Prefaces to Paracelsus, Von den unsichtbaren Krankheiten, no date

From Theatrum Paracelsicum


Places in this document: Basel
Authorities in this document: Dionysius Areopagita; Mahomet; Apollo; Avicenna; Juda

Sources

Primary Sources

H – Paracelsus ed. Huser, Teil 1, S. 238–244, 285-286, 288-289, 306-307 http://books.google.de/books?id=QyhSAAAAcAAJ&pg=PA238


Reproductions

Older Editions

Modern Editions

S – Paracelsus ed. Sudhoff, Bd. 9, S. 251–258, 285-286, 306-307, 327-328

Translations

Secondary Sources

Text

Text according to Huser

General Preface

Vorrede in die Bücher der vnsichtbarn Kranckheiten/ durch den Hochgelerten Herrn Theophrastum von Hohenheim Doctorem, etc.

Demnach ich vollendet hab die drey Bücher im Liecht der Natur/ vnd im selbigen erzehlt die anligen vnd gebresten des sichtbarn vnd leiblichen theils Microcosmi, vnd dieselbigen beschrieben mit hohem fleiß vnd erfahrenheit/ vnd genugsamer darthuung seiner Philosophischen vnnd Experimentischen außweisungen. Nuhn aber wiewol das ist/ das dieselbigen etliche Bücher die anligen des sichtbaren leibs Microcosmi wol vnd vberflüssig tractirend/ vnnd alle ding stattlich fürgehalten in einem jedlichen Versal/ so weit vnnd das liecht der | Natur zubegreiffen ist/ nicht darinn aussen gelsassen/ noch vergessen: So ist aber doch das anligen des sichtbarn theils Microcosmi noch nit gar erzelt/ so weit vnd sein anligen reichen. Dann wiewol das [alles] beschriben ist/ das sichtig den augen erscheinet/ vnd den henden zu tasten begreifflich: welche anligen vnd gebresten durch die Philosophey/ vnnd ohne mangel des grundes/ so gewaltig mögen ergründet werden/ das ein jeglicher Erfarner in den dingen ohne jrrung stehen mag: (wiewol die Humoralisten in irrung den gantzen Procesß geführt/ aber jhrs vnzolkommenen grundes ist zuuergessen die höchste seligkeit.) Nun aber wie fürgehalten/ so ist doch nur begriffen worden in denselben Büchern des halben Menschen widerwertigkeit des einen theils/ das sichtbar ist: So erfordert die notturfft weiter/ auch den andern theil des andern halben Menschen zubeschreiben/ auff das der Mensch gantz in der einbildung des Artzts stand. Wiewol vnsichtbar derselbige ist/ vnd doch greifflich: vnd das das greifflich ist/ das ist nit sichtbar/ vnd im liecht der Natur zu gleicher weiß zu verstehen ist/ als ein Blinder der da greifft/ vnnd sicht nit das er greifft: Also im gegenspil/ wir sehen/ vnd greiffen/ aber entpfinden das nit/ das wir greiffen. Vnd als wunderbarlich dem Blinden sein greiffen anligt/ also wunderbarlich ist vnsern sichtbarn augen/ daß sie blintzen vnd nit entpfinden/ das die hende greiffen.

Vnd merckend diß Exempel wol: dann nicht vmbsonst wirt vns der Blinde geboren/ sondern er gibt vns damit ein beyspil/ das wir blind sein mit sehenden augen im liecht der Natur/ darumb dasselbige zu erforschen billich ist.

