Text.Bapst.1605-01.!2r/Text

From Theatrum Paracelsicum

[sig. )(2r] Dem Ehrnvhesten/ Achtbarn vnd Wolweisen Herrn Paul Bapst/ Rathßverwandten vnd Syndico der Stad Leipzig/ Meinem viel günstigen Herrn vnd Freundt.

Ehrnvhester/ Achtbar vnd Wolweiser/ Vielgünstiger Herr vnd Freund/ Es vermahnet vns in Göttlicher heiliger Schrifft/ durch ein Gleichniß der Herr Christus/ vnser Erlöser vnd Seligmacher/ daß ein jeder Mensch sein Talentum oder Pfund/ so jhm von der Göttlichen Majestet gegeben vnd vertrawet worden/ nicht vergraben/ sondern dasselbige wol anlegen/ vnnd darmit Nutz schaffen soll. Ob nun wol diese des Herrn Christi Lehre fürnemlich auff das Göttliche Wort sihet/ so kan sie doch auff alle die Gaben/ welche Gott dem Menschen manichfaltig/ doch vnterschiedlich verleyhet vnd mittheilet/ gedeutet vnd verstanden werden.

Derwegen wir vnter andern dadurch erinnert/ daß wir die hohe Gaben/ so durch Göttliche Verleihung wir bekommen/ Erstlich gebrauchen [sig. )(2v] zur Gottes Ehre/ wie vnd welcher gestalt das nur geschehen möge vnd kan. Nachmals zum Nutz vnd besten des Menschen anwenden/ Weltlichen oder Heußlichen Stand damit beförderlich vnd dienstlich zu sein.

Diese Lehre vnsers Herrn vnd Heylandes Jesu Christi/ hat insonderheit der Ehrwürdige vnd Wolgelarte Herr Michaël Bapst/ weyland Pfarherr zu Möhern (des Herrn Bruder) seligen/ mit grossem Nutz practicirt/ darinnen verharret/ vnd sein Leben seliglichen geendet.

Denn er erstlich die Gaben/ so er von Gott gehabt/ nicht allein Gott wider gegeben/ sondern damit Gott gewuchert/ seine Ehre damit gesucht/ vnnd seinen Göttlichen Namen fortzupflantzen angewendet. Vnd weil aber er sich auff die Theologiam begeben/ hat jhm Gott nicht allein darzu seinen Segen gnediglich verliehen/ Sondern auch/ nach dem er jhn ins Kirchenampt gesatzt/ Göttliche Gnaden vnd fruchtbarlichen Gedeyen in Fortpflantzung seines heiligen Worts/ reichlich gegeben/ daß er mit sonderbarem Nutz seiner Pfarkinder/ das Göttliche Wort gelehret vnd geprediget/ vnd solches auch mit besserung jhres Lebens bey den Zuhörern ohne mercklichen Nutz [sig. )(3r] vnd Frucht nicht abgangen. Jn diesem seinem Beruff ist er standhafftig/ vleissig/ vnd mit sonderm Eyffer des Göttlichen waren Worts biß in sein letztes Ende verharret/ vnd sein Leben sänfftiglich damit beschlossen.

Zum andern/ nach dem er schöne Gaben von Gott empfangen/ die blühende Jugend in Gottes Furcht vnd guten Künsten auffzuziehen vnd zu instituiren/ hat er neben verrichtung seines Ampts/ eine Scholam oder Seminarium pietatis vnd Doctrinæ auffgerichtet/ darzu jhm denn Christus seine Gnade vnd Segen verliehen hat/ daß er viel gelehrte Leute erzogen/ so hernach widerumb mit Nutz Kirchen vnd Schulen dienen: Ja es hat seine Institution so viel Nutz bey der Jugend geschaffet/ das auch vornehme Leute bewogen worden/ jhre Kinder aus den fürnehmen Städtischen Schulen zu nehmen/ an den ort zuschicken/ vnd seiner Disciplin zu vntergeben/ welches denn jederzeit wol vnd glücklich gerathen ist.

