Difference between revisions of "Biographies/Theodor Birckmann"

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| CP1=658-659$ZUM VERFASSER Der Anonymus unterhielt Beziehungen mit Paracelsicabesitzern, sorgte für die Drucklegung der Paracelsischen Tractate und teilte Zielsetzungen humanistischer Texteditoren; wohl identisch mit dem Tractate-Herausgeber. Spezifisch medizinisch-naturkundliche Gegenstände formulierte er in seiner »Ermanung« nicht. </br> Zur Verfasser- und Herausgeberfrage hielt Sudhoff (1894, S. 99) umstandslos Folgendes fest: »Inhaber der Verlagsfirma >Erben Arnoldi Byrckmanni< waren damals die Geschwister Johann [1527-1572], Barbara und Theodor Birckmann; als Anhänger der Medicin Hohenheim's war Dr. Theodor Birckmann damals allgemein bekannt und ihn haben wir als Verfasser der Vorrede [d. h. der »Ermanung«] und Herausgeber dieses [der Tractate] und der folgenden [im Birckmann-Verlag erschienenen] Bücher [Hohenheims] zu betrachten«. Im Anschluß an dieses von SudhofT in seiner Paracelsusausgabe wiederholte Urteil (Einleitung, in: Paracelsus, ed. Sudhoff, Bd. 1, 1929, S. XXXVIII) galt fortan die Ansicht, daß Th. Birckmann hinter den im Birckmann-Verlag erschienenen Paracelsusausgaben stehe (so z.B. Norpoth, 1968, S.98; Neumann, 1994, S. 115, 117) und von ihm im Zuge seiner herausgeberischen Tätigkeiten die »Ermanung« verfaßt worden sei (so z. B. Strebel, 1947, S. 120). </br> Birckmann, Theodor (geb. am 21. Dezember 1534 zu Köln; gest. am 15. September 1586 ebendort): Nach Studien in Köln (immatrikuliert 1551) reiste B. während der Jahre 1555 bis 1557 zusammen mit Felix Platter durch Frankreich (Platter, Tagebuch, ed. Lötscher, 1976, s.v.) und studierte in Montpellier Medizin (immatrikuliert 1555; vgl. Dulieu, 1979, II, S. 364). Es folgten Studien in Padua und Promotion (Bologna 1558). B. wirkte dann als Arzt in Köln. Einblick in seine therapeutische Praxis bietet ein Brief von H. Euerwein (an Anna von Palland, Köln 1565, in: B. Dessen, Medicinae veteris [...] defensio, 1573, S. 166-168: Behandlung des Johann von Palland) und ein Bericht des Arztes Tilmann (befindlich im Werk von W. Fabry; vgl. Jütte, 1991, S. 139f.). Er gehörte zusammen mit dem Universitätsmediziner Hubertus Faber, mit Johann Echt und dem entschiedenen Antiparacelsisten Bernhard Dessen zu den Schöpfern der Kölner Pharmakopoe von 1565 (.Dispensarium, Köln 1565; vgl. Dann, 1969, S. 62) und produzierte in großen Mengen ein bestimmtes (in pharmazeutischen Fachschriften bis ins 20. Jh. aktuell gebliebenes) Magenpulver, das »Pulvis stomachicus Birckmanni «: »Is singulis annis parabat huius pulveris plusquam sexaginta aut octuaginta libras tanti cum faciebat ad medicinae usum« (J. Quercetanus, Pharmacopoea, Paris 1607, S. 377f.; zit. nach Jütte, 1991, S. 253). </br> Was B.s Beteiligung am familiären Buchgeschäft anbelangt, so ging die Birckmannsche Firma erst nach dem Tode Arnold B.s d. J. (gest. 1576) an Theodor B. und Schwester Barbara über (Benzing, 1982, S. 239); 1582 übertrug B. seinen Firmenanteil an Arnold Mylius, den Mann seiner Schwester Barbara (Corsten, 1962/1985, S. 265f.). </br> Greifbar sind mit B.s Namen verknüpfte Kurztexte (Erlangen, UB, Ms. 999, S. 230: »Praeparatio [...] â Johanne Montano per D. Birckmannum