KassUB 2chem19.1 131

From Theatrum Paracelsicum
Author: Conrad Schuler
Recipient: Moritz Landgraf von Hessen-Kassel
Date: 1611 January 11
Place: Kassel
Pages: 4
Language: German
Editor: Edited by Julian Paulus
Source: Kassel, UB, 2° Ms. chem. 19[1, f. 131—132 (alt f. 123—124)
Quote as: https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=323
Names: Johann Eckel; Jacob Mosanus; Johannes Hartmann; Frederick I, Duke of Württemberg
Places: Ehningen; Gärtringen


[f. 131r] Durchlauchtiger hochgeborner fürst, gnediger herr.

Nachdem e[uer] f[ürstlich] g[naden] cammerdiener Johann Eckel die zeitt über wehrender meiner bewusten rechtfertigung mit mihr conversiret vnd durch solche gelegenheit innen worden, daß jch der natural philosophey vndt sonderlich dem thail deroselben, so da handelt vom lapide philosophorum, zugethan, jst er mihr eine lange zeitt hero ohnnachleßig privatim angelegen vndt bey mihr instendig angehaltten, das jehnige, so jch in angeregtem studio lapidis philosophici gesehen vndt erfahren hette, ewerer f[ürstlich] g[naden] vor andern potentaten vntterthenig zu kommen zulassen, vndt mihr darbey allerhandt erhebliche motiven ad persuadendum zu gemüth geführet, fürnemlich aber, das e[uer] f[ürstlich] g[naden] nicht allein vnßer ahngeborner landesfürst, darzu mit einer ansehenlichen anzahl fürstlicher jungen herren von Gott dem allmechtigen allergnedigst begabt vnd gesegent wehren, sondern auch allen andern fürsten des reichs itziger zeitt mit sonderbahrer erudition vndt andern hohen fürstlichen gaben weitt vorgehen thetten, welches gleichwol in rei veritate e[uer] f[ürstlich] g[naden] scripta publica de moribus et republica außgangen gnugsam testificiren vndt an tag legen, dahero dann e[uer] f[ürstlich] g[naden] zwar meines einfeltigen trachtens zweiffelsfrey von etlichen fürsten, so weniger studirt haben, auch vnßerer orthodoxae religioni gantz vndt gar zuwider seindt, heimlich sehr geneidet, gefürchtet vnd geflohen werden.

Ob jch nun wohl vmb allerhandt hochwichtiger vrsachen willen nie gesonnen geweßen, einigem potentaten vf dießer weltt meine in dießem gehaimen studio erlangte wissenschafft hinführo zueröffnen, bevorab dieweil jch solches nicht bedarff, sondern die noch übrige geringe zeitt meines lebens mit guter ruhe vndt durch stillschweigen ohne gefahr vndt mangel privatim zubringen köntte, [f. 131v] so haben doch e[uer] f[ürstlich] g[naden] cammerdienrs angeregte ansehenliche motiven, fürnemlich aber seine gegen e[uer] f[ürstlich] g[naden] vndt dero fürstliche junge herrschafft, vndt gantze löbliche hauß Hessen tragende vnderthenige grosse affection, fidelitet vndt pietet, so jch fürwar an jhme hochrühmen, vndt mich schier darab, als ein rarum, verwundern muß, mich selbstet endtlich dahin bewegt vndt gleichsam getrieben, daß jch die communication bißhero zum theil bewilligt, dieweil aber weder zu anfang meiner anherokunfft in diß fürstenthumb Hessen von DD[octores] Mosano vndt Hartmanno, noch auch itziger zeitt von Eckelio (deßen vorgegebenem mündtlichen bevelich jch doch mehr glaubens zustellen thue) mihr e[uer] f[ürstlich] g[naden] aigen handt, darauff er sich gleichwol referirt, weniger dero mandatum fürgezeigt worden, habe jch mein absolutum responsum bißdahin suspendiren wollen, wie noch, damitt jch nicht ohn fürsichtiglich andere deßen theilhafftig mache, quod planè impatiens est societatis.

Derowegen im fall e[uer] f[ürstlich] g[naden] dero cammerdiener Johann Eckeln plenis cum mandatis zu mihr abfertigen, oder selbstet mit aignen handen dero gnedige mainung mihr zuerkennen geben werden, wil alßo dann jch mich darauff in vntterthenigkeitt absolutè erklehren.

