.s in Frankfurt und Umgebung gehörten Graf Georg von Isenburg (dokumentiert für die Zeit vor 1565; s. Nr. 25), ferner (vor 1573) ein junger Adeliger Ν. N., Georg Offender, Jakob Urban, Graf Philipp von Nassau und Cassander (B. Dessen, Medicina veterum [...] defensio, 1573, Kap. 41, S. 156-159). </br> Am 13. August 1565 heiratet B. Marie Jakobe Schenck zu Schweinsberg. - Anzunehmen sind Beziehungen mit Marie Jakobes Brüdern, namentlich mit: Hermann Schenck zu Schweinsberg (Johanniterkomtur, seit 1560 nachweislich in Basel und Rheinfelden); Philipp Georg Schenck zu Schweinsberg (ein Widmungsadressat Bodensteins, der sich 1566 in Basel aufhielt); Caspar Schenck zu Schweinsberg, der in Basel wohnte und 1565 auf österreichischem Gebiet den Hof Marek erworben und Bodenstein zur Verfügung gestellt hatte. Bodenstein kümmerte sich jedoch nicht um den Hof, so daß sich C. Schenck »wegen seines pflichtvergessenen Schwagers« 1576 an den Basler Rat »um Vermittlung « wandte (Schenck zu Schweinsberg, 1980, S. 22). </br> Während des Reichstags 1566 Aufenthalt in Augsburg. - Crato berichtet, das >Haupt der Theophrastisten<, B., und M. Toxites suchten sich Kaiser Maximilian II. anzutragen (Basel, UB, Sammlung Frey- Gryn. II 28: Crato, Brief an Th. Zwinger, Augsburg, 12. Mai 1566). </br> B. erscheint als Bürger von Basel (1572) und Schloßherr zu Pratteln. </br> Im Dezember 1572 und Februar 1573 wurde in Basel vor Gericht von Pierre de Grantrye, dem königlich-französischen Gesandten bei den >Drei Bünden< bzw. >alpinen Rhätern< (vertreten durch Hans Rudolf Guber bzw. Hans Huber, Gerhard Dorn und Hans Arnaudt), gegen B. (vertreten durch Jakob Witz) eine Klage auf Schadenersatz geführt. Die Streitgegenstände zeigen, daß B. um 1570 die »herfürpringung « eines »Geists« (auch: »Genium«, »Evestrum«) durch »naturliche Kunst« beschäftigte, wobei er sich auf ein (Ps.-?)Paracelsisches (nach B. ein »mit des Theophrasti paracelsj eigner Handt« geschriebenes) Buch der himmlischen Weisheit stützte; ferner hatte B. auf Grantryes Kosten auf Gold und Silber laboriert, Grantrye zu Haldenstein aufgesucht und sich dort gemeinsam mit Grantrye der alchemischen Goldgewinnung gewidmet. - Lit.: P. de Grantrye, Klage gegen B., Protokolle, in: Basel, Staatsarchiv, Sign.: Gerichtsarchiv 07, B1.37r-42v; 08, Bl. 379-392. Daß in dem Konflikt zwischen B. und P. de Grantrye eine Paracelsus zugeschriebene Coelestis philosophia eine wichtige Rolle spielte, verdeutlichen insbesondere Mitteilungen von Jacobus Ruinella (Brief an Th. Zwinger, 2. September 1571, in: Basel, UB, Sammlung Frey-Gryn. II 28, 287). </br> 1577 grassierte zu Basel wieder die Pest: Tod B.s am >Palmtag< im März 1577 (F. Platter, Pestbericht, ed. Lötscher, 1987, S. 53). B.s einstiger Gegner Th. Zwinger (der seine ablehnende Haltung gegenüber Paracelsus und Paracelsisten gründlich revidiert hatte) schrieb den Text zu B.s Epitaph (zit. nach Gilly, 1977, S. 97): »Adamus a Bodenstein, Theophrasti Paracelsi ut primus sic fidus scitusque et opere et ore interpres, palmam victoriae suae regi triumphanti oblaturus«/>Als erster, treuester und sachkundiger Dolmetscher des Theophrastus Paracelsus in Tat und Wort wird nun Adam von Bodenstein dem triumphierenden König seine Siegespalme darbringend‘. </br> Mit am Anfang seiner literarischen Tätigkeit beschäftigte sich B. mit J. C. Agrippas von Nettesheims De occulta philosophia, Buch 3 (Übersetzung und Erläuterungen, entstanden vor 1556; verschollen). </br> Den Druckmarkt betrat B. zunächst als ein galenistischer Mediziner, der die Menge deutschsprachiger Prognostiken mit einer (Hans Heinrich vom Rhein [Frankfurt/M.] gewidmeten) Übersetzung einer Praktika für das Jahr 1557 von Luca Gaurico bereicherte ( Weyssagung Sibylle Tyburtine, 1557), aber auch die Podagraliteratur und das astromedizinische Schrifttum mehrte (Wie sich meniglich vor dem Cyperlin [...] waffnen solle. Vnnd bericht diser kreiiter/ So den himmelischen zeichen Zodiaci zùgeachtet (1557; gewidmet Christoffel vom Grütt, Abt des Klosters Muri). Bald schon aber gab er sich als ein Anhänger der vorparacelsischen Alchemia transmutatoria metallorum zu erkennen, der sich im Besitz tiefster Geheimnisse vom >Stein der Weisen< wähnte (Isagoge zum Rosarium chymicum (Ps.-)Arnalds von Villanova, 1559 [mit einer Epistola an Anton, Johann Jacob, Georg und Ulrich/Huldricus Fugger]). Nachdem ihn Pfalzgraf Ottheinrich »mehrmals gantz gnedig ermahnet« hatte, »Theophrasti Schrifften zu lesen« (um 1556), wandelte sich der Schulmediziner und traditionsgebundene Alchemiker schließlich in einen »heimlichen Junger Paracelsi«. Heilerfolge mit Paracelsischer Arznei (1556) sollten bald bewirken, daß sich B. dann auch offen zur >Medicina nova< Hohenheims bekannte (so B. an Schenck, 24. Dezember 1567; s. Nr. 20). Ausgenommen einen Philosophischen rhatschlag zur Pestbekämpfung ( 1577), wurden von B. seit 1560 nur noch Paracelsica publiziert. </br>  
| CP1=104-110, 436$Von Bodenstein, Adam; geb. 1528 Kemberg/Sachsen-Anhalt; gest. 1577 Basel. - Arzt; Zentralgestalt des deutschen Frühparacelsismus; bedeutendster Vertreter des oberrheinischen Paracelsismus des 16. Jahrhunderts. </br> Sohn des Theologen Andreas Bodenstein (auch: A. Carolostadius/ Karlstadt; 1486-1541); verheiratet (1) mit Esther Wyss (1547; gest. 1564 zu Basel), (2) mit Maria Jacobea Schenck zu Schweinsberg (1565; gest. 1618 zu Sinnershausen [nordwestlich von Meiningen]). </br> B. wuchs in Basel auf (seit 1534 Wirkungsstätte seines Vaters). - Im Jahr 1541 vielleicht Aufenthalt in Zürich (wo sich H. Bullinger auf Wunsch Karlstadts des Knaben annehmen sollte). - B. gewinnt Einblick in die wundärztliche Praxis durch seine Vertrautheit mit Joseph Stöckle (1542; wohl in Basel). - 1546 Baccalaureus, 1548 Magister artium an der Universität Basel; nach Studien in Basel, Freiburg, Leipzig und Mainz in Ferrara Promotion zum Doktor der Medizin (1550). </br> 1551 Aufenthalt in Wien (s. Nr. 26: B. an Saler, 6. August 1574). </br> Seit 1553 tätig in Diensten des Pfalzgrafen Ottheinrich (1502-1559, Kurfürst seit 1556): B. wird am 6. August 1553 als >Diener von Haus aus< für >Sachen< bestallt, die die >Arznei und Philosophie< betreffen (Schottenloher, 1927, S. 192). - Aufenthalt B.s in Neuburg/D. (hier Bekanntschaft mit A. H. Riedesel) und in Alzey. - Ottheinrich hob B.s erstgeborenen Sohn Otto Heinrich aus der Taufe. </br> B. schickte Ottheinrich eine Schrift >okkulten< Inhalts, nämlich ein von seinem Vater ererbtes Buch »voller antiquiteten« (B., Brief an Ottheinrich, Neuburg/Donau 1554, in: Dresden, LB, Ms. J 345, Bl. 246- 248 [Abschrift]). Zum anderen galt seine Tätigkeit einem Hauptwerk H. C. Agrippas von Nettesheim: Im Jahre 1556 befand sich in Ottheinrichs >Kammerbibliothek< Agrippas »lateinisch Buch de occulta philosophia [lib. 3. anno 1533 getruckt] verteutscht und zum thail erclert durch Doct. Adam von Bodenstain« (Schottenloher, 1927, S. 31; nach dem Tode Ottheinrich im Besitz von Pfalzgraf Wolfgang in Neuburg/ D.; Verbleib ungeklärt). </br> Um 1556: Heilung B.s durch eine von Cyriacus Leger stammende Paracelsische Arznei in Basel (1556) und >Paracelsische Wende< (s. Nr. 20: B. an Schenck, 24. Dezember 1567). B.s >Paracelsische Wende< verband sich mit einer Hinwendung zur Alchemia transmutatoria metallorum, bei der B. 1558 von zwei Freunden in Basel beflügelt worden ist (B. an Anton, Johann Jacob, Georg und Huldricus/Ulrich Fugger, 7. Mai 1559, in: Isagoge zum Rosarium chymicum [Ps.