Paul Nagel to Arnold Kerner; 1623, November 04
Author: | Paul Nagel | |
Recipient: | Arnold Kerner | |
Date: | 1623, November 4 | |
Place: | Torgau |
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Pages: | 3 | |
Language: | German |
Editor: | Edited by Julian Paulus |
Source: | Leipzig, University Library, Ms. 0356, f. 76-77 |
Quote as: | https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=7490 |
Edition
[f. 76r] Salutem & pacem, quam Mundus dare non potest, in CHRISTO JESV Vita nostrâ aeternam.
Ehrenvester GroßA[chtbarer] vndt Hochgelarter Herr Doctor großg[ünstiger] Herr vndt Hochwehrter lieber freunndt
Mitt meinen schreiben hab ich biß hero stillgehalten der meinung bewuste Natiuiteten ehst zu vberschicken vndt ausführlich zu schreiben, weill ich aber wegen meiner beschwerung nicht darzu kommen können, denn ich des Tages nicht eine halbe stunde auff sein kann, vndt hab vermeint es werde gar mit mir vmb sein, weil ich weder tag noch nacht einige ruh haben kan, vndt continuis vigilijs fast euecirt werde, hab ich doch zu diesen mahl eine kleine antwort schreiben denn lenger schweigen wollen, ists müglich so sollen die Nativiteten durch nechste bierfuhr vberschicktt werden.
E. E. GA. schreiben beneben den beygefügten Kororario(?) ist mir wohl zukommen, Jch thue mich zum allerfreundtlichsten bedanncken, thu wüntzschen dz ichs danckbar vergeltten möchte. Was der H[errn] Doctor des Bißmarcks halber geshrieben, hab ich nicht lust ferner mit Jhm zu contrahiren, denn er hatt mir meine gebühr wegen des communiciretn tractats de ⟨aqua⟩ Jgneo einbehalten. Jetzo hatt er durch sonderliche practiken dz Original meiner Calender vndt prognost[icationum] an sich partiret mir vndt dem Endter schädlich gewesen, auch lügenhafftig furgeben er hatt mir dise dinge abgekaufft vndt sein geldt darfur geben, vndt mir den Endtner vber den halse gehetzt mit seinen lügen.
So hab Jch auch nicht große lsut viell mehr zu schreiben oder zu prognosticiren ich werde etwan noch einmahl herfur treten vndt mich nach dem großen vngewitter ein wenig vmbsehen, wohin die wolcken ziehen? wohin die waßer lauffen? ob es noch blitze vndt donnere. ob es wohl wider lichte werden, vnndt ob die weh der Erden balde vergangenn? ob dz Kindt schier gebohren &c. Darnach hatt mein prognoticiren ein ende, vndt müßen so dan anfahren zu bauen den Tempell, goldt, holtz, kalck vndt Steine zuverschaffen &c.
[f. 76v] Des Petri Römeri schreiben belangendt, so entschüldiget er sich erst wegen seines langen stillschweigens. 2. verwundert sich derer dinge so in meinem Calender vndt prognost[icatione] zu befinden, welche nicht ohne erleüchtung vndt gerieb Gottes des H[eiligen] geists also verfaßet vnd heraus geben. 3. vermahnet Jch soltt meinen adversarijs vndt Calumnianten nicht weiter antworten, soltt Jhres nahmens nicht gedencken. 4. Jch soltte nachmalß gewiß darfur haltten, dz es warhafftig was er darfur deßen mitt mir geredett. 5. Jch soltte in geheim haltten dz er sey der LEO septentrionalis vndt der große prophet, welcher der weldt werde baldt offenbar werden. 6. Jch soltte den von Einsidell warnen vor den Dennemercker der seine Tochter begehrett,[1] aber die verlaubnüs seindt schon geschehenn man muß nun dz beste darzu redenn. haec ille.
Der von Einsidel ist ietzo zu Prißnitz bey seinem Brudern[2], wirdt sonder zweiffell E. Excell[enz] zu sprechen, vndt den Mützen zahlenn. Jch hab Jhm etzliche schöne tractat mit nach Geram geben, ob er sie in truck bringen könte. in einem wirdt dem Rostio auff seinen Heldenschatz[3] ausführlich geantwortett vndt 62 errores in selben buch erwiesen.
Der Herr Doct[or] wol berichten ob Jhm nicht von H[err]n Endtern ein buchlein zugestellett worden Nagelius orthodoxus genennet, denn Jchs Jhme befohlen.[4]
Weill Jch auch befinnde dz der Herr Doct[or] des ⟨Leo⟩ setentrio[nalis] halber bekümmert vndt vngewiß ist alß hab Jch beschloßen hierVon ein ausführlich büchlein zu beschreibenn, dz man daran nicht zu zweiffeln, der anfang ist gemachtt, wirdt ⟨Leo⟩ ruginus genennett.
Die Herren geistlichen seind abermalß [f. 77r] hefftig wider mich haben mich bey J[hrer] Churf[ürstlich] Gn[aden] verklaget vndt hartt angeben, wollen mich wider zum Lande hinnaus iagen. gestriges tages wurde Jch zum superintendanten gefordert soltte meine Calnder vndt prognost[icationes] mitbringen vndt wz darzu gehörig. Jch entschüldigte mich dz ich nicht gehen vndt kommen könte, sie solten nur wz Jhnen vertächtig, vngereümt vndt schwermerisch furkeme mit Jhren fragen zu pappir bringen, ich woltte ausführlich drauff antwortenn, er will aber nicht, wie es werde hinnaus lauffen berichte ich balde. Wenn nur nichtt meine flucht in wintter fallen möchtte.
Der Herr von Minckwitz hatt meiner zwar begehrett, ist aber noch nichtt wider ex Morauia nach Hauß gelangett etc. vndt so viell auff dißmal, thu E. E. GA. meinen Hochgünstigen HErren vndt lieben freundt mitt seinen lieben Kinderlein in des Höchsten schutz vndt schirm von hertzenn empfehlenn.
Torg[au] den 4 Novembr[is] 1623.
E. E. GA. dienstgefliß[ner]
M. Paull Nagell
[f. 77v]
Dem Ehrennvesten GroßAchttbarn vndt Hochgelahrtenn Herrn Arnoldo Kernern Philosophiae vndt Medicinae Vtriusque Doctorj Excellentiss[imo] meinem Großgünstigen Herren vndt lieben wehrten Freunde.
Leiptzigk Jn der Nicoll straßenn.
- ↑ Sidonie Maria von Einsiedel (1600-1673) heiratete Heinrich zu Putbus/Henrik Podebusk (1598-1657).
- ↑ Hans von Einsiedel auf Prießnitz (1575-1639)
- ↑ Georg Rost, Heldenbuch vom Rosengarten, Rostock 1622
- ↑ Penman, ‘Repulsive Blasphemies’, 619: Likewise, a further tract, entitled Nagelius Orthodoxus, was written, but remained unprinted.