Johannes Rhenanus to Maurice, Landgrave of Hesse-Kassel; no date

From Theatrum Paracelsicum
Author: Johannes Rhenanus
Recipient: Maurice, Landgrave of Hesse-Kassel
Date: no date
Place: no place

Pages: 1
Language: Latin
Editor: Edited by Julian Paulus
Source: Kassel, University Library, 2° Ms. chem. 19[1, f. 128 (olim 120)
Quote as: https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=7527

Regest (ChatGPT-4o)

Johannes Rhenanus berichtet Landgraf Moritz von Hessen-Kassel über den Fortschritt und die Herausforderungen seiner alchemistischen Arbeiten. Er teilt mit, dass die Herstellung des Mercurium Lunae noch in der Phase der Zersetzung (putrefactio) ist, bis die Flüssigkeit eine bläuliche Färbung annimmt, und erläutert den bisherigen Arbeitsprozess im Detail. Dieser umfasst die Extraktion von gebranntem Weinstein (tartarus calcinatus) mit Weingeist, die Gewinnung eines scharfen Salzes und dessen Mischung mit Calx Lunae sowie die anschließende Zersetzung in einem Rosenbad.

Rhenanus erklärt, dass der Weingeist für andere Arbeiten benötigt werde und er deshalb nur eine begrenzte Menge Silber (Luna) für diese Operation einsetzen konnte, um Verzögerungen bei anderen Projekten zu vermeiden. Er kündigt an, alle verbleibenden Arbeiten innerhalb eines Monats abzuschließen, sofern es Gottes Wille sei, und anschließend eine detaillierte Darstellung seiner bisherigen Ergebnisse zu präsentieren.

Rhenanus bittet demütig um Rückmeldung, ob die Ergebnisse der alchemistischen Zeichen mit dem Prozess der Luna übereinstimmen. Vor der Sublimation möchte er die bläuliche Färbung der Flüssigkeit präsentieren.

Edition

[f. 128r] Animus quidem fuit, Illustrissime ac Potentissime Princeps ac Domine, Domine Clementissime, nihil literarum ad I.V.C. dare, donec reipsa, quid hactenus egerim, et in quid sumptus impenderim rationem redderem: sed quia fortassis I.V.C. uti haeream, scire avet, sententiam mutare, atque denuò eidem I.C. gravis esse ratio persuasit. Ad Mercurium itaque Lunae quod attinet, compositio illa in putrefactione adhuc continetur, donec humiditas illa caerutei fiat coloris. Ne autem I.V.C. censeat me tempus inutiliter insumpsisse, processum illum hîc asscribere, atque I.V.C. patefacere volui, ut illo perspecto me, quod nondum perfectus est, excusatum habere posset. Is autem talis est. Accipio tartari clacinati quantum volo, indeque rubedinem spiritu vini extraho, tantisper, donec extracti quantitas mihi sufficiat, extractionem illam colo, atque spiritum vini ab illa per alembicum separo, ut sal acutissimum ac perpungens in vasis fundo remaneat, cujus partem in loco humido dissolvo, alteram verò siccam retineo. Deinde capio Lunae calcis quantum cupio, et cum dissoluti salis tartari tantundem tero, ut fiat massa quasi impalpabilis; illi in assae salis tartari sicci ad lunam pondus aequale adjicio, atque iterum contoro, tritumque in vase, affuso vini spiritu, per mensem in balneo roris putrefacio, vel donec aquae caerulei fiant coloris. Hoc signo apparente abstraho humiditatem & in cineribus clauso alembici rostro, igneque gradatim aucto mercurius in alembicum sublimatur. Ast siquid vivum non fuerit, aceto destillato, in quo parum salis tartari solutum est, tere, et in currentem mercurium abit. Sed quia vini spiritus mihi fuit habenda ratio, ultra duos lothones lunae operationi admovere, nisi reliquos meos labores postponere vellem, ausus non fui. Reliqui verò mei labores Deo permittente intra mensem ad finem pariter perducentur, ubi I.V.C. quid hactenus egerim, ostendam. Si I.V.C. quomodo cum processu lunario signa conveniant, videri arriserit, summisse peto ut me clementer certiorem reddere de illo velit. Nam supplici animo ante sublimationem caeruleum colorem illum I.V.C. ostendere vellem; I.V.C. Dei ter optimi maximi tutelae committendo, meque suae Clementiae suppliciter subjiciendo.

I[llustrissimae] V[estrae] C[elsitudini] subjectissimus alumnus

Johannes Rhenanus


[f. 128v] Illustrissimo ac Potentissimo Principi atque Domino, D[omi]n[o] MAURITIO, Hassiae Landgravio, Comiti in Catzenelnbogen, Dietz, Zigenhain & Nidda, Domino suo Clementissimo.



German Translation (ChatGPT-4o)

Durchlauchtigster und mächtigster Fürst, gnädigster Herr,

Eigentlich hatte ich vor, keine weiteren Briefe an Eure Durchlauchtigste Hoheit zu senden, bevor ich nicht tatsächlich einen Bericht darüber vorlegen könnte, was ich bisher getan habe und wofür die Mittel verwendet wurden. Doch da Eure Hoheit vielleicht wissen möchte, woran ich gerade arbeite, hat mich dies dazu bewogen, meine Meinung zu ändern und Euch erneut zu schreiben, auch wenn dies eine erneute Belästigung darstellen mag.

