KassUB 2chem19.1 315

From Theatrum Paracelsicum
Author: Jobst von Sangershausen
Recipient: Moritz Landgraf von Hessen-Kassel
Date: o.D. 12-01 init.]
Place: Herford
Pages: 3
Language: German
Editor: Edited by Julian Paulus
Source: Kassel, UB, 2° Ms. chem. 19[1, f. 315—316 (alt f. 303—304)
Quote as: https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=532
Names: Simon VI. Graf zur Lippe; Simon VII. Graf zur Lippe


[f. 315r] Durchleuchtiger hochgeborner fürste, euwr fürstliche gnaden seind meine vnterthenige geflißene dienste eußerstes vermegens stett beuor, gnadiger her.

E[uer] f[ürstlich] g[naden] kan jch vnterthenig klagendt nicht pergen, jn waß maßen mitt jhr gnaden zur Lipp jch in ein vnvermutlich vnglegenheit gerahten, dannenhero dan meiner vnd der meinigen adelichen ehren zu sonderlichem lohn vnd spott mangerley falsche vnglimpfliche nachrede dispargirt, vnter welcher auch dieses, als solten e[uer] f[ürstlich] g[naden] jhr gnaden zur Lipp, Graf Simon den Jüngern [Simon VII. Graf zur Lippe, 1587—1627], schriftlich zu verstehen geben, man hette mit mir zu gnadig verfahren, solten mir sonsten haben was anders sehen laßen, dan e[uer] f[ürstlich] g[naden] jch auch wohl vmb so viel gebracht, wan jch nun mich nicht anders zubesinnen weis, als das die zeithero e[uer] f[ürstlich] g[naden] diner, doch vnwirdich, jch gewesen, jn stettwerenden diensten mich wie einem ehrlichen vom adel gepuret verhalten, kan derwegen gantz nicht glauben, das e[uer] f[ürstlich] g[naden] solches von mir, wie man dispergirt vber mich schreiben werden, zu dem jch nihemals anders, dan das e[uer] f[ürstlich] g[naden] mein gadiger furst vnd her gewesen vnd auch noch sey, jn der that befunden, mache mich derowegen die vnverhoffentliche vorsorge, jch wurde bey e[uer] f[ürstlich] g[naden] falschlich vnd boslich angegeben sein, vnd dannenhero vnumbgancklich bewogen e[uer] f[ürstlich] g[naden] mit einem schreiben zu sollicitiren, jhr dieser sachen zustandt jm grundt zu referiren, derer vnterthaniger zuuersicht, e[uer] f[ürstlich] g[naden] werden mir solchs jn vngnaden nicht verdencken sondern von mir jn allen gnaden vfnehmen vnd verstehen.

Als von jhr g[räflich] gnaden zur Lipp Simon den Eltern [Simon VI. Graf zur Lippe, 1554—1613] jch vor etlich jahren mit einer bestallung begnadet vnd sie wie jch mit alchymischen sachen vmbginge erkundet hat, sei jhr mein scientiam hirinnen zu offenbaren gnadig begähret, darinnen jhrem vnnachlaßigen anhalten etlicher maßen pariren müßen, jhr also philosophiae fontem so weit aperiret, das sie die quatuor elementa, daraus dan alle perfecta corpora bestehen, ignem v[idelicet] [f. 315v] terrae aerem, aquae inclusum, so wol mit handen ergriffen als auch mit augen gesehen, jn deme jhr g[naden] jch singulorum elementorum quantitatem vi ponderis demonstriret vnd also corporale sal spirituali mercurio & animato sulphure permiscendo dahin gebracht, das jhr g[naden] bekennen mußen, es verhalte sich meine wißennschaft in causis suis naturalibus & debitis vnd meine materia versire sihn sale, sulphure, mercurio nicht vulgari sondern philosophorum, deme gebe nun die purissima salis sulpuris & mercurii puritatis puritas seine formam, so da ist anima omnium corporum, vnd solches zwar causa sua efficiente, quae est vir luminis coelestis addita. Als nun jhr gnad gesehen naturae tam mirabiles effectus insitos, jst sie dadurch wie ein sonderlicher divini arcani amator & investigator hochlich erfreuwet, mich vnd die meinigen darumb mit einem adelichen gut begnadet, deßen auch dan mich mit einem sonderbarn begnadungs brief versichert, mit dieser gnadigen zusatz, sie wolle wegen solcher offenbarung mein, meines weibs vnd kinderen nicht allein gnadiger her, sondern auch vater sein vnd pleiben, darnach auch ferner gemeltes werck einzustellen von mir gnädig begehret, welches jch dan auch nechst Gott so weitt jns werck gerichtet, das jhr g[naden] juxta omnium philosophorum sententiam die putrefactionis schwartze, solvirung vndt noch vf heutige stunde coagulationis exordium sehe.

