Johannes Rhenanus to Maurice, Landgrave of Hesse-Kassel; no date
Author: | Johannes Rhenanus | |
Recipient: | Maurice, Landgrave of Hesse-Kassel | |
Date: | no date | |
Place: | no place |
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Pages: | 1 | |
Language: | Latin |
Editor: | Edited by Julian Paulus |
Source: | Kassel, University Library, 2° Ms. chem. 19[1, f. 124 (olim 116) |
Quote as: | https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=7524 |
Places: | Frankfurt am Main |
Regest (ChatGPT-4o)
Johannes Rhenanus informiert Landgraf Moritz von Hessen-Kassel über den Fortschritt seiner alchemistischen Arbeiten. Er berichtet, dass sowohl das Geheimnis des Weins (arcanum vini) als auch das des Weinsteins (arcanum tartari) weit entwickelt sind und bald sublimiert werden können. Anschließend könnten diese in menstruelle Geister zurückgeführt werden. Vor der Auflösung möchte Rhenanus jedoch das sublimierte Pulver präsentieren und dessen Kräfte erläutern.
Nach der Sublimation sollen die Geister zirkuliert werden, um Unreinheiten zu entfernen, die sich während des Prozesses als kleine Rückstände absetzen. Rhenanus bietet an, im Laboratorium mit dem Geheimnis des Weins metallisches Schwefel zu extrahieren und mit dem anderen Arcanum gewöhnliches Quecksilber aufzulösen, es zu einem irreduziblen Geist zu destillieren und schließlich metallische Substanzen zu lösen, durch den Alembik zu leiten und in flüssiges Quecksilber zurückzuführen. Abschließend möchte er die philosophische Vereinigung und Operation durchführen.
Rhenanus hofft, die Arbeiten mit Gottes Hilfe vor der Frankfurter Messe abzuschließen. Er bittet den Landgrafen, seine langsamen Fortschritte mit Geduld zu akzeptieren und ihn weiterhin als treuen Diener anzusehen.
Edition
[f. 124r] Intermittere non potui, Illustrissime ac Potentissime Princeps, Domine Clementissime, quin intempestivis meis literis Illustrissimam V[estram] C[elsitudinem] de laboribus meis chymicis certiorem faciam, quod quidem ante triduum fecissem, si digitus à vitro laesus scribendi facultatem committere voluisset. Prosperè autem labores succedunt, ut etiam ipse de foelici successu in sinu gaudeam. Nam utrunque tam vini, quàm tartarti arcanum eô deductum est, ut brevi illud sublimatum iri sperem: quod si factum est facile in menstrualem spiritum utrunque reduci potest. Animus tamen est sublimatum pulverem, antiquam resolvitur I.V.C. ostendere, nec non vires ejus explicare. Quando verò utrique in spiritum redacti sunt, aliquantisper sunt circulandi, ut impuritas, quae circulationis tantummodo beneficio, innubeculam instar hypostasis, conglutinatur, separari queat. Laboribus itaque meis eòusque deductis, I.V.C. voluntati me penitus subjiciens, si illi ita arriserit, non recuso in laboatorio adhibitis etiam aliorum oculis & manibus, cum vini arcano metallicum sulphur extrahere, cum altero autem argentum vivum vulgare dissolvere, et statim instar spiritus irreducibilis destillare, qui cum suo menstruo junctus, omnia metalla resolvere, per alembicum ducare, & in mercurium vivum reducere potest; act tandem conjunctioni & operationi philosophicae manum imponere geuamus. Omnia tamen haec, ξὺν Θεῷ ante instantes Francofurtentes nundinas ad finem perducere confido. Quia autem sat citò, quod sat benè fit, ut I.V.C. in tardis hisce meis latoribus clementer acquiescere, neque me aliter, quàm qui illi & patriae prodesse animum induxit, suscipere velit, summisse etiam atque etiam peto, I.V.C. cum Inclyta sua familia DEO Ter Optimo Maximo commendando, meque ejus clementiae subjiciendo.
I[llustrissimae] V[estrae] C[elsitudini] Subjectissimus alumnus
Johannes Rhenanus
[f. 124v] Illustrissimo ac Potentissimo Principi atque Domino, Domino MAURITIO Hassiae Landgravio, Comiti in Catzenelnbogen, Dietz, Zigenhain & Nidda, Domino meo Clementissimo.
