KassUB 2chem19.1 327

From Theatrum Paracelsicum
Author: Jobst von Sangershausen
Recipient: Moritz Landgraf von Hessen-Kassel
Date: 1612 March 13
Place: Herford
Pages: 7
Language: German
Editor: Edited by Julian Paulus
Source: Kassel, UB, 2° Ms. chem. 19[1, f. 327—330 (alt f. 315—318)
Quote as: https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=535
Names: Simon VI. Graf zur Lippe; Johann Philipp Engering; Jude Israel; Philipp Eberhard von Wrede
Places: Brake; Heckershausen; Lippe; Retzen; Ulenburg

[f. 327r] Durchleuchtiger hochgeborner furst, e[uer] f[ürstlich] g[naden] seinmeine alzeit treuwillige vnd eußester vermoglichen diensten in vnterthenigkeit beuor, gnadiger furst vnd herr,

Nachdem e[uer] f[ürstlich] g[naden] vff mein jungst vntertahnig supplic schreiben sich in gnaden wider ercklaret vnd mir solch gnedig schreiben zu handen eingeliffert, habe jch daßelbe mit gepurender reverentz entpfangen, in vnterthanigkeit erbrochen, vorlasen, vnd warauf dersleben gnadige meinung beruhet dahin verstanden, das ehe vnd beuor e[uer] f[ürstlich] g[naden] vg mein schehenes vntertehnigs pitten vnd suchen sich gnadig erklaren wollen, zu uorders materiam vnd processum bewuster geheimnis derselben eröfnen vnd das auch die lippische antwort wider mich fallen wurde, selbige mit bestand widerlegen soltte, vnter gnadiger avisation in gnaden zuerwarten, was hirauf zuuorschafften gemeinet sein müchte. So habe jch nicht vnterlaßen sollen, e[uer] f[ürstlich] g[naden] meine vnterthanige resolution diesfals schrifftlich wieder zu hinterbringen, in vnterthanigkeit dieinstlich pittend, solches in aller gand zuuerstehen, auch der weitleufftikeit dieses schreibens keinen uerrus zunehmen, sondern hirauf mein vnterthaniges willigst gemuht gnadigst zu erkennen vnd hingegen in furstlicher gnad mir gnadig gewogen zu sein vnd zu uorpleiben vnd verhalte demnagst e[uer] f[ürstlich] g[naden] in vnterthanigkeit hirmit nicht, wie derozeit, als bey e[uer] f[ürstlich] g[naden] zuuor jch in diensten war, in dieser scientz der alchymi, nicht sunderlichs gehabt, sondern da jch folgend lust vnd liebe darzu gewunnen auch zu uorn anleitung darzu ersehen, vortahn mich darzu begeben, vnd dadurch endlich nach vff vnd anwendung fast alles meines vermügens [f. 327v] damit jch die wahre cognition haben mügte, daßelbe erlanget, das viele bishero gesucht vnd nicht finden konnen, dafur jch pillig Gott dem almegtigen ehr vnd lib zu sagen schuldig bin, vnd mich erkennen thue, wie auch den her Graff Simon von der Lippe, welchem in diesen sachen zu grunde ettwas offen bahret, viel vnd offtmahl bekennen müßen, vnd noch heutiges tages deßen im hertzen vberzüget ist. Wie jch nun dies werck mit großer mühe vnd schweren kosten zu wege gebracht, habe jch mich bey wolg[eboren] Graffen, weiln jch keine eigne guter hatte, worauf jch mich endhalten konte vnd zu meinem vnd der meinigen besten laboriren auß gnedig begahren in bestallung begeben vnd weil j[hr] g[naden] dieser sachen wißenschafft gerne haben wollen, deroselben in ettwas vnterthanig folg geleistet, die sich dahin gegen nicht allein mein vnd der meinigen gnader her, sonder auch vnter zu sein vnd zuuorpleiben gnadig erklaret, dahero jch auch nimmer befurchtet, das dermaßen wider mich procediret vnd vorfahren hette werd konnen, wie daßelbe aber nachgehend mir gehalten vnd aus was fugen jch in wintterlichen tagen de facto verdrieben, werd e[uer] f[ürstlich] g[naden] aus mundtlicher meiner vnter[t]hanigen relation vorstanden, auch sonsten aus meiner supplication an wollg. Graffen vnd dem kays[erlichen] mandato inhibitorio in gnaden ersehen haben vnd wurde mich sonsten vbrigen vfflagen, so die selben vber mich ausgegeben werden, solten bey den andern punct e[uer] f[ürstlich] g[naden] erklarung, in vntertahnigkeit woll zu benemen wißen, weiln in warheit von mir nichts anders geredet werden kan, als allein was einem erlichem man oder vom adel geziemet vnd gebuhret.

Nun habe jch nach mir widerfahrner verjahgung mein hertz zu keinem andern hern wenden sollen als eben zu demselben, deßen gnaden vnd gunst jch zuuor in den taht [f. 328r] erspuret vnd also e[uer] f[ürstlich] g[naden] mir vnterthanig praesentiret, der vnterthenigen vngezweiffelten zuuorsicht, dieselbe wurden in ansehung meiner vorhoffendtlichen bey vorigen bedienung jn gnaden erspruter trauw vnd vffrichtikeit es gewis dafur gehalten haben, das nach deren erlangtten bestallung e[uer] f[ürstlich] g[naden] jch nichte verschweigen wurde, weiln aber dieselben sich hirin in gnaden beschwertt befunden vnd zuvorderst vnterthenige satisfaction gnadig von mir haben wollen, so hab hirinnen e[uer] f[ürstlich] g[naden] in vnterthanigkeit gnug thun wollen gleich woll alles vnter vnterthaniger vngezweiffelten zuuorsicht

E[uer] f[ürstlich] g[naden] werden als den jhr gnadige affection gegen mich vnd die meinigen also hinwider in gnaden vns erspuren laßen wie jch deßen jn vnterlehniger hoffnung lebe vnd zu Gott jm himmel vnd e[uer] f[ürstlich] g[naden] hertzen mich deßen jn vnterlahnigkeit vorsehen thue, dem nun zu folgen verandtworte mich erstlich der misfallikeit halben, so e[uer] f[ürstlich] g[naden] dahero vf mich geworffen zu haben sich in jungsten jhrem schreiben gnadig vornehmen laßenm als das jch bey mehrem wollg. hern Graffen, vmb erlangung voriger gnad nicht wieder ahnhilte vnd dan das e[uer] f[ürstlich] g[naden] gegen wertig so viel nicht eroffnen wollen, das dieselbe diesen sachen zum weinigsten ettwas nachsinnen konnen, ob die selbe der natur vnd scriptis philosophorum gemeß sein mügte, wie jch nemblich bey den hern Graf zur Lipp in dienst zu sein nicht begehre, angesehen das mir deß ortts der schimpf zu gefüget, welchen jch so leichtlich zuvorgeßen mir selbsten zur leichtfertigkeit rechnen muste, wie woll mir sonsten aller jungst am 7. dieses j[hrer] g[naden] hoffmeister selbst sattsam zu erkennen gegeben, das jhr g[naden] vorigen erster schon fallen laßen, also das wan nicht geschehen, was ergangen wehre, solches nimmer [f. 328v] mehr furgenommen würde, da bey jm nahmen jhr g[naden] begehret, weilen das zu Brack eingesetztes glaß jn verwahrlosung mitt den capel herrunter gefallen vnd also zerbrochen, j[hr] g[naden] eines wider zuuerferttigen, welcher dieselbe in eigner person vorwahren woltte, ob er deß also befehligt, stelle jch an seinen ortt vnd pleibe dieses puncten halben vntertahnig bey foriger endschuldigung. So hette jch nun demnegst e[uer] f[ürstlich] g[naden] bey meiner gegenwart gerne ettwas offenbahret, habe aber ohn verletzung meiner gewißens daßelbe nicht thun konnen, jn dem e[uer] f[ürstlich] g[naden] vntertehnig nicht mag vorhalten, als jch dies geheimnisentlich seltzam erlanget, wie e[uer] f[ürstlich] g[naden] hirnegst gnadig erfahren sollen, jch mich mit leiblichem ayd bestricken laßen müßen, daßelbe keinem menschen als allein meiner hausfrawen oder einem meiner kinder zu eroffenen, dahero mich nicht bloßgeben durffen jn maßen dan auch wollen, her Graf von der Lipp das jenige was j[hr] g[naden] wißen nicht von mir, sondern von meiner hausfrauwen auf vielfeltig beschehenes gnadigs begehren vnd vorheißen erfahren, vnd hette jch also gemeinet e[uer] f[ürstlich] g[naden] als dan wan wir bey e[uer] f[ürstlich] g[naden] wie vns bey j[hr] g[naden] von der Lippe widerfuhr, vnterhalt in vntehnigkeit erlanget, durch die selb jhres gnadigen begehrens vnterthanig te[i]hilhafftig zu machen, welches weil nun nicht sein konnen, habe jch mein hausfraw dahin vormedt (die hirin vnsern zustand selber, des e[uer] f[ürstlich] g[naden] fur weiter vnd ferner erklarung vns gnadig nicht wilfahren werden, ersiehet) an e[uer] f[ürstlich] g[naden] bis gen Heckershaußen zu ziehen vnd deroselben jn vnterthenigkeit hirin zu gehorsamen, welche dan e[uer] f[ürstlich] g[naden] jn der vntertahnigen demutigen vnd gewißen [f. 329r] zuuorsicht, so zu deroselben wir vnterthanigst tragen, das jenige außer zweiffel vertrauwen wird, das e[uer] f[ürstlich] g[naden] nicht allein lieb vnd angenehm, sondern auch das sie wol nicht vermuhtet noch glaubet hette, welchs sie auch dahero außer dieser noht, darin wir leider jetzo stecken, nimmer von sich gesagt hette, vnd wollen derwegen e[uer] f[ürstlich] g[naden] in gnaden geruhen, auf gnedig jhr gegebene audientz dieselbe in gnaden behertzen, das sie nur außer furcht mitt e[uer] f[ürstlich] g[naden] reden vnd jhr wißenschafft furbrngen solte, vnd weiln darauß e[uer] f[ürstlich] g[naden] dasselbe nicht viel erfahren, welcher jhr zu weiterm nach dencken vrsach zu geben hatt, als eben das werck an sich, als will noch kan mir kein zweiffel machen, dan e[uer] f[ürstlich] g[naden] ersten gnedigem begehren hidurch in vntertahnigkeit gnug geschehen sey.

