Halbe, Vernunft und Vorurtheil (1789)

From Theatrum Paracelsicum
Group: Paracelsus’ Tod
Tale: Tod durch Gift
Keywords: Gift; Apotheker; Schrank; Famulus; Bild an der Wand; Pistole
Genre: Drama
Year: 1789
Heading:
Origin:
Provenance:
Source: Johann August Halbe, Vernunft und Vorurtheil. Gemälde aus den Begebenheiten des iztlebenden Teutschlands, Prag: Johann Josef Diesbach 1789, 12–13
Language: German
Quote as: https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=821

Aktuar. Das sind Ausflüchte, die vor dem Auge der Gerechtigkeit keinen Stand halten.

Frei. Was Ausflüchte! Es ist nichts, als ein physikalisches Experiment, und wird es bleiben bis an unser seliges Ende.

Aktuar. Ja, seliges Ende! physikalisches Experiment! Wir wissen wol, was es ist.

Frei. Ja?

[p. 13] Aktuar. Ein Erfolg atheistischer Philosophie. Wir kennen diesen verkappten Philalethes, diesen Theophrastus Parazelsus, diesen Freimaurer!

Frei. Und was haben denn diese rechtschaffne Männer so übels gethan?

Aktuar. Wie? ein Theophrastus nichts übels? (zu den Ratsherrn) Da hören Sie, wie das Gift des Atheisten schon um sich greift! (zu Frei) So will ich Sie denn überführen: Theophrastus wurde von seinem Apotheker vergiftet, keine andre Hilfe war für ihn da, als sich mit höllischen Geistern in einen Kasten zu verschliessen; seinen Famulus befahl er, diesen Kasten nicht eher, als nach Verlauf dreier Tage zu eröffnen. Da dieser aber einen entsezlichen Lärm um Mitternacht hörte, machte er den Kasten auf, seinem Herrn beizuspringen. Jzt muß ich sterben, da du das thatst, brüllte der schwarzgewürgte Magiker; aber an meinem Mörder muß ich mich zuvor rächen: mal mir ihn mit dieser Kohle an die Wand! Der Famulus thats, Theophrastus schoß mit einem Pistol nach dem Bilde, und augenbliklich fiel der Apotheker todt in seiner Wohnung zur Erde.

Frei. Eine Fabel der Vorzeit, der sich jeder Vernünftige schämen sollte.

Aktuar. Verfahren nicht bis izt die Freimaurer gegen die Abtrinnigen ihres Ordens noch so? ich schäme mich ihrer nicht.

Frei. Natürlich, weil Sie ein Narr sind, und wie der gemeinste Pöbel alles für wahr annehmen.