[Von Moritz' Hand:] Rhenanus reddit rationem laborum suorum Chymicorum. Praes[entatum] Weissenstainj.
German Translation (ChatGPT-4o)
Durchlauchtigster und mächtigster Fürst, gnädigster Herr,
Ich konnte es nicht unterlassen, durch diese meine etwas ungelegenen Zeilen Eure Durchlauchtigste Hoheit über meine alchemistischen Arbeiten zu unterrichten, was ich schon vor drei Tagen getan hätte, wenn nicht eine an der Hand durch Glas verursachte Fingerverletzung das Schreiben unmöglich gemacht hätte. Meine Arbeiten verlaufen jedoch erfolgreich, sodass ich mich bereits über einen glücklichen Ausgang freuen darf. Denn sowohl das Geheimnis des Weins als auch das des Weinsteins sind so weit entwickelt, dass ich hoffe, diese bald sublimieren zu können. Ist dies erreicht, können beide leicht in menstruelle Geister zurückgeführt werden. Mein Plan ist jedoch, das sublimierte Pulver, bevor es aufgelöst wird, Eurer Hoheit vorzuzeigen und ebenso seine Kräfte zu erklären. Sobald jedoch beide in Geister umgewandelt worden sind, müssen sie eine Zeit lang zirkuliert werden, damit die Unreinheit, die sich durch den Zirkulationsprozess nur in Form eines kleinen Schwebstoffes absetzt, entfernt werden kann.
Da meine Arbeiten nun so weit gediehen sind, unterwerfe ich mich gänzlich Eurer Hoheit und, wenn es so genehm ist, bin ich bereit, unter den Augen und mit den Händen anderer im Laboratorium mit dem Geheimnis des Weins metallisches Schwefel zu extrahieren und mit dem anderen gewöhnliches Quecksilber aufzulösen und sofort in einen irreduziblen Geist zu destillieren, der – mit seinem menstruellen Geist verbunden – alle Metalle auflösen, durch den Alembik leiten und in flüssiges Quecksilber zurückverwandeln kann. Schließlich könnten wir uns daran machen, die philosophische Vereinigung und Operation durchzuführen.
All dies hoffe ich jedoch, mit Gottes Hilfe, vor der bevorstehenden Frankfurter Messe zum Abschluss bringen zu können. Weil aber „gut Ding braucht Weile“, bitte ich Eure Hoheit demütig, meine langsamen Fortschritte wohlwollend zu akzeptieren und mich nicht anders zu betrachten als jemanden, der sich vorgenommen hat, Euch und dem Vaterland zu dienen. Ich bitte abermals darum, dass Eure Hoheit mit Ihrer edlen Familie dem dreimal größten Gott anbefohlen bleibt und mich Eurer Gnade unterstellt.
Euer Durchlauchtigster Hoheit Untertänigster Diener und Schüler
Johannes Rhenanus
English Translation (ChatGPT-4o)
Most Illustrious and Mighty Prince, Gracious Lord,
I could not refrain from informing Your Most Illustrious Highness about my alchemical endeavors through these somewhat untimely letters, which I would have sent three days ago if a finger injury caused by glass had not made writing impossible. My work is progressing successfully, so much so that I am already rejoicing over a favorable outcome. For both the secret of wine and that of tartar have been developed to the point where I hope to sublime them soon. Once this is done, they can easily be reduced to menstrual spirits. However, my intention is to present the sublimated powder to Your Highness before it is dissolved and to explain its powers as well. Once both have been transformed into spirits, they must be circulated for some time so that the impurity, which only settles as a small cloud-like residue during the circulation process, can be separated.
Since my work has now advanced this far, I completely submit myself to Your Highness's will and, if it pleases you, am prepared to extract metallic sulfur using the secret of wine and to dissolve ordinary mercury with the other, immediately distilling it into an irreducible spirit. This spirit, when combined with its menstrual spirit, can dissolve all metals, pass them through the alembic, and reduce them to liquid mercury. Finally, we could proceed to the philosophical conjunction and operation.
With God's help, I trust that all this can be completed before the upcoming Frankfurt fair. However, as "good things take time," I humbly request that Your Highness kindly accept my slow progress and regard me only as one who has resolved to benefit both you and the fatherland. I ask once again that Your Highness, along with your noble family, remain under the protection of the thrice-greatest God and that you extend your grace to me.
Your Most Illustrious Highness's Most Obedient Servant and Student
Johannes Rhenanus