Biographical Dictionary

From Theatrum Paracelsicum
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Abraham Behem war Arzt.
Behem wurde wohl um 1545 in Görlitz geboren. Er starb am 31. März 1599 in Görlitz.
Familie: Abraham Behem war der Sohn des Görlitzer Apothekers Georg Böhm und dessen 1583 gestorbener Frau (Name unbekannt). Behem hatte einen Bruder Hans und eine Schwester Sara. Diese war verheiratet mit Michael Scholz bzw. Michael Weißscholz, einem Stiefbruder von Bartholomäus Scultetus (Bartholomäus’ Vater Martin, 1467-1558, führte neben dem Familiennamen Scholz auch den Namen Weißscholz). Abraham Behem war verheiratet mit Helene, verwitwete Theisener (Teisner, Theisner, Theißner), Tochter des Stadtschreibers Paul Schneider (gest. 1545).
Vita: Behem studierte ab 1563/64 in Basel Medizin, wo er gemeinsam mit Fabian von Weißenfels aus Meißen immatrikuliert wurde. Spätestens ab Ende der 1560er Jahre war er in Görlitz als Arzt tätig; Anna von Sachsen erkundigte sich gelegentlich nach einer Rezeptur, mit der er den kurfürstlich-sächsischen Rat Christoph von Carlowitz (1507-1578) behandelt hatte.
Paracelsismus: Behem gehörte in den 1560er Jahren in Görlitz zu einem Kreis von Anhängern des Paracelsus, den Bartholomäus Scultetus 1570 in seinem Tagebuch wohl scherzhaft als "Collegium medicorum sectae Paracelsi" bezeichnete. Diesem Kreis gehörten laut Scultetus zum einen Abraham Behem und Georg Roth, zum anderen Johannes Hiller und Franz Kretschmer und drittens Martin Faber (Schmidt) aus Königsberg "mit seinen gesellen" an.
Netzwerk: Behem wurde 1563/64 gemeinsam mit Fabian von Weißenfels in Basel immatrikuliert. In Begleitung von Georg Marquard suchten sie 1564 Conrad Gessner auf; alle drei trugen sich in dessen Stammbuch ein. 1590 war Behem zu Gast im Convivium Musicum des Bartholomäus Scultetus, mit dem er entfernt verwandt war. Im Jahr 1579 verfasste Behem einen an Valentin Weigel gerichteten Brief, in dem er zu theologischen Fragen Stellung nimmt; eine persönliche Bekanntschaft mit Weigel ist nicht gesichert.
Behem ist nicht identisch mit Abraham Böhm aus Görlitz (Sohn von Franz Böhm), 1555-1569 Cancellarius des Kollegiatsstift St. Petri in Bautzen. — Mit ziemlicher Sicherheit unzutreffend ist die Identifizierung des Schreibers “MAB” (Leiden, Voss. chym. F.18) mit Abraham Behem.
Lit.: Ernst Koch, Moskowiter in der Oberlausitz, in: Neues Lausitzisches Magazin 83 (1907), 1-90, esp. 75 n.2. — Max Gondolatsch, Der Personenkreis um das Görlitzer Convivium, in: Neues Lausitzisches Magazin 112 (1936), 76-155, esp. 101 n° 30. — Richard J. Durling, Conrad Gesner's Liber amicorum 1555-1565, in: Gesnerus 22:3-4 (1965), 134-159, esp. 136. — CP 3, 525-526, 788. — Andrew Weeks, Boehme’s Life and Times before 1613, in: Jacob Boehme, Aurora, ed. Andrew Weeks, Leiden/Boston 2013, 5-12. — Leigh T.I. Penman, Boehme’s Intellectual Networks and the Heterodox Milieu of His Theosophy, 1600–1624, in: An Introduction to Jacob Boehme, ed. Ariel Hessayon and Sarah Apetrei, New York/London 2014, 57-76, esp. 59, 68.
Adam von Bodenstein war Arzt, Schriftsteller, Herausgeber.
Bodenstein wurde 1528 in Kemberg geboren und starb am 31. März 1577 (Palmsonntag) in Basel.
Familie: Sein Vater war der Theologe Andreas Bodenstein genannt Karlstadt (1486-1541). Bodenstein heiratete 1547 Esther Wyss (gest. 1564) und 1565 Maria Jacobea Schenck zu Schweinsberg (gest. 1618). Er hatte mindestens 15 Kinder.
