KassUB 2chem19.1 148

From Theatrum Paracelsicum
Author: Heinrich Dauber
Recipient: Raphael Eglin
Date: 1611 November 08
Place: Herborn
Pages: 4
Language: German
Editor: Edited by Julian Paulus
Source: Kassel, UB, 2° Ms. chem. 19[1, f. 148—149 (alt f. 140—141)
Quote as: https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=349
Names: Moritz Landgraf von Hessen-Kassel; Heinrich Hofmann; Wilhelm Dauber; Hans Ulrich Eglin
Places: Frankenberg; Marburg; Herborn; Frankfurt am Main


[f. 148r] Meine dienst zuvor ehrwirdiger vnd hochgelerter herr Doctor, e[uer] e[hrenfest] schreiben den 6. novembris zu Franckenberg datirt, hab ich vom botten entpfangen vnd den inhalt verstanden. Was das anlangt, dz ihr vorschlaget, meine bergsachen vnd scheidkunst der mineralien jhrer f[ürstlich] g[naden] landgraf Moritzen anzutragen, so wolt ich zwar, es were solches im vergangenem majo durch D[octor] Hofmannum, als wir zu Marpurg bejsammen waren alsbald geschehen, so were ich immittelst vieler muhe vnd sorgen vberhaben gewesen. Dan ich sehe doch, das ich ohne einen solchen Patronum nicht fort kommen kan; so wohl die scheidung der goldertzen als die scheidung der kupferertzen belangend: so könnet ihr auch, wie gern ihr schon wöllet, mir auch nicht nach natur ... helfen, vnd mus ich mich vnter desen quelen vnd greinen, vnd mangel leiden. Darum so ist mein rath vns allen zum besten, ihr hettet euch alsbald zu ihrer f[ürstlich] gn[aden] verfuget, vnd ihrer gn. von meiner entscheidung durch die mineralische vnd vegetabilische waßer relation gethan, nicht allein der kupferertz, sonder auch vnd vornemlich der goldertzen, welche einen fluchtigen goldgeist mit sich fuhren vnd in der menge gefunden werden, daraus ich ein extract mache, desen das <pfund> 32. ducaten gold helt, wie ihr solches selbst beneben mir in der prob gefunden habt. Ob ich nun wohl bin voti reus, diese goldertz scheidung weiter niemanden, als meinem sohn Wilhelmen zu offenbaren, vmb der vntreu willen, so mir, wie ihr wißet, von etlichen denen ichs nicht zugetrawet hatte, widerfahren ist, so kan doch zwischen jhren f[ürstlich] g[naden] vnd mir ein solcher contract getroffen werden, welcher jhrer f[ürstlich] g[naden] sehr annemblich, vnd mir vnd den meinen nicht schedlich sey, auch euch vnd den euren zu einer größerer nutzbarkeit gereichen kan. So wöllet die kleine prob aufs neu vornemen, aller masen, wie ihr im anfang damit procedirt habt, nemlich erstlich dz pars cum part drej dag [f. 148v] vnd nacht mit dem extract flisen laßen, darnach mit borras reduciren, zu lamellen machen, vnd im ersten cement cementiren funff stund, als dan mit selber quartiren. Da ihr den das werck wider richtig befindet, wie zum ersten mahl geschehen, so wollet als bald mit eurem sohn zum fursten zihen, des extracts ein pfundt zu euch nemen, vnd dem fursten durch euren sohn die prob vor augen stellen; vnd hierauf jhrer f[ürstlich] gn[aden] vorschlagen, dz sie mich alsbald von Herborn abholen laße, so will ich in dißen sachen mich mit j[hrer] f[ürstlich] gn[aden] auf billiche weg vnd mittel einlaßen. Doch könt ihr jhrer f[ürstlich] gn[aden] dises auch insinuiren, dz j[hre] f[ürstlich] gn[aden] von disem dingen niemands sagen, viel weniger mit jhren chimicis davon consultiren cum quibus ullum commercium habere nolo, den ich wies wie es mir zuvor gangen. Aber jhrer f[ürstlich] g[naden] gönne ichs gern, als meinem angebornen landsfursten, welcher mich auch beschuztzen kan. Jch wolt auch wz in dißer sachen geschehen solte, dz es bald geschehe, den ich kurtzlich zweymahl nacheinander sehr schwach gewesen, dz ich mich meiner als eines altens besorgen muß. Jch habe euch neulich bej eurem sohn [Hans Ulrich Eglin] ein <pfund> meines extracts, so braun gewesen, zugeschickt; jtz schick ich euch noch ein pfund deßelebn extracts, welches nichtt braun, sondern den ersten vier loten hei... ist, so ich euch im anfang geschickt hab. Es ist einerley extract vnd weis ich darin keinen vnterscheid, doch könnet ihr achtung darauf geben laßen, welches sich am reichlichsten erzeige. Jch schicke euch auch alhie ein halb pfund des ersten cements, welches ihr anfangs gebraucht habt. Es ist durchs <aqua forte> extrahirt, ex <antimonio>, <venere> & <marte> wie der proceß lautet, darnach filtrirt, coagulirt, vnd in einem napf in keller zu solviren hingestelt. Dises hab ich aus dem keller holen, vnd wz gefloßen gewesen in dis glas gisen laßen, davon ihr nun dz cement pulver machen könnet, vnd gebrauchen, wie bej der ersten prob geschehen. Was ewer regal cement anlangt, welches ihr zu dißem letzten mahl ante quartationem gebraucht hab, so ist zu wißen, dz solches vmb des <vitrioli> willen, welcher alle vnfixe metallen calcinirt vnd zerstöret, nit rathsam ist, dieweil der fluchtige goldgeist noch nicht [f. 149r] in der luna volkomlich figirt ist. Es sagt Rosarius; spiritus minerae nsotrae est verè aureus, nec ab auro differt nisi in hoc quod aurum est fixum, spiritus verò non fixus. In processu autem nostro lunae additur aurum, ut aurum volantem hunc spiritum excipiat & cohibeat. Luna autem additur auro, ut hunc spiritum aureum à sole accipiat, quo ipse sol opus non habet. Jam verò requiritur, ut hic spiritus aureus in luna figatur, antequam coloretur. Jd autem imprimis praestant spiritus <antimonii> & <nitri>. His si spiritus <veneris> et <martis> addantur, fixatio et coloratio simul fieri potest. Summa dißes ist der fluchtige mercurius vnd fluchtige goldgeist, welchen noch in seinem primo ente ligt, vnd alles verneuert, wen er zu seiner fixation vnd volkommenheit gebracht wird, dz hieraus gemacht wird das wahre aurum potabile, vnd der wahre lapis physicus, welcher in jrdischen dingen alles vermag.