Wir Menschen auff Erden/ was haben wir ohn das liecht der Natur in der erkendtnuß aller natürlichen dingen? Auß welchem liecht der Natur ich weiter fürfar/ das sich von sichtbarn streckt in das vnsichtbar/ vnd gleich so wunderbarlich im selben als im sichtbarn. Vnd das ich aber behalt das liecht der Natur/ so ist das vnsichtbare sichtbar. Was die augen geben/ wie in dem andern halben sichtbarn theil fürgehalten ist/ dasselbige bedarff wenigs darthuns: dann die augen sehen die grosse Welt/ vnnd bringen die grosse Welt in die Philosophey/ daß sie jhnen sichtbar vnder den augen ist/ dann das | daruon ergründt wirt/ das ist sichtbar: Nuhn fürhin aber in den andern Büchern so hie hernach volgen/ dauon das Arguemtn genommen wirt/ das ist nit sichtbar: darumb auch dahin zu bringen/ ein vnsichtbars sichtbar zu halten/ viel darzuthun von nöten ist. Dann grob/ rudisch/ vnd Tannzapfisch sind die Discipuli bißher erzogen worden/ daß sie auch knoch im sichtbarn sind. Aber weiter die ding außzustrecken/ so wissen/ dz die Welt vnd alles/ das wir in jhrem kreiß sehen vnd greiffen/ ist nuhr der halbe theil der Welt: Vnd das wir nicht sehen/ ist gleich vnd eben als vil im tragen vnd heben/ im wesen vnd in der eigenschafft: Das macht das noch ein halber Mensch ist in welchem vnsichtbare Welt wircket/ vnd gleichet. Also machen beyde Welt zu verstehen/ zwen Menschen in einem Leibe. Dann so wunderbarlich sind die Creaturen/ das sie im liecht der Natur so hoch zu erfahren seind/ in dem/ das Gott vnsichtbar an jhn gemacht hat: also in dem/ das wir sichtbar haben. Dann also streicht Gott seine magnalia herfür/ vnd die Schule des liechts der Natur/ das wir nit allein vns die augen sollen lassen ersettigen/ sondern vns verwundern/ vnnd nachforschen den natüprlichen dingen/ so der augen gesicht nicht begreifft: vnd doch so bedeutlich vor jhnen stehet/ als ein Seulen die vor dem Blinden stehen. Auff dz auffthun der augen ist weiter mein fürnemmen/ dieweil im liecht der Natur so heiter gezeiget wirt/ vnsichtbar ding sichtbar zu sehen/ wie das sey zu erfahren/ zu gleicherweiß als diß Exempel außweist: Der Mond ist ein liecht/ aber die farben gibt er nicht zu erkennen: Aber so die Sonn auffsteiget/ so werden alle farben vnderscheiden zusehen. Also ist auch die Natur ein liecht/ das vber das liecht der Sonnen scheint: vnd wie der Mond gegen der Sonnen scheint/ also scheint das liecht der Natur vber alle gesicht vnd kräfft der augen. Jm selbigen liecht werden die vnsichtbaren ding sichtbar: vnd das je ein liecht das ander vberscheint/ lassent euch ingedenck sein.

Wir glaubend den wercken/ vnd müssen jhn glauben: dann der zu wenig glaubt/ dem bresten die werck: die werck zeigen an das/ dauon sie kommen. Sind die werck sichtbar/ vnd das dauon sie kommen vnsichtbar: so wissend/ daß sie nit anders vn|sichtbar sind/ dann das wir im selbigen liecht nciht wandelen/ welches dasselbige sichtbar macht. Vnd ist gleich als wenn wir bey der finstern nacht ein Glocken hören/ die mögen wir nicht sehen/ vnd doch das werck der Glocken sehen wir wol: das ist/ wir hörens/ wellen wir nuh dz sehen/ daruon dz gethön kompt/ so muß es durch ein liecht beschehen.

