KassUB 2chem19.1 160

From Theatrum Paracelsicum
Author: Heinrich Dauber
Recipient: Moritz Landgraf von Hessen-Kassel
Date: 1615 October 13
Place: Herborn
Pages: 3
Language: German
Editor: Edited by Julian Paulus
Source: Kassel, UB, 2° Ms. chem. 19[1, f. 160—161 (alt f. 152—153)
Quote as: https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=355
Places: Kassel; Gladenbach


[f. 160r] Durchleuchtiger hochgeborner furst, e[uer] f[ürstlich] gn[aden] seyen meine vnderthenige schuldige vndt willige dienste jderzeit zuvor. Gnediger herr,

Jch weis mich vnderthenig zu erinnern, wilcher masen vor dreyen jaren gegen e[uer] f[ürstlich] g[naden] auf deroselben genediges begeren jch mich zu Cassel mit hand vndt siegel obligirtvndt verpflichtet hab, daß ich nicht vnderlaßen sollte, die secreta mineralium, so mir bekant wehren vndt kunfftig bekant würden, e[uer] f[ürstlich] g[naden] vnderthenig zu communiciren. Wilcher affection vndt bereiten willens ich allzeit gegen e[uer] f[ürstlich] g[naden] als zu meinem angebornen genedigen landsfursten bisher gewesen. Nachdem nun ich beneben einem hochgelarten vornemen erfarnen man in vnser arbeit, ob wohl nicht gar zu endt, doch so weit kommen, daß wir aus vorhabender vnserer materia das ware universal zu erlangen keinen zweifel tragen, so hette ich es wohl rhatsamer gehallten, hievon bey e[uer] f[ürstlich] g[naden] keine meldung zuthun, bis wir die glückliche endtschafft durch Gottes segen erlangt hetten. Dieweil es aber an dem, daß mein mittgehulff mit hand vndt siegel interposito juramento ad silentium verbunden, vndt ich zu einem hohen allter gelangt, vndt des wegen vor des wercks ausgang wohl mit thot verfahren köntte, so hab ich nicht vnderlasen können, e[uer] f[ürstlich] g[naden] hievon beyzeit vnderthenige relation zuthun, vndertheniges erbietens e[uer] f[ürstlich] g[naden] gründlich zu berichten, was es vor ein berg materia sey, wie wir procedirt vndt wie weit wir im proceß hirmit kommen, welches zwar nicht fuglich vndt vollkömlich in schrifften, sundern coram geschehen kann vndt mus. Die berg materia, wilche wir brauchen, wirdt in e[uer] f[ürstlich] g[naden] landt an vielen ortten [f. 160v] genugsam gefunden, sie wirdt in der solution zu wasser, vndt das wasser wider zur erden, die erde wirdt zu lufft vndt die lufft wieder zu wasser, als dan ist das mineralisch philosophisch wasser gemacht, wilches allein genugsam ist hiraus den waren philosophischen stein zu bereiten. So weit sein wir kommen. Wilches e[uer] f[ürstlich] g[naden] ich aus guter affection vndt schuldiger pflicht nicht hab verschweigen können noch sollen. Dieser mineralische steinsolvirt sich zu wasser in der ersten solution durch ein süs gemein regen wasser. Wer aber den philosophischen schlussel hierbey nicht hat, wirdt jhn wohl einen harten stein mussen bleiben lasen. Wilcher erste schlussel der solution sehr arcanisch vndt wunderlich ist wilchen die weissen alzeit haben verborgen gehallten, vndt von e[uer] f[ürstlich] g[naden] denselben ihren laboranten auch verbergen wirdt, so können sie zu der erkandtnis der materien vndt also zu der kunst nimmermehr kommen, ob sie schon in e[uer] f[ürstlich] g[naden] laboratorio das werck zu laboriren vndt zu enden vnder ihren handen haben.

Vndt dieses ist eins wilches e[uer] f[ürstlich] g[naden] ich nicht hab verborgen hallten söllen.

Zun andern so haben e[uer] f[ürstlich] g[naden] ein silber bergkwerck zu Gladenbach, da erstz in zimblicher anzahl gefunden wirdt, aber die seiger kosten der verbleihung so hoch lauffen, daß ein geringer vberschuß bleibt, vndt derwegen solch bergwerck vngebaut ligen bleibt.

Als hab ich ein mittel gefunden, dadurch eine bergart, so in groser meng zu bekommen, die speis von silber vndt kupffer im schmeltzen gentzlich kann abgescheiden werden, also daß kupffer vndt silber allein ist, vndt auf der müntz vermüntzet werden [f. 161r] kann, hirmit alle die seiger vndt bleykosten zu ersparen, wilche sonsten allen gewin des bergwercks wegnommen. Da es dan e[uer] f[ürstlich] g[naden] gefellt, so will ich auch zu gleich solche scheidung e[uer] f[ürstlich] g[naden] offenbaren vndt vor augen stellen, darbey e[uer] f[ürstlich] g[naden] mein getreues gemuth genedig erfaren vndt spüren können.

Thu dieselbige hirmit dem allmechtigen Gott zu zeitlicher vndt ewiger wohlfart vnderthenig befelen.

Geben zu Herborn den 13ten octobris ao. 1615.

E[uer] f[ürstlich] g[naden] vndertheniger gehorsamer

Henrich Dauber, scholae Herbornensis professor et ejusdem pro tempore rector