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From Theatrum Paracelsicum


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Names in this document: Leo Jud; Ulrich Zwingli

Places in this document:

Sources

Primary Sources

A – Paracelsus: Vßlegung des Commeten erschynen im hochbirg/ zů mitlem Augsten/ Anno 1531, Zürich: Christoph Froschauer d.Ä. 1531, A1v http://dx.doi.org/doi:10.3931/e-rara-1107

H – Paracelsus ed. Huser, Teil 10, Appendix 2, S. 31–32

Reproductions

Older Editions

Modern Editions

– °PARACELSUS: Der Komet im Hochgebirg von 1531. Ein Himmelszeichen aus St. Gallen für Zwingli, hrsg. von URS LEO GANTENBEIN und PIA HOLENSTEIN WEIDMANN, Zürich 2006, S. 30 (Faksimile von A), S. 31 (neuhochdeutsche Übertragung), S. 62–63 (abweichende neuhochdeutsche Übertragung)

Translations

Secondary Sources

Text

Text according to the first edition (1531)

Theophrastus/ Meyster Leoni predigern zů Zürich sin grůß.

Einmal můß ich dich überlouffen/ du wirst mirs aber nit vnbillich vffnemen/ das dir[1] yetz diß klein werck überlesist/ das ich dir vnd zů vor an vnseren hocherfarnen Meyster Vlrichen Zwingly sonderlich zů embüt[2]/ vnnd betrifft den Cometen der yetz zů gegen stat/ von dem mir zuschryben gwalt geben ist/ dann des leders vnd mels bin ich/ aber vil möchtend hierinn betrogen werden. Darumb jr zwen als die sonderlichen der warheit vorgenger sind/ hierinn vrteilsprecher vnd richter sin söllend/ verhoff/ ich werd volg haben. Das ich aber dich der vrsach vnderricht/ warumb ich schryb/ ist eine/ das die Astronomi so heydnisch handlend/ essend von den broßmen so vom tisch fallend. Jch wolt aber das sy giengind in die houptstuck/ vnd kluptind[3] da vß den kernen/ der zů sölicher kunst dienet/ vnd noch eine ist ouch die vrsach/ Das sy nit dem wolgfallen nachgiengind/ sonder giengind in die vrteyl der zeyt/ vnd liessind die Saduceischen secten mit der klygen yßwerffen. Aber min Leo/ noch ist eins (occasio rerum) wenn das von jnen genommen/ welcher wurd mir vnder jnen fyend sind. Ein yegliche kunst ist geborn vß Gott/ vnd sol in Gott vßgelegt werden. Die aber Augurieren/ wie könnend sy dir oder mir gfallen? daruff laß dich das durchlesen nit duren/ als wenig mich beduret/ din oder Meister Vlrichs arbeyt zů[4] durchlesen. Wenn es durchläsen ist/ fürders das es ans liecht komme/ Dann ich erman dich als min gemeinisten zů Zürch/ vnd doch das du nüt handlist/ es habs denn vnnser patron Meister Vlrich Zwingly wol vnd gütigklich verhengt/ vnd verhoff ouch üch beyd so flyssig in miner arbeyt/ als ich in der üweren vngespart/ zesin/ betrifft an den Cometen/ vnd ylends gefürdert/ ee das ander Astronomi[5] mit jrer eynfalt yntringind/ damit was üch dienst vnd lieb ist.

Geben Sampstag nach Bartholomei

Anno M.D.xxxj.

  1. dir] du H
  2. embüt] entbeut H
  3. kluptind] klaubten H
  4. arbeyt zů] arbeytzů A
  5. Astronomi] Astronimi A

Notes

Meyster Leoni predigern zů Zürich: ↗ Leo Jud

Meyster Vlrichen Zwingly: ↗ Ulrich Zwingli

Sampstag nach Bartholomei: Samstag, 26. August 1531; Bartholomäi = Donnerstag, 24. August 1531

Translation

English Translation (ChatGPT-5, 4 September 2025)

Theophrastus sends his greeting to Master Leo, preacher in Zurich.