Der Monn ist eins/ aber ein finster liecht: die Sonn erklärts am gründtlichsten. Darumb so müssen wir vns nit begnügen lassen/ an dem liecht dz zu den wercken leucht/ vnd solche sichtbar macht: sondern wir müssen weiter suchen vnd gedencken/ daß das/ so die werck machen/ mehr ist/ dann das werck: drumb muß auch mehr sein liecht sein. Dann ein jeglich ding hat sein liecht/ darinn es ersehen wirt: vnd ein jedlich liecht macht sichtbar das seinige/ so vor dem andern liecht vnsichtbar scheinet. So nun die werck vns weiter weisen dann bey jhnen zu bleiben: den würden die werck nit gleubig machen/ der sich diesen zeiger nicht wolte füren lassen. Glauben wir die werck/ so glauben wir auch dem Meister des wercks: dann das ist ein todter Glaube/ vnd eine kindische art/ auß den wercken zu den Meister nit zu wandelen. Die gebew gefallen vns wol/ noch vil mehr sol vns der Meister gefallen: die gebew lernen vns nichts/ die lehr der gebew fliessen vom Meister. Dann secht diß Exempel an: Christus war ein liecht der Welt/ aber vnsichtbar/ dann er war ein Mensch/ seine werck beweisen das. Die seine werck bey seinem liecht erkanndten/ die wandleten heiterer dann alle Sternen am Firmament scheinen möchten: vnser augen sahend die werck beim liecht/ dz auß der Sonnen gieng/ dasselbigen liecht mochte aber den Meister nit zuerkennen geben. Darumb die jhn wolten erkennen/ vnnd wolten jhn sichtbar haben/ als dann Er war/ so mußten sie das liecht haben/ das vber jhn schinn/ dauon gesprochen ward von den Aposteln/ hie wöllen wir drey Tabernacul bawen.

Also hat ein jedlich ding sein liecht: vnd der bey dem hauptliecht nicht sehen will/ dem sind die vnsichtbarn leib vor den augen/ gleich wie bey der finstern nacht ein grosser Berg. Also finden wir in der Natur ein Liecht dz vns sichtbar macht/ das Sonn vnnd Mond nicht vermag. Drumb sey das dermassen fürgehalten/ das wir den Menschen/ vnd alle Creatu|ren nuhr halber sehen: auff das noth ist/ weiter zu wandern.

Dieweil nuh auch der Dionysius Areopagita bey seinem liecht nit kund sehen die werck/ die das geschahen vnter den Creütz Christi/ dem doch dz Firmament Astronomicè bekanndt was/ wolte auch im werck nit ertrincken/ sondern er wolte weiter sehen den Werckmeister diser Welt/ vnnd sucht ein ander liecht vnd erfands: Also sollen wir auch nit ersauffen im werck. Dann der da suchet vnd klopffet an/ der findt. Also ist es von den wercken zu verstehen/ dieweil wir an vns finden kranckheiten/ deren vrsprung im sichtigen leibe nit ergriffen mag werden: So sind doch dieselbigen kranckheiten nuhr werck/ welche werck vns ermanen/ nit zusagen/ es ist vber meinen verstandt/ sonder das liecht anzünden/ dadruch wir sprechen mögen/ es sey vnter vnserem verstand. Vnd so wir jhm nachvolgen/ so geben sie/ das der ander halbe Mensch auch vorhanden ist/ sondern noch ein Cörpel/ der den groben augen zu klar ist/ in demselbigen die kranckheiten ligen: vnnd vber diß alles die vnsichtbaren vrsachen dieser kranckheiten alle.

Von derselbigen vrsachen/ vnd vom selbigen Cörpel darinn sie wirckt/ ist weiter mein fürnemen zuschreiben/ auff das dieselbigen kranckheiten mit jhrem vrsprung ein gantzen Artzt machen. Dann wie geschrieben sind die leiblichen kranckheiten/ so folgend jetzt hernach die vnleiblichen/ vnd doch auch leiblich/ wie erkleret ist: darzu vns beweget hat das werck/ welches weiter anzeiget seinen Meister/ wie es daher kompt/ vnd was das ist/ dz es schmidt vnd zimmert. Wie nun dasselbige zu erkünden ist/ dasselbige volgt hernach/ getheilt in seine Bücher vnd Versal. Dann jhr sollen alle wissen/ wo werck beschehen/ daß sie allein darumb beschehen/ das wir jhr vrsach erfahren: dann alle werck geschehen durch Gott: wie sie aber an vns langen/ dasselbige zu erforschen/ ist vns befohlen. Dann sie werden vmb keiner andern vrsach erboren/ dann das vns Gott damit etwas weiter will zu verstehen geben: vnnd durch seine Göttliche weißheit vns da anzeiget/ mehr wunderbarlicher ding zuerfaren in seinen heimligkeiten/ auff das wir seine tieffe vnd vnbgegreiffliche weißheit/ die ohne zahl ist/ erkennen vnd spüren: nit allein vnser groben augen ersettigen will/ son|dern auch vber dieselbigen seine grosse magnalia darthun. Darumb dieweil er die werck stellet/ so sind sie billich weiter zu suchen: dann wir sind zu schlaffen nicht geboren/ sondern zu wachen/ zu allen seinen wercken bereit zu sein.

