Melchior Jöstel to Arnold Kerner; 1626, March 08

From Theatrum Paracelsicum
Author: Melchior Jöstel
Recipient: Arnold Kerner
Date: 1626, March 8
Place: no place
Language: German
Editor: Edited by Julian Paulus
Source: Leipzig, University Library, Ms. 0356, f. 86-87
Quote as: https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=7398

[f. 86r] S[alus].

Clarissime Domine D[octor]. seine auf mein schreiben gethane andtwordt, habe ich zurecht bekommen, aus welcher ich dan vornehmlich vorstanden, das er sich in mein schreiben nicht richte kan, (scheinet ihm aber gleichwoll auch waar zusein,) das ich kegen H[errn] Alstenio S[eliger] das contrarium sage, so soll er wissen, dz D[octor] Alstein S[eliger] ein Philosophus vnd allezeidt wan er einem was communiciret (wie er mihr es selbsten zum öftern gesagtt,) pflegte er einem aliquid falsi midt zu immisciren, damitt man vrsache haben möchte wan man es vormerckte, weitter midt ihne zu discuriren, wo aber nicht so wuste er also balde, was man vor einem Vorstandt in Chymia hette, darnach redette er, endtweder manifestè oder obscurè midt einem. Zudehm so soll Jhre E[xcellens] auch wissen, das er midt disem secreto so genau, das er woll wuste was einem hierinnen zuwissen dienlich, dan er trauette keinem nicht, ich weil wie er bei mihr zu kembergk weinette als ein kindt, da er doch woll wuste dz er nichts darvon wuste ohne allein dz er dz Subj[ectum] wurde propaliren v[nd] dadurch vorlacht werden, dz er sein talentum so vbel angelegtt bei Hoffen, vnd woltte nicht mehr gewunschet haben, das er nuhr noch hette vor seinem ende sollen wissen, das hesse gentzlichen darvon gebracht, soltte er in warheitt woll freidiger gestorben sein, dan er mihr oftermahls gesagtt das er daruber sein leib vnd leben gewagett, vnd gantzer 20 Jahr midt diesem studio vmbgangen, dz also sein gebrauch nichts wahre, dz er einem also balde gerade zusagtte, woltte er nicht weitter nachlesen, so möchte er es ihm selbest lahessen. Etzlichen hatt er weis gemacht (wan sie so sein Subjectum etzlicher mahßen vormercket vnde gefragett wie er es dan könne in der putrefaction haltten) sie musten ein baar guhtte handt voll saltz nein thuen so blibe es ihnen, aber es ist lautter nichts, sondern hattes nuhr darumb gesagtt, dz sie Johannes in eodem bleiben möchten, weil sie nicht des Gebri regel observiren, cui nihil addimus nec diminuimus, saltem superflua removemus. Also mache es ihre E[xcellens] auch nuhr wan einer wis- [f. 86v] sen will, was er midt dem ⟨...⟩ mache oder wie er es mache, da laborirt einer zwi mahl vnd gehett ihm nicht an, dz dritte mal lessett er es gewislich bleiben. Jtzo vernahme ich aber ihres Ex mentem erstlich recht, er hatt ihm doch noch recht zugesagtt, da wan die terra oculosa aus der retorten genommen wirdt, mus sie klein geriben, vnd noch woll eine stunden oder 3 Calcionirt werden, der Tiegel kan midt einem stucklein tachstein zu gedackt werden, damitt nichts neinfalle, darbei auch zu observiren, das man einem Tiegel nehme der vngleiche ecken hatt, darmidt dis oleum so noch auf der terra möge können weckrauchen, sonsten vorzind, das ⟨oleum⟩ die Extractionem ⟨sa⟩lis, vnd dz ⟨sal⟩ die Extractionem, vnd habe ich gesagtt, wan dz sall extrahiret sei, aus der terra, dörfe sie dan nicht weitter ins ⟨feuer⟩ kommen. Dan mein mens ist dieser quod ⟨sal⟩ sit vinculum, quo retineatus ⟨mercurius⟩ in calcinatione terrae, ante extractionem ⟨sa⟩lis, in ⟨ig⟩ne, dan es mus ja eine casam haben wie der ⟨mercurius⟩ möge können in calcinatione gepannet werd, welcher sonsten ein servus fugitivus.

