Text.Alchemica.1625-01.A3r/Text

From Theatrum Paracelsicum

[p. 5] Dem Durchleuchtigen/ Hochgebornen Fürsten vnnd Herren/ Herrn Christiano dem Eltern Fürsten zu Anhalt/ Grauen zu Ascanien/ Herrn zu Zerbst vnnd Berneburg/ &c. Meinem Gnedigen Fürsten vnd Herrn.

Wir lesen bey dem Cornelio Tacito vnd andern Historicis/ Durchleuchtiger/ Hochgeborner/ Gnediger Fürst vnnd Herr/ daß für alten Jahren vnser vielgeliebtes Vatterland/ alß es denn erstmahls bekant worden/ wie auch lange Jahre hernacher ein sehr hartes/ rauhes vnd vntraghafftes Land/ darin ein rauher Lufft/ vnd grobe/ Barbarische Völcker gewohnet haben. Wann wir aber vnsere zeitten etliche Jahr hero für diesem jetzt elenden vnd betrübten Zustande/ da es frembde Nationes mit zthun vnnd hülffe vnserer eignen Landsleuten gerne wieder in den alten Stand bringen wolten/ gegen andern Völckern ohne præiudiz wol erwegen/ befinden wir gerade das wiederspiel/ sintemahl es nicht allein Griechenland vnnd Italiæ (welche beide Länder denn damahlen am mehristen floriret) sondern auch andern Ländern nicht alleine nichts beuor gibt/ sondern auch in vielen vbertrifft vnd [p. 6] vorgehet. Mann besehe den Ackerbaw vnnd Weinwachs& ist der nicht durch der Einwohner fleißige vorsorge vnd Arbeit dahin gebracht worden/ daß er aller hand herrliche früchte zur Leibes nahrung vnnd notthurfft herfür bringet? Mann betrachte die herrliche vnnd gesunde Weine/ die menge des schönen Obstes/ den vberfluß der Victualien. Will mann die Policey vnd Regiment bedencken/ so wird mann befinden/ daß der gemeine nutzen bißhero solcher gestalt administriret worden/ daß auch die Römische Monarchia biß annoch bey vns Teutschen verblieben. Die ingenia dieses Volcks belangende/ seind die auch nicht so grob vnd Barbarisch wie sie[c1] der Tacitus abmahlet/ haben wir nicht vnsere Poeten/ Philosophos, Oratores, Politicos, Iurisconsultos, Medicos, Theologos, Physicos, Astronomos, Mathematicos, &c. so wol vnnd so gut alß solche Nationaes die jemahlen gehabt? Jch vermeine ja sie sollen andern auch noch wol vorgezogen werden können: So ist auch die herrliche vnd durch die Welt nutzbare Inuention der Buchtruckerey/ wie auch der Büchsenmeisterey jhrer: vnd nicht allein dieses/ sondern es seind in vnsern Landen auch mehr Philosophi gefunden so in der Mysticæ Philosophiæ Sacrarium eingelassen worden/ vnd den Philosophischen Stein/ [p. 7] oder Vniuersal Medicin darin erlanget/ alß bey keiner andern Nation etwa sein möchten/ vnnd mögen vns wol rühmen/ daß wir zehen vnd mehr solcher Leute gegen einer anderer Nation haben. Ware nicht der Albertus, so wegen seiner hohen gaben/ damit er von dem Allerhöchsten begnadet gewesen/ Magnus oder der Große genennet worden/ ein herrlicher vnd fürtrefflicher Philosophus? Weiß nicht ein jeder dieser Kunst nachforscher was der Iohannes Isaacus Hollandus, wie auch sein Sohn Isaacus Hollandus für herrliche Monumenta jhrer Kunst vnd wissenschafft hinder lassen? Weme seind die schönen Schrifften des Philosophi Alani von Jsle auß Flandern/ des Iodoci Greueri Presbyteri, vnnd des Authoris deß grossen Rosarij vnbekandt? Jn Summa, Die vielfältigen kostbare Schrifften/ so von den Teutschen Philosophis so wol in jhrer Mutter sprache/ alß in dem Latein verfasset/ seind vnschätzlich. Mann sehe nur an des Bernardi Graffen von Tresne vnd Näygen/ (welches sein Vatterland gewesen/ vnd nicht Treuisa, wie etliche vnrecht vermeinen) herrliche Büchlein/ so er hinderlassen. Mann besehe die vortreffliche Schrifften Theophrasti Paracelsi: Mann vberlege die köstliche verlaßung Fr. Basilij Valentini Benedicter Mönchs. Findet mann nicht solche fundamenta, solche weißenschafften/ vnd solche geheim- [p. 8] nisse darin offenbaret/ alß jemahlen bey einiger Nation Scribenten die Natur erkläret worden? Jch vermeine ja/ sie legen den vermeinten Philosophis einen andern grund der Natürlichen Philosophie für/ alß sie bey jhren Præceptoribus gefunden. Vnnd ob sie schon mit jhren Sophistereyen/ deren jhre Philosophia aus vngewißen gründen voll ist/ dieser weysen Männer gebew vmbzustoßen/ sich vielfältig vndernommen/ sich auch nachmahlen vnderstehen möchten: so ist doch der Eckstein so fast vnnd wol geleget/ daß alle solche Sturmwinde dauon abweichen/ vnd den Bauw vnbeweglich stehen lassen müßen: Ja es scheinet jhnen auch das helle Mittagsliecht der erfahrenheit so klar vnder Augen vnnd vberzeuget sie/ daß sie endlich das non putaram suchen/ vnnd sich jhres nichtigen Tants schemen müßen.