-] Araalds von Villanova, ed.B., 1559): von L.W. von Hapsperg, Rat des Markgrafen Karl II. von Baden-Durlach, und von dem Basler Universitätsmathematicus Johannes Acronius (ca. 1520-1563); ferner wurde B. zu dieser Zeit durch einen (von B. in Basel behandelten) über 76jährigen Fremden für die Alchemie gewonnen (Denis Zecaire, der 1560 in Basel seine [bald dann von den Paracelsisten G. Forberger und G. Dorn übersetzte] Schrift De la vraye philosophie naturelle des metaulx redigierte?). B. stilisierte sich 1559/60 zu einem Kenner des >Steins der Weisem, Paracelsus aber blieb in Schriften B.s bis 1559 ungenannt. </br> November 1558: Aufnahme B.s in das Basler »Consilium facultatis medicae« (zusammen mit H. Pantaleon, G. Grataroli, J. J. Huggelin). - 1560 Aufenthalt in Bozen/Tirol (s. Nr. 26: B. an Saler, 6. August 1574). </br> Seit 1560 veröffentlichte B. fortlaufend Paracelsica. </br> 1563 beteiligte sich B. als ein erklärter Parteigänger von J. Calvin und Théodore de Bèze (Genf) an den religiös-konfessionellen Kontroversen in Basel: B. machte sich de Bèze's Responsio ad defensiones [...] Castellionis (1563) zu eigen und bezichtigte Sebastian Castellio (1515 - 29. Dezember 1563), den Verteidiger M. Servets und (seit 1553 an der Artistenfakultät der Universität Basel tätigen) Anwalt religiöser Toleranz, der Häresie (>Pelagianismus<) und jugendgefährdenden >Libertinismus< (B., Anklage gegen S. Castellio, gerichtet an den Basler Rat, Straßburg, November 1563, in: Buisson, 1892, II, S. 483-485, 492f.). </br> Zur selben Zeit geriet B. aufgrund seiner Paracelsicaausgaben in schwere Konflikte mit der Medizinischen Fakultät: Da B. »one wüssen bemelter facultet etiliche Bücher, so der Rechten waren Medicin vnd derselbigen grundt zewider, jnn truck oncensiert vssgon Lossen, vnd hiemit sich der Theophrastischen falschen Leer, anhengig gmacht«, wurde B. am 27. Januar 1564 aus »Facultet vnd Consilio vßgeschlossen « (Ausschließungsdekret, in: Burckhardt, 1917, S. 57). Maßgeblich am Ausschluß B.s beteiligt war Th. Zwinger (Gilly, 1977, S. 96). </br> 1564 grassierte in Basel die Pest: Tod von B.s Frau, der »Wißin«, und »etlicher Kinder<; Flucht des B.schen Destillierers Lang; B. reiste nach Frankfurt/M. (F. Platter, Pestbericht, ed. Lötscher, 1987, S.51, Nr. 72). </br> Aufenthalte während der Messezeit in Frankfurt/Main. 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Schenck »wegen seines pflichtvergessenen Schwagers« 1576 an den Basler Rat »um Vermittlung « wandte (Schenck zu Schweinsberg, 1980, S. 22). </br> Während des Reichstags 1566 Aufenthalt in Augsburg. - Crato berichtet, das >Haupt der Theophrastisten<, B., und M. Toxites suchten sich Kaiser Maximilian II. anzutragen (Basel, UB, Sammlung Frey- Gryn. II 28: Crato, Brief an Th. Zwinger, Augsburg, 12. Mai 1566). </br> B. erscheint als Bürger von Basel (1572) und Schloßherr zu Pratteln. </br> Im Dezember 1572 und Februar 1573 wurde in Basel vor Gericht von Pierre de Grantrye, dem königlich-französischen Gesandten bei den >Drei Bünden< bzw. >alpinen Rhätern< (vertreten durch Hans Rudolf Guber bzw. Hans Huber, Gerhard Dorn und Hans Arnaudt), gegen B. (vertreten durch Jakob Witz) eine Klage auf Schadenersatz geführt. Die Streitgegenstände zeigen, daß B. um 1570 die »herfürpringung « eines »Geists« (auch: »Genium«, »Evestrum«) durch »naturliche Kunst« beschäftigte, wobei er sich auf ein (Ps.-?)Paracelsisches (nach B. ein »mit des Theophrasti paracelsj eigner Handt« geschriebenes) Buch der himmlischen Weisheit stützte; ferner hatte B. auf Grantryes Kosten auf Gold und Silber laboriert, Grantrye zu Haldenstein aufgesucht und sich dort gemeinsam mit Grantrye der alchemischen Goldgewinnung gewidmet. - Lit.: P. de Grantrye, Klage gegen B., Protokolle, in: Basel, Staatsarchiv, Sign.: Gerichtsarchiv 07, B1.37r-42v; 08, Bl. 379-392. Daß in dem Konflikt zwischen B. und P. de Grantrye eine Paracelsus zugeschriebene Coelestis philosophia eine wichtige Rolle spielte, verdeutlichen insbesondere Mitteilungen von Jacobus Ruinella (Brief an Th. Zwinger, 2. September 1571, in: Basel, UB, Sammlung Frey-Gryn. II 28, 287). </br> 1577 grassierte zu Basel wieder die Pest: Tod B.s am >Palmtag< im März 1577 (F. Platter, Pestbericht, ed. Lötscher, 1987, S. 53). B.s einstiger Gegner Th. Zwinger (der seine ablehnende Haltung gegenüber Paracelsus und Paracelsisten gründlich revidiert hatte) schrieb den Text zu B.s Epitaph (zit. nach Gilly, 1977, S. 97): »Adamus a Bodenstein, Theophrasti Paracelsi ut primus sic fidus scitusque et opere et ore interpres, palmam victoriae suae regi triumphanti oblaturus«/>Als erster, treuester und sachkundiger Dolmetscher des Theophrastus Paracelsus in Tat und Wort wird nun Adam von Bodenstein dem triumphierenden König seine Siegespalme darbringend‘. </br> Mit am Anfang seiner literarischen Tätigkeit beschäftigte sich B. mit J. C. Agrippas von Nettesheims De occulta philosophia, Buch 3 (Übersetzung und Erläuterungen, entstanden vor 1556; verschollen). </br> Den Druckmarkt betrat B. zunächst als ein galenistischer Mediziner, der die Menge deutschsprachiger Prognostiken mit einer (Hans Heinrich vom Rhein [Frankfurt/M.] gewidmeten) Übersetzung einer Praktika für das Jahr 1557 von Luca Gaurico bereicherte ( Weyssagung Sibylle Tyburtine, 1557), aber auch die Podagraliteratur und das astromedizinische Schrifttum mehrte (Wie sich meniglich vor dem Cyperlin [...] waffnen solle. Vnnd bericht diser kreiiter/ So den himmelischen zeichen Zodiaci zùgeachtet (1557; gewidmet Christoffel vom Grütt, Abt des Klosters Muri). Bald schon aber gab er sich als ein Anhänger der vorparacelsischen Alchemia transmutatoria metallorum zu erkennen, der sich im Besitz tiefster Geheimnisse vom >Stein der Weisen< wähnte (Isagoge zum Rosarium chymicum (Ps.-)Arnalds von Villanova, 1559 [mit einer Epistola an Anton, Johann Jacob, Georg und Ulrich/Huldricus Fugger]). Nachdem ihn Pfalzgraf Ottheinrich »mehrmals gantz gnedig ermahnet« hatte, »Theophrasti Schrifften zu lesen« (um 1556), wandelte sich der Schulmediziner und traditionsgebundene Alchemiker schließlich in einen »heimlichen Junger Paracelsi«. Heilerfolge mit Paracelsischer Arznei (1556) sollten bald bewirken, daß sich B. dann auch offen zur >Medicina nova< Hohenheims bekannte (so B. an Schenck, 24. Dezember 1567; s. Nr. 20). Ausgenommen einen Philosophischen rhatschlag zur Pestbekämpfung ( 1577), wurden von B. seit 1560 nur noch Paracelsica publiziert. </br>  
