Melchior Jöstel to Arnold Kerner; 1626, July 24

From Theatrum Paracelsicum
Author: Melchior Jöstel
Recipient: Arnold Kerner
Date: 1626, July 24
Place: Leipzig
Language: German
Editor: Edited by Julian Paulus
Source: Leipzig, University Library, Ms. 0356, f. 90
Quote as: https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=7400

[f. 90r] Salutem Officiosissimam

Clarissime Do[m]j[n]e Doctor, dz ich ihm itzo schriftlichen ersuche (in dehm ichs mundlich) weill ich selbsten in loco, vorrichten soltte, wirdt er nichts hoffentlich grohs gunstig vorzeihen, weill ich gewisse vrsachen gehabtt solches bishero aufzuschiben, bis dz ich erstlichen meine, kegen ihre Excell[ens] erwiesene treustigkeitt etzliche massen excusiret, in dehm ich ihm von Rostock aus gebehtten, dz er möchte in dem augmento Solarj einen gewercken geben.

Wie lib mihr aber gewesen, dz mich ihre Ex[cellens] dazumahln nicht beandworttet, magk ich hier nicht weittleuftig deduciren, dan mihr vom selben, welcher mihr es vor gnugsamer vorgelttung communiciret, gar zu viel gesagtt worden, ob es zwaar wahr vnd nicht ohne, dz das ⟨gold⟩ mitt dem ⟨mercurio⟩ instar arboris aufwechsett, welches nichts selbsten gethan, dennoch aber weill sie nicht radicaliter ob ⟨mercurii⟩ viuj cruditatem können conjungiret werden, bleiben sie nicht beisammen, dan sich der ⟨mercurius⟩ in fixatione vom Auro abgiebett, vnd nach erwiesener schwertze sich in ein schön braunrohttes Pulfer figirtt, kan er doch in flammen fein nicht geschmoltzen werden, weill er seine fixationem totalem noch nicht erreichet. Vnd ob ich gleich im selben schreiben kegen ihre Ex[cellens] gedeacht, als das ichs mit 2 oder 3 ducaten vorsuchet, vnd in reductione vmb etzliche grana schwer befunden, habe ich mich aber darinnen geirret, dz ichs nicht starck genugk getriben, vnd also etwz vom ⟨...⟩ zwischen dehm Auro vorhaltten worden, welches nach sterckerem examinj im ⟨feuer⟩ darvon geflogen, dz ich also ihrer Excel[lens] auf solche Monier nicht hette praestiren können, was ich ihn verheischen. Obs zwaar nicht ohne, dz etwas köntte darinnen prosperiret werden, muste aber meines erachtens die purgatio ⟨mercurii⟩ anders geschehen. Dan auch Claveus in seinem tracatatu, in welchem er nach gnugsamer gethaner refutation arguementorum Erasti, darinnen er die possibilitatem transmut[ationis] mitt einem solchen augmento welches er selbst gehabtt, vnd aldaar, zwaar nicht totaliter setzet, confirmirt. Jch habe nuhr genommen Wismuth vnd ⟨blei⟩, dieselben flissendt in warmen ⟨mercurium⟩ eingetragen, dan in geflossenen ⟨sulphurem⟩ incorporirt[c1] vnd entlichen mitt einer kohlen angezundet, daarmit er darvon gerauchet, dz den ⟨mercurium⟩ per ⟨distillationem⟩ von corporibus geschiden, ist er auf mein monier Purgiert gewesen, welcher sich dan innerhalb kurtzerzeid 3 oder 4 Wochen p[er] ⟨ignem⟩ als der höheste ⟨zinnober⟩ geferbet, welches ich woll sagen kan, weil ichs mitt eugenen händen gethan, vnd vor ein schön medica[mentum] in morbis venerijs haltte, de quo in praesentia plura. Autor dessen hatt von der frau Spitznasin[n1] Thumherrin zu Magdeburg noch vor weiniger zeitt in Wittenberg Jährlichen 600 Rht. bestallung bekommen, dz er es ferner laboriren soll.

Sonsten belangende dz Pfeffer ihre Ex[cellens] meinet wegen vorgangen angeredett hatt, wieder mihr hoffendtlich gönstig verzeihen, dan er dazumahln vngefehr more solito auf vnsere stuken gekommen, da ich ihm dan gefragett weill ich da- [f. 90v] zumahlen wie auch noch etwas geldes endblössett, wessen ich doch stü[ ]lich vormuhttend, ob er mihr nicht wiste etzliche thl. zuvorschaffen auf [ ] zeitt wiederzugeben, da er mich also beantworttet, so ichs zufriden were woltte er H[errn] Doct[orem] meinet wegen ansprechen, so ich mich aber recht besonnen, hette ich den bohtten verschonen wollen, weill ich mihr seiner diensten nicht grohs begehre, habe ihn vorm Jahr des Basilij Testa[mentum] lassen abschreiben, hatt es vor weiniger zeitt einem Ehrlichem manne zu Torgau vor 100 Rht. vorkauffen wollen, da ich doch woll bewust, dz es darauf so balde nicht wieder zubekommen, die scripta vnveracht.

Weill ich aber wegen meiner herren Schwager halber, alhier bis zum ausgang der sache werde commoriren, eines kleinen schuldt halber die sie mihr [ ]ren, wohrvber ich noch einen juristen ettwz habe stellen lassen müssen, w[ ] ich morgendes tages geliebts Gott beim Magnifico Rectorj gerne woltte eingeben, vnd aber solches ob defectum pecuniae nicht ablösen kan, welches ich doch täglich vormuhttend, als woltte ich hiermitt dienstfreundtlichen gebehtten haben, ob mihr ihre Ex[cellens] in dieser sache woltte beförderlichen sein vnd er etwa mitt ein thl. 5, 6, aufs lengste auf eine Monatsfrist aushelffe darmitt ich nicht allein dasselbe beim J[ure]C[onsul]to ablösen, sondern auch sosnten jemand, welcher mihr (auf der nähe hier) etwz zu thun schuldig visitiren. Promittir darkegen hiermitt loco obligationis solches wort ehe als gesatz als ein ehrliebender wiederum aufzuend wortten, vnd vorbleibe ihrer Ex[cellens] weitt nach geringen vormügen zu dienen schuldig, Actum L[eipzig] 24 Julij andtwort erwarttendt.

E[xcellentiae] V[estrae] O[bservantissimus]

M[agister] Melchior Jöstel

Clarissimo Et Excellentissimo Do[m]i[n]o Arnoldo Kernero Medicinarum Doctorj favitorj suo.

Apparatus

Notes

  1. Die Frau des Magdeburger Domherrn Wolfgang Spitznaß/von Spitznasen (1590-1625), Maria Elisabeth von Wurmb (gest. nach 1646)


Corrections

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