Das tempus aptissimum colligendi materiam ist itzo, nach der aequinoctio, quando ⟨sol⟩ in ⟨ariete⟩ dan so sagett Raymundus Lullius, Lapis ab homine assumtus e[st] illud quod abundat in eo in vere (quapropter e[st] animal quod corpora roborat).[s1] Dan zu dieser zeidt fellett der spiritus igneus vnd agiret kreftigklich in alle sublunarische körper, welche horam nativitatis einer in opere minerali woll observiren muß, sonsten die materiam betreiffende, nimmet man sie cum sero wie sie aus den goldtadern der erden kömmet. Vrsache zuschreiben worumb? Vntterlahsse ich itzo.

Was aber anlangett dz ihre Ex[cellens] begehrett ich möchte ihr doch den gantzen proces schreiben, so will ich zwar hoffen das ihre Ex[cellens] solches von mihr nicht begehren wirdt, dan so ich ihre Ex[cellens] solch secretum occultum gantz endteckette there ich wieder alle Philosophos, welche dz kaum aufm todtpette ihren filijs haben reveliren wollen, will ihm aber, darmidt ich seinem [f. 87r] begehren etzlicher mahssen gleichwoll gnugk thue, edtwas, zwaar Philoso[phi] darvon schreiben, damitt er kan gewis sein, dz er an mihr keinen sophisten sondern einen verum naturae indagatorem habe.

Nach aller Philosophorum meinung ists ein opus mulierum et ludus puerorum. Man mus diesem ⟨mercurio⟩ nicht mehr marter anlegen, als das man sein inneres raus, vnd das auswendige neinbringett, das de occulto manifestum & de manifesto occultum werde. Geber spricht wer vnseren ⟨mercurium⟩ weis zu sublimiren der vorbringett alle meisterschaft derowegen sihett ihre Ex[cellens] das es nuhr im sublimiren bestehett, diese ⟨sublima⟩tio a[utem] non e[st] vulgaris sed Philosophica, wie ohne zweifel ihme woll wissendt Ph[ilosophice] [e]n[im] sublimare non est superius ascendere, sed est de re bassa & corrupta altam facere & magnam se puram, & ad alteram naturam conversam. Vel ⟨sublimatio⟩ idem e[st] quod subtiliare, kan also ihre Excellens solches speculiren, vieleicht findet sie sich, vnd wan ichs gleich ihrer E[xcellens] woltte deuttlich schreiben, so ist es ihr doch noch kein nutze, dan wan man gleich lange einem stal vnd kein pferdt hatt ist es einem doch kein nutze, ihre Ex[cellens] sei nuhr gebehtten vnd laborire es in magna copia wan sie gleich der materi ein 40 Maas samlette es wirdt es woll wieder ein bringen, wan sie den ⟨mercurium⟩ erstlich hatt, will ich ihne woll weitter sagen, dan sie gleube mihr in der höchsten warheitt, dz ichs vor einem meister kan (nach Basilij instruction) den kopf zum schwantz kehren.

Was das Part[icular] anlangett magk vnd kan ichs auch nicht schreiben woraus es eigendtlich gehett, er lahsse nuhr sich drinnen vmbsehen ob er nicht habe wie man einem arborem Philo[sophicum] machen soll, welcher in forma arboris aufwechsett. Jch habe D[octor] Alst[ein] seliger ein buchlein verehrett Alex[andri] von Suchten de secretis ⟨antimonii⟩ wan er mihr dz möchte auf ein 8 tage vorschaffen können, dz ichs nuhr liesse abschreiben, thete er mihr ein grohsen [ ]. Jnterim valeat sua Ex[cellentia] [ ] es [ ]b reise dortt gehett, will ich gewis auf Leipzig zu zihen. Datum 8 Martij Anno 26.

E[xcellentiae] V[estrae] Obser[vantissimus]

M[agister] Melchior Jöstel.

[f. 87v] Dem Ehrenvesten, Achtbaren Vnd Wollgelahrten Herrn Arnoldo Kernern Philosophiae & Medicinae Doctori Vnd Vornehmen Practico in Leipzig, meinem insonders gönstigen Herrn vnd werden freünde zuhanden.

Apparatus

Sources

  1. Source: Laurentius Ventura, De ratione conficiendi Lapidis philosophici, liber Vnus, Basel: Pietro Perna 1571, 54