exorta«; Ms. 1165, Bl. 3; Heidelberg, UB, Cpg. 843, 16. Jh., Fasz. 13, Bl. 10r; Fasz. 16, Bl. 27r), ferner eine Paracelsica-Sammelhandschrift mit einer Von der Pergsucht-Abschñíi, die nach einer Vorlage aus dem Besitz B.s entstanden ist (Paracelsus, ed. Sudhoff, Bd. 1, 1929, S. XXIX: Halle, Bibliothek der Marienkirche, Ms. 34 [heute: Ms. 70]: »ex libris manuscriptis Theodori Birckmannj Agrippinatis M. D. 1563«), Umfängliche Schriften aus der Feder B.s scheinen nicht bekannt. - Überreste seines Briefwechsels mit Felix Platter und Theodor Zwinger bewahrt die UB Basel; vgl. Die Amerbachkorrespondenz, Bd.X/2, hrsg. von Beat Rudolf Jenny, Basel 1995, S. 697-701 (Regest von sechs Briefen). </br> B.s Paracelsismus hinterließ in seiner Magenpulverrezeptur oder in dem Kölner Dispensarium keine Spur. Doch hatte sich B. nach Zeugnis des Petrus Reidanus (Aecloga, in: B. Dessen, Medicinae veteris [...] defensio, Köln 1573, übersetzt von Th. Husemann, zit. nach Norpoth, 1952, S. 4) der Chemiatrie geöffnet: »Wenn ich mitunter mich nahe den Mauern der mächtigen Großstadt, Sprech' ich bei Birckmann vor, bei dem Kenner von seltenen Künsten, Und ich schaue den Mann, der Natur Arkana ergründend, Wunder erfahre ich viele durch ihn von den chemischen Künsten.« </br> B. nahm offenbar im Streit zwischen G. Phaedro und Kölner Antiparacelsisten (1565) für den erklärten Paracelsisten Partei (Dessen, ebd., Kap. 73). Nach einem Selbstzeugnis von Hans Khevenhüller (Tagebuch, zit. von Neumann, 1994, S. 117, bzw. ders., 1997, S. 79) hatte er Khevenhüller zu Speyer im November 1570 »durch medicinas theophrasticas« von einem »brustschaden« geheilt, und 1579 berichtete J. Posthius nach seinem Treffen mit Β. (Brief an J. Camerarius d. J., Köln, 19. Juni 1579; Karrer, 1993, Nr. 105, S. 205), B. richte sein Augenmerk »allein auf die Chemie«, so daß am Paracelsismus B.s schwerlich zu zweifeln ist. Von dem Alchemoparacelsisten B. G. Penot (Epistola an J. Arndt, in: Paracelsus, Centum quindecim curationes, ed. Penot, 1582, S. 77) wurde B. schon zu Lebzeiten als ein tüchtiger >Spagyriker< (Alchemomediziner) anerkannt (zusammen mit P. Severinus, M. Neander, Th. Zwinger). </br> Hingegen ist seine Urheberschaft der »Ermanung« (1564) gänzlich ungesichert. Auch die übliche (durch Sudhoff, 1893, S.405; ders., 1894, und durch Sudhoffs Paracelsusausgabe in der neueren Historiographie allgegenwärtige) Behauptung, die zwölf Paracelsicadrucke des Birckmann- Verlags (erschienen 1564 bis 1570) seien großteils Resultate der editorischen Tatkraft B.s, bzw. die gleichsinnige Feststellung, B. habe »unter anderem« (!) auch »paracelsische Schriften« herausgegeben (Braun, 1988, S. 152, siehe auch S. 150), kann keineswegs für hinreichend gesichert gelten. Im übrigen scheint zwischen B.s Wirken in Köln und der (spätestens seit 1585 erfolgten) Förderung der Paracelsusausgabe Johann Husers durch den Kölner Erzbischof Ernst von Bayern (1554-1612; vgl. Teile, 1992, S.207f.) kein Zusammenhang zu bestehen. </br> Lit.: Strebel (1947); Norpoth (1952), S.4; ders. (1953), S. 134-138; NDB, Bd. 2 (1955), S.254f. (J. Benzing); Norpoth (1968); Benzing (1977), Sp. 1100, s.v. Arnold Birckmann; ders. (1982), S.239, Nr.29. - Eine eindringendere Studie zum Leben und Werk Th. Birckmanns fehlt.   
