Texte/Sudhoff/Hohenheims chirurgische Schriften (1902)
Ueber Hohenheim’s chirurgische Schriften (1902)
[S. 94] Nach einer einleitenden Würdigung der Verdienste des Paracelsus um die Wundbehandlung geht Vortragender auf dessen chirurgisches Lebenswerk ein, soweit es uns gedruckt erhalten ist, die damals zum Gebiet der Wundärzte gehörende Syphilis für diesmal von seiner Erörterung ausschliessend. Zunächst kommen in Betracht zwei chirurgische Baseler Vorlesungen aus dem Jahre 1527, die uns in je zwei Collegien-Nachschriften von verschiedener Ausführlichkeit erhalten sind. In Basel noch begonnen ist jedenfalls auch die Niederschrift der sogenannten „Bertheonea“, deren Ausarbeitung in der Mitte abbricht; sie ist der erste Entwurf einer allgemeinen chirurgischen Pathologie und Therapie. Ganze Abschnitte des 2. Buches dieser Jugendschrift sind in die Kolmarer „Sieben Bücher von offenen Schäden“ aus dem Jahre 1528 übergegangen. Nach langer Pause kommt Hohenheim in den Jahren 1536 und 1537 dazu, das Facit seiner chirurgischen Thätigkeit und Beobachtung in der „Grossen Wundarznei“ zu ziehen. Gereift und abgeschlossen tritt uns hier entgegen, was in der „Bertheonea“ noch in der Entwicklung gährte. Alles Weitere der Hohenheim’schen Chirurgie sind Entwürfe und Vorarbeiten zu diesen Hauptwerken oder polemische Erzeugnisse der Laune des Augenblicks, [S. 95] wie die „Sechs chirurgischen Büchlein“: „Serogolia“, „Antimedicus“, „Apocryphus“ etc.
(Die Einleitung dieses Vortrages ist in der „medicinischen Woche“ 1902, Nr. 1, erschienen.)