Johannes Rhenanus to Maurice, Landgrave of Hesse-Kassel; 1620, March 07
Author: | Johannes Rhenanus | |
Recipient: | Maurice, Landgrave of Hesse-Kassel | |
Date: | 1620, March 7 | |
Place: | Kassel |
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Pages: | 2 | |
Language: | German |
Editor: | Edited by Julian Paulus |
Source: | Kassel, University Library, 2° Ms. chem. 19[1, f. 129-130 (olim 121-122) |
Quote as: | https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=340 |
Names: | Schultheiß von Allendorf; Josias Homberg; Juliane Landgräfin von Hessen-Kassel |
Places: | Allendorf |
Regest (ChatGPT-4o)
Johannes Rhenanus berichtet Landgraf Moritz von Hessen-Kassel über seine Erfüllung eines Auftrags, den Schultheiß von Allendorf zur Rede zu stellen. Bei seiner Ankunft wurde ihm mitgeteilt, dass dieser bereits wieder abgereist sei. Rhenanus schrieb daraufhin einen ernsthaften Brief, woraufhin der Schultheiß den Prozess im Original übermittelte, den der Landgraf nun in der Beilage findet.
Rhenanus beschreibt auch ein Gespräch mit Josia Homberger, der zunächst Zweifel an der Richtigkeit des Prozesses äußerte, aber später die Lösung des Wassers auf den geringeren Anteil von Alaun zurückführte und empfahl, zwei Teile Alaun zu einem Teil Nitrum zu verwenden. Homberger bot an, Rhenanus zu helfen, falls er die korrekten Mengenverhältnisse nicht erreiche, und erklärte, dass er den Prozess mehrmals durchgeführt habe. Dabei habe er venerem ex Marte (Eisen) anstelle von Venus (Kupfer) verwendet und stets aus einem Teil Gold zwei Teile gewonnen.
Rhenanus berichtet, dass er den Prozess weiter untersuche und festgestellt habe, dass ein beträchtlicher Anteil weißen Kalks entstehe, obwohl sich der Großteil des Körpers auflöse. Er wolle nicht nachlassen, das Geheimnis und die entscheidenden Arbeitsschritte des Prozesses zu ergründen.
Abschließend informiert Rhenanus über den Gesundheitszustand der fürstlichen Familie. Er lobt Gott für ihre Gesundheit, bemerkt jedoch, dass Fürstin Juliana gestern an einer Erkältung (Coryza) litt, die möglicherweise mit leichtem Fieber (febricula) einherging. Er hofft, dass dies keine ernsteren Folgen haben wird.
Edition
[f. 129r] Durchleuchtiger Hochgeborner Furste, Gnediger Herr, Auff E[uer] F[ürstlich] G[naden] gnädigen befehlich bin ich so balde nach dem Schultheißen von Allendorff gangen, mit ihme von bewusten sachen ernstlich zureden, Aber alß ich in sein Losament kommen, bin ich berichtet worden daß er den tag zuvor wiederumb naher Allendorff verritten sey, derowegen habe ich so balde an ihn schreiben wollen, vnd habe solches schreiben aus vielen mich darzu bewegenden vrsachen ziemblich ernstlich gemacht, Darauff er sich dann ercläret, vnd den proceß in originali geschicket, wie E[uer] F[ürstlich] G[naden] hier bey liegend g[nädig] zuersehen haben. Mit Josia Hombergern habe ich auch geredt, der dann, wie sie alle gethan haben, in vberkommung des proceßes facilliret, aber von der arbeytt gerade zu reden, daß er solchen zwar anfangs vnrecht befunden, aber alß er ihme weiter nachgedacht, habe er bedacht daß die solvirung des waßers von dem wenigern theile des alauns herruhre, Man solle 2. theil alauns zu 1. theil ⟨Nitrum⟩ nehmen, hat mir auch verheißen, so ich nicht auff das rechte pondus kommen, wolle er mir es helffen laboriren, er habe es mehr alß einmahl gemacht, vnd nach inhalt des proceßes gradiret, allein daß er an statt der ⟨Venus⟩, venerem ex Marte genommen, vnd ieder zeitt aus 1. theil ⟨Gold⟩, 2. theil bekommen. Wie ich nun bißhero in nachsuchung dieses proceß fleißig gearbeitet, auch befunden, daß ein ziemblich theil weißer calck gefallen, ob schon der größte theil des corporis sich solviret, vnd also an dem proceß etwas sey, also wil ich nicht nachlaßen, gedachtem proceß nach dieses secretum, vnd wo deßen handgriff stecket zufinden. Meine g[nädiger] f[ürst] vnd Fraw, wie auch die f[ürstliche] Junge Herrschaft belangende, seind selbige, Gott Lob, noch alle bey guter Leibs gesundtheytt, allein daß F[ürstin] Juliana mit der Coryza gestern Morgen ziemblich molestiret, auch sich ahn sehen [f. 129r] laßen alß ob ein febricula dabey sey, wie dann in solchen catarrhis sich vielmahlen begibt, hoffe aber es solle nichts zubedeuten haben. Habe dieses E[uer] f[ürstlich] G[naden] ich aus vnterthäniger schuldiger pflicht nicht verhalten sollen, Selbige, sambt deren hertzlieben gemahlin, Junger Herrschafft vnd frewlein Göttlicher protection, mich aber zu dero gnaden vnterthänig empfehlende. Signatum Caßell den 7.ten Martij, Anno 1620.