| CP1=658-660$ZUM VERFASSER Der Anonymus unterhielt Beziehungen mit Paracelsicabesitzern, sorgte für die Drucklegung der Paracelsischen Tractate und teilte Zielsetzungen humanistischer Texteditoren; wohl identisch mit dem Tractate-Herausgeber. Spezifisch medizinisch-naturkundliche Gegenstände formulierte er in seiner »Ermanung« nicht. </br> Zur Verfasser- und Herausgeberfrage hielt Sudhoff (1894, S. 99) umstandslos Folgendes fest: »Inhaber der Verlagsfirma >Erben Arnoldi Byrckmanni< waren damals die Geschwister Johann [1527-1572], Barbara und Theodor Birckmann; als Anhänger der Medicin Hohenheim's war Dr. Theodor Birckmann damals allgemein bekannt und ihn haben wir als Verfasser der Vorrede [d. h. der »Ermanung«] und Herausgeber dieses [der Tractate] und der folgenden [im Birckmann-Verlag erschienenen] Bücher [Hohenheims] zu betrachten«. Im Anschluß an dieses von SudhofT in seiner Paracelsusausgabe wiederholte Urteil (Einleitung, in: Paracelsus, ed. Sudhoff, Bd. 1, 1929, S. XXXVIII) galt fortan die Ansicht, daß Th. Birckmann hinter den im Birckmann-Verlag erschienenen Paracelsusausgaben stehe (so z.B. Norpoth, 1968, S.98; Neumann, 1994, S. 115, 117) und von ihm im Zuge seiner herausgeberischen Tätigkeiten die »Ermanung« verfaßt worden sei (so z. B. Strebel, 1947, S. 120). </br> Birckmann, Theodor (geb. am 21. Dezember 1534 zu Köln; gest. am 15. September 1586 ebendort): Nach Studien in Köln (immatrikuliert 1551) reiste B. während der Jahre 1555 bis 1557 zusammen mit Felix Platter durch Frankreich (Platter, Tagebuch, ed. Lötscher, 1976, s.v.) und studierte in Montpellier Medizin (immatrikuliert 1555; vgl. Dulieu, 1979, II, S. 364). Es folgten Studien in Padua und Promotion (Bologna 1558). B. wirkte dann als Arzt in Köln. Einblick in seine therapeutische Praxis bietet ein Brief von H. Euerwein (an Anna von Palland, Köln 1565, in: B. Dessen, Medicinae veteris [...] defensio, 1573, S. 166-168: Behandlung des Johann von Palland) und ein Bericht des Arztes Tilmann (befindlich im Werk von W. Fabry; vgl. Jütte, 1991, S. 139f.). Er gehörte zusammen mit dem Universitätsmediziner Hubertus Faber, mit Johann Echt und dem entschiedenen Antiparacelsisten Bernhard Dessen zu den Schöpfern der Kölner Pharmakopoe von 1565 (.Dispensarium, Köln 1565; vgl. Dann, 1969, S. 62) und produzierte in großen Mengen ein bestimmtes (in pharmazeutischen Fachschriften bis ins 20. Jh. aktuell gebliebenes) Magenpulver, das »Pulvis stomachicus Birckmanni «: »Is singulis annis parabat huius pulveris plusquam sexaginta aut octuaginta libras tanti cum faciebat ad medicinae usum« (J. Quercetanus, Pharmacopoea, Paris 1607, S. 377f.; zit. nach Jütte, 1991, S. 253). </br> Was B.s Beteiligung am familiären Buchgeschäft anbelangt, so ging die Birckmannsche Firma erst nach dem Tode Arnold B.s d. J. (gest. 1576) an Theodor B. und Schwester Barbara über (Benzing, 1982, S. 239); 1582 übertrug B. seinen Firmenanteil an Arnold Mylius, den Mann seiner Schwester Barbara (Corsten, 1962/1985, S. 265f.). </br> Greifbar sind mit B.s Namen verknüpfte Kurztexte (Erlangen, UB, Ms. 999, S. 230: »Praeparatio [...] â Johanne Montano per D. Birckmannum exorta«; Ms. 1165, Bl. 3; Heidelberg, UB, Cpg. 843, 16. Jh., Fasz. 13, Bl. 10r; Fasz. 16, Bl. 27r), ferner eine Paracelsica-Sammelhandschrift mit einer Von der Pergsucht-Abschñíi, die nach einer Vorlage aus dem Besitz B.s entstanden ist (Paracelsus, ed. Sudhoff, Bd. 1, 1929, S. XXIX: Halle, Bibliothek der Marienkirche, Ms. 34 [heute: Ms. 