| CP1cont1=Fachliterarische Bedeutung erlangte B. als ein publizistischer Herold Hohenheims. Er kompilierte zum Verständnis Paracelsischer Fachtermini ein Onomasticon (Straßburg 1566; Basel 1575: überarbeitete Separatausgabe), mit dem die gedruckte Paracelsuslexikographie ihren Anfang nahm, und besorgte von 1560 bis zu seinem Tode über vierzig Ausgaben Paracelsischer Schriften. Diese Paracelsicaausgaben halten einem Vergleich mit durchschnittlichen Leistungen humanistischer Editoren schwerlich stand. Im Verein mit den (teilweise von B. unterstützten) Paracelsusausgaben von M. Toxites, G. Dorn und G. Forberger haben sie jedoch Aufkommen und Fortentwicklung des europäischen Paracelsismus maßgeblich gefördert. </br> Späht man in einer der reichhaltigsten Quellen für das kulturell-politische und religiös-wissenschaftliche Leben Basels, F. Platters Tagebuch der Jahre 1536 bis 1567 (ed. Lötscher, 1976), nach Mitteilungen über B., so wird man enttäuscht: Das konfliktreiche Wirken B.s hinterließ hier keine Spuren. In Wirklichkeit aber gehörte der »coryphaeus Paracelsistarum « (F. Platter, Observationes, 31680, I, S. 174, II, S. 315) zu den bekanntesten Persönlichkeiten Basels, unterhielt B. mit Angehörigen der Universität und der Führungsschicht Basels manche Beziehungen, unter ihnen beispielsweise der Stadtschreiber Heinrich Falkner (1506/66), der B. zur Dedikation einer Paracelsusausgabe (4. Februar 1561) an Wilhelm Böcklin von Böcklinsau (seit 1554 Propst des Magdeburger Domstifts) ermuntert hatte, Vincenzo Maggi, J. Acronius oder S. Castellio, und es versteht sich, daß im Leben B.s manche seiner Ärztekollegen in Basel eine (oft noch aufklärungsbedürftige) Rolle spielten (1557/59: O. Beer, J. Huber, Isaak Keller, Heinrich Pantaleon, Johann Kaspar Petri, G. Grataroli, Johann Jakob Huggelin, Johann Jakob Wecker, Philipp Bechius, Johann Bauhin d. Ä., F. Platter, Th. Zwinger; vgl. Platter, Tagebuch, ed. Lötscher, 1976, S. 335f.). </br> Vielleicht bemerkenswerter noch sind B.s Beziehungen zu Alexander Thurneisser (Basel): Ein Brief, der diese Beziehungen dokumentiert, läßt keinen Zweifel daran, daß B. und Alexanders Bruder Leonhard Thurneisser (Berlin) spätestens seit 1571 aufgrund ihrer paracelsistischen Zielsetzungen ein lebhaftes Interesse aneinander nahmen (Alexander Thurneisser, Brief an L. Thurneisser, Basel 1573, ed. Peuckert, 1956, S. 27), und bekräftigt, daß B. mit Thurneisser im Briefwechsel stand (Moehsen, 1783, S. 90; Boerlin, 1976, S. 17). </br> Zahlreiche von Pietro Peraa in Basel gedruckte/verlegte Paracelsica B.s verraten ein enges Zusammenwirken B.s mit Perna. An die vielfältigen Beziehungen zwischen B. und Th. Zwinger wiederum erinnert ein Brief B.s (Autograph, 14. November 1576, in: Basel, UB, Ms. Frey- Gryn. II 28, fol. 20), der einen fachlichen Austausch auf chemiatrischem Gebiet (Rückgabe von Laudanumproben an Zwinger) und Beziehungen zum schlesischen Alchemiker Johann von Kitlitz in Basel dokumentiert, ferner zwei Dedikationsexemplare B.s (1562; Basel, UB, L e VIII 11 Nr. 1. - 1577; ebd., VB G 59 Nr. 4, mit Textzusätzen B.s). Andere Dedikationsexemplare bekunden Verbindungen B.s mit den Basler Professoren Martin Borrhaus (1562; ebd., L e V 26 Nr. 2; L e VIII 3 Nr. 3. - 1563; L e VIII 11 Nr. 2), Sebastian Lepusculus (1562; ebd., D H III 8 Nr. 1) und Huldrich Coccius (1566; ebd., L e VIII4). </br> Zur Zeit der Kontroversen um die 1560 einsetzenden Paracelsicaausgaben B.s und des Ausschlusses B.s aus dem »Consilium facultatis medicae « (1564) studierte J. Huser in Freiburg/Br. (1561) und Basel (1563/ 64; vgl. Teile, 1992, S. 161 f.), so daß sich die Vermutung aufdrängt, daß der nachmalige Paracelsusherausgeber von Rang seinen Weg in das paracelsistische Medizinerlager vielleicht unter (direktem?) Einfluß B.s fand. </br> Seit den 60er Jahren wurde B. von Paracelsisten in Basel aufgesucht, unter ihnen M. Toxites, der 1564 dankbar festhielt, B. habe ihn >eine gute Zeit< (wohl 1562/63) in der Medizin Hohenheims unterwiesen und manche verborgenen Handgriffe< gezeigt (Toxites, Widmung an Philipp von Hanau-Lichtenberg, 25. März 1564, in: Paracelsus, Holtzbilchlein, ed. Toxites, Straßburg 1564). Auf Toxites folgte alsbald S. Schlegel (1564), dann auch G. Dorn: Dorn hatte B. im August 1566 zu Lyon seine Clavis (Lyon 1567) gewidmet (die Ansicht, daß B. hier in Lyon »wahrscheinlich« mit Dorn zusammentraf [so D. Kahn, in: Alchemie, ed. Priesner/Figala, 1998, S. 112], ist völlig ungesichert); dann fand Dorn den Weg nach Basel (ca. 1567/68), wo ihn B. in paracelsicis unterstützte, bald aber auch als Bevollmächtigten seines Prozeßgegners P. de Grantrye attackierte (1572/73). </br> Während seines Baselaufenthalts (1569/74) will der sächsische Magister Georg Forberger »teglich« mit B. »vmb[ge]gangen« sein, ja hatte ihm B. bei seinen Paracelsicaausgaben beigestanden und »förderung in den medicamentis chymicis tzugesagt« (Forberger, Brief an Kurfürst August von Sachsen, Annaburg, 16. November 1574, ed. Zaunick, 1977, S. 14). Schließlich hatte der Alchemoparacelsist Hieronymus Leodiensis B. »zu Basell« >gut gekannt< (H. L., Brief an Barbara Fugger, 19. August 1588, in: München, SB, Cgm. 4233, Bl. lr). </br> Zu den Adressaten der in diesem Band versammelten Dedikationen zählen auffällig viele weltliche Große bzw. Vertreter des höheren Adels, allen voran Kaiser Maximilian II., Erzherzog Ferdinand II., Cosimo de' Medici und Markgraf Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach, zu denen sich L. W. von Hapsperg, N. von Hattstatt, G. Kraft, Ph. von Römerstall, A. H. Riedesel, Bischof M. von Lichtenfels, Graf G. von Isenburg und Ph. G. Schenck zu Schweinsberg gesellen. Hinter diesem höfisch geprägten Adressatenkreis treten Angehörige städtischer Führungsschichten (W. Saler, Doge und Magistrat der Stadt Venedig, Magistrat der Stadt Mülhausen/Oberelsaß), Ärzte und Apotheker (M. Wiel, J. Stöckle, M. Dors) zahlenmäßig zurück; die humanistische Gelehrtenelite der Hohen Schulen fehlt. </br> Allein die stattliche Zahl B. scher Dedikationen deutet auf ein weitgespanntes Beziehungsnetz. Überdies macht B.s Zusammenwirken mit Druckern/Verlegern nicht nur in Basel, sondern auch in Mülhausen/ Oberelsaß, Straßburg und Frankfurt/M., ferner seine Hinweise auf ungenannte Korrespondenten in Italien und Frankreich, auf Briefwechsel mit kaiserlichen, fürstlichen und städtischen Medizinern oder mit namentlich genannten Personen wie den Ärzten G. T. Gruomatter (Prag) oder G. Lengenfelder (Nürnberg) unzweifelhaft, daß von B. eine umfängliche (derzeit nur in Bruchteilen [Brief an Ottheinrich, 1554; an Th. Zwinger, 1576] ermittelte) Korrespondenz geführt worden ist. </br> B.s medizinische Praxis wurde von seinem Basler Kollegen F. Platter (iObservationes, I, 31680, S. 174) vernichtend beurteilt, wie auch vom Antiparacelsisten B. Dessen (Medicinae veteris [...] adver sus [...] Sectae Paracelsicae imposturas, defensio, 1573, Kap. 41) scharfe Angriffe auf B. geführt worden sind. Warnend äußerten sich aber auch Transmutationsalchemiker: Manche erblickten in B. zwar einen tüchtigen Chemiater, der »etliche Praeparationes« »erfunden« habe, bestritten jedoch, daß dieser »Meister in der Sophisterey« (Alchemia medica) die »natürliche Kunst der [«wahren«] Alchymey/ oder die Secreta der Naturen « »recht verstanden« habe (Anonymus, Via veritatis [Ende 16. Jh.; gedruckt seit 1604], in: Wasserstein der Wey sen, 1661, S. 186f.). </br> Andererseits wurden mit dem Namen B.s verknüpfte Texte handschriftlich verbreitet, beispielsweise im Ms. b35 (61e) der ehemaligen Graf Nostitz'schen Majoratsbibliothek in Prag (J. V. Simák, Die Handschriften der Graf Nostitz'schen Majoratsbibliothek in Prag, Prag 1910, Nr. 68: entstanden Prag 1630), im Ms. 999 (Erlangen, UB, S. 215) und im Cod. med. et phys. 2° 10 (Stuttgart, LB; 16 Bll.; entstanden um 1600), eine Aufzeichnung alchemomedizinischen Inhalts, die vermutlich »in den Kontext der alchemistischen Interessen Herzog Friedrichs I. von Württemberg (1593-1608) einzuordnen ist« (so Herr Dr. F. Heinzer, Stuttgart, LB, Mitteilung an J. T., 11. Dezember 1998).
