Paul Nagel to Arnold Kerner; 1621, September 30
Author: | Paul Nagel | |
Recipient: | Arnold Kerner | |
Date: | 1621, September 30 | |
Place: | Torgau |
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Pages: | 4 | |
Language: | German |
Editor: | Edited by Julian Paulus |
Source: | Leipzig, University Library, Ms. 0356, f. 36-37 |
Quote as: | https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=7469 |
Edition
[f. 36r] Salutem ab α & ω aeternam.
Ehernnvester GroßAchttbarer vnndt Hochgelahrtter Herr Doctor, viell günstiger Herr vnndt lieber wehrter freundt. Deßelben schreiben seindt mir wohl zu kommenn, aus welchen Jch vermercken können, dz E. Excell. Herren Balthaß[ar] Walth[er] schreiben allerdinnges nichtt gefallen sondern dz selbe so wenig als des Joh: Phil: Adelers approbiren können, weill sie aus bloßer Vernunfft geschrieben auff dz wwerck des Herrn nichtt achtt haben, Jhnen auch mangele dz innere Zeugnüs von solchen hohen dingen zu iudiciren &c. Wann Jch hierauff H[errn] W[alther] so wohl des Adelers Excrement recht vndt mitt fleiß betrachte, fehlett es nichtt dz Jch zum H[errn] Doctor tretenn vndt einerley mitt Jhm iudiciren vndt vrteilen werde. Mich hatt wunder genommen wegen Walth[er] der erst vndt anfenglich der lehr vndt meinung Es[aias] Stiff[els] adhaerirte vndt hefftig defendirte, wie er so baldt sich verendertt, dz ich auch offt bey mir selbst gedachtt von Jhm: quantum mutatus ab illo etc. Hatt zwar viel vrsachen allegirt mir in literis, so doch nullius momenti vel ponderis. Jch kan gedencken diß sey nicht die geringst vrsach, dz er fur wenig Jahren H[errn] Stifelio 62. Reichsthaller vndt 93 Ducaten vbersendett damit er künfftig, wan er zu Jhme kommen würde, bey Jhnen auch ein auffenthaldt vndt sein nahrung hette, ietzt do er von(?) solchen gelde nur auff die Reyse ein zeerpfennig begehrett, ist er spöttlich abgewisen worden, doch hab ich nichtt vermercken können dz wegen des geldes ein verdruß oder bewegung bey Jhm etc.
Wie dem allen ich laß einen ieden dz seine verantworten, Hette aber nichtts desto weniger von etzlich Stifelij Adhaerenten viell zu erinnern, welchs doch hier nichtt geschehen kan.
Herrn Stif[elii] antwort auff die 8 fragen hab ich gelesen, ist nichtt nötig die selben aufs neue herüber zu schicken, dann Waltherus am vergangnen freitage 8 tag sich mitt einen boten auff gemachtt vndt nach Drehnau zu dem von Minckwitz[1], von dannen nach Jubben zum H[err]n Cantzler Wachsmannum[2] vndt weitter nach Görlitz zum Jacob Böhmen sich begebenn wirdt, ...(?) die selbe gegendt H[err]n von Fürstnau vndt Carln von Endern vndt viel andere gute freunde zu ersuchen. Der gutte Mann ist auch wohl altters halben wunderlich quae annum nunc 63 currentem currit annum &c.
[f. 36v] Der von Einsiedell hatt mir Herren Stifelij antwortt auff seine fragen noch nichtt vberschickett, will erst seine dubia, nodos vndt scrupulos vnterschreiben, hatt mir aber sagen laßen dz er mitt solcher antwortt gar nichtt könne zu friden sein, gefalle Jhme nichtt, es habe auch H[err] Stif[elius] seinen mentem entweder nichtt recht asequirt, oder solchen studio praeteriret, vndt nur seine meinung von sich selbsten erfaßet etc. Wan ichs werde zu sehen bekommen werde ich auch darvon iudiciren können. Haldt doch darfur es sey so hoch von nöten nichtt so viell vndt mancherley fragen andern zu proponiren vndt vnfelbarn berichtt drauff zu erwartten dan es ist ia einer in vns, so wir den fragen, der vns lehren vndt gewißen berichtt geben kan, was ist doch nütz immer anderweidt waßer zu holen, vndt in den abyssum hinnein zu gießen, dz Vrim vndt Thummim lehrett vns viell ein anders, oder aber wir geben zu verstehen dz der Herr nichtt in Vns vndt dz wir kein öel in vnsern lampenn, wollens erst anderweidt holen. Jch haltte viel von H[errn] Stifelio, dz ich mich Jhme aber soltte gantz mancipiren, vndt nichtt in mir selbsten suchendt forschen die warheitt, hab ich mich bißhero nicht vberreden laßen können, Jch sehe seine gaben an, admirir sie vndt haltte viel darvon, kan aber mich damitt nicht zu friden stellen was hülfft mich dz ander reich ist vndt ich arm, vndt hette kein aurum diuinum. So haltt ich dafur vndt weiß gewiß, dz ein M[ensch] er sey wer er wolle den abyssum nichtt gantz begreüffen kan, sondern wirdt wohl einen andern auch ettwz darvon vberbleiben. Dz gantze Seculum 3tium wirdt vns zwar vollkommen machen, ist aber ietzo noch nicht gar erschinen oder offenbar, denn es müßen die waßer (geistlich) erst wachensen vndt vberlauffen, die fenster des himmels müßen all auffgethan werden, vndt muß der abyssus in der tieffe sich auch auffthun vndt aus den innen herfur quellen, so dan werden die vberlauffenden waßer zwar auch ettwz thun, dz ich sehen vndt erfahren werde wie sich Gott der Herr anderen in seiner heiligkeitt erzeigett &c., dannen noch viel zu erinnern wehre. Wir armen M[enschen] wenn wir offt eine gabe erlangen, vberheben vns balde, dencken wir wißen alles alleine verachten vndt lestern vnsern nechsten, deßen hatt der Prückner eine feine prob gethan. Elias ille miraculosus der Thesbit vermeinte zwar auch er wehre allein der den Herren dienete aber die göttliche Maiestat antwortete es wehren noch 7000 [f. 37r] die fur Baal die kein nicht gebühret, von rationielischen discrusen in göttlichen dingen haltt ich nichtts, rationem aber in mentem versetztt verwerff ich auch nichtt etc. Der geist erforschett vndt prüfett alle dinge, so wie wir den selben raum geben.
Jch beschreibe ietzo dz Wechter büchlein vndt letztes Stunden gescchrey demonstrire vnd beweise dz die 12 stunden des andern Tages sich nun geendertt. Will auch eröffnen vndt an Tag legen meine Trigonometriam, do werden freylich, die meinen grundt nichtt verstehen vndt sonsten der apocalyptischen Zahlen keinne verstandt habenn, wider mich schreyen, es wehren vndüchtige, vngüldige, närrische phantastische Zahlen vndt computationes, soltt ich aber solchen bloßen Worten glauben, dz sey ferne, denn sie haben der Zahlen keinen verstandt, vndt ist Jhnen dz donum zu computiren nichtt gegeben, sondern Gott der Herr gibtts wem er wil, vndt man hatt bißhero keinn beßere computationes furgelegett durch welche die geheimnüs der Zahlen wehrenn außgeschloßen machen, sie haben auch noch nichtt erkennett dz gewiße maß, Zahl vndt gewichtte dardurch alle dinge gezeelett geweßen, gewogenn, etc.
H[errn] Stifelij computacion betreffende, kan ich mitt solcher nichtt zu friden sein, vrsachen wil ich in nechsten brieffe anzeigenn.
Summa es will noch streidt vnter den Jungern Christi sich ereignenn will einer vber den andern sein do doch der gröste soltt der kleinste sein die wißen aber dz der Man der dem Thier widerstehen vndt dz selb zu gerichtt banck führen wirdt, nach dem gerichtt wirdt sich rusten feindliches, fridliebendes volck, vndt wirdt sie die furchtt des Herren lehren &c.
Wie es mitt Friderico so gar auff die tode neige kommen, seh ich nichtt, sondern befinde mehr, dz sich seine Hure von tage zu tage stercken, wie zu erfahren an dem Bethlehem, dem vonn Jägerndorff etc. Grafen von Mansfeldt etc. vndt ich hab gelesen wz fur Visiones ein alutarius zu Spettau vndt fur diuina responsa von disem Friderico gehabtt etc. Drumb wirdt man noch Wunder sehen, hlren, erfahrenn, post nubila phaebus etc.
Vns trückett hier eine große teurung so immer zu nimt etc.
Herr Jacobus ist vnlangst bey mir gewesen vnd dz JHm bewust ein ⟨Mercuri⟩al waßer furgeben, so der von Loß 2000 thaller dafur geben woltte soltt es Jhm communicirt werden; ia sagtt Jch 2000 d. würde er wohl halbiren etc. begehrtte auch fur Jhm [f. 37v] zu Torrgau gelegenheitt zu laboriren zuverschaffen, die ich noch nichtt finden(?) können etc. Jch armer habe ietzo große beschwerung an meinen Schenckeln insonderheitt den rechten, wegen hitz vndt schwulst, hab nach beim knechel zur rechten am fu0e ein loch bekommen muß den Balbier brauchen vndt hab große schmertzen, dürffte gutten leütt rahtt, denn es sich noch zur keiner beßerung anleßett sondern wirdt teglich erger, der liebe Gott helff mir vndt erlöse mich, Jch bin diß lebenns satt, madt vndt vbertrißig. Herr Stieflius soltte billig aus Christlicher liebe an mir durch die inwohnende lebendige Krafft Salutarem(?) manum perrigiren(?) oder ein Kreidlein(?) anzeigen, doch ist mein geschrey zum Herren allein der vnser Artzt ist, denn hab ichs auch anheim gestellett etc.
Herr Doctor wol diß mein schreiben nichtt vbel auffnehmen sondernn in besten verstehen, welchen ich dem lieben getreuen Gott von Hertzen befehlen thun.
Torg[au] den 30 7tembr[is] 1621.
E. E. G. d[ienstwilliger]
M. P[aul] N[agel]
Dem Ehrennvesten GroßAchttbarn Vnndt Hochgelahrtten Herrn Arnoldo Kernern Philosophiae ac Medicinae vtriusque Doctorj Excellentiss[imo] meinem Großgünstigenn Herrn vnndt lieben wehrden freunde zu
Leiptzig Jn der Nicolstaßen.
Praes[entatum] 2. oct[o]b[ris]