Waß jch aber in mehrbesagtem wercke lapidis philosophorum vf dißmahl zu communiciren habe, seind nachfolgende fünff stücke:

1. Materia lapidis philosophorum.

2. Sulphur.

3. Sal.

4. Mercurius. {Nr. 2/3/4 mit einer Klammer zusammengefasst und beschriftet: Tria principia solis solis philosophica}

5. Conjunctio eorundem philosophica ad habendum mercurium philosophorum, qui ab ipsis philosophis dicitur aurum potabile per se (ohne ainigen zusatz), et medicina vniversalis pro corpore saltem humano.

[f. 132r] Wiewihl nun dieße fünff arcana lapidis philosophici sämptlich, vndt ein jedes insonderheitt, einem jedwedern süchenden liebhaber der kunst nicht allein zuwissen allerdings nötig, sondern auch so groß seindt, das gar keine aestimatio, weniger ainige compensatio derentwegen angestellet werden mag, jmmaßen auch silches von keinem wahren philosopho jehmals beschehen, daß er nemlichen angeregte arcana dießer herrlichen wissenschafft halb oder gar, viel oder wenig, vmb geldt vndt guth feil gepotten vndt verkaufft hette, geschwiegen, daß jch ein solches zuthun gesinnet sein soltte, angesehen, daß deßen kein warhaffter philosophus behüfft, jedoch, dieweil ja ewerer f[ürstlich] g[naden] daß hiebevor begertte sal solis (welches sonstet dem hertzogen [Friedrich] von Württembergk &c. hochlöblicher christmiltter gedechtnus jch vntterthenig zukommen lassen, auch seine f[ürstlich] g[naden] mihr Ehningen vndt Gärttringen sampt dem schloß vndt stattlichem gehültzt vnd andern gerechtigkeiten vndt sonderbahren privilegien, ohne mein begehren, darfür gnedig verehret haben, aber von den erben mihr itzo wider genommen worden) als ein ainiges principium allein, zu wenig seint wil, wie jch itzo von Eckelio verstanden. So wil jch demnach auß gleicher gegen e[uer] f[ürstlich] g[naden] vndt dero fürstlichen jungen herrschafft, so wohl das gantze löbliche hauß Hessen tragender vnttertheniger schuldiger affection, mihr nicht zuwider sein lassen, deß e[uer] f[ürstlich] g[naden], dero durch Eckelium beschehenen gnedigen begehren nach, eins oder mehr auß obgesetzten fünff arcanis lapidis philosophici in gnaden eligiren, vndt waß sie dargegen zuthun (non quidem animo compensandi, sed salte benevolentiam et affectionem gratiosam erga me hoc ipso declarandi) gemainet seyen, sich darbey gnedig resolviren, vndt in gnaden etwas fürschlagen, kan jch alßo dann vf vorgehende geführende vndt leidtliche conditiones mit e[uer] f[ürstlich] g[naden] zu contrahiren mich alßo balden widerumb vnderthenig [f. 132v] erklehren, vndt meines theils vf einmahl (bis enim dat, qui citò dat, de me dico) mitt wercken, vndt nicht mitt wortten schliessen, doch wirtt alles zu e[uer] f[ürstlich] g[naden] hochherrlichen fürstlichen discretion vndt gnedigen gefallen hiermitt vnderthenig gestellet.

Es wollen aber e[uer] f[ürstlich] g[naden] jhro nimmermehr einbilden, daß ein frömbdtlingeoder außländer (alß welche allein vmb jhres, vndt nicht amb e[uer] f[ürstlich] g[naden] nutzes willen zukommen pflegen, vndt wann sie ihren sack voll habt widerumb darvon wandern, nach artt der storchen, so den sommer mitt vnß geniessen, vndt des wintters wider darvon fliehen) ewere f[ürstlich] g[naden] dieße köstliche gehaimnussen zutragen, vndt mvb geldt, deßen er nicht bedarff, communiciren werde, aber einem landtkinde ist es durch sonderbahre ahnordnung Gottes gleichsam von natur eingegossen, das es ein geliebtes vatterlandt vndt angebornen landesfürsten vor andern sonderlich meinet, liebet vndt guttes gönnet, ja selbige andern vorgezogen vndt über andere erhoben zuwerden wünschet vndt begehret, darumb bey dießen allwegen ein affectio et amor filialis zuuermuthen, bey jehnen aber ein affectio servilis et coacta, quod benè notandum, et ab illis cavendum nihilque sperandum.

Datum Cassel am 11ten Januarii anno &c. 1611.

Bleibe hiermitt allzeit E[uer] f[ürstlich] g[naden] gehorsamb vndertheniger vndt dienstwilliger

Cunradus Schulerus