| CP1cont1=Fachliterarische Bedeutung erlangte B. als ein publizistischer Herold Hohenheims. Er kompilierte zum Verständnis Paracelsischer Fachtermini ein Onomasticon (Straßburg 1566; Basel 1575: überarbeitete Separatausgabe), mit dem die gedruckte Paracelsuslexikographie ihren Anfang nahm, und besorgte von 1560 bis zu seinem Tode über vierzig Ausgaben Paracelsischer Schriften. Diese Paracelsicaausgaben halten einem Vergleich mit durchschnittlichen Leistungen humanistischer Editoren schwerlich stand. Im Verein mit den (teilweise von B. unterstützten) Paracelsusausgaben von M. Toxites, G. Dorn und G. Forberger haben sie jedoch Aufkommen und Fortentwicklung des europäischen Paracelsismus maßgeblich gefördert. </br> Späht man in einer der reichhaltigsten Quellen für das kulturell-politische und religiös-wissenschaftliche Leben Basels, F. Platters Tagebuch der Jahre 1536 bis 1567 (ed. Lötscher, 1976), nach Mitteilungen über B., so wird man enttäuscht: Das konfliktreiche Wirken B.s hinterließ hier keine Spuren. In Wirklichkeit aber gehörte der »coryphaeus Paracelsistarum « (F. Platter, Observationes, 31680, I, S. 174, II, S. 315) zu den bekanntesten Persönlichkeiten Basels, unterhielt B. mit Angehörigen der Universität und der Führungsschicht Basels manche Beziehungen, unter ihnen beispielsweise der Stadtschreiber Heinrich Falkner (1506/66), der B. zur Dedikation einer Paracelsusausgabe (4. Februar 1561) an Wilhelm Böcklin von Böcklinsau (seit 1554 Propst des Magdeburger Domstifts) ermuntert hatte, Vincenzo Maggi, J. Acronius oder S. Castellio, und es versteht sich, daß im Leben B.s manche seiner Ärztekollegen in Basel eine (oft noch aufklärungsbedürftige) Rolle spielten (1557/59: O. Beer, J. Huber, Isaak Keller, Heinrich Pantaleon, Johann Kaspar Petri, G. Grataroli, Johann Jakob Huggelin, Johann Jakob Wecker, Philipp Bechius, Johann Bauhin d. Ä., F. Platter, Th. Zwinger; vgl. Platter, Tagebuch, ed. Lötscher, 1976, S. 335f.). </br> Vielleicht bemerkenswerter noch sind B.s Beziehungen zu Alexander Thurneisser (Basel): Ein Brief, der diese Beziehungen dokumentiert, läßt keinen Zweifel daran, daß B. und Alexanders Bruder Leonhard Thurneisser (Berlin) spätestens seit 1571 aufgrund ihrer paracelsistischen Zielsetzungen ein lebhaftes Interesse aneinander nahmen (Alexander Thurneisser, Brief an L. Thurneisser, Basel 1573, ed. Peuckert, 1956, S. 27), und bekräftigt, daß B. mit Thurneisser im Briefwechsel stand (Moehsen, 1783, S. 90; Boerlin, 1976, S. 17). </br> Zahlreiche von Pietro Peraa in Basel gedruckte/verlegte Paracelsica B.s verraten ein enges Zusammenwirken B.s mit Perna. An die vielfältigen Beziehungen zwischen B. und Th. Zwinger wiederum erinnert ein Brief B.s (Autograph, 14. November 1576, in: Basel, UB, Ms. Frey- Gryn. II 28, fol. 20), der einen fachlichen Austausch auf chemiatrischem Gebiet (Rückgabe von Laudanumproben an Zwinger) und Beziehungen zum schlesischen Alchemiker Johann von Kitlitz in Basel dokumentiert, ferner zwei Dedikationsexemplare B.s (1562; Basel, UB, L e VIII 11 Nr. 1. - 1577; ebd., VB G 59 Nr. 4, mit Textzusätzen B.s). Andere Dedikationsexemplare bekunden Verbindungen B.s mit den Basler Professoren Martin Borrhaus (1562; ebd., L e V 26 Nr. 2; L e VIII 3 Nr. 3. - 1563; L e VIII 11 Nr. 2), Sebastian Lepusculus (1562; ebd., D H III 8 Nr. 1) und Huldrich Coccius (1566; ebd., L e VIII4). </br> Zur Zeit der Kontroversen um die 1560 einsetzenden Paracelsicaausgaben B.s und des Ausschlusses B.s aus dem »Consilium facultatis medicae « (1564) studierte J. Huser in Freiburg/Br. (1561) und Basel (1563/ 64; vgl. Teile, 1992, S. 161 f.), so daß sich die Vermutung aufdrängt, daß der nachmalige Paracelsusherausgeber von Rang seinen Weg in das paracelsistische Medizinerlager vielleicht unter (direktem?) Einfluß B.s fand. </br> Seit den 60er Jahren wurde B. von Paracelsisten in Basel aufgesucht, unter ihnen M. Toxites, der 1564 dankbar festhielt, B. habe ihn >eine gute Zeit< (wohl 1562/63) in der Medizin Hohenheims unterwiesen und manche verborgenen Handgriffe< gezeigt (Toxites, Widmung an Philipp von Hanau-Lichtenberg, 25. März 1564, in: Paracelsus, Holtzbilchlein, ed. Toxites, Straßburg 1564). Auf Toxites folgte alsbald S. Schlegel (1564), dann auch G. Dorn: Dorn hatte B. im August 1566 zu Lyon seine Clavis (Lyon 1567) gewidmet (die Ansicht, daß B. hier in Lyon »wahrscheinlich« mit Dorn zusammentraf [so D. Kahn, in: Alchemie, ed. Priesner/Figala, 1998, S. 112], ist völlig ungesichert); dann fand Dorn den Weg nach Basel (ca. 1567/68), wo ihn B. in paracelsicis unterstützte, bald aber auch als Bevollmächtigten seines Prozeßgegners P. de Grantrye attackierte (1572/73). </br> Während seines Baselaufenthalts (1569/74) will der sächsische Magister Georg Forberger »teglich« mit B. »vmb[ge]gangen« sein, ja hatte ihm B. bei seinen Paracelsicaausgaben beigestanden und »förderung in den medicamentis chymicis tzugesagt« (Forberger, Brief an Kurfürst August von Sachsen, Annaburg, 16. November 1574, ed. Zaunick, 1977, S. 14). Schließlich hatte der Alchemoparacelsist Hieronymus Leodiensis B. »zu Basell« >gut gekannt< (H. L., Brief an Barbara Fugger, 19. August 1588, in: München, SB, Cgm. 4233, Bl. lr). </br> Zu den Adressaten der in diesem Band versammelten Dedikationen zählen auffällig viele weltliche Große bzw. Vertreter des höheren Adels, allen voran Kaiser Maximilian II., Erzherzog Ferdinand II., Cosimo de' Medici und Markgraf Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach, zu denen sich L. W. von Hapsperg, N. von Hattstatt, G. Kraft, Ph. von Römerstall, A. H. Riedesel, Bischof M. von Lichtenfels, Graf G. von Isenburg und Ph. G. Schenck zu Schweinsberg gesellen. Hinter diesem höfisch geprägten Adressatenkreis treten Angehörige städtischer Führungsschichten (W. Saler, Doge und Magistrat der Stadt Venedig, Magistrat der Stadt Mülhausen/Oberelsaß), Ärzte und Apotheker (M. Wiel, J. Stöckle, M. Dors) zahlenmäßig zurück; die humanistische Gelehrtenelite der Hohen Schulen fehlt. </br> Allein die stattliche Zahl B. scher Dedikationen deutet auf ein weitgespanntes Beziehungsnetz. Überdies macht B.s Zusammenwirken mit Druckern/Verlegern nicht nur in Basel, sondern auch in Mülhausen/ Oberelsaß, Straßburg und Frankfurt/M., ferner seine Hinweise auf ungenannte Korrespondenten in Italien und Frankreich, auf Briefwechsel mit kaiserlichen, fürstlichen und städtischen Medizinern oder mit namentlich genannten Personen wie den Ärzten G. T. Gruomatter (Prag) oder G. Lengenfelder (Nürnberg) unzweifelhaft, daß von B. eine umfängliche (derzeit nur in Bruchteilen [Brief an Ottheinrich, 1554; an Th. Zwinger, 1576] ermittelte) Korrespondenz geführt worden ist. </br> B.s medizinische Praxis wurde von seinem Basler Kollegen F. Platter (iObservationes, I, 31680, S. 174) vernichtend beurteilt, wie auch vom Antiparacelsisten B. Dessen (Medicinae veteris [...] adver sus [...] Sectae Paracelsicae imposturas, defensio, 1573, Kap. 41) scharfe Angriffe auf B. geführt worden sind. Warnend äußerten sich aber auch Transmutationsalchemiker: Manche erblickten in