E[uer] F[ürstlich] G[naden] vnderthäniger gehorsamer Diener
Johannes Rhenanus
[f. 130v] Dem Durchleuchtigen vndt Hochgebornen Fursten vnd Herren, Herrn Moritzen andgraven zu Heßen, Graven zu Catzenelnbogen, Dietz, Ziegenhain, vnd Nidda etc. Meinem gnädigen Fursten vnd Herren etc.
German Translation (ChatGPT-4o)
Durchlauchtigster hochgeborener Fürst, gnädiger Herr,
Auf Euer Fürstliche Gnaden gnädigen Befehl bin ich sogleich zum Schultheiß von Allendorf gegangen, um mit ihm über die besagte Angelegenheit ernsthaft zu sprechen. Doch als ich in sein Quartier kam, wurde mir berichtet, dass er am Tag zuvor erneut in die Nähe von Allendorf gereist sei. Aus diesem Grund habe ich ihm unverzüglich geschrieben und diesen Brief, aus vielen mich dazu bewegenden Gründen, mit der gebotenen Ernsthaftigkeit verfasst. Daraufhin hat er sich erklärt und den Prozess im Original zugesandt, wie Eure Fürstliche Gnaden diesem Schreiben beigefügt gnädig einsehen können.
Mit Josia Homberger habe ich ebenfalls gesprochen, der – wie alle anderen auch – bei der Beschaffung des Prozesses hilfreich war. Jedoch sprach er in Bezug auf die Arbeit ganz offen, dass er diese zunächst für unrichtig gehalten habe. Aber als er weiter darüber nachdachte, kam er zu dem Schluss, dass die Lösung des Wassers vom geringeren Anteil des Alauns herrührt. Man solle zwei Teile Alaun zu einem Teil Nitrum nehmen. Er hat mir auch versprochen, sollte ich nicht auf das richtige Gewicht kommen, werde er mir helfen, es zu erarbeiten. Er habe es schon mehrmals getan und den Prozess entsprechend abgestimmt. Allerdings habe er anstelle von Venus (Kupfer), venerem ex Marte (Eisen) genommen und jedes Mal aus einem Teil Gold zwei Teile erhalten.
Da ich bisher in der Untersuchung dieses Prozesses fleißig gearbeitet habe und festgestellt habe, dass ein beträchtlicher Anteil weißen Kalks gefallen ist, obwohl sich der größte Teil des Körpers auflöst und somit etwas am Prozess dran ist, möchte ich nicht nachlassen, diesem Prozess nachzugehen, das Geheimnis zu ergründen und herauszufinden, wo der Kniff liegt.
Was meine gnädigen Fürsten und die Fürstliche junge Herrschaft betrifft, so sind sie, Gott sei Dank, alle noch bei guter Gesundheit. Allerdings war Fürstin Juliana gestern Morgen durch eine Erkältung (Coryza) erheblich beeinträchtigt, und es scheint, als ob eine leichte Fieberattacke (febricula) damit einherging, wie es bei solchen Katarrhen oft vorkommt. Ich hoffe jedoch, dass dies nichts Ernstes bedeutet.
Dieses wollte ich Eure Fürstliche Gnaden aus untertänigster und schuldiger Pflicht nicht vorenthalten. Mögen Eure Fürstliche Gnaden samt Eurer hochgeschätzten Gemahlin, der jungen Herrschaft und dem Fräulein unter Gottes Schutz bleiben. Ich empfehle mich in aller Untertänigkeit Eurer Gnade.
Gegeben in Kassel, den 7. März 1620.
Euer Fürstlicher Gnaden untertänigster gehorsamster Diener
Johannes Rhenanus
English Translation (ChatGPT-4o)
Most Serene Highborn Prince, Gracious Lord,
Upon the gracious command of Your Princely Grace, I immediately went to the mayor of Allendorf to discuss the aforementioned matters earnestly with him. However, when I arrived at his residence, I was informed that he had once again departed to the vicinity of Allendorf the day before. For this reason, I promptly wrote to him, composing the letter with due seriousness, prompted by many compelling reasons. In response, he has provided an explanation and sent the original process, which Your Princely Grace can kindly review in the enclosed documents.
I also spoke with Josia Homberger, who – like everyone else – was helpful in obtaining the process. However, he spoke candidly about the work, saying that at first, he deemed it incorrect. But upon further reflection, he concluded that the solution of the water derives from the smaller portion of alum. He suggested using two parts alum to one part nitrum. He also promised that if I failed to achieve the correct proportions, he would help me work it out. He claimed to have done so several times and calibrated the process accordingly. However, instead of using Venus (copper), he used venerem ex Marte (iron), and every time obtained two parts from one part of gold.
Since I have diligently pursued this process up to this point and have observed that a considerable amount of white lime precipitates, even though the majority of the body dissolves, it appears that there is something valid in the process. Thus, I will not cease to investigate this process, uncover its secret, and determine where the critical step lies.
As for my Gracious Prince and Lady, as well as the young princely family, they are, thank God, all still in good health. However, Princess Juliana was quite troubled by a cold (Coryza) yesterday morning, and it seems as if a slight fever (febricula) might accompany it, as often occurs with such catarrhs. I hope, however, that it is of no consequence.
I could not withhold this from Your Princely Grace, out of humble and dutiful obligation. May Your Princely Grace, along with your esteemed wife, the young princely family, and the young lady, remain under God’s protection. I humbly commend myself to Your Grace.
Given in Kassel, March 7, 1620.
Your Princely Grace's Most Humble and Obedient Servant
Johannes Rhenanus