Zum dritten/ Weil er auch sonderliche Zuneigung vnd Lust zur Natur vnd Medicin getragen/ so hat er die vbrige zeit/ wenn er sein Ampt vnd Gotteßdienst verrichtet/ vnd die Jugend mit [sig. )(3v] der Institution versorget/ zu einer Ergetzung vnd Belüstigung angewand/ neben dem Studio Historiarum/ der Naturkündiger/ vnd von Artzney-Bücher durchlesen/ vnd wie in einem Garten darinne spatzieren gangen/ sich nicht allein darinne zu belüstigen/ sondern wie ein zartes Bienlein/ die schönsten vnnd lieblichsten Blümelein vnnd Früchte delibirt/ außgelesen vnd zusammen getragen. Ob er nu wol diese Arbeit mit sonderm Lust vnd Ergetzligkeit verrichtet/ so hat ers dennoch darbey nicht beruhen lassen wollen/ sondern daß diese Nutzbarkeit auch andere geniessen mögen/ sein Quellbrünnelein auff des Nehesten Acker fliessen lassen. Jst derwegen verursacht worden/ solche Arbeit in öffentlichen Druck/ allgemeinem Nutz zum besten/ zuverfertigen vnd außgehen zu lassen. Weil aber solche Arbeit jedermänniglich angenehm gewesen/ ist er ferner verursachet worden/ in diesem Wercke fortzufahren/ welches er dann mit Lust biß in seine Gruben getrieben hat.

Zu dieser letzten Arbeit aber ist er verursachet worden/ weil er an dem Ort/ da er in Dienstbestallung gewesen/ vnter den Wacholderstreuchen gesessen/ als hat er jhm einen WacholderGarten angerichtet/ vnd denselben aus vieler Autorum Schrifften zusammen getragen vnd gelesen/ darein gepflantzet/ was solchen WacholderGarten zie- [sig. )(4r] ren/ vnd was jhn wol anzurichten/ darzu gehören möchte. Er hat aber diß Werck in den ordentlichen Druck nicht geben/ sondern nach seinem Tode hinderlassen/ sintemal es aber würdig/ daß es ans Liecht komme vnd gebracht werde/ habe ich solch posthumum Scriptum dem gemeinen Nutz zum besten vbersehen/ vnd zur Publicirung beförderung thun wollen. Vnd weil der Autor (seligen) keine Præfation dafür gemacht/ habe ich dieses dem Autori zu lob vnd Ruhm von Gedechtniß zuuor erzehlen wollen.

Weil nu diß Werck nicht mein ist/ so hett es wol in der Erben Namen sollen publicirt werden/ welches doch füglich nicht geschehen können. Damit aber gleichwol es bey dem Namen vnd der Freundschafft bleibe/ so bin ich vervrsacht worden/ diesen posthumum Iuniperetum in des HErrn Namen in öffentlichen Druck zu verfertigen vnd publiciren zu lassen/ aus jetzo angezogenen vrsachen/ vnd nachmals/ daß dieses Büchleins Ruhm neben mir einen gewissen vnd zuverläßlichen Patronen haben möge. Jch trag wol kein zweiffel/ das Werck werde seinen Meister selbst loben/ doch wenn andere verstendige Leute durch jhr Zeugniß solches approbiren/ pfleget es dem Leser annemlicher zu sein. Es wolle aber der Herr diese meine wolmeinende DedicationSchrifft von mir willig [sig. )(4v] vnd in Freundschafft jhm gefallen lassen/ vnd annehmen. Solches bin ich gegen dem Herrn hinwiderumb nach vermögen zu verschulden/ jederzeit gantz willig geflissen/ Vnd thue vns beyderseits Göttlicher Allmacht befehlen. Am Tage der Beschneidung vnsers Herrn Jesu Christi/ Anno 1605.

E[uer] E[hrenvest] D[ienst] W[illiger] Joachimus Tanckius, Doctor vnd Professor in der Vniversitet Leipzig.