Georg Stange to Maurice, Landgrave of Hesse-Kassel; 1617, April 30
Author: | Georg Stange | |
Recipient: | Maurice, Landgrave of Hesse-Kassel | |
Date: | 1617, April 30 | |
Place: | no place |
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Pages: | 2 | |
Language: | German |
Editor: | Edited by Julian Paulus |
Source: | Kassel, University Library, 2° Ms. chem. 19[2, f. 33-36 (olim 29-32) |
Quote as: | https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=7510 |
Names: | Dr. Fridericus; Job Götze/Gatze; Heinrich Julius, Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel |
Cited: | Paracelsus |
Regest (ChatGPT-4o)
George Stange berichtet über die Analyse eines Prozesses zur Umwandlung von Eisen in Stahl, den der Fürst ihm zur Prüfung übermittelt hat. Dabei stellt er erhebliche Zweifel an der Umsetzbarkeit des Verfahrens fest: Es soll 50 Zentner Eisen geschmolzen, drei Zentner Antimonpulver hinzugefügt und die Masse für sechs Stunden flüssig gehalten werden. Stange erklärt, dass er keine Möglichkeit sieht, eine solch große Menge Eisen in einem Ofen zu schmelzen und für die geforderte Zeit flüssig zu halten, da das Eisen in einer Schmiede schnell verbrennen würde. Er schlägt vor, den Ursprung des Prozesses zu erfragen und ihn zunächst in kleinerem Maßstab zu testen, bevor ein größeres Werk initiiert wird.
Im Post Scriptum berichtet Stange von einem Arzt, „Doctor Fridericus“, der angeblich in der Lage sei, Mercurius Saturni herzustellen. Dieser Arzt behauptet, dass ein Zentner des Stoffes leicht an einem Tag produziert werden könne, wobei die Probe innerhalb von 15 Minuten auch von einem Kind durchgeführt werden könne. Der Arzt verlange vor der Weitergabe seines Verfahrens eine schriftliche Zusicherung für eine angemessene Entlohnung.
Stange legt eine Probe des Mercurius Saturni bei und beschreibt seine besonderen Eigenschaften, wie die Fähigkeit, durch Leder gepresst zu werden, und eine sichtbare Beimengung von goldgelben Flecken. Job Götze habe das Material analysiert und eine hohe Silberausbeute festgestellt, was durch ein beigelegtes Protokoll belegt werde.
Stange weist darauf hin, dass Mercurius Saturni bereits hohe Marktpreise erzielt habe und von Philosophen wie Theophrastus als bedeutend beschrieben wird. Sollte das Material authentisch sein, könne es in Verbindung mit Gold zu einer hochwirksamen Medizin verarbeitet werden.
Abschließend überlässt Stange dem Fürsten die Entscheidung, wie mit dieser Angelegenheit verfahren werden soll.
Edition
[f. 33r] Durchleuchtieger Hochgeborner Genedieger Furst vnd Herr, Ewern Furstlichen Genaden, Sein Mein vnterthenigk, gehorsamb, Pflicht Schuldigk dinst zuuor ahn etc.
Den Genedigk vberschickten process der Tinctur, Eisen in Stahell zu vorwandeln, hab Jch vohrlesen, vnd Ehrwogen, befinde ettwas Sehr bedencklichs darinne, aAuß welchem Jch nicht kommen kan.
Nemblich, das die Practica Jhnheltt, das man Soll Nehmen Funfzigk Centtner Eisen, Solchs Jhm Fluß Stehen lassen, vnd des bereitten Antimoni Puluers drey Centtner, Jhm Fluß druf tragen, vnd Also Sechs Stundt Jhm Fluß Stehen lassen, daanne solle Man es Probieren, vnd wan es Noch vngeschmeydigk Sey, Jhn der Prob, Noch eine Stunde Jhm Fluß stehen lassen, So werde es bestendieger Stael.
Die Pulueres Antimonij, wehren wohl zumachen, vnd praepariren, Aber wie, wo, oder vf was Monier, Oder wo mitt Man die Funfzigk Centtner Eisen, Soll Jhn Fluß pringen, do weiß Jch Fhur Mein Perschon, keinen Rath danzu, Vhrsach, Mahn kan eine solche Menge Eisen, Jhn keinen hohen Ofen, Geschweige Anders wohe schmeltzen, viel weniger Sechs Stunden, Jhm Fluß ehrhaltten, damitt man das Antimonj Puluer, kontte eintragen, es wurde Sich Ja das Eisen, Mehrern teill Alles vohrpronnen, wie es dan die EhrFharenheitt giebt, das wan Eisen, ein wenigk zu lange, in einer Schmidtessen, Jhm feur gehaltten wirdt, vorprenth es zur stundt.
