De iustitia

From Theatrum Paracelsicum
I. Basic information


Printing History, Manuscripts. First printed in 1618 in a collection of Paracelsian, Pseudo-Paracelsian and Weigelian texts called Philosophia Mystica. Three manuscripts. – Karl Widemann was in the possession of several copies as shown by his Verzeichnisse. One of these was written by himself (I, 19).

Editions. Edited by Goldammer in Paracelsus, Sämtliche Werke, II/2: 151–163.

Relationship between different versions. No information about different versions.

Structure, genre/form, perspective, style. Written in the third person, directly addressing the reader as “du”.

Relationship to other texts. Refers to De imaginibus idolatriae (“als jhr de imaginibus Idolatriae hören werdet”), an authentic treatise of Paracelsus (ed. by Goldammer in 1986 in Paracelsus, Sämtliche Werke, II/3: 275–286). – De iustitia is the first text of a four-part section in the Leiden manuscript comprising “Librj. 1 De Iustitia. 2 De Penetentiæ [sic]. 3 De Imaginibus Idolatrie. 4 De Sursum corda.” (f. 424r).

Authenticity, authorship. Not mentioned in any of the early lists of Paracelsian writings, although the address to the reader by the otherwise unknown Valentius de Retiis (written before 1562) mentions that Paracelsus “wrote splendid works on philosophy, medicine and mathematics, as well as on the State and justice” (atque de Republica & Iustitia). Considered to be “probably” authentic by Goldammer. Cited in 1569/70 by Lambert Wacker in his preface to the Pseudo-Paracelsian Kurze Auslegung der zehn Gebote Gottes (§ ‎1.18), although his quotation (in Latin) is not found in any of the known manuscripts of De iustitia. In fact, the quotation is not from De iustitia but from Adam Schröter’s Latin translation of the Archidoxa (Cracow, 1569) where the source is given as “Liber Monarchiae”.

Time of writing. Probably written ca. 1525 (if authentic) or in the 1560s (if spurious).

II. Sources


Manuscripts:

  • Leiden, Universiteitsbibliotheek: Voss. Chym. F.24, f. 425r–430r
  • Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek: Cod. Guelf. 50 Aug. 4°, f. 33r–46v
  • Beromünster, Haus zum Dolder: B.MPa.31, f. 23r–30r

First printed:

  • 1618 (in: Philosophia Mystica, Darinn begriffen Eilff vnterschidene Theologico-Philosophische/ doch teutsche Tractätlein/ zum theil auß Theophrasti Paracelsi, zum theil auch M. Valentini Weigelii (Newstadt [Frankfurt a.M.]: Lucas Jennis, 1618), 13–21; VD17 3:604297L; Sudhoff, Bibliographia Paracelsica, 513–516 n° 306)

Historical Manuscript Catalogues: Widemann, Unausgangene Bücher (Hannover), n° 106; Widemann, Verzeichnisse (Kassel), n° I, 19 / I, 284, 775 / IX, 100.

III. Bibliography


Essential bibliography: Sudhoff, Bibliographia Paracelsica, 514, 696 n° 34; Sudhoff, Paracelsus-Handschriften, 785 n° 31; Goldammer, “Einleitung,” in Paracelsus, Sämtliche Werke, II/2: XLI; CP 1 (2001), 597; CP 3 (2013), 180, 201–202.

Further bibliographical references:

Mirjam Reich, “Der ‘Liber de iustitia’ des Theophrast von Hohenheim genannt Paracelsus,” Nova Acta Paracelsica, N.F. 12 (1998), 117–146.



IV. Text


Text: Paracelsus:
De iustitia
Editor: Edited by Julian Paulus
Source: Philosophia Mystica, Darinn begriffen Eilff vnterschidene Theologico-Philosophische/ doch teutsche Tractätlein/ zum theil auß Theophrasti Paracelsi, zum theil auch M. Valentini Weigelii (Newstadt [Frankfurt a.M.]: Lucas Jennis, 1618), 13–21

[p. 13] Liber D. Theophrasti de iustitia

So der grundt der gerechtigkeit betrachtet vnd gehalten sol werden soll ein jeglicher wissen daß derselbig inwendig gesucht soll werden vnnd nicht außwendig: dann alle gerechtigkeit deß menschen soll inwendig stehen vnd nicht außwendig. Also welcher die gerechtigkeit braucht der brauchet sie nicht außwendig sondern inwendig. Dieweil nun also die gerechtigkeit inwendig ligt das ist im hertzen vnd nicht außwendig mit dem leib so sollen wir endlich verstehen in was weg das zuerkennen sey.

Im glauben steht die gerechtigkeit vnnd welcher dem glauben nachfolgt der folget nach der gerechtigkeit: dann der glaub ist auff die gerechtigkeit gesetzt vnd nicht auff die außwendige gesätz. Also alle die gesätz so außwendig sind betreffen die gerechtigkeit nicht wann alle gesetz stehen auff dem leib vnd nicht auff das inwendig: darub im gesatz keine gerechtigkeit ist sondern allein ein ordnung deß leibes nichts betreffendt zu der seligkeit. Das ist die gerechtigkeit daß wir recht glauben: das ist ein gesatz daß wir recht ordnung führen. Wo die gerechtigkeit ist da ist kein gesatz: dergleichen wo das gesatz ist da ist weder die gerechtigkeit noch der glaub: dann alle gerechtigkeit kompt auß dem glauben vnd steht im glauben vnnd nicht im leib. Du solt Gott lieb haben vnnd in einen Gott glauben das seind gebott vnd gesatz die machen nicht selig wie sie an jhm selbst sind aber die liebe so du [p. 14] hast vnd der glaub so du hast die machen dich selig vnd nicht dein gehorsamkeit deß gebotts: wann es geht nur im leib vnd nur in den leiblichen verstandt. Wiltu aber Gott lieb haben so mustu auß deinem hertzen jhn lieb haben vnd glauben von grundt das ist jetzt inwendig vnd nicht außