Paul Nagel to Arnold Kerner; 1621, July 09
Author: | Paul Nagel | |
Recipient: | Arnold Kerner | |
Date: | 1621, July 9 | |
Place: | Torgau |
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Pages: | 3 | |
Language: | German |
Editor: | Edited by Julian Paulus |
Source: | Leipzig, University Library, Ms. 0356, n° 34-35 |
Quote as: | https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=7470 |
Names: | Plaustarius; Caspar Klosemann |
Edition
[f. 34r] α ω
Salutem & Amorem etc. Ehrennvester GroßAchttbar vnndt Hochgelahrtter Herr Doctor, großgünster Herr vnndt lieber wehrder freundt, Deßelben schreiben hab ich lesende sehr wol verstanden; Vnndt dz der Herr Doctor wegen seiner vnvolkom[menheit] vndt vnvermögens sich beklaget, dz haben alle heiligen auch erkennett, vndt den Herren gebethen, das Sathans Enngel möchte gantz hinweg genommen werden, do Jhnen doch zur antwort wordenn, sie soltten sich an seiner gnaden begnügen laßen; Seindt drumb von Herren nichtt verworffen. Sehett an den Hohen Prister Jehusouam Zach: 4. welchen der Herr zu einen so hohen ampt beruffe, der doch zuvor ein vnreines Kleid anhatte, welchen der Satanas so lange wider stannden, dz Jhn der Herr Zweymal scheltten thutt vndt wirdt ferner von dem Jehosua gemeldett; Jst dieser nicht ein brandt auß dem feyer errettet. Jch muß in disem eben so wohl mein theill bekennen etc. Nichtt schreib ich dieses dem Satan sein sündtliches Reich zu erhaltten, sondern dz wir nichtt so balde volkommen zu vnweisen, denn darzu gehöret dz gantze aureum seculum, dorin wir das Volkommene Altter Christi erreichen werden, ietzo seindt wir nur Kinnder der Neuen gebuhrtt, welche wachsen vnndt Zunehmen, vndt im Angesichtt des Herrn von einer Klarheitt in die ander verklehrett werden. Vnterdeß mußen wir bitten, dz Gott den wahren glauben in vnnß wolle vermehren, vndt vns befleißigen zu erlangen die waffen der Christlichen Ritterschafft, dardurch wir die feyrigen pfeyll des Teuffels auslöschen denn bösewichtt widerstehen vndt vberwünden mögen. Auch vm Gott dem Herrn, ohne welchen wir nichts vermögen, stetts ohne vnterlaß in der rechten gelaßenheitt bitten vmb die salbung, vnndt dz wir mitt dem heiligen geiste versigeldt vndt mitt dem litera ת an vnere Stirnen bezeichnet werden, so werden die WurgEnngelll in der [f. 34v] großen tribulation vnserer wohl verschonen etc. vnndt werden so dann nach gehalttenen gerichtt die vberbliebenen Heiligen gleubigen in einigkeitt des geistes versamlett vndt zu hauffe gebracht werden. Wan gleich ietzo differentz vndt zwispaldt sich auch vnter den gleubigen ereignen woll wie zur Apostell Zeitt welche mehren woltten andere die auch Zeichen thetten in nomine JESU weill sie nicht beim Herren vndt in Jhrem consortio wahren. Aber Christus antwortett: Jhr sollts Jhnen nichtt wehren, denn wer nichtt wider vns der ist mitt vns etc.
Ob diß der ort sey, do die heiligen sich ietzo versamlen, daselbsten sicher zu sein, weiß Jch nichtt. Es werden noch der selben trefflich geleutert vndt gesegnett werdenn, denn sie seindt noch nichtt alle bewehrtt. Die andern haben ketten vndt banden ausgestanden, wir aber armuhtt, kranckheit verachtung hohn vndt spodt, die Leüterung ist manncherley &c.
Was mein judicium von Friderico, dz er der Löw sey in der Vision etc. vndt der Jüngeling wider Babell in Jeremia etc. bin ich dorinne nichtt geendert sondern haltts noch gentzlich dafur, vndt die erfahrung wirdts genung bezeügen. Jch haltte Jhn aber nicht fur den Löwen, fur den Winndt vndt Mon, darvon 4 Esd: 12. 13. Denn der selb ist nichtt ein weldtlicher Potentat, er wirdt nichtt streiten mitt wehr vndt waffen er wirdt weder handt noch meßer auffheben etc. So ist auch dieser Fridericus nichtt der Leo rugiens apoc: 11. viell weniger Elias oder Moses von welchen die ausführung(?) geschehen werde wie Plaustrarius lügen hafftig furgeben etc. aber meine meinung endere ich nichtt. Wie die Knechte Gottes zu prüfen ob sie aus dem geiste Gottes reden vndt schreiben, ist offenbar ex apocal: denn sie haben dz Zeugnüs Christi, den geist der weißagung, vndt Jhnen ist gegeben Apocalypsin, die mysteria der Schrifft, vndt die Visiones der prophetj zu verstehen ob ich nun in diesen bißhero durch die gnaden Gottes [f. 35r] vndt seinen geist etwas praestiret, wirdt aus meinen Schrifften zu erkennen sein, vndt aus vnsern apocalyptischen Schlüßell, vber solche geheimnüs werden zur letzen zeitt, viel kommen vndt großen verstandt finnden. Es seindt auch in apocalypsi viell Engel zu befinden. vndt der Enngel mitt der wolcken bekleidet setztt den einen fus auff den Erdtboden, den andern stellett er ins Meer. Von welchen dingen viell zu erinnern wehre das Buch vndt Schatzkasten der natur, dorin sich Gott auch offenbarett zu verwerffen, die Sternen Elementa vndt all gemachs(?) stumme tode vncrefftige Creaturen zu nemmen, seh ich nichtt wie es der warheitt gemeß, könte hie von noch ein großes angezeigtt vndt erinnert werden.
Auff dißmahl kan Jhc dem Herrn Doct[or] auff alle puncta nichtt antworten soll auffs nechste geschehen. Thu vntter deßen E. E. in schutz vndt schirm des Höchsten emmpfehlen
Torgau den 9 Jul: 1621.
E. E. G.
M. Paul Nagell
Der vntreuen Magtt halber will Jch nach forschen laßen. Bitt H[err]n Caspar Cloßman[1] beygefügte schreiben zu vberantworten laßen.
[f. 35v] Dem Ehrennvesten GroßAhcttbarn Vnndt Hochgelahrtten Herrn Arnoldo Kernern, Philosophiae vndt Medicinae Doctori Exycellentiss[imo] Meinem großgünstigenn Herrn vndt lieben wehrden Freunde.
Leiptzigk. Jn der Nicol straßen. Der Schaffner ist zahlett.
Praes[entatum] 10. Julij Anno 1621.
- ↑ Caspar Klosemann (der Ältere), Buchhändler in Leipzig