Wuste Als Jch Fhur mein Perschon kein Mittel, wie Man funfzigk Centtner Eisen, Probier gewicht, Ohn addition, Jhn Fluß Pringen, vnd Sechs Stunden darin ehrhaltten kontte, geschweige Funfzigk grosse Centtner etc.
Wehre derhalben Meins ehrachtens gahr gutt, [f. 33v] Das E[uer] F[ürstlich] Genaden, Sich bey den Jhenigen, vom welchen dieser Proceß hero kompt, Genedigk erkundiegen liessen, wie, vnd wo durch das Eisen per se, in fluß zupringen wehre, wan man dan das weiß, So kondt der Proceß, wohl erstlich Jhm Cleinen wergk, mitt funfzigk Probier ⟨Marck⟩ vorsucht, vnd darnach in ein grossers wergk gericht werden, welchs Alles zu E[uer] F[ürstlich] Genaden Genedigenn gefallen Stehett, vnd thue damitt E[uer] F[ürstlich] G[naden] Sampt derselben geliebten, gemahell, vnd Jungen Herschafft, in den Genedigenn Schutz, vnd schirmb, des Aller Hochsten befhelen. Datum den .30. Aprilis Anno 1617.
Ew[er] Furstl[ich] Genaden vntertheniger Gehorsamer Diener
George Stange.
[f. 34r] P[ost] S[criptum].
Es kompt mier Auch eine sache zuhanden. Durch eines Furnehmen Reichs Fursten leibs medicum, vnd Doctorem, welchs ein Man von 60. Jharen Jst, der giebt Fhur, ehr konne ex Saturno Mercurium machen, vnd dessen Jhn einem tagh gahr Leicht .1. ⟨Marck⟩ vorferttigen kan, das Auch ein knab von .7. Jharen, Jhn einer viertell stundt, die Prob machen kan, wie E.F.G. in einem Gleßlein, ein Prob dauon, Genedigh hiebey Zuenttpfhahen.
Dieser Doctor Fridericus genandt, giebt Fhur, das Jhm der Junst vorstorben Hertzogk zu Braunschweigk[1], 6000. taler oder fl. fur dießen ⟨Mercurius Saturni⟩ geben wollen, Sey aber Druber gestorben.
Jch vorstehe Aber so viel, man soldtt die praeparation, viel neher von Jhm vberkommen, ehr begerett nichts zuuor herauß, dan ein Reuers, wans Jn sua absentia, getroffen wirdtt, so offt man will, das Jhm Als dan das Jhenige, was Jhm darfhur vohrSprochen wirdt, als dan gehaltten werde, welchs kein vnpillichs begehren Jst.
Ehr zeigt Auch An, ehr konne dien ⟨Mercuius Saturni⟩ Coaguliren vnd Fiegieren, hatt mir des coagulats, ettwas zugesteltt, Jch solle es Nach dem ⟨Marck⟩ Probiern lassen, was es dan haltte, das wolle ehr gewehren, Vnd wen man sich danne mitt Jhm was Pillich vnd recht ist, drumb vorgleiche, wolle ehr es Auch offenpahren.
E[uer] F[ürstlich] Genaden haben den Coagulat hiebey Auch Genedigk zuenttpfahen, vnd konnen solchen Genedigk Probieren lassen, es Jst gewislich in der Coagulation, ein Talck Ertz Darzu kommen, dan man Siehetts Sichtigklich, an den Cleinen Goldttgelben Flecklein, die sich darinne befinden.
Jch habs Job Gatzen Probieren lassen, der hatt viehl Sielber, wie E[uer] F[ürstlich] G[naden] auß Jhnliegenden Probier Zeddell, Genedigk zusehen haben, darinn Funden.
Es Jst ein Zeittlangk Nach den Mercurio Saturni, eine grosse Nach-Frage gewesen, vnd viehl tausentt fl. darfhur gebotten worden.
Wan ehr Recht, Ohne Merc[urius} Vulgi, oder das kein Anders metal darzu kehme, gemacht wurde, so wehr es ein grosses kunstuck, dan Theoph[rastus] vnd die Philosophj schreiben gahr viel von diesem Mercurio ⟨Saturni⟩.
[f. 34v] Wan ehr Recht wehre, wie ehr sein soltte, so haltt Jchs darFhur, das derselbigk cum Sole amalgamirt, vnd praecipitirt, ein hohe Medicien geben Soltte.
Es hatt Job Götzs, solchen vf dem Scherben Abrauchen lassen, Pleibt nichts dahinden, Lest Sich auch Aller Durchs Leder Drucken vnd hatt viehl ein Andere arth, Als ⟨Mercurius⟩ Vulgi, wan man den Jhn die Handt thütt, so Jst ehr gahr Fauhl, vnd nicht so schnell, wie ⟨Mercurius⟩ Vulgi, vnd wan man einem ein possen bewiesen will, vnd solchen Jhn die Handt schutt, vnd dan wieder ins Gleßlein thutt, vnd reibt die Hende zusammen, so werden Sie gantz BleyFarbigk vnd Feist, wie Ohl, darbey man wohl sehen kan, das Bley, darzu kommen Jst.
