Paul Nagel to Arnold Kerner; 1622, March 10
Author: | Paul Nagel | |
Recipient: | Arnold Kerner | |
Date: | 1622, March 10 | |
Place: | Torgau |
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Pages: | 3 | |
Language: | German |
Editor: | Edited by Julian Paulus |
Source: | Leipzig, University Library, Ms. 0356, n° 50-51 |
Quote as: | https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=7479 |
Edition
[f. 50r] α ω
Meine Christwillige dienste zuvornn Ehrenvester GroßAchttbarer Vnndt Hochgelahrtter Herr Doctor großgünstiger Herr vndt lieber werter getreuwer freunndt.
Jch bin höchlichen erfreuwett dem nach Jch vernommen dz E. Ex. durch göttliche verleyhung wider zu seiner gesundheitt kommen, vndt noch viell mehr vndt größer ist meine freüde gewesen, dz ich aus allen Brieffen vberfleißig verstanden dz der Herr Doct[or] an dem innwendigen Menschen sehr zugenommen, vndt so denn vnwidersprechlich dz vollkommen Altter Christi erfolgett. O wohl dem, der im ietztt gefehrlichen Zeitten sich bemühett dohin zukommen, vndt dz zu sehen, wz E. GA. zusehen vergünnett worden; dann wie Ezchiel der große prophett vndt Man Gottes in der vision gesehen, so kompt nun von Mitternachtt herauff der große erschreckliche winndt, der die Berge zerreißen vndt die felsen zu brechen wirdt, vndt die große wolcke voll des Zornfeyrns, so vber dem gantzen wolckh wirdt ersehen die herligkeit Gottes mitt den vier thieren vndt Redern, noch ist die weldt blindt die solche dinge nichtt sehen noch erkennen will sondern halßstarrig vndt boßhafftiger weise verlaugnen verlestern &c.:
Jch bin bißhero sehr occupirt gewesen dz mir nichtt vergönnett worden ein briefflein zu schreiben, vndt hindert mich auch meine große beschwerung die ich an meinem leibe trage, nemblich eine große Hitze vndt brandt in beiden schenckeln.
Jch brauch ietzo H[err]n Doct[orem] Beltzer[1], J[hr] Churf[ürstlich] Gn[den] leibmedicum der mich in seine Cûr auffgenommen, der thutt rahtenn zum fontinel, aderlaßen, gibtt bludtreinigungenn &c.
[f. 50v] der Herr Doct[or] wol doch berichten wie teuer zu Leipß[ig] j lott des Holtzes Sarsaparillae vndt Sassafras gekaufft werde. Köntt Jch ettwz von der Q[uinta] E[ssentia] ⟨Antimonii⟩ neben dem gebrauch bekommen woltt Jch danckbar sein. Jch haltt darfur die beschwerung en[t]stehe ex repletione, redundantia, inflammatione & obullitione sanguinis, oder müste sein ein hitziger scharffer gesaltzne fluß. der schade heilett zwar zu, aber die beschwerung vndt hitze wird größer. Von dem von Einsidel hab ich noch nichtts bekommen wegen Herren Steifelij, wider Jhnn meins teils hab ich nichtts, obe er schon meinen calculum verwürfft vndt ich mich in den seinen nichtt richten kan. Dann ich befinnde, dz er eine neue Epocham constituirt wider alle erfahrne Chronologos Sethum Scaligerum &c. vndt khomt er jah zu hoch vbers Ziel hinaus, 2. heltt darfur die 6 tausendt Jahr werden complirt werden, 3. dz Reich Christi werde 400 Jahr wehren, do doch in Esdra stehett diese werden mitt Christo regiren vndt sich freuen qui relicti sunt in annis 400 etc. 4. den millenarium machtt er zur wenigkeitt, contra apocalypsin, do nach 1000 Jahren Satan wirdt wider loß werden, vndt wirdt nach disem die all gemeine aufferstehung geschehen ob ich nun wohl mich in dise dinge nichtt richten kan hab Jch doch nichtts wider Jhm, dan Jch versteh Jhn nichtt.
An ietzo gibtt sich der dritte Elias vndt letzte große prophett an tag zu Meißen Mattheus Schubbartt genennett hatt an die gantze Landtschafft zweymal geschrieben, vndt Jhnen einen Landt oder gerichts tag angekündiget den 26 Martij hierzu angesetzett, sagtt von Neuen offenbarungen, von einer andern Zeitt, von großen Wundern, von straffen, den Müntzwesen weißagtt hefftig, vndt sie sollen vndt müßen Jhn anhören wz der geist G[ottes] durch Jhne Jhn allen ankündigen laße, er müße Elias sein, er sey [f. 51r] der große prophet von welchen Mose geweißagett Einen Propheten wie mich wird Euch Gott der herr erwecken etc. Der prophett muß er sein &c.: Jst lange mitt disenn dingen vmbgangen, wirdt von iederman verlachtt, haben paßquil auff Jhn geschrieben. Waß drauff erfolgen werde, wirdt die Zeitt geben.
Wan Jch dem Krugero[2] auff sein sende schreiben geantworttet solls der Herr Doct[or] noch fur dem truck zulesen bekommen.
Ein Edeler von Sommerfeldt hatt mir wunder dinge von Jacob Böhmen referiret, wie mechtig der geist inn lehr vndt leben inn Jhme sich erzeige, vndt schreibe ietzo gewalttige dinge; die kein naturalis verstehen noch begreiffen könne etc. komme diese dinge nun von Heiligen geiste, wie ist denn der geist in diuersis personis Jhme selbsten zu wider.
Jch befinde den H[err]n Doct[orem] Rhefeld auch mehr dem Jac[ob] Bohmen dann H[err]n Stifelio anhengig &c.:
Den Neuen Menschen betreffendt, hab ich nunquam darfur gehalten dz sie beyde altte vf neue können zu gleich beysammen sein, weil eine das ander todt ist wie auch Weigelius dises weidtläufftig ausführett in der neuen gebuhrtt aber ist doch der Mensch nicht alßbaldt volkommen, denn er ist erst ein Kindt, dz noch stauhlen(?) kan. wechst aber von tag zu tag auff, vndt nimpt zu biß er komme zur gättlichen größ vndt ein volkommen Man werde, diß gehett bey einen ehe vndt leichter zu denn beim andern &c.: die tödtung vndt dz absterben des Altten mus augenblicklich erfolgen. hîc opus hîc labor das ists dem glaubigen ein leichtes Joch etc.
Vale in Christo l. & m. ama.
E. E. G. d[ienstwilliger]
M. P[aul] N[agel]
NB. bitt fleißig mir die chymischen stücklen auff ein 2. oder 3 bogen in 4. etzliche wortt geschrieben, welcher tittul rot, vndt mitt verkehrten buchstaben geschrieben mitt diser bierfuhr zu vberschicken, woltt mich wz draus ersehen.
[f. 51v] Dem Ehrennvesten GroßAchttbarnn Vnndt Hochgelarttenn Herrnn Arnoldo Kernern Medicinae vtriusque ac Philosophiae Doctori Excellentiss[imo] meinem großgünstigenn Herren vndt lieben wehrden freunde etc.
Leiptzigk. Jn der Nicoll straßen wonhafft