Letter, 1630-01-16, Karl Widemann to Moritz Landgraf von Hessen-Kassel, KassUB 2chem19.5 126

From Theatrum Paracelsicum
Author: Karl Widemann
Recipient: Moritz Landgraf von Hessen-Kassel
Date: 1630 January 16
Place: no place
Pages: 3
Language: German
Editor: Edited by Julian Paulus
Source: Kassel, UB, 2° Ms. chem. 19[1, f. 126—127 (alt f. 125—126)
Quote as: https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=763
Names: Joachim Morsius; David Ehinger; Maximilian I., Kurfürst von Bayern; Friedrich V., Kurfürst von der Pfalz; Ferdinand II, Holy Roman Emperor; Augustus, Prince of Anhalt-Plötzkau; Elias Ehinger
Places: Frankfurt am Main; Kirchheim unter Teck; Ulm; Augsburg; Niederlande; Köln; Rhein; Schweden; Schlesien; Bohemia; Mähren; Mecklenburg; Bayern; Oberpfalz; Unterpfalz; Straßburg; Ulm; Nürnberg; Österreich

[f. 126r] Durchleuchtiger hochgeborner furst, gnediger herr &c. Eurer f[ürstlich] g[naden] seind meine vnderthenige treü vnd willige dienst iederzeit bestes vermögens beuor.

Eurer f[ürstlich] g[naden] gnediges ahn mich abgangenes sch[reiben] de dato Franckfort am Mayn den 29. <decem>b[ris] 1629 ist mir ab der posst den 1./11. jenner 1630 wohl zue kommen, vnd weiln h[err] Morsius von Kircheim schon vor 14 tagen wider verraist ist, kein zweifel er werde bej e[uer] f[ürstlich] g[naden] glügklichen wider angelanget vnd von allem gründtliche relation in vnderthenigkeit gegeben haben. Ist jhme von mittgegebnen scriptis (die er vor seinen verraisen in ain fäßlein eingebagkt) nichts genommen worden, auch auf der raiß nach dem Ehinger nichts. Hett verhofft solte mir gschriben haben, wie die fechtschuel beim Ehinger wer abgangen.

Hier werden teglich die beambten geurlaubet, erwartte also alle tag dergleichen auch, Gott stee mir v[nd] allen bej, so jhne lieben, es geet eben betrüebt v[nd] seltzam zue. Was der tag zue Vlm werde guetes mitt sich bringen, jst bald zue vernehmen.

Mit schreibt volgendes ain hocherfarner mann, der mir auch zuegeschriben von gaistl[ichen] güettern v[nd] anders* {am Rand ergänzt: *vom esel, fuchs vnd leuen}, so e[uer] f[ürstlich] g[naden] vor disem vonmir vbersendet worden, do Morsius noch hier war &c.

„Ich bin nit der Mainung, dz die einsendigung der stött A. vnd R. dem Bairf[ürsten] gelingen werde, sintemal jch von glau[b]wirdigen ortten berichtet werde, das in dem röm[ischen] reich ein solche schnelle v[nd] vnglaubliche metamorphosis sich begeben werde, dessen kain mensch einige gedangkhen daruon machen können, [f. 126v] dieselbe aber zue speficieren will mir ehren aides v[nd] gewissens halben nicht gebüehren, allain so vill schreib jch,

a. „das ein grosser printz der Augspurger leidenden sehlengwaldt jnen sehr starckh angelegen sein lasset, der jnen auch andern dergleichen grauamina abnemen v[nd] entladen wirtt.

b. „Betlehemj mors est euangelicorum salus, & pestis caesarj & totalj pontificatuj, v[nd] wirt der romanismus nicht lang in Augspurg dergestaldt floriren oder dominieren, e[uer] e[hrenvest] wirts selber sehen Deo uolente.

c. „Der Holender macht wirt gantz Teutschlandt bedegkhen, die statt Cölln, die Pfaffengaß[1] v[nd] gantzen Rheinstrom jn jr deuotion bringen.