Was Nun E[uer] F[ürstlich] G[naden] von dieser sache, Genedigk haltten, Oder Ob Sie, derselben Genedigk begehren, Stehen zu derselben Genedigenn gefallen. Datum vt in lit[era].
E[uer] F[ürstlich] Genaden vntherthenig Gehorsamer
George Stange
[f. 36v] Dem DurchLeuchtigen Hochgebornen Fursten Vnd Herrn, Herrn Moritzen, Landtgrauen zu Hessen, Grauen zu Catzennelbogen, Ditzs Ziegenhain, vnd Nidda etc. Meinem Genedigen Furstenn Vnd Herren etc.
English Translation (ChatGPT-4o)
Illustrious, Highborn, and Gracious Prince and Lord,
Your Serene Highness, I remain ever humbly devoted to Your obedient and dutiful service.
I have reviewed and considered the graciously provided process for the tincture to transform iron into steel. However, I find certain aspects of it highly questionable, and I am unable to make sense of them.
Specifically, the procedure states that one should take fifty hundredweight of iron, melt it, and add three hundredweight of prepared antimony powder to the molten iron. The molten mixture should then be maintained for six hours. Afterward, it is to be tested, and if it remains unworkable, it should be kept molten for another hour, after which it is supposed to become solid steel.
While the antimony powder can certainly be prepared, I see no feasible way, in my own judgment, to melt fifty hundredweight of iron or keep it molten for six hours. The reason is that such a large amount of iron cannot be smelted in any blast furnace, let alone in any other manner. Moreover, it is well known that if iron is kept too long in a forge, it quickly burns away, as experience shows.
I see no means, with my own resources, to melt fifty hundredweight of iron or maintain it molten for six hours without adding something to it. Let alone could such a vast amount of iron—fifty large hundredweight—be processed.
Therefore, I believe it would be most prudent for Your Serene Highness to graciously inquire with those from whom this process originates how and by what means the iron could be melted on its own. Once this is clarified, the process could initially be tested on a small scale, with fifty marks for a trial run, and only then scaled up for larger operations.
I leave all of this to Your Highness’s gracious discretion and commend Your Serene Highness, along with your beloved consort and young heirs, to the protection and care of the Most High.
Dated April 30, 1617.
Your Serene Highness’s most humble and obedient servant,
George Stange
Post Scriptum (Translation into English):
I have come across a matter through the personal physician and doctor of a prominent prince of the empire, a man of 60 years. He claims he can produce Mercurius from Saturnus and can easily prepare one mark of it in a single day. Furthermore, even a boy of seven years could perform a test with it in a quarter of an hour, as Your Serene Highness may observe in the sample included here in a small glass vial.
This doctor, named Fridericus, claims that the late Duke of Brunswick offered him 6,000 talers or florins for this Mercurius Saturni. However, the Duke passed away before the matter could proceed.
The doctor requires, before revealing his preparation process, a written assurance that he will receive whatever compensation is promised to him should the method prove successful in his absence. He considers this a fair and reasonable request.
He further asserts that he can coagulate and solidify Mercurius Saturni and has sent me a sample of the coagulated substance to test its silver content. He guarantees its quality and offers to reveal the process once an equitable agreement has been reached.
Your Serene Highness may also find the coagulated sample included here and have it tested. It is clear that a type of talc ore has been used in the coagulation process, as can be seen from the small, gold-colored flecks within the material.
I had Job Götze test it, and, as Your Serene Highness may observe from the attached assay sheet, it contains a significant amount of silver. There has been considerable demand for Mercurius Saturni for some time, with offers reaching several thousand florins for it.
If it could truly be made without Mercurius Vulgaris or the addition of other metals, it would represent a remarkable achievement, as Theophrastus and other philosophers write extensively about this Mercurius Saturni.
If it is genuine, as it should be, I believe that when amalgamated with gold and precipitated, it could produce a potent medicine.
Job Götze vaporized the sample on a shard, and nothing remained. It can also be pressed entirely through leather and has a very different nature from Mercurius Vulgaris. When held in the hand, it feels sluggish and not as quick-moving as Mercurius Vulgaris. Furthermore, if one wishes to play a trick, one can shake it in the hand and then return it to the glass vial. Rubbing the hands together afterward causes them to turn entirely lead-colored and greasy, like oil, demonstrating clearly that lead has been introduced into the substance.
What Your Serene Highness may graciously think of this matter, or whether you wish to pursue it, is left to your discretion.
Dated as in the letter.
Your Serene Highness’s most humble and obedient servant,
George Stange
- ↑ wohl Heinrich Julius, Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel (1564-1613); oder auch Ernst II. von Braunschweig-Lüneburg (1564-1611)