Scriptum Herbornae den 8ten novembris ao. 1611.

E[uer] e[hrenfest] alzeit

Henrich Dauber

{Nachtrag:} Wen man grose proben macht, damit dan nichts vmbkomme, so thut man dz pars cum part in ein kolblein von gutem thon gebraucht, vnd setzt darauf ein glasin helmlein (desen schnabel am loch offen bleibt, vnd nicht zugestopfft wird, den es gehet zum schnabel nichts heraus) wen dan am dritten dag, an welchem dz feuer gestreckt wird, der <mercurius> aufsteiget, so schlegt er sich im helm nider, daraus er genommen, vnd wider wie zuvor kan gebraucht werden. Er sublimirt sich weiß, vnd bisweilen gelblecht wie ihr in beiden beygefugten dutten habt zu sehen. Die kolben aber dorfen nicht von glas sein dieweil der <mercurius> das glas im feuer zerfrist, so mus der thon auch gar gut sein, dz er disen spiritum drj dag in der glut halten kan, sonsten geschiet groser schaden. Jch sende euch vier lot salmiack, keinen borras hab ich itz nicht, ist auch alhie bej den kremern keiner feil: muß ettwz bej nechster bottschafft desen von Franckfurth widerbringen laßen. Vnsern proceß belangend, so beruhet derselbig vf der fixation vnd gradation. Es ist den chimicis nie schwer [f. 149v] gewesen, die lunam fixam zu gradiren, dazu sie gnug feuer ... haben. Es ist ihnen auch nie schwer gewesen die lunam, welche mit dem wahren gold geist ist jmpregniret gewesen, zu figiren, dazu sie auch genugsame mittel haben. Aber die lunam mit dem waren goldgeist zu impraegniren, dises haben die philosophi alzeit verborgen gehalten, dieweil diser goltgeist dz fundament ist, darauf beid dz vniversal vnd alle particularia sich grunden vnd daraus einig vnd allein fliesen &c.

{Anschrift:} Dem ehrwurdigen vnd hochgelerten herrn Raphaeli Eglino der h[eiligen] schrifft doctori vndt profeßorj zu Marpurgk meinem insonders gunstigen herrn vnd gelibten freunde. Franckenbergk.