Vita: Ab ca. 1544 Studium der Medizin in Basel (dort 1548 Magister artium), in Ferrara 1550 Promotion zum Doktor der Medizin. 1551 Aufenthalt in Wien, ab 1553 als "Diener von Haus aus" (das heißt: ohne ständige Präsenzpflicht am Hof) tätig für Ottheinrich, Pfalzgraf bei Rhein (1502-1559, seit 1556 Kurfürst von der Pfalz). 1558 wurde Bodenstein in das Basler Consilium facultatis medicae aufgenommen. Bodenstein beteiligte sich in Basel an Religionsstreitigkeiten, ergriff Partei für Jean Calvin und Théodore de Bèze und bezichtigte in diesem Zusammhang Sebastian Castellio der Häresie. Wegen Bodensteins Herausgabe zahlreicher Paracelsus-Schriften kam es zum Konflikt mit der medizinischen Fakultät, aus der er 1564 ausgeschlossen wurde. An diesem Beschluss war maßgeblich Theodor Zwinger beteiligt. Auf der Flucht vor der Pest hielt er sich 1564 in Frankfurt am Main auf, wo er mehrere Patienten behandelte. Bodenstein starb 1577 in Basel an der Pest.
Veröffentlichungen: Bodenstein veröffentlichte zunächst 1557 die deutsche Übersetzung einer Practica von Luca Gaurico (Weyssagung Sibylle Tyburtine) sowie eine astromedizinische Schrift über das Podagra. 1559 folgten alchemistische Texte (Isagoge). Abgesehen von einer Schrift zur Bekämpfung der Pest (1577), veröffentlichte Bodenstein von 1560 bis 1576 ausschließlich Paracelsische Schriften in über 40 Ausgaben sowie ein Paracelsus-Lexikon (Onomasticon, 1566/1575).
Paracelsismus: Um 1556 wurde Bodenstein in Basel durch eine von Cyriacus Leger stammende paracelsische Arznei geheilt und zur gleichen Zeit von Pfalz Ottheinrich ermuntert, "Theophrasti Schrifften zu lesen"; dies führte zu Bodensteins 'Paracelsischer Wende', verbunden mit einer Beschäftigung mit transmutatorischer Alchemie. Paracelsus blieb in Bodensteins Schriften bis 1559 ungenannt. 1560 begann er mit der Herausgabe zahlreicher Schriften des Paracelsus (und Pseudo-Paracelsus). Bodenstein war vor der Herausgabe der nicht-theolgischen Schriften durch Johann Huser (1589-1591) neben Michael Toxites der wichtigste Herausgeber Paracelsischer Schriften.
Netzwerk: In seiner Jugend (1542) Bekanntschaft mit dem Basler Wundarzt Jost Stöckli. Tätigkeit am Hofe von Ottheinrich von der Pfalz (ab 1553). Heilung durch Cyriacus Leger. In Basel beschäftigte sich Bodenstein Anfang der 1560er Jahre gemeinsam mit Ludwig Wolfgang von Hapsperg und Johannes Acronius intensiv mit Alchemie und schloss Bekanntschaft mit Denis Zecaire. Um 1570 widmete er sich gemeinsam mit dem französischen Gesandten Pierre de Grantrye und auf dessen Kosten der praktischen Alchemie (Goldgewinnung). Dieser strengte 1572/73 in Basel einen Prozess auf Schadenersatz gegen Bodenstein an. Bodenstein unterhielt zu vielen bekannten Persönlichkeiten Basels und widmete seine Werke zahlreichen Adligen. Ein Briefwechsel verband ihn mit den Brüden Alexander und Leonhard Thurneisser. Persönliche Bekanntschaft verband Bodenstein mit Paracelsisten wie Alexander von Suchten, Johann Huser, Michael Toxites, Samuel Schlegel, Gerhard Dorn, Georg Forberger und anderen; Michael Toxites hatte sich um 1562/63 in Basel bei Bodenstein aufgehalten und sah sich selbst als dessen Schüler. Eine enge Zusammenarbeit verband ihn mit dem Basler Drucker Pietro Perna. Zu Bodensteins Gegnern zählte zunächst Theodor Zwinger (der seine Haltung später änderte), dann Bernhard Dessenius und Jacques Gohory.
Lit.: CP 1, 104-110 (Biographie). - CP 2, 87. - Killy 1, ## (Joachim Telle). - VL Frühe Neuzeit 1, ## (Joachim Telle).