Once I must burden you — but you will not take it amiss — that now this small work is entrusted to you to read, which I especially dedicate to you and also to our most experienced Master Ulrich Zwingli, and it concerns the comet that is now present, about which I have been given authority to write. For I am of leather and flour [=a craftsman, not a scholar], and much error could easily arise here. Therefore you two, as the foremost leaders in truth, ought to be judges and arbiters in this matter, and I hope I shall have your approval.

But I must inform you of the reason why I write: one is that the astronomers behave in a heathen way, feeding themselves on the crumbs that fall from the table. I would rather they go to the main pieces and crack the kernels that serve such an art. And another reason is that they do not follow after popular favor, but rather the judgment of the time, and let the Sadducean sect with their quarrelsome disputes be cast aside.

But my Leo, there is still another thing (the occasion of events): if this be taken from them, what will remain to them whereby they could become enemies of mine? Every art is born of God and must be expounded in God. But those who practice augury — how could they please either you or me? Therefore do not let it burden you to read this, just as little as it burdens me to read your works or those of Master Ulrich. When it is read through, see further that it may come to light. For I admonish you, as my closest companion in Zurich, and yet that you do nothing unless our patron, Master Ulrich Zwingli, has well and kindly permitted it.

And I trust that both of you are as diligent in my work as I am in yours, unsparing, concerning the comet, and that it may be quickly advanced before the other astronomers intrude with their foolishness. Do with it whatever may be serviceable and pleasing to you.

Given on the Saturday after Bartholomew’s Day, in the year 1531.

German Translation (ChatGPT-5, 4 September 2025)

Theophrastus grüßt Meister Leo, Prediger zu Zürich.

Einmal muss ich dich in Anspruch nehmen – doch du wirst es mir nicht übel aufnehmen –, dass ich dir nun dieses kleine Werk zum Lesen übergebe, das ich dir und zuvor auch unserem hochgelehrten Meister Ulrich Zwingli besonders widme. Es betrifft den Kometen, der jetzt am Himmel steht, über den mir zu schreiben aufgetragen ist. Denn ich bin nur ein Mann von Leder und Mehl [= Handwerker, nicht Gelehrter], und leicht könnte man sich hierin täuschen. Darum sollt ihr zwei, als die besonderen Führer in der Wahrheit, hierin Richter und Schiedsrichter sein, und ich hoffe, ich werde Zustimmung finden.

Doch sage ich dir auch, warum ich schreibe: Zum einen, weil die Astronomen sich heidnisch verhalten und sich von den Brosamen nähren, die vom Tisch fallen. Ich aber wollte, sie gingen zu den Hauptstücken und knackten die Kerne, die zu solcher Kunst taugen. Und zum anderen, weil sie nicht dem Volksgefallen nachlaufen, sondern das Urteil der Zeit suchen sollten und die sadduzäische Sekte mit ihrem Gezänk verwerfen.

Aber, mein Leo, es ist noch etwas anderes (die Gelegenheit der Dinge): wenn man ihnen dies nimmt, was hätten sie dann noch, um mir feind zu sein? Jede Kunst ist aus Gott geboren und soll in Gott ausgelegt werden. Die aber wahrsagen – wie könnten sie dir oder mir gefallen? Deshalb lass es dir keine Last sein, dieses zu lesen, so wenig wie es mir eine Last ist, deine Arbeiten oder die unseres Meisters Ulrich zu lesen. Ist es einmal durchgelesen, so sieh weiter, dass es ans Licht komme. Denn ich mahne dich als meinen nächsten Gefährten in Zürich, und doch so, dass du nichts unternimmst, es sei denn, unser Patron Meister Ulrich Zwingli habe es wohl und gütig erlaubt.

Und ich hoffe auch, dass ihr beide so fleißig in meiner Arbeit seid, wie ich in der euren ungespart bin – in Bezug auf den Kometen –, und dass es eilends gefördert werde, ehe andere Astronomen mit ihrer Einfalt dazwischentreten. Tu damit, was dir nützlich und angenehm ist.

Gegeben am Samstag nach Bartholomäus, im Jahr 1531.