Weil nun diesem allem also/ vnd mir vnlangst zwey schöne Tractätlein von zweyen Teutschen Philosophis, so an jetzo der großen Gottes gaben/ nemblich des Philosophischen Steins in Gottesfurcht vnd möglichster heimlichkeit genießen/ zuhanden kommen/ mit begehren/ daß ich solche in offenen Truck befordern wolte einmahl darumb/ daß die Feinde der warheit dennoch sehen vnd spüren möchten/ daß Gottes Vhren alle [p. 9] Stunden schlagen/ vnd seine milde Hand jetzo/ vnd biß an der Welt ende je noch so reiche vnd willig sey/ alß vor dieser Zeit: vnd denn auch/ daß die wahren nachforscher sich hierin ersehen/ vnd in jhren fundamentis vergwissert/ den wahren Philosophis aber/ daß sie jhres gleichen haben kundtbar werden mögen. Alß habe ich für gut geachtet auch zwene Mitler Alters Philosophos, alß nemblich des Basilij Valentini noch hinderstellige Schrifften/ vnd des Lambsprings Büchlein mit seinen Figuren/ wie denn auch zweyer höhern vnd mehrern Alters Philosophischen Tractätlein/ alles in Teutsch beschrieben hinbey zufügen/ vnd vnder E[uer] F[ürstlich] G[naden] gnedigen schutze vnd patrocinio zusammen in Truck zuuerfertigen/ vnd E[uer] F[ürstlich] G[naden] Hochuerstendigen Iudicio zucensuriren/ auch zu gleich dediciren vnd zuschreiben wöllen: Vnderthenig bittendt/ die mein Gnediger Fürst vnnd Herr seyn vnnd bleiben/ vnnd diese meine wolgemeinte Intention in Gnaden vernehmen/ vnd dero diese Tractätlein gnädig gefallen lassen. Womit ich die Göttlicher protection, vnd mich zu dero Gnaden vnderthenig empfehle. Geben zu Franckfurt am Mayn den 1. Maij/ Jahrs 1624.

E[uer] F[ürstlich] G[naden] Vndertheniger stets Williger D[octor] Hermannus Condeesyanus.

Apparatus

Corrections

  1. wie sie] corrected from: wiesie