d. „Schwed wirt Schlesien, Böheimb v[nd] Merhem[2] sich bemechtigen v[nd] vill veriagte wider einsetzen, jst mitt Mechelburg[3] nitt zue friden.

e. „Ein neüe vnion wirt sich sehen lassen v[nd] mit disen jnn grossem glügkh coniungieren v[nd] die sachen zue Gottes ehr v[nd] der teutschen libertet dirigieren helffen.

f. „Bauarus[4] trauet den sachen selbsten nitt mehr, darum hat er in der Obern v[nd] Vndern Pfaltz gebotten 1. des Fridericj einsetzung nicht mehr zue gedengkhen, 2. alles silber gschirr jme einzuehendigen, 3. die steüren v[nd] schatzungen auf 7 jahr lang vorhinauß zue bezahlen, will also zuem valete den schatz vollends gar auß dem land fieren.

„Zum beschluß dieß bekomb jch zeittung, dz die h[erren] Staden an Straßburg, Vlm v[nd] Nörmbergg geschrieben, dem Kaiser, Bayrn v[nd] Ligae kain hülf v[nd] assistentz wider sie nicht etwz zue laisten v[nd] jr gelt zue ersparen, anderst sie sie für feind haldtten wollen. &c.“

[f. 127r] Waiß für dismahl weitter nichts zue schreiben, will e[uer] f[ürstlich] g[naden] dem segen v[nd] schirm des allerhöchsten treülich v[nd] vnderthenig empfohlen haben, noch lang in gueter gsundheit zue fristen. Amen.

E[uer] f[ürstlich] g[naden] wolle in vngnaden nit vermerckh[en], dz jch h[errn] Morsij brief eingschlagen, meine sch[reiben] ahn jn auf Nürmberg v[nd] Kirchheim seind mir alle wider zue rugkh kommen.

Ich hab h[errn] Morsio vill gehaime manuscripta ahn e[uer] f[ürstlich] g[naden] mittgeben v[nd] in meinen briefen ain wahre arbeit, so mir von e[uer] f[ürstlich] g[naden] geliebten herren, herren Augusto Fursten zue Anhalt, vertreülichen zuegesandt worden, so hier ietzt 2° wirt gearbeitet v[nd] sich gar wohl erlasst pro luna tingenda, e[uer] f[ürstlich] g[naden] wolle hingegen mich jnn meinem alter g[nädig] auch bedengkhen, jch hoff, es noch weitter also zue verdienen, dz e[uer] f[ürstlich] g[naden] gnedig wohl solle mitt mir zue friden sein. W. G.[5].

Datum in loco solito 6./16. Ianuarij a[nno] 1630 &c.

Eurer f[ürstlich] g[naden] vndertheniger williger diener allezeit

Cuius manum & nomen nouet [=Karl Widemann]

Hiebej <zweier>lay drugkh von vnserm bibliothecario[6] fur e[uer] f[ürstlich] g[naden], suechet auch ein stell, dann er ist geurlaubet worden, ist gueter befürderung gar wohl würdig, ist ain hochglerter mann, wolt sich auch im predigambt brauchen lassen, darinnen er 7 jahr in Austria versieret ist. Ob er in e[uer] f[ürstlich] g[naden] vniuersitet gepromouieret werden kondte. In ep[istola]m Paulj graecae hat er ietzt in 6 wochen abgeschriben, ist ein clainod wider die PP.[7], die sich auch romisch nennen, citra veritatem: ob ein verlag mir e[uer] f[ürstlich] g[naden] erfolgeten liessen, zuem drugkh kundte auch in latinam versionem ab altera latere bracht werden: jch main zur Frangkfort wurd man es gern drugkhen.

References

  1. Pfaffengass: „alte scherzhafte benennung des landstriches am Rhein, in welchem von Chur bis Köln viele bisthümer und klöster lagen“: Grimm, Deutsches Wörterbuch, VII, 1587
  2. Mähren
  3. Mecklenburg
  4. Bayern
  5. = Wills Gott
  6. Elias Ehinger (1573—1653)
  7. = papisten