KassUB 2chem19.1 344

From Theatrum Paracelsicum
Author: Georg Lunckmeyer
Recipient: Moritz Landgraf von Hessen-Kassel
Date: 1620 February 08
Place: Holzhausen
Pages: 3
Language: German
Editor: Edited by Julian Paulus
Source: Kassel, UB, 2° Ms. chem. 19[1, f. 344—345 (alt f. 330—331)
Quote as: https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=540
Names: n/a
Places: n/a
Cited: Hermes Trismegistos; Paracelsus


[f. 344r] Durchleuchtiger hochgeborner fürst, gnediger herr.

Ewren f[ürstlich] g[naden] hab ich mich verpflicht in chymischen sachen nichts ohne deren vor wissen zu thun, ob ich nuhn wol, wegen dumpfs vndt anderer gebrechlicheitten nicht mehr mich starck bewegen darff vndt auch die 67 jahr herbey schleichen, ahngesesehen dessen, so ist mier doch beym müßig gange auch nicht wol, sondern muß etwaß zu thun haben, damit ich vnnützer zeit verschwendung kan geübrigt sein. Hab derwegen mir vor genommen, meine philosophische schrifften zu vbersehen, vnter denen Herrmes Trissmegistus sagt, der philosophorum goldt ist kein metall, sondern vnser golt, wirt auß einem dinge gezogen, daß gerne golt werden woltte, daß ist die prima materia, ein lebendigs golt, nemlich die mutter, der erschaffung vnsers steinß, vndt obwol etliche vorgeben, man müße dem golde seine anima auß ziehen, darauß werde vnser stein, so sagen sie doch hierrane keine warheit. Vndt alle, so den stein auß dem gemeinen golde machen wöllen, die jrren, verführen sich sampt andern, jch aber sage dier dy warheit, zeüch die anima auß dem dinge, darinne der geist des golde <id est> daß lebendige goldt ruhet, dieses ding findt man nicht ahn allen ortten, es ist ein schlechtes ding ahn zu sehen, verracht, der eß aber kent, der verrachtets nicht &c. Weil aber der philosophus mit der sprache nicht weitter herrauß will, waß es vor ein ding ist, wieß gestalt vndt wo eß zu finden &c., hab ich der sache weitter nach gesucht vndt entlich beim Paracelso so viel nachrichtung funden, daß ich mich bedünken lasse, ich wisse nuhn, waß daß lebendige golt eygentlich sey, Paracelsus nent es electrum minerale imaturum, vndt in seiner Archi doxa da sagt ehr, daß in der kunst ohne daß primum ens auri nichts fruchtbars könne verricht werden, sagt auch, daß des goldes primum ens sonst nirgendts zu finden sey alß wo goldtertz oder goldtkieß bricht. Hieruff ist mer gedanglich eine materia ein gefallen, so da lötigs golt führet, vndt wenn darauß daß golt gequickt wirt, die afftern hingesetzt, so findt sich vberß jar [f. 344v] so viel golt wieder, alß zuuor drinne gewesen ist vndt also fortt vnd fortt ohneende. Dieses weiß ich daher, daß ahn einem bekantten ortte einer deren materia etliche zentner gehabt vndt in die 25 jar mit guttem nutzen gebraucht. Weil ich nuhn dieses also gewiß weiß, so haltte ich diese materia vor daß hauß oder wohnunge des lebendigen goldes, dann wo kein leben jnnen ist, daß kan nicht wachsen vndt sich mehren, wie sichs in dieser materia oder ertze befindet. In e[uer] f[ürstlich] g[naden] fürstenthumb habe ich deren materia auch gespürt, weiß aber noch nicht, wie mechtig es daselbst ist, diese solarische wurtzel ist hie in Deütschlande ahn etlichen ortten, da ich sie wol weiß, nach noturfft zu bekomen. Man findt sie aber nicht zu kauffe, weder in krahmen noch apotecken.

Dieses habe e[uer] f[ürstlich] g[naden] ich vntertheniglich nicht verhaltten sollen noch wollen. Hoffe e[uer] f[ürstlich] g[naden] werden diese meine guthertzige ahnmeldunge in gn[aden] betrachten vndt erkennen. Ich will auch sonsten niemanden mehr alß e[uer] f[ürstlich] g[naden] diese solarische wurtzel vndt tincturschatz (dafohr ichs haltte) entdecken &c.

Weilen auch nuhn die edle lebendt machende zeit herbey rucke, dauon e[uer] f[ürstlich] g[naden] vorm jahr gn[edig] mier auch gesagt, in deren man die materia gewinnen solte, vndt ich dann dises ortts gar gutte gelegenheit dartzu habe, so gelangt derowegen ahn e[uer] f[ürstlich] g[naden] meine vnterthenige bitt, sie woltten g[nedig] mier zu lassen, daß ich darmitte zu wercke gehen möge, ich will mit göttlicher hülffe diese fruchtbare solarische terra, daß gedeyliche himlisch wasser, vndt daß würckliche fewer zusammen tragen, vleißig betten, laboriren vndt gewarten, waß der getrewe ertz schöffer &c. mier vnwürdigen gnediglich bescheren will. Wie ichs dann befinde, wil e[uer] f[ürstlich] g[naden] ich gantz vntertheniglich mit allem fleiß berichten vndt gleichwol darneben andere gn[edig] mier ahn befhohlne [f. 345r] sachen nichts versaumen e[uer] f[ürstlich] g[naden] vntertheniglich bitte, sie woltten in gn[aden] gegen mir geruhen vndt gnedige resolution mier ehrtheilen.

Datum vff Osterbach vnter Holtzhausen den 8. februarij anno 1620 &c.

E[uer] f[ürstlich] g[naden] vntertheniger schuldtpflichtiger gehorsamer diener

George Lunckmeyer