Dem Menschen ist es vnglaublich/ der im sichtbarn liecht der Natur allein wandelt/ vnd ein gantzer vnwille vnd ein groll/ allem leiblichem verstand/ das der mensch vom Teuffel soll besessen werden/ vnd soll jhn registriren/ also/ das der leibliche verstandt nit anders achten kan/ dann das der selbige Mensch kein Mensch sey/ sondern ein Teuffel. Jst das nit ein wunderbarlich werck durch Gott/ das der mensch soll lebendig auff Erden ein Teuffel zuhaben/ erscheinen: so doch der Mensch ein Bildnuß Gottes ist/ vnd nit des Teuffels7 vnd so weit vom Menschen/ als Stein vnd Holtz. Darzu auch das vnglaublich ist vber das/ daß der Mensch Göttliche Bildtnus ist/ vom Teuffel durch Gott den Sohn erlöset: vnd nichts dester minder in ein solche grewliche gefengnus gefürt sol werden/ vnnd keinen beschutz soll haben. Warumb aber das beschicht/ solte nit billich sein/ sein eigen Capitel durch jhn zu erfüllen? Nuhn ist es doch nuhr ein werck/ vnd müssen durch das werck glauben/ das ein grössere vrsach da vorhanden ist: Vnd dieselbige vrsach wil Gott/ dz wirs wissen/ vnd will/ dz wir dz werck nit als ein werck lassen bleiben/ sondern erforschen vnnd erlernen/ warumb es daher gestelt sey. Dann können wir erforschen vnd ergründen/ warzu die Wolle an den Schafen gut sey/ vnnd die Börsten auff dem rucken der Säuwen/ vnd können ein jeglichs ding dahin bringen dahin es gehöret/ vnd darzu die rohen speiß kochen/ wie sie dem mund wol schmecket/ vnnd vns Stuben für den Winter bawen/ vnd Tächer für den Rägen/ das alles nur den Leib zu zartlen dienet: Noch viel mehr sollen wir nachforschen das nicht dem leibe/ sondern dem Ewigen dienstlich ist. Dann was dem leibe schadet/ das bricht das hauß des Ewigen: So nuhn der Teuffel im selbigen hauß wohnet/ so zerrüttet ers. Nuhn ist die vrsach billich zu erfahren/ warumb er da zu einem werck worden ist: Vnd mags die sichtbarliche vernunfft nicht begreiffen/ so ersuchen wir die vnsichtbaren: welche so die angriffen wirt bey seinem liecht/ nit minder/ dann wie die sichtbar ist/ | entgegnet. Also dieweil auß den wercken ein zahl genommen wirt/ als dann auch bewust/ das ein jedliche Practica auß der Theorica fliessen soll: so folgen hernach dieselbigen kranckheiten in seinen Versalen/ wie dieselbigen Geistkranckheiten mögen bein <sic> vns sein: welcher Gesit doch sichtbar ist bey seinem liecht/ dann er ist der halbe Mensch.

Also wil ich dich Leser ermant haben/ das du dich in allen nachfolgenden kranckheiten in ein sichtbarn verstand bringest: dann die werck sein alle sichtbar/ sichtbar müssen auch jhr vrsachen sein. Vnd laß dich das nit betrüben/ das die dinge nit alle an der Sonnen ligen: sondern betrachte/ wie heimlich Gott ausserhalb der Sonnen ist: vnd so wir dasselbige sein/ befunden/ dz wir hie die vnsichtbarn ding vnbillich vnsichtbar geheissen haben. Dann die werck vnterweisen vns/ daß sie auß einem andern werck gangen sein. zu gleicher weiß wie ein hauß/ ist ein werck/ vnnd ist sichtbar/ vnnd sein Meister ist auch ein werck/ vnnd ist auch sichtbar: der Meister ist ein werck Gottes/ vnnd das hauß ein werck des Meisters: Also ist auch zu verstehen/ dz wir die werck sichtig vor den augen sehen: vnd so wir den Meister des wercks ergründen/ so ist er vns auch sichtbar. Jn den ewigen dingen macht der Glaube alle werck sichtbar: in den leiblichen vnsichtbarlichen dingen macht dz liecht der Natur alle ding sichtbar. Darumb laß dich dz nit erschrecken/ ein ding dz sichtbar mag werden/ acht nit darumb dz es jetzt nit sichtbar sey. Was sichtbar wirt/ das laß dir gerade sein/ als sey es jetzt auch sichtbar. Ein Kind dz in der entpfengnus staht/ dz ist ein Mensch/ wiewol es vnsichtbar ist/ was schadt es dem sichtbarn? ist gleich dz jenige das sichtbar ist.

Damit/ Leser/ will ich beschlossen haben die Vorrede/ vnd mich hierinne beschirmen/ dz jr mich nit vrtheilen wöllen/ biß in außlegung des grunds alles. Dann je dieweil die werck so gewaltig erscheinen/ so benöten sie die vrsache zu ergründen: dieweil auch nit allein ich/ sonder viel in den dingen mancherley erdencken: vnd aber/ dieweil dem liecht nit zugangen wirt/ so werden solche anligen Microcosmo zauberisch/ Teüfflisch/ Hexisch/ Augurisch/ Superstitiosisch geurteilt werden: Vnd doch aber als felschlich vnd vnbillich/ wie dann in nachfolgenden Büchern beschlossen wirt. Vale.

Preface to Book 3

Also das eins auff dz ander gang/ vnd hingelegt werden die beschehen arbeit/ so volgt hernach das dritte Buch von den Vnsichtbaren dingen.

Vnnd ist hie in diesem Buch mein fürnemmen/ allein zu beschreiben die krefft der Eingebildten wercken/ so allein den Frawen angehörig sein zu der zeit/ so sie schwanger sein/ Jtem den Kindern anhengig werden/ vnd ersehen: Auch den Mannen/ was jhnen jhr Jmagination thut. Nun aber wiedwol biß hieher im grund der Philosophey keiner hierinn angetast hat: so wird ich mich nicht beschemen/ hierinn auch der erste zu sein/ wie in den gemldten vorgehenden Büchern auch. Dann die zeit der Erndten/ gibt den nottürftigen dingen/ so zeittig auff die Erndt erwachsen sind/ sein Schnitter vnd sein | Fuhrmann/ damit ein jedlichs zu seiner zeit/ an das liecht gebracht werde. Vil haben gemeint vnd gewehnt/ sie haben den Weitzen der Philosophey geschnitten; es war aber ein thummes Korn/ ein hülsen ohn ein kernen/ ein lerer Spreüer/ Kleien da kein mehl in war. Wie lang aber bawet man bey solchem schnitt/ oder wer wirt damit gespeißt? niemandts. Dann zu früh schneiden gibt kein Brott ins hauß. So aber die Erndt da ist/ so werde gehandelt/ wie in der Erndt zeit der brauch ist.

Darumb Leser/ dieweil die werck wunderbarlich sind/ der Frawischen einbildung/ auch der Mannen: ist billich den vrsprung zu suchen solcher dingen/ die bey vns der vnsichtbar Cörpel handelt vnd wandelt. Damit das hierinn kein Zauberey/ Gespenst/ vnd Geisterey/ möge erfunden werden/ oder den Abergleubischen Secten zugeleit: will ich den grundt beschreiben dieser ding/ mich nicht behelffen einerley gewalts der alten Scribenten/ sondern/ vnangesehen derselbigen all/ will ich des liechts des Menschen außweisung anzeigen/ darinn jr euch erinneren mögen/ den grundt vnd weiter kein anderer zu sein/ damit Leser/ daß du dich hierinn wissest zu versehen.

Preface to Book 4

Vorred zum Leser.

Diß vierdte Buch meins fürnemmens/ erfahrner Leser/ das durchliß: dann hierinn werden die vnsichtbaren ding erföffnet/ die durch jhre werck leiblich sich erzeigen: nicht allein/ daß du die natürlichen ding erfahrest/ sondern daß du mehr ein auffmercken habest/ wie betrüflich sie gebraucht sind worden. Dann durch diese vnsichtbaren natürlichen krefft ist Mahomet erstanden/ vnnd der groß Abgott Apollo, vnd haben ein Einbruch gemacht in das Heidnische volck zur Abgötterey/ angebetten den Leib/ der in der Erden faulet/ oder Balsamirt lag: Dieselbigen Sect vnd Breüche seind eingewurtzlet in das New Testament/ vnd ein mechtige Secten erhebt/ daß nit allein in ein Aberglauben gebracht ist worden/ sondern auch zu viel argem vnd grossem Laster/ daß alles auß der Secten Tempeldienern erhalten vnd auffgericht ist worden. Mir aber gebürt natürliche ding zube|schreiben: vnnd so sie in die geschrifft sollen gebracht werden/ so werden vil erkennt/ die sich bißher verborgen behalten haben/ vnd nicht recht erkennt sind worden.

Dann mag der Artzt das Gold in das fünfft wesen bringen/ vnd mag den Sophisten Auicennam, vnd sein Anhenger/ in allen jhren geschrifften schenden: So mag auch ausserstehen ein betrieger in der Artzney/ vnd mit solcher Artzney sagen/ die Natur thuts nit/ es thuts der Asmatheus: vnd er mags wol erhalten vnnd beschirmen/ dann die Sophistischen Artzet geben das auß jhrem vnuerstandt nach. Darumb/ Leser/ groß sind die tugendt der Natur/ wer ist so durstig/ der jhrer krefften so vil darff anmutten/ so vil vnd in jhr ist? dann dise krefft gohnd all auß Göttlicher weißheit: wer kan der weißheit an ein end kommen/ dieweil die Geschrifft sagt/ sie sey ohn zahl/ vnd sagt von der grossen höhe vnnd vnbegreiffligkeit seiner weißheit.

Was soll dann der Mensch in der teiffer der Erden/ was soll er jhm fürnemmen vnd gedencken/ so er am höchsten beschawet im Liecht der Natur/ wie er stande gegen der weißheit Gottes?

Nicht anders/ dann so weit er hatt vom boden der Erden/ biß durch die Sonn hinauß/ vnd noch durch die newe Sonn hinauß/ die siben mal klerer sein wirt/ noch ist er der Göttlichen weißheit kein anfang. Dieweil aber das Liecht der Natur gleich ist wie die brosmen <sic> von dem Tisch deß Herrn/ allen Heiden anzunemen/ vnd dz Liecht der Natur ist gewichen von Iuda, so gebört sich nit nach zulassen/ sonder auffklauben von der weißheit/ so lang ein brosymlin <sic> falt.

Wiewol vns dasselbig zu hoch inn der ergründung ist: darumb sey Preiß/ Lob/ vnnd Ehr gesagt dem gütigen ewigen Gott/ der vns das Liecht der Natur scheinen last/ daß wir in natürlichen krefften gründtlich wissen zu wandlen.

Preface to Book 5

Vorred zum Leser.

