Christophorus Hornius to Maurice, Landgrave of Hesse-Kassel; 1611, December 19

From Theatrum Paracelsicum
Author: Christophorus Hornius
Recipient: Maurice, Landgrave of Hesse-Kassel
Date: 1611, December 19
Place: no place

Pages: 2
Language: Latin
Editor: Edited by Julian Paulus
Source: Kassel, University Library, 2° Ms. chem. 19[1, f. 210-211 (olim 200-201)
Quote as: https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=375

Regest (ChatGPT-4o)

Edition

[f. 210r] S[alutem].

Illustrissime et clementissime princeps:

siquidem illus[trissimam] c[elsitudinem] v[estram] confici curavit pulverem ex auro medicum: nunc usus ipsius mihi erit ostendendus. Dosis illius est <granum> 1, aut <drachma> <semis>: in aquis destill[atis] fumariae, carduibenedicit, angelicae, acetosae, scabiosae: aut in jusculo gallinaceo &c.: medicamentum hoc solare, juxta usitatam medendi methodum usurpatum, vitalia cum primis membra corroborat; aperit obstructa, corrigit corrupta, expurgat (per sudorem) supervacua et maligna.

Pulvisculus iste per se quidem satis est tenuis, penetrabilis, efficax et quasi spiritualis: ut medicus absque ulla extractione eo tutissime et felicissime uti possit: extractionem tamen attentari (sed fortiori ignis calore) non improbaverim.

Color pulveris subrubicundus, instar coraliorum praeparatorum, exemtae omnis cruditatis metallaris et perfectae decoctionis nota est; imo corporis factam esse solutione & exaltationem arguit. Aurum vero hac ratione praeparatum, chemistam in corpus metallicum reducturum vix crediderim.

Hisce diebus mihi vel aliud agenti in mentem venit modus ille, quo primum deprehendi; in cornu cervino usto, sulphur mineralibus et metallicis corporibus valde familiare & sympatheticum delitescere: is sane facilimus est et manu commonstrandus. Cum v[ero] cornu monocerotis, ustum, eo modo examinatum, certissime idem sulphur praestantissimum, metallis sympatheticum in se contineat operae precium dubio procul facturus esset aliquis; si cum eodem unicornij cornu usto, ex auro pararet medicamentum solare, cardiacum & alexiterium.

Ad operationem in metallicis, hunc pulverem haud quicquam prfuturum puto: dann die edle tinctura metallorum kann nichts frembdes, auch nichts zerstörliches dulden vnd leiden: vnd gehöret gewißlich hierzu ein anders, sonderliches solutivum corporus solaris; welches zugleich dasselbe natürlich aufflöset vnd exaltiret: hoc aurum vere solutum & summe exaltatum, haec [f. 210v] salamandra rubicundissima, sine omni dubio est illud verum et sincerum auri semen; fomentum, fermentum, imo fundamentum operationum et graduationem chemisticarum in metallis inferioribus. Verum haec extra oleas: veniam, quaeso, illustr[issime] c[elsitudine] v[estra] clementissime det importunae & incivili meae prolixitati.

Unicum insuper (si illustr[issima] c[elsitudo] v[estra] grave non est) brevibus commendabo magnum naturae mysterium & singulare Dei donum: quod hactenus per annos complures, tum laboribus chymicis, tum praxi medica, satis compertum habeo: illum auri solarem & salutarem spiritum, balsamum vivificum & maxume alexiterium, etiam inferioribus metallis & mineralibus alijs, imo plurimis vegetalibus & animalibus inesse corporibus: idque singulari quodam artificio ad oculum demonstratur.

Hujus artificij adminiculo ut etiam praxi medica simul in medicamentorum praeparatione, liquido ostendi potest: quibus in partibus cujuslibet substantiae (sive mercurialibus & sulphureis, <id est> aqueis, aëreis atque aetherijs; sive terrenis & salitis) forma illa solaris, balsamica, vivifica, alexiteria praecipue delitescat: quod arcanum, in re medica summum, ac utilissimum vix attigisse aut indigitavisse videntur in suis scriptis, physiologi dogmatici & hermetici: de quo dialogum jam horis subcisivis meditor medicum: O thesarum naturae inexhaustum! Sed nimium illust[rissimam] c[elsitudinem] v[estram] scripto plus aequo verboso, molestus fui.

Felicissime in Christo vale, princeps serenissime, mihique & studijs meis face clementissime.

Dab[am] 19 decemb[bris] anno 1611.

Illustrissimae c[elsitudinis] v[estrae] subjectissimus & obedient[us]

Christophorus Hornius


German Translation (ChatGPT-o1)

An Seine Hoch- und Gnädigste Fürstliche Durchlaucht!