Was nun folgent furs ander e[uer] f[ürstlich] g[naden] mir vfferlegt, dem grafflichem bericht, da derselbe wider mich fallen würde, ausfurlig zu beandtwortten, so erpiete mich darauf demselben vnterthanig in warheit zu geleben, dan jch mir Gott lob keines bosens bewust, vielwaingen vmb jhr g[naden] von der Lipp verdienet habe, das mir ein anders bei gemeßen werden soll. Ich habe zwar an e[uer] f[ürstlich] g[naden] vom hern Graffen eingeschic[k]ts schreiben (fur deßen gnadige vergunstigung mich nochmals bedancke) vorlesen vnd weßen jch bezigtiget worden vernommen, welches aber jm ewigkeit nicht wahr gemacht werden kan.

Dan so viel erstlich den heimlichen beschuldigten weckzugen b[e]trifft, jst daßelbe angeben also beschaffen, das die gantze grafschafft Lippe ander zeugniß daruon geben thuett, dan wie diesfals mit mir vnd meinem advocate, da doch [f. 329v] j[hr] g[naden] mir zu gegeben, mich mit einem gelarten gefast zumachen, der wieder M. Johan. Engerink vnd Juden Israel , meine notturfft in aufacht zu nehmen, procediret vnd vorfahren, solches laße jch dem almechtigen fur dießmahl richten.

Eben stehet auch auf vnwarheit, das jch das glaß zu Retzen zerschlagen, den daßelbe jch noch vf heuttige stunde bey mir, auch durch zeugen vnd notarien besichtigen laßen, vnd neben meinem advocato noch heutiges tages ettzlichen ehrlichen leuten zu sehen geben.

Das jch auch jhr g[naden] zeit verheißen haben soll der kunstligen operation bin jch weiter nicht gestendig, als das jch zwar anfangs mich darzu verunlaßet, weiln mir aber solchs nicht muglich zu wissen, dan der j[hr] g[naden] hiruber von mir genemmen reuers mir wider zugestelt vnd das hauß Retzen vnter grafflicher handt vnd pittschafft purè geschenckt

So gestehe jch auch nicht, das jch auf das drosten ampt so hartt getrungen, sondern ist mir daßelb furgesteltt worden, vnd da jch daßelbe zuerlangen gepetten hette, were je nicht vnehrlichs dadurch gesuchet worden, das also dasjenige, was noch zur zeit vber mich forbracht, keiner wichtikeit

Wie dan obberurter j[hr] g[naden] hoffmeister vnd drosten zur Eulenburg [=Ulenburg] Pfilips Eberhard de Wreden [=Philipp Eberhard von Wrede], da jch den selben angezeiget, wie jch erfahren, das oberzehltermaßen vber mich geschrieben, sich offentlich horen laßen, gestaldt er nicht glauben konnen, da jhr g[naden] solches von mir geschrieben vnd dahero mich gefraget, ob jhr g[naden] leibliche handt jch diesfahls gesehen, welches jch an seinen ortt gestellet.

[f. 330r] Was sonst ferner vber mich ausgeben werden mügte, will jch beschehenen vorpflichtung nach in meiner warhafften vnschuldt also zu uerandtworden vnd vertehtigen wißen, das e[uer] f[ürstlich] g[naden] gnedigs gefallen darein tragen mugen, wodurch e[uer] f[ürstlich] g[naden] gnadigen zweyfachen gesinnen fur dies mahl gnug geschehen zu sein vntertehnigst mich getrosten vnd darauf vngezweiffelt hoffen will, dieselbe werden mich nuhnmehr mit endtlicher gnediger satisfaction in ganden erfreuwen vnd mein gnadiger her, alzeitt sein vnd vorpleiben, worzu vnd zu aller furstlichen langdaurigen vnd bestendiger wohlfahrd Gott dem allmegtigen e[uer] f[ürstlich] g[naden] jch vntertehnigst treuligst endtpfehle vnd gnadigster willfahrung mich gantzlich vorsichern.

Datum Heruord am 13 martij a[nn]o 1612.

E[uer] f[ürstlich] g[naden] vntertahniger treuwilliger alzeitt

Jost v[on] S[angershausen] Kalen