Preface to De virgine sancta theotoca, ca. 1524

From Theatrum Paracelsicum


Sources

Primary Sources

M1 = München, State Library, Cgm 4416(21; https://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb00137929-5

B1 = Breslau/Wroclaw, R 334 (vermisst), 178v

B2 = Breslau/Wroclaw, R 333, 133r

(D1 = Dresden, Mscr. Dresd. J.469, 30r-48r, Einleitung fehlt); http://digital.slub-dresden.de/id1677894571


Reproductions

Older Editions

Modern Editions

Neue Paracelsus Edition (NPE), vol. 2, 393-395

Translations

Secondary Sources

- Neue Paracelsus Edition Bd. 1, S. 5, Anm. 4 und 5

- Gantenbein in: Paracelsus im Kontext, S. 67

- Gause 1993, S. 26

- Peuckert S. 74

- Paracelsus ed. Goldammer Bd. 3, S. XXVII

- Soukup

- CP 1, 556

- Dopsch/Goldammer/Kramml S. 273

- Sudhoff: Paracelsus-Handschriften S. 298, 533, 796

- NPE 2


Text

Text according to the Munich manuscript

[f. 1v] Das Buch Von der jungfrawen aus der Gott gebohren ist, wie sie Theophrastus von Hohenh[eim] erkennt.

Meinen günstigen freunden Mic[hael], Sim[on] vnd Panc[ratius] Doctoribus

Von der geburt Mariae, solt ihr das, so ich von ihr erkenne, also von mir so sehen vnd wissen. Ihr alle wisset von ihr die geschrifft der propheten, was sie von ihr sagen, vnd derselbigen mehr denn ich: Aber ihr seiet in derselbigen geschrifften anzigen etwas abwendig, vnterstehet euch absetzig zu machen, anders dann der propheten lehr vnd libellen außweisen vnd laut an ihr selbst. Nun ist es nicht wenig, das wisse Gott, als ihr redent, allein von eim Gott, der behüte mich, daß ich nicht von zweien rede, oder den mechstigsten vnter den menschen, frawen oder mannen das wenigste ihm zugleich, als ihr mich verargwoniget, sam ich 2. Gott habe, ein mann vnd ein frawen: das ich doch gäntzlich nit gestatt, kein frau vor ein Gott, auch kein mann, dann allein die lautter dreyfaltigkeit an die ich glaube.

Was ich aber achte und halte von Maria, will ich euch zuverstehen geben durch die Paramirische geschrifft. Wie wol euch die etwas seltzam vnd frembd entgegenen wird, macht vrsach, daß ich ein fremb mann bin. Aber ein argument, auff welches ihr gründt, will ich euch moviern, daß ihr sagt, Mariam zu seyn gleich einer andern gebornen frawen aus tödlichem samen, wie unser mutter gebohren seind, als ihr dann von euch selber erdicht hatt. Mit dieser erdichtung bringt ihr allein ein reine geburt herfür, dieselbige nennet ihr Christi, vnd Mariam durch ewer vnwissen in solcher geburt entsetzt, vnd euch selber richter schetzt, in welchem doch wenig von solchem befohlen ist aus den obren. Denselbigen morgen da sich solche colloquia gegeben haben, rede vmb rede, zwischen euch vnd mir, ist das maulgeschrey bey euch gewesen von der geburt vnd reinigkeit Mariae, deß ihr mir etwas schimpfflich [f. 2r] zugelegt habet, daß ich euch ewer maulgeschrey vnverantwortet gelassen hab, vnd mich gering geschätzt. Darumb, daß ich etwas rwlich abgezogen bin, ist das die mehrer vrsach, daß ich dreyen euch gelehrten mit meiner stamleten zungen nicht folgen mag, als ihr dann mich erkennt von jugend auff, daß ich die allemal stamlet getragen hab. Wolt Gott, daß ihr alles, das ich im hertzen gehabt hab, dieselbige zeit verstanden hettet, darinn mich die zung gehindert hat. Aber so ich meiner zungen, vnd der zu fliegenden rede nicht gewaltig, vnd mein selbst gewiß bin zueröffnen, das, so mein hertz begehrt, vngeschickligkeit ein vrsach ist. Das, dz ich schenden erzogen bin, die ander vrsach ist: die dritt, daß mir im reden die vngezämten gegenred vnd die abweg so da mitlauffen, meiner zungen mein geist nehmen, berauben mir meines hertzen gemütt, vnd eröffnen ein anders denn ich im sinn hab, darumb, daß ich der rede aus der zeit nit geschickt bin, vnd etwas vbel versehen, in ewern büchern, schrifften, argumenten, vnd andern schönen reden so ihr gebraucht, muß also offtmals ein vngereimte rede lassen für ewer ohren gehen. Aber so meine stamlete zung nicht kan das verantworten, gehört denn dasselbige meiner rechten hand zu mit gefaßter feder auszubreiten: dasselbige will ich in diesem liebell erklären, damit ewer opposita in euch von mir vnverantwort nicht verharren, vnd was ihr euch gelehrig begeben habt, will ich schimpfflich angenommen haben. Vnd befielch also dem papier, das mein maul nicht vollenden mag denn sein geschwetz. Hab aber dieselbig zeit vnserer colloquien mit euch, zu schreiben verfaßt, damit ihr an meiner gaggiheten zungen, die ich ererbt hab, nicht erfrembt werdet.

Vnd wiewol ihr mir freundlich zugeschrieben habt, bey euch zuerscheinen, an ewrem fürstlichem hof, von den dingen zu disputieren mich baß zubedencken ermahnt habt: entschuldige ich mich, dieweil ich stummend für euch erstarret bin, wie ein stock, wie viel würde ich für dem fürsten erzittern, der ich nit gewohnt bin. Ihr wisst, daß ich ins dorffgericht [f. 2v] vnd meinen gleichmässigen also erschienen bin, hette der Barnabas nicht geredt, hette ich die gewunnene recht verloren: Noch viel schwerer wird mir das begegnen vor fürsten, in welchen aller erschrecken vnd heraus sihet.

Damit schicke ich an meiner stadt meinen schrifftlichen grund, denselben euch zubelesen, vnd endlich mich nach meiner geschrifft zuverstehen, so werdet ihr selbst verstehen, das ir nach zu der wag nicht verornet habt. Befilch mich damit inn brüderliche lieb.

Notes

Translation

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