Da Eure Durchlaucht einen medizinischen Pulver aus Gold anfertigen ließ, ist es nun an mir, dessen Anwendung darzulegen. Die Dosis besteht aus einem Gran oder einer halben Drachme, einzunehmen in destillierten Wässern von Erdrauch, Benediktenkraut, Engelwurz, Sauerampfer und Skabiose oder in einer Hühnerbrühe usw. Dieses „sonnige“ Arzneimittel, nach der gängigen Heilmethode angewandt, stärkt vornehmlich die lebenswichtigen Organe, öffnet Verstopfungen, korrigiert Verdorbenes und reinigt (durch Schweiß) das Überflüssige und Schädliche aus.

Dieses kleine Pulver ist für sich schon hinreichend fein, durchdringend, wirksam und beinahe geistartiger Natur, sodass ein Arzt es ohne jede Extraktion ganz sicher und erfolgreich verwenden kann. Dennoch hielte ich es nicht für verwerflich, eine Extraktion (jedoch mit stärkerer Feuerhitze) einmal zu versuchen.

Die Farbe des Pulvers ist rötlich, ähnlich vorbereiteten Korallen – ein Zeichen dafür, dass alle metallische Unreinheit entfernt und eine vollständige Ausreifung erreicht wurde; ja es weist darauf hin, dass sein Körper gelöst und erhöht wurde. Allerdings bezweifle ich, dass ein auf diese Weise bereitetes Gold sich für eine Rückführung in metallische Gestalt eignen würde.

In diesen Tagen erinnerte ich mich, während ich mit anderem befasst war, an die Art und Weise, wie ich zuerst entdeckte, dass im gebrannten Hirschhorn ein Schwefel verborgen liegt, der den Mineralien und Metallen besonders vertraut und ihnen sympathisch ist. Derselbe äußerst kostbare, den Metallen zugetane Schwefel steckt zweifellos auch im gebrannten Einhornhorn, wie sich nach derselben Untersuchungsmethode feststellen ließe. Für jemanden wäre es fraglos der Mühe wert, unter Verwendung eben dieses gebrannten Einhornhorns ein „solares“, herzstärkendes und Abwehrkräfte belebendes Heilmittel aus Gold zuzubereiten.

Was die Wirkung auf Metalle betrifft, halte ich diesen Pulver für wenig tauglich. Denn die edle Metalltinktur duldet nichts Fremdes und nichts Zerstörerisches und erfordert gewiss ein anderes, eigenartiges Lösungsmittel des solaren Körpers, das zugleich jenes auf natürliche Weise auflöst und erhöht. Erst dieses wirklich aufgelöste und überaus erhöhte Gold, jene hochrote „Salamandra“, ist ohne allen Zweifel der wahre und lauterste Same des Goldes, die Grundlage und das Gärmittel aller chemischen Operationen und Erhöhungen an niederen Metallen. Doch genug hiervon – ich bitte Eure Hochfürstliche Gnaden, meine unziemliche und unhöfliche Weitschweifigkeit gütigst zu verzeihen.

Überdies (sofern es Eurer Durchlaucht nicht verdrießlich ist) empfehle ich kurz ein großes Mysterium der Natur und einzigartiges Geschenk Gottes, das mir durch jahrelange chymische Arbeiten und medizinische Praxis hinlänglich bekannt geworden ist: Jener „solare“ und heilsame Geist des Goldes – ein lebendiger Balsam und höchstes Abwehrmittel – wohnt auch in niedrigeren Metallen, in anderen Mineralien wie auch in vielen Gewächsen und Tieren. Durch ein besonderes Kunstmittel lässt sich dies sichtbar machen.

Mit Hilfe dieses Verfahrens kann man auch in der medizinischen Praxis, bei der Zubereitung von Arzneien, klar aufzeigen, in welchen Teilen jeglicher Substanz (sei es in den „quecksilbernen“ und „schwefligen“, das heißt wässrigen, luftartigen und ätherischen Anteilen, oder in den erdigen und salzigen) eben jene solare, balsamische, lebendige, abwehrkräftige Form hauptsächlich verborgen liegt. In den Schriften der dogmatischen und hermetischen Naturphilosophen scheint man dieses höchste und äußerst nützliche Geheimnis der Heilkunde kaum je richtig berührt oder erwähnt zu haben; ich selbst denke in meinen freien Stunden über einen medizinischen Dialog hierzu nach. O unerschöpflicher Schatz der Natur! Doch ich fürchte, Eure Hochfürstliche Durchlaucht mit meinen allzu weitläufigen Worten zu belästigen.

Lebet wohl in Christus, gnädigster Fürst, und gewährt mir und meinen Studien gnädig Euren Beistand.

Gegeben am 19. Dezember des Jahres 1611.

Eurer Hochfürstlichen Durchlaucht alleruntertänigster und gehorsamster

Christophorus Hornius

English Translation (ChatGPT-4o)