Zöhrer 1878 Vagabund
Ferdinand Zöhrer,
Ein alpiner Vagabund der Wissenschaft 1878 |
Text
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Ein alpiner Vagabund der Wissenschaft
Biographische Skizze Wer seine Wiege in den Centralalpen der Schweiz stehen hatte, einen Theil seines Lebens in den Kalkalpen Kärntens zubrachte und schließlich in die kühle Erde von Salzburg sich betten ließ, der ist wohl ein Kind der Alpen zu nennen; und wenn ein solcher Mensch noch einen berühmten Namen getragen hat, so verdient er es, daß ein „Organ für Alpenkunde“ sein Gedächtniß |
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So hielt es Paracelsus mit der Theorie; für die Praxis hatte er eigene Anschauungen, die ihn zu einem echten „Vagabunden der Wissenschaft“ machten. „Ich habe gehört,“ sagt er von sich, „daß ein Arzt soll ein Landfahrer werden; dieses gefelt nur wohl. Will einer viel Krankheiten erkennen, so wander er auch.“ Im 16. Jahre besuchte er die Hochschule in Basel, nachdem er vorher einen tüchtigen Unterricht von dem gelehrten Bischofe Eberhard Baumgartner im Kloster St. Andrae in Kärnten erhalten hatte. In späteren Jahren, nachdem sein Vater nach Villach übersiedelt war, hielt sich Paracelsus gerne lange in Kärnten auf, nannte es „nach dem Land meiner Geburt das ander mein Vaterland.“ Die Villacher zeigen heute noch das Scheidtenberg’sche Haus, wo er gewohnt hat. |
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Um 1536 zog Paracelsus nach Oesterreich, 1537 tauchte er in Mähren auf, 1538 in Kärnten, überall rationelle Heilungen vollbringend. Mit ihm zog die Sage und der Wunderglauben des Volkes. So finden wir in den Sagen Wiens seine Anwesenheit im Hause „Zum Küß den Pfenning,“ wo er ein Kupferstück in eitel Gold verwandelt und damit seine Zeche bezahlt haben soll; wir finden ihn bei Innsbruck, wo er in einem Walde den Teufel durch eine List zwingt, sich in eine Spinne zu verwandeln, die Paracelsus in ein Astloch sperrt und so eine arme Seele rettet. — Sein Ruhm veranlaßte 1541 den Erzbischof Ernst von Salzburg, ihn als Leibarzt an seinen Hof zu berufen, was Paracelsus, müde des Herumirrens, auch gerne angenommen. Doch nicht lange sollte er sich der Ruhe in Salzburg erfreuen; am 24. September 1541 starb Paracelsus plötzlich, ob in Folge eines Fiebers oder Nervenschlages ist ungewiß. Einige lassen ihn sogar als Opfer seiner Feinde und Neider nach einem Gastmahle über einen Felsen stürzend ermordet werden. In Salzburg wohnte er in der Linzergasse, dem Café Wahl gegenüber, wo am Hause 397 sein Portrait zu sehen ist. Sein Leichnam wurde stattlich begraben, zuerst im Sebastianskirchhofe, dann 1752 in der Vorhalle der Kirche beigesetzt. P. Moriz Symian sammelte 1760 Notizen |
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