Vnd ob ich vielleicht hierinn nicht würd gefallen/ den mancherley Secten so auß eigenen köpffen erwachsen/ die in der Weißheit kein Erfahrenheit haben/ die auch nicht nachstellen dem grundt der Warheit.

Vnnd wiewol sie ein grossen pracht führen/ ligt nit macht dran: dann was ist auff jr leichtfertig Hertz zubawen/ das allmal auff vppigs zukünfftigs fürnem steht/ deren loben vnd schelten jres gleichen allein wolgefalt: dann wo steht das Rohr/ dann an dem orth da es der Wind treffen kan? welcher leichtfertigkeit sich teglich mit newerung außbricht/ darinnen sie jhnen selbs Lob schöpffen wöllen/ begeren das zuhan/ dem sie nicht nachstellen/ erhalten sich bey den Blinden/ auff das jhr schilend vnd eineugigs Aug ein ansehen hab.

Jch far aber fort von den Characteren zuschreiben/ wie dieselbigen in vns Menschen wircken. Nicht das ich wölle den Schreyern auff den Stülen/ | ein arbeit fürschmiden: Aber euch Gelerten vnd Erfahrnen/ daß das jenig/ das vppig außgelegt ist worden/ erkennet werde/ wie vnbillich jhm geschehensey/ vnnd wie die vnweißheit so gwaltig vndertruckt dz jenig/ daß sie solten in den wüsten pfützen vmbkehren: Sagen/ das sey Zauberisch/ Hexisch/ Aberglaubisch/ wissen nit was ist. Der fluch gang vber sie/ dann sie hand deß Höchsten pflichts vergessen/ den andern Tauff empfangen/ die Ehe veracht/ das jhn auch hie die krafft entzeucht. Basel erhielt mich in jhrer hohen Schul/ zeihete mich/ ich geb Ergernuß in solchen lehren: wie kan ich aber weisen Leuten ein Ergernuß geben/ so ich die entledigt hab/ die zum grundt kommen sind? So aber einer auß meiner Schul hierinn sich ergern wolte/ was möcht die vrsach sein? das ers wissen wolt/ ehe ers gehört hatt. Wer kan aber ein solchen/ der sich selbs so witzig acht/ für Ergernuß bewahren? der ergert sich allein der sich selbs schetzt vnd acht/ vnnd vrtheilt das jhm kaum so viel als ein Traum wissent ist. Darumb Leser biß du/ daß du wöllest die ding nutzlich erkennen/ vnnd rechtfertige den Glauben nicht auß deiner eigenrichtigkeit/ vnnd was du vrtheilest/ das auß erfahrenheit geschehe. Dann der sich selbst zuviel schetzet/ der wird so leicht ernidert/ so schwer er sich schetzt zusein. Darumb die kräfft der Nammen vnnd Wörtern/ gesprochen oder geschriben/ in was weg das beschicht/ ist mein fürnehmen zubeschreiben: Auch hie zu vnderrichten/ was den dingen zu oder daruon zugeben sey. Drumb Leser/ vrtheil nit/ du habest dann guten grund erfahren.



Notes

General Preface

hie wöllen wir drey Tabernacul bawen] Mk 9, 5; Mt 17, 4; Lk 9, 33

Dann der da suchet vnd klopffet an/ der findt] Mt 7, 7; Lk 11, 9

ein Cörpel] Grimm 11, 1833: »körpel, m. ältere form für körper.«

Tächer] Dächer

Rägen] Regen

zartlen] Grimm 31, 298: »zärteln, verb., diminutivum zu zarten, dieses verbum seit mitte des 16. jhs. verdrängend [...], alem. zunächst ohne umlaut«

betrüben] Grimm 1, 1719 ›trüb machen, trüben‹, hier im übertragenen Sinn

benöten] Grimm 1, 1474; ›benötigen‹

Preface to Book 3

Preface to Book 4

Preface to Book 5

zuhan] zu haben

Translation

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