Was die Zusammensetzung des Quecksilbers der Luna betrifft, so befindet sich diese noch in der Phase der Zersetzung, bis die Flüssigkeit eine bläuliche Färbung annimmt. Damit Eure Hoheit jedoch nicht den Eindruck hat, ich würde meine Zeit ungenutzt verbringen, wollte ich den bisherigen Prozess hier darlegen, damit Ihr erkennen könnt, warum das Werk noch nicht vollendet ist, und mich deshalb entschuldigen mögt. Der Ablauf ist folgender:

Ich nehme so viel gebrannten Weinstein (tartarus calcinatus), wie ich brauche, und extrahiere daraus die rote Substanz mit Weingeist, so lange, bis ich eine ausreichende Menge des Extrakts habe. Den Extrakt filtere ich und trenne den Weingeist durch den Alembik, sodass ein sehr scharfes und durchdringendes Salz am Boden des Gefäßes zurückbleibt. Einen Teil dieses Salzes löse ich an einem feuchten Ort auf, den anderen halte ich trocken.

Dann nehme ich so viel Kalk von Luna wie nötig und vermische ihn mit einer gleichen Menge aufgelösten Weinstein-Salzes, bis eine fast unfühlbare Masse entsteht. Dieser füge ich eine gleiche Menge trockenen Weinstein-Salzes bei, entsprechend dem Gewicht der Luna, und mische es erneut. Die Mischung lasse ich in einem Gefäß mit Weingeist für einen Monat oder so lange im Rosenbad zersetzen, bis die Flüssigkeit eine blaue Färbung annimmt. Sobald dieses Zeichen sichtbar wird, trenne ich die Flüssigkeit ab und sublimiere das Quecksilber im geschlossenen Alembik mit einem graduell gesteigerten Feuer. Sollte das Quecksilber nicht lebendig sein, kann man es durch Reiben mit destilliertem Essig, in dem ein wenig Weinstein-Salz gelöst ist, in flüssiges Quecksilber umwandeln.

Da ich jedoch den Weingeist für andere Arbeiten benötige, habe ich es nicht gewagt, mehr als zwei Lot Luna für diese Operation zu verwenden, ohne dabei meine anderen Arbeiten zu verzögern. Die übrigen Arbeiten, so Gott will, werden innerhalb eines Monats ebenfalls abgeschlossen sein, und ich werde dann Eure Hoheit zeigen, was ich bisher getan habe. Falls Eure Hoheit es für angemessen hält, zu prüfen, wie die Zeichen mit dem Prozess der Luna übereinstimmen, bitte ich demütig um Rückmeldung. Ich würde Eure Hoheit vor der Sublimation gerne die blaue Färbung zeigen.

Ich empfehle Eure Hoheit dem Schutz des dreimal größten Gottes und unterwerfe mich in aller Demut Eurer Gnade.

Eurer Durchlauchtigsten Hoheit Untertänigster Schüler

Johannes Rhenanus

English Translation (ChatGPT-4o)

Most Illustrious and Mighty Prince, Gracious Lord,

I initially intended not to send any further letters to Your Most Illustrious Highness until I could present an actual report on what I have accomplished so far and how the resources have been used. However, since Your Highness may perhaps wish to know where I currently stand in my work, I have been persuaded to change my mind and trouble Your Highness again with this letter.

As for the composition of the Mercury of Luna, it is still in the stage of putrefaction until the liquid turns to a bluish color. However, so that Your Highness does not think I am spending my time unproductively, I wanted to outline the process here, so that, upon reviewing it, you might excuse the fact that the work is not yet complete. The process is as follows:

I take as much calcined tartar (tartarus calcinatus) as I need and extract its redness using spirit of wine, continuing until I have obtained a sufficient quantity of the extract. I filter the extract and separate the spirit of wine from it through the alembic, leaving a very sharp and pungent salt at the bottom of the vessel. I dissolve part of this salt in a humid place and keep the other part dry.

Next, I take as much calx of Luna as necessary and mix it with an equal amount of the dissolved tartar salt until it forms an almost impalpable mass. To this, I add dry tartar salt in equal weight to the Luna and mix it again. I place the mixture in a vessel, pour spirit of wine over it, and let it putrefy in a bain-marie for a month or until the liquid turns blue. Once this sign appears, I remove the moisture and, in closed alembics with gradually increasing heat, sublime the mercury into the alembic. If the mercury is not alive, it can be rubbed with distilled vinegar in which a small amount of tartar salt has been dissolved, and it will turn into flowing mercury.

However, as I need the spirit of wine for other operations, I did not dare to use more than two lots of Luna for this operation without postponing my other works. These remaining works, God willing, will also be completed within a month, and I will then show Your Highness what I have accomplished so far. Should Your Highness find it agreeable to examine how the signs align with the lunar process, I humbly ask to be informed. I would like to show Your Highness the blue color before the sublimation.

I commend Your Highness to the protection of the thrice-greatest God and humbly submit myself to your grace.

Your Most Illustrious Highness's Most Humble Student

Johannes Rhenanus