Ob nun woll solches alles wolgedachter Graffe zum geringsten nit verneinen wirt vnd kan, jst doch weis nicht cujus genis instuitur, durch juden vnd vnkhristen ein vnbillig, ja vnmenschliche action mit mir angefangen, dadurch dan jm nahmen des oft wolgedachten Graffens nicht allein das begnadungs schriben von mir abgefordert, sondern mir auch der bißhero zu jhr g[naden] erstatteter zutrit gäntzlich abgeschnitten, nicht einig verbettungs supplication aufgenommen, jnnerhalb gahr wenig tagen mit weib vnd kindern den begnadungs sitz zu reumen ernstlich mandiret [f. 316r] vnd vnterm destinirtem termino mir vnd den meinigen zum sonderlichen lohn schimpf vnd spot, etlich soldaten eingelegt worden.

Wan nun vber alle mein menschlich verhoffen, jn vnverschuldeter vrsach mit mir also verfahren, so habe jch solchs e[uer] f[ürstlich] g[naden] jn vnterthenigkeit anzumelden nit vnterlaßen konnen, dero vnterthanigen vertrostung, sie werden hirin ein khristlich mitleiden mit mir tragen, meine vnschult jn gnaden erkennen vnd also mein gnediger furst vnd her sein vnd pleiben.

Weil jch auch wol weis, das e[uer] f[ürstlich] g[naden] wie jn allen loblichen wißenschafften, also auch in dieser von Gott hochlich begnadet, will e[uer] f[ürstlich] g[naden] jch in vnterthanigkeit zuerkennen geben, ob vorgedachtes mein vorhaben ab ipsa naturae norma jm geringsten discedire vnd, da doch auch solchs jhr g[naden] zur Lipp noch auf heutige stunde mit sonderlichen hoffnung in guter verwahrung, jch also also mit weib vnd kindern zuzuerstoßen, e[uer] f[ürstlich] g[naden] auch, als von dero mir viel gnad erzeiget, jch pillig dieser meiner wißenschafft genißen laße, so sich mich jn gnaden fur einen diener vfnehmen vnd mit einem vnterhalt begnaden wollen. Hoffe vnd trage hingegen ein vngezweiffeltes getrauen zu Got vnd meiner wißenschafft, e[uer] f[ürstlich] g[naden] werden durch gottliche almacht gewis erleben, das mich vnd meinigen alle erzeigte woltahten wolahngelegt, das jhr dieselben nimermehr gereuen werden. Habe solches e[uer] f[ürstlich] g[naden] in vnterthanigkeit nicht pergen konnen, dieselbe sambt dero hertz vnd vielgeliebten gemahlin, jungen herschafften vnd freuwelein jn den schutz des almechtigen vnd mich zu dero gnaden treuwlich vnd vntertahnlich empfehlend, dero gnadigen relation vntertehnig getrosten.

Geben Hervorde.

E[uer] f[ürstlich] g[naden] vntertheniger

Jobst von Sangerhausen, genand Kahl