70]: »ex libris manuscriptis Theodori Birckmannj Agrippinatis M. D. 1563«), Umfängliche Schriften aus der Feder B.s scheinen nicht bekannt. - Überreste seines Briefwechsels mit Felix Platter und Theodor Zwinger bewahrt die UB Basel; vgl. Die Amerbachkorrespondenz, Bd.X/2, hrsg. von Beat Rudolf Jenny, Basel 1995, S. 697-701 (Regest von sechs Briefen). </br> B.s Paracelsismus hinterließ in seiner Magenpulverrezeptur oder in dem Kölner Dispensarium keine Spur. Doch hatte sich B. nach Zeugnis des Petrus Reidanus (Aecloga, in: B. Dessen, Medicinae veteris [...] defensio, Köln 1573, übersetzt von Th. Husemann, zit. nach Norpoth, 1952, S. 4) der Chemiatrie geöffnet: »Wenn ich mitunter mich nahe den Mauern der mächtigen Großstadt, Sprech' ich bei Birckmann vor, bei dem Kenner von seltenen Künsten, Und ich schaue den Mann, der Natur Arkana ergründend, Wunder erfahre ich viele durch ihn von den chemischen Künsten.« </br> B. nahm offenbar im Streit zwischen G. Phaedro und Kölner Antiparacelsisten (1565) für den erklärten Paracelsisten Partei (Dessen, ebd., Kap. 73). Nach einem Selbstzeugnis von Hans Khevenhüller (Tagebuch, zit. von Neumann, 1994, S. 117, bzw. ders., 1997, S. 79) hatte er Khevenhüller zu Speyer im November 1570 »durch medicinas theophrasticas« von einem »brustschaden« geheilt, und 1579 berichtete J. Posthius nach seinem Treffen mit Β. (Brief an J. Camerarius d. J., Köln, 19. Juni 1579; Karrer, 1993, Nr. 105, S. 205), B. richte sein Augenmerk »allein auf die Chemie«, so daß am Paracelsismus B.s schwerlich zu zweifeln ist. Von dem Alchemoparacelsisten B. G. Penot (Epistola an J. Arndt, in: Paracelsus, Centum quindecim curationes, ed. Penot, 1582, S. 77) wurde B. schon zu Lebzeiten als ein tüchtiger >Spagyriker< (Alchemomediziner) anerkannt (zusammen mit P. Severinus, M. Neander, Th. Zwinger). </br> Hingegen ist seine Urheberschaft der »Ermanung« (1564) gänzlich ungesichert. Auch die übliche (durch Sudhoff, 1893, S.405; ders., 1894, und durch Sudhoffs Paracelsusausgabe in der neueren Historiographie allgegenwärtige) Behauptung, die zwölf Paracelsicadrucke des Birckmann- Verlags (erschienen 1564 bis 1570) seien großteils Resultate der editorischen Tatkraft B.s, bzw. die gleichsinnige Feststellung, B. habe »unter anderem« (!) auch »paracelsische Schriften« herausgegeben (Braun, 1988, S. 152, siehe auch S. 150), kann keineswegs für hinreichend gesichert gelten. Im übrigen scheint zwischen B.s Wirken in Köln und der (spätestens seit 1585 erfolgten) Förderung der Paracelsusausgabe Johann Husers durch den Kölner Erzbischof Ernst von Bayern (1554-1612; vgl. Teile, 1992, S.207f.) kein Zusammenhang zu bestehen. </br> Lit.: Strebel (1947); Norpoth (1952), S.4; ders. (1953), S. 134-138; NDB, Bd. 2 (1955), S.254f. (J. Benzing); Norpoth (1968); Benzing (1977), Sp. 1100, s.v. Arnold Birckmann; ders. (1982), S.239, Nr.29. - Eine eindringendere Studie zum Leben und Werk Th. Birckmanns fehlt.   
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Latest revision as of 07:12, 14 May 2024


Theodor Birckmann war Verleger.
Er wurde am 21. Dezember 1534 in Köln und starb am 15. September 1586.

Theodor Birckmann



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  • Norpoth, Leo (1901–1973): Das »Pulvis stomachicus Birckmanni« aus dem 16. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Geschichte der Magentherapie. In: Gastroenterologia 84 (1955), S. 169–172 (DOI: 10.1159/000200187)

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