B. zwar einen tüchtigen Chemiater, der »etliche Praeparationes« »erfunden« habe, bestritten jedoch, daß dieser »Meister in der Sophisterey« (Alchemia medica) die »natürliche Kunst der [«wahren«] Alchymey/ oder die Secreta der Naturen « »recht verstanden« habe (Anonymus, Via veritatis [Ende 16. Jh.; gedruckt seit 1604], in: Wasserstein der Wey sen, 1661, S. 186f.). </br> Andererseits wurden mit dem Namen B.s verknüpfte Texte handschriftlich verbreitet, beispielsweise im Ms. b35 (61e) der ehemaligen Graf Nostitz'schen Majoratsbibliothek in Prag (J. V. Simák, Die Handschriften der Graf Nostitz'schen Majoratsbibliothek in Prag, Prag 1910, Nr. 68: entstanden Prag 1630), im Ms. 999 (Erlangen, UB, S. 215) und im Cod. med. et phys. 2° 10 (Stuttgart, LB; 16 Bll.; entstanden um 1600), eine Aufzeichnung alchemomedizinischen Inhalts, die vermutlich »in den Kontext der alchemistischen Interessen Herzog Friedrichs I. von Württemberg (1593-1608) einzuordnen ist« (so Herr Dr. F. Heinzer, Stuttgart, LB, Mitteilung an J. T., 11. Dezember 1998). </br> </br> [436] bestellter Medicus von hauß auß] Die Übersetzung dieser Angabe mit »a physician in ordinary« (Pagel, 21982, S. 126) bzw. »médecin ordinaire« (Perifano, 1997, S. 137) kann leicht irreführen, ebenso die anderwärts für Bodenstein gebrauchte Bezeichnung »court physician« (Trevor-Roper, 1990, S. 82): Bodenstein diente Ottheinrich laut Bestallung >von Haus aus<, unterlag also keiner ständigen Präsenzpflicht am Hof, sondern reiste nur auf Ottheinrichs Befehl. Im übrigen hatten Bodenstein seine Dienste für Ottheinrich nach Alzey geführt (siehe Nr. 6).
| VL16=1$Joachim Telle$Der Sohn des Theologen Andreas B. (Carolostadius / Karlstadt; 1486−1541) verlebte seine Jugend in Basel (seit 1534 die Wirkungsstätte seines Vaters), erlangte hier an der Univ. die Würden eines Baccalaureus (1546) und Magister artium (1548), dann führten ihn Studien über Freiburg / Br., Leipzig und Mainz nach Ferrara (hier 1550 Promotion zum Dr. med.). Nach Aufenthalt in Wien (1551) stand B. bis spätestens 1559 in Diensten des Pfalzgrafen Ottheinrich (1502−1559, Kf. seit 1556). Dieser alchemoparacelsistisch geneigte Landesherr hatte B. 1553 nicht zum „court physician“ (so Trevor-Roper 1990, 82) bzw. zum „Leibarzt“ und „Kollegen“ des Thomas → Erastus (so Nutton 1995, 112), sondern zum ‚Medicus von Haus aus‘ bestallt und ihn um 1556 mehrmals gantz gnedig zur Paracelsicalektüre ermahnet. Nicht zuletzt aufgrund gewisser Heilerfolge mit Paracelsischer Arznei in Basel (1556) öffnete sich B. zu dieser Zeit der Medicina novaHohenheims, wandelte sich der galenistische Mediziner zu einem heimlichen Junger Paracelsi (B. an Ph. G. Schenck zu Schweinsberg, Basel, 24. 12. 1567. In: CP 1, Nr. 20, 428). Dass er bereits in den „1550er“ Jahren „paracelsische Gedanken und Schriften“ verbreitete (Nutton 1995, 112), ist unzureichend dokumentiert. Unzweifelhaft aber verband sich B.s ‚Paracelsische Wende‘ mit einer Hinwendung zur Alchemia transmutatoria metallorum: Bestärkt von einem Wanderalchemiker (Denis Zecaire ?) und zwei Basler Freunden, von dem markgräflichen Rat Ludwig Wolfgang von Hapsperg und dem Universitätsmathematicus Johannes Acronius (ca. 1520−1563), stilisierte sich B. zu einem Kenner des alchemischen ‚Steins der Weisen‘ (1559/60) und veröffentlichte von 1560 bis zu seinem Tode paracelsische Schriften. </br> B. tat sich als ein erklärter Parteigänger von Johannes Calvin und Théodore de Bèze (Genf) hervor; im Zuge religiös-konfessioneller Kontroversen in Basel bezichtigte er Sebastian → Castellio der Häresie (Pelagianismus) und eines jugendgefährdenden Libertinismus (1563). Zur selben Zeit geriet B. aufgrund seiner Paracelsica Ausg.n mit dem Baseler Consilium facultatis medicae, dem er seit Nov. 1558 angehörte, in schweren Konflikt: Weil er den ‚falschen Lehren‘ Hohenheims anhänge, wurde B. unter maßgeblichem Einfluss von Theodor → Zwinger aus Fakultät und Consilium ausgeschlossen (27. 1. 1564). Der Behauptung, B. habe „iatrochemistry at the University of Basel “ gelehrt (Walton 2000, 319), mangelt fester Anhalt. </br> Seit den 1560er Jahren erblickten viele Angehörige der Respublica medica in B. eine führende Gestalt der sich allmählich formierenden ‚Theophrastisten‘. Er verband seine ärztliche Praxis mit der Präparation chemiatrischer Arzneimittel, widmete sich der laborantischen Goldgewinnung (um 1570 gemeinschaftlich mit Pierre de Grantrye, dem kgl.-frz. Gesandten in ‚Rätien‘), vorab aber einer umfangreichen Paracelsicapublizistik. </br> B. gehörte zu den bekannteren Persönlichkeiten des fnzl. Basel. Allein die stattliche Zahl seiner Dedikationen, gerichtet an weltliche Große (Ks. Maximilian II., Erzhz. Ferdinand II., Cosimo de’ Medici und viele andere Vertreter des höheren Adels), an Angehörige städtischer Führungsschichten, nicht aber an Repräsentanten der humanistischen Bildungselite Hoher Schulen, dokumentiert B.s weitgespanntes und über das dt.sprachige Kulturgebiet hinaus nach Italien und Frankreich reichendes Beziehungsnetz. Namhafte Paracelsisten, Michael → Toxites, Gerhard → Dorn oder Georg Forberger (um 1543−nach 1604), aber auch Samuel Schlegel, Leibarzt des Markgrafen Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach, und weitere ärztliche Praktiker wurden von B. sowohl im Zuge seiner publizistischen Paracelsusoffensive als auch seiner chemiatrischen Praxis unterstützt; mit Leonhard → Thurneisser tauschte B. Briefe. Andererseits erwuchsen B. keineswegs nur unter galenistisch-aristotelischen Schulmedizinern wie Bernhard Dessen manche Gegner, sondern auch unter Paracelsisten, etwa Jacques Gohory. Nach seinem Tode (Basel, Palmsonntag, März 1577) rief Zwinger (nun kein Gegner B.s mehr, sondern ein Paracelsistenförderer) seinem Weggefährten rühmend nach (Epitaphtext, zit. nach Gilly 1977, 97): Adamus a Bodenstein, Theophrasti Paracelsi ut primus sic fidus scitusque et opere et ore interpres, palmam victoriae suae regi triumphanti oblaturus.
| VL16=1$Joachim Telle$Der Sohn des Theologen Andreas B. (Carolostadius / Karlstadt; 1486−1541) verlebte seine Jugend in Basel (seit 1534 die Wirkungsstätte seines Vaters), erlangte hier an der Univ. die Würden eines Baccalaureus (1546) und Magister artium (1548), dann führten ihn Studien über Freiburg / Br., Leipzig und Mainz nach Ferrara (hier 1550 Promotion zum Dr. med.). Nach Aufenthalt in Wien (1551) stand B. bis spätestens 1559 in Diensten des Pfalzgrafen Ottheinrich (1502−1559, Kf. seit 1556). Dieser alchemoparacelsistisch geneigte Landesherr hatte B. 1553 nicht zum „court physician“ (so Trevor-Roper 1990, 82) bzw. zum „Leibarzt“ und „Kollegen“ des Thomas → Erastus (so Nutton 1995, 112), sondern zum ‚Medicus von Haus aus‘ bestallt und ihn um 1556 mehrmals gantz gnedig zur Paracelsicalektüre ermahnet. Nicht zuletzt aufgrund gewisser Heilerfolge mit Paracelsischer Arznei in Basel (1556) öffnete sich B. zu dieser Zeit der Medicina novaHohenheims, wandelte sich der galenistische Mediziner zu einem heimlichen Junger Paracelsi (B. an Ph. G. Schenck zu Schweinsberg, Basel, 24. 12. 1567. In: CP 1, Nr. 20, 428). Dass er bereits in den „1550er“ Jahren „paracelsische Gedanken und Schriften“ verbreitete (Nutton 1995, 112), ist unzureichend dokumentiert. Unzweifelhaft aber verband sich B.s ‚Paracelsische Wende‘ mit einer Hinwendung zur Alchemia transmutatoria metallorum: Bestärkt von einem Wanderalchemiker (Denis Zecaire ?) und zwei Basler Freunden, von dem markgräflichen Rat Ludwig Wolfgang von Hapsperg und dem Universitätsmathematicus Johannes Acronius (ca. 1520−1563), stilisierte sich B. zu einem Kenner des alchemischen ‚Steins der Weisen‘ (1559/60) und veröffentlichte von 1560 bis zu seinem Tode paracelsische Schriften. </br> B. tat sich als ein erklärter Parteigänger von Johannes Calvin und Théodore de Bèze (Genf) hervor; im Zuge religiös-konfessioneller Kontroversen in Basel bezichtigte er Sebastian → Castellio der Häresie (Pelagianismus) und eines jugendgefährdenden Libertinismus (1563). Zur selben Zeit geriet B. aufgrund seiner Paracelsica Ausg.n mit dem Baseler Consilium facultatis medicae, dem er seit Nov. 1558 angehörte, in schweren Konflikt: Weil er den ‚falschen Lehren‘ Hohenheims anhänge, wurde B. unter maßgeblichem Einfluss von Theodor → Zwinger aus Fakultät und Consilium ausgeschlossen (27. 1. 1564). Der Behauptung, B. habe „iatrochemistry at the University of Basel “ gelehrt (Walton 2000, 319), mangelt fester Anhalt. </br> Seit den 1560er Jahren erblickten viele Angehörige der Respublica medica in B. eine führende Gestalt der sich allmählich formierenden ‚Theophrastisten‘. Er verband seine ärztliche Praxis mit der Präparation chemiatrischer Arzneimittel, widmete sich der laborantischen Goldgewinnung (um 1570 gemeinschaftlich mit Pierre de Grantrye, dem kgl.-frz. Gesandten in ‚Rätien‘), vorab aber einer umfangreichen Paracelsicapublizistik. </br> B. gehörte zu den bekannteren Persönlichkeiten des fnzl. Basel. Allein die stattliche Zahl seiner Dedikationen, gerichtet an weltliche Große (Ks. Maximilian II., Erzhz. Ferdinand II., Cosimo de’ Medici und viele andere Vertreter des höheren Adels), an Angehörige städtischer Führungsschichten, nicht aber an Repräsentanten der humanistischen Bildungselite Hoher Schulen, dokumentiert B.s weitgespanntes und über das dt.sprachige Kulturgebiet hinaus nach Italien und Frankreich reichendes Beziehungsnetz. Namhafte Paracelsisten, Michael → Toxites, Gerhard → Dorn oder Georg Forberger (um 1543−nach 1604), aber auch Samuel Schlegel, Leibarzt des Markgrafen Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach, und weitere ärztliche Praktiker wurden von B. sowohl im Zuge seiner publizistischen Paracelsusoffensive als auch seiner chemiatrischen Praxis unterstützt; mit Leonhard → Thurneisser tauschte B. Briefe. Andererseits erwuchsen B. keineswegs nur unter galenistisch-aristotelischen Schulmedizinern wie Bernhard Dessen manche Gegner, sondern auch unter Paracelsisten, etwa Jacques Gohory. Nach seinem Tode (Basel, Palmsonntag, März 1577) rief Zwinger (nun kein Gegner B.s mehr, sondern ein Paracelsistenförderer) seinem Weggefährten rühmend nach (Epitaphtext, zit. nach Gilly 1977, 97): Adamus a Bodenstein, Theophrasti Paracelsi ut primus sic fidus scitusque et opere et ore interpres, palmam victoriae suae regi triumphanti oblaturus.
| Killy=1$Joachim Telle$Der Sohn des Theologen Andreas von Bodenstein (genannt Karlstadt) studierte in Basel (1548: Magister artium), Freiburg i. Br., Leipzig u. Mainz u. erlangte in Ferrara die Würde eines Dr. med. (1550). Nach Aufenthalt in Wien (1551) lebte B. vorab in Basel, trat aber auch ins nähere Blickfeld des späteren pfälz. Kurfürsten Ottheinrich (1502-1559), der B. zum »Diener von Haus aus« bestallte (1553). Sowohl seine lose Zugehörigkeit zum Paracelsistenkreis um Ottheinrich ( Michael Toxites , Alexander von Suchten ) als auch der Umstand, dass ihn Ottheinrich »mehrmals gantz gnedig ermahnet« hatte, »Theophrasti Schrifften zu lesen« (1556), wandelten den galenist. Mediziner in einen »heimlichen Jünger Paracelsi«. Nach seiner Aufnahme in das Basler »Consilium facultatis medicae« (1558) bewirkten jedoch Heilerfolge mit Paracelsischer Arznei (1556), dass sich B. nun offen zur Hohenheim'schen »Medicina nova« bekannte. Er gab seit 1560 zahlreiche Paracelsica heraus, wurde deshalb aus dem galenistisch beherrschten »Consilium« ausgeschlossen (1564) u. entwickelte sich zum führenden Vertreter des oberrhein. Paracelsismus. B., ein entschiedener Parteigänger Calvins, beteiligte sich an religiösen Konflikten in Basel; ferner widmete er sich der chemiatr. Praxis u. Transmutationsalchemie. </br> Fachliterarische Bedeutung aber erlangte B. als ein im Dienst der Lehren Hohenheims wirkender Publizist. Er kompilierte zum Verständnis Paracelsischer Fachtermini ein Onomasticon (Straßb. 1566: Beigabe zu B.s Ausg. des Opus chyrurgicum Hohenheims. Basel 1575: überarb. Separatausg.), mit dem die frühneuzeitl. Paracelsus-Lexikografie ihren Anfang nahm, u. besorgte über 40 Ausgaben paracelsischer Schriften (erschienen 1560 bis 1576). Sie beruhen zwar auf keiner philologisch hochstehenden Leistung; im Verein mit den teilweise von B. unterstützten Paracelsus-Ausgaben des Toxites , Georg Forbergers u. Gerhard Dorns haben sie jedoch Aufkommen u. Fortentwicklung des europ. Paracelsismus maßgeblich gefördert.
| Killy=1$Joachim Telle$Der Sohn des Theologen Andreas von Bodenstein (genannt Karlstadt) studierte in Basel (1548: Magister artium), Freiburg i. Br., Leipzig u. Mainz u. erlangte in Ferrara die Würde eines Dr. med. (1550). Nach Aufenthalt in Wien (1551) lebte B. vorab in Basel, trat aber auch ins nähere Blickfeld des späteren pfälz. Kurfürsten Ottheinrich (1502-1559), der B. zum »Diener von Haus aus« bestallte (1553). Sowohl seine lose Zugehörigkeit zum Paracelsistenkreis um Ottheinrich ( Michael Toxites , Alexander von Suchten ) als auch der Umstand, dass ihn Ottheinrich »mehrmals gantz gnedig ermahnet« hatte, »Theophrasti Schrifften zu lesen« (1556), wandelten den galenist. Mediziner in einen »heimlichen Jünger Paracelsi«. Nach seiner Aufnahme in das Basler »Consilium facultatis medicae« (1558) bewirkten jedoch Heilerfolge mit Paracelsischer Arznei (1556), dass sich B. nun offen zur Hohenheim'schen »Medicina nova« bekannte. Er gab seit 1560 zahlreiche Paracelsica heraus, wurde deshalb aus dem galenistisch beherrschten »Consilium« ausgeschlossen (1564) u. entwickelte sich zum führenden Vertreter des oberrhein. Paracelsismus. B., ein entschiedener Parteigänger Calvins, beteiligte sich an religiösen Konflikten in Basel; ferner widmete er sich der chemiatr. Praxis u. Transmutationsalchemie. </br> Fachliterarische Bedeutung aber erlangte B. als ein im Dienst der Lehren Hohenheims wirkender Publizist. Er kompilierte zum Verständnis Paracelsischer Fachtermini ein Onomasticon (Straßb. 1566: Beigabe zu B.s Ausg. des Opus chyrurgicum Hohenheims. Basel 1575: überarb. Separatausg.), mit dem die frühneuzeitl. Paracelsus-Lexikografie ihren Anfang nahm, u. besorgte über 40 Ausgaben paracelsischer Schriften (erschienen 1560 bis 1576). Sie beruhen zwar auf keiner philologisch hochstehenden Leistung; im Verein mit den teilweise von B. unterstützten Paracelsus-Ausgaben des Toxites , Georg Forbergers u. Gerhard Dorns haben sie jedoch Aufkommen u. Fortentwicklung des europ. Paracelsismus maßgeblich gefördert.
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=== Portraits ===
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Latest revision as of 13:32, 4 May 2024


Adam von Bodenstein war Arzt, Schriftsteller, Herausgeber.
Bodenstein wurde 1528 in Kemberg geboren und starb am 31. März 1577 (Palmsonntag) in Basel.
Familie: Sein Vater war der Theologe Andreas Bodenstein genannt Karlstadt (1486-1541). Bodenstein heiratete 1547 Esther Wyss (gest. 1564) und 1565 Maria Jacobea Schenck zu Schweinsberg (gest. 1618). Er hatte mindestens 15 Kinder.
Vita: Ab ca. 1544 Studium der Medizin in Basel (dort 1548 Magister artium), in Ferrara 1550 Promotion zum Doktor der Medizin. 1551 Aufenthalt in Wien, ab 1553 als "Diener von Haus aus" (das heißt: ohne ständige Präsenzpflicht am Hof) tätig für Ottheinrich, Pfalzgraf bei Rhein (1502-1559, seit 1556 Kurfürst von der Pfalz). 1558 wurde Bodenstein in das Basler Consilium facultatis medicae aufgenommen. Bodenstein beteiligte sich in Basel an Religionsstreitigkeiten, ergriff Partei für Jean Calvin und Théodore de Bèze und bezichtigte in diesem Zusammhang Sebastian Castellio der Häresie. Wegen Bodensteins Herausgabe zahlreicher Paracelsus-Schriften kam es zum Konflikt mit der medizinischen Fakultät, aus der er 1564 ausgeschlossen wurde. An diesem Beschluss war maßgeblich Theodor Zwinger beteiligt. Auf der Flucht vor der Pest hielt er sich 1564 in Frankfurt am Main auf, wo er mehrere Patienten behandelte. Bodenstein starb 1577 in Basel an der Pest.
Veröffentlichungen: Bodenstein veröffentlichte zunächst 1557 die deutsche Übersetzung einer Practica von Luca Gaurico (Weyssagung Sibylle Tyburtine) sowie eine astromedizinische Schrift über das Podagra. 1559 folgten alchemistische Texte (Isagoge). Abgesehen von einer Schrift zur Bekämpfung der Pest (1577), veröffentlichte Bodenstein von 1560 bis 1576 ausschließlich Paracelsische Schriften in über 40 Ausgaben sowie ein Paracelsus-Lexikon (Onomasticon, 1566/1575).
Paracelsismus: Um 1556 wurde Bodenstein in Basel durch eine von Cyriacus Leger stammende paracelsische Arznei geheilt und zur gleichen Zeit von Pfalz Ottheinrich ermuntert, "Theophrasti Schrifften zu lesen"; dies führte zu Bodensteins 'Paracelsischer Wende', verbunden mit einer Beschäftigung mit transmutatorischer Alchemie. Paracelsus blieb in Bodensteins Schriften bis 1559 ungenannt. 1560 begann er mit der Herausgabe zahlreicher Schriften des Paracelsus (und Pseudo-Paracelsus). Bodenstein war vor der Herausgabe der nicht-theolgischen Schriften durch Johann Huser (1589-1591) neben Michael Toxites der wichtigste Herausgeber Paracelsischer Schriften.
Netzwerk: In seiner Jugend (1542) Bekanntschaft mit dem Basler Wundarzt Jost Stöckli. Tätigkeit am Hofe von Ottheinrich von der Pfalz (ab 1553). Heilung durch Cyriacus Leger. In Basel beschäftigte sich Bodenstein Anfang der 1560er Jahre gemeinsam mit Ludwig Wolfgang von Hapsperg und Johannes Acronius intensiv mit Alchemie und schloss Bekanntschaft mit Denis Zecaire. Um 1570 widmete er sich gemeinsam mit dem französischen Gesandten Pierre de Grantrye und auf dessen Kosten der praktischen Alchemie (Goldgewinnung). Dieser strengte 1572/73 in Basel einen Prozess auf Schadenersatz gegen Bodenstein an. Bodenstein unterhielt zu vielen bekannten Persönlichkeiten Basels und widmete seine Werke zahlreichen Adligen. Ein Briefwechsel verband ihn mit den Brüden Alexander und Leonhard Thurneisser. Persönliche Bekanntschaft verband Bodenstein mit Paracelsisten wie Alexander von Suchten, Johann Huser, Michael Toxites, Samuel Schlegel, Gerhard Dorn, Georg Forberger und anderen. Eine enge Zusammenarbeit verband ihn mit dem Basler Drucker Pietro Perna. Zu Bodensteins Gegnern zählte zunächst Theodor Zwinger (der seine Haltung später änderte), dann Bernhard Dessenius und Jacques Gohory.
Lit.: CP 1, 104-110 (Biographie). - Killy 1, ## (Joachim Telle). - VL Frühe Neuzeit 1, ## (Joachim Telle).

Adam von Bodenstein

Physician, editor of Paracelsus

born 1528 in Kemberg
died 31 March 1577 in Basel




Education and Professional activity

University education

  • Basel, University: immatriculated 1537/38 (“Adam Botensteinius, filius rectoris”), student since at least 1544, Baccalaureus artium 1546, Magister artium 1548, then student of medicine
  • Ferrara, University, Doctor of medicine 1550

Professional activity

  • 1551 in Vienna
  • until 1558 or 1559 in the service of Otto Henry, Elector Palatine‏‎, as physician "von Haus aus"
  • 1558 member of the Basel Consilium medicorum
  • 1564 expelled from the medical faculty of the University of Basel and the Consilium medicorum as a fanatical follower of Paracelsus
  • 1564, following the death of his wife and several children, he moved to Frankfurt am Main to wait for the decline of the plague
  • 1572 Citizen of Basel with his sons Asarias and Georg Simon

Network

Bodenstein was a follower of Johannes Calvin and Théodore de Bèze. Since November 1558, he was a member of the 'Consilium facultatis medicae' at the University of Basel. In 1563, he accused Sebastian Castellio of heresy (Pelagianism) and libertinism. In 1564, he was excluded from the faculty and the consilium due to his Paracelsian publications.

In Basel, until his death, he worked as a physician. He engaged in alchemical laboratory activities, among others, with Pierre de Grantrye, the royal French envoy in Switzerland.

He dedicated his books to members of the higher nobility and to members of urban leadership classes. He had connections to notable Paracelsists (Michael Toxites, Gerhard Dorn, Georg Forberger) and physicians (Samuel Schlegel). He also engaged in correspondence with Leonhard Thurneisser.

Among Bodenstein's opponents were the Galenist Bernhard Dessenius and the Paracelsist Jacques Gohory. His old adversary, Theodor Zwinger, who became a Paracelsist in his later years, composed an epitaph for Bodenstein.

Writings

Publications:

Manuscripts:

Letters:

  • to Theodor Zwinger (November 14, 1576); Basel, University Library, Ms. Frey-Gryn. II 28, 20; autograph
  • to Otto Henry, Elector Palatine, 1554; Dresden, State and University Library, Msc. J 345, 246−248; copy

Online Sources

Wikipedia

Dictionaries

Genealogy

Portraits

Printed Sources

Dictionaries

Main Sources

  • Albrecht Burckhardt, Geschichte der Medizinischen Fakultät zu Basel 1460-1900, Basel: Friedrich Reinhardt 1917, 56-59 (xbg9AAAAYAAJ)
  • Alfredo Perifano: Considérations autour de la question du Paracelsisme en Italie au XVIe Siècle. Les Dédicaces d’A. de B. au Doge de Venise et à Côme Ier de Médicis. In: BHR 62 (2000), 49−61
  • Alfredo Perifano, Les deux dédicaces d´Adam de Bodenstein au De vita longa de Paracelse. In: Chrysopoeia 5 (1992/1996), 471–491
  • Otmar Gratzl, ‘Adam von Bodenstein, die Neuburger Paracelsus-Manuskripte und die Paracelsus-Erstdrucke in Basel’, in: Neuburger Kollektaneenblatt 170 (2022), 42-54
  • Frank Hieronymus, Theophrast und Galen - Celsus und Paracelsus, 2005
  • Carlos Gilly, ‘Basel rehabilitiert Paracelsus (1493-1541)’, in Basler Stadtbuch 1993, 1994, 35-41
  • CP 1, 104−544

Pre-1800

  • Simler, Bibl. germ. epit.
  • De Thou, Analecta
  • Aug. Thuanus, Historia
  • Gesner, Bibliotheca
  • Adrian. Beyer, nomenclat. Prof. Med. Jenens. n. 8
  • Teissier, Eloges t. 3, 135
  • Thuan. & Teissier in addit. Tom. I. p. 476
  • Mercklin, Linden. renov. 7
  • Aelia Laelia Crispis Epitaphium, Dundrechti 1618, 53
  • Haller, Bibl. med.
  • Nathan Chytraeus, Variorum in Europa itinerum deliciae, Herborn: Christoph Rab 1594, 568 (VD16 C 2802; 2wlnAAAAcAAJ); idem, Variorum in Eurioa itinerum deliciae, 2nd ed., Herborn: Christoph Rab 1599, 439 (VD16 C 2803; 2wlnAAAAcAAJ); idem, Variorum in Europa itinerum deliciae, 3rd ed., Herborn: Christoph Rab 1606, 439 (VD17 23:249222C; j1xCAAAAcAAJ)
  • Simon Grunaeus, Basiliensium Monumentor[um] Antigrapha, Liegnitz: Nicolaus Schneider 1602, 53 (VD17 39:121292E; L2jX6UVw5RcC)
  • Melchior Adam, Vitae Germanorum medicorum, Heidelberg: Jonas Rosa 1620, 231-233 (Ops5AAAAcAAJ); idem, Dignorum laude virorum, Quos Musa vetat mori, immortalitas, 3rd ed., Frankfurt am Main: Johann Maximilian von Sande 1705, ‘Vitae Germanorum medicorum’, 104 (Qm1UAAAAYAAJ)
  • Johann Georg Groß, Urbis Basil[iensis] epitaphia et inscriptiones omnium templorum, Basel: Johann Jacob Genath 1622, 150 (YB1CAAAAcAAJ); reprinted Basel 1623 (xT0PAAAAQAAJ), Basel 1624, Basel 1625, Basel 1626
  • Johannes Tonjola, Basilea sepulta retecta continuata, Basel: Emanuel König 1661, 128 (lG0-OWUgJYwC)
  • Philippe Labbé, Thesaurus epitaphiorum veterum ac recentium, Paris: Simon Bernard 1666, 485 (DkpoAAAAcAAJ); idem, Paris: Daniel Horthemels 1686, 485 (7MFCAAAAcAAJ)
  • Otto Aicher, Theatrum funebre, Salzburg: Johann Baptist Mayr 1675, 321 (3_c_XsV2Z8YC)
  • Paul Freher, Theatrum virorum eruditione clarorum, Nuremberg: Johann Hofmann 1688, 1273-1274 (47fPb1PJNqUC)
  • Elogium et coemeterium medicorum, Prague: Daniel Michalak 1688, sig. B5v-B6r (RMNdAAAAcAAJ)
  • Vincenzo Coronelli, Biblioteca universale sacro-profana, antico-moderna, v. 6, Venice: Accademia degli Argonauti 1706, col. 345-347 n° 1146 (zbvhDMDXqHAC)
  • Jacobus de Richebourcq, Ultima verba factaque et ultimae voluntates morientium, Amsterdam: J. F. Lucas 1721, 43 (HrZQAAAAcAAJ)
  • Jacob Brucker, Kurtze Fragen Aus der Philosophischen Historie, v. 6, Ulm: Daniel Bartholomäi 1735, 1124-1125 (ibFVL4cXSwsC)
  • Hans Jacob Leu, idem, Allgemeines Helvetisches, Eydgenößisches, Oder Schweitzerisches Lexicon, v. 4, Zürich: Hans Ulrich Denzler 1750, 163-164 (809BAAAAcAAJ)
  • [Johann Martin Meyling], Leben und Schriften verstorbener besonders auswärtiger Gelehrten, Berlin: Gottlieb August Lange 1756, 93 n° 58 (W85IAAAAcAAJ)
  • Nicolas François Joseph Eloy, Dictionnaire historique de la médecine, v. 1, Liège: J. F. Bassompierre 1755, 158-159; oMiwfC-34EQC; idem, Dictionnaire historique de la médecine, v. 1, Paris: Hochereau 1756, 158-159 (QwAHAAAAcAAJ); idem, Dizionario storico della medicina, v. 1, Naples: Benedetto Gessari 1761, 381-383 (8pH_8xrCdP0C); idem, Dictionnaire historique de la médecine ancienne et moderne, v. 1, Mons: H. Hoyois 1778, 366-367 (Ji5VAAAAcAAJ)
  • Joseph Barthélemy François Carrère, Bibliotheque littéraire, historique et critique de la médecine ancienne et moderne, v. 1, Paris: Ruault 1776, 513-514 (jw5AAAAAcAAJ)
  • Salomon Theophilus de Meza, Tentamen historiae medicae, v. 1, Copenhagen: C. G. Proft 1795, 197 n° 14 (EjElCXcqXYsC)

Other

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  • Paul Burckhardt, ‘David Joris und seine Gemeinde in Basel’, in: Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 48 (1949), 5-106, esp. 56-57, 89; https://doi.org/10.5169/seals-116206
  • Edmund Weber, Johann Arndts vier Bücher vom wahren Christentum als Beitrag zur protestantischen Irenik des 17. Jahrhunderts: Eine quellenkritische Untersuchung, Marburg: Elwert 1969, 29, 32, 195
  • Felix Stähelin, ‘Ein populärmedizinische Schrift aus dem alten Basel’, in: Sonntagsblatt der Basler Nachrichten, 1913, n° 38, 151-152
  • Karl Schottenloher: Pfalzgraf Ottheinrich u. das Buch. Münster 1927, s. v.
  • Will-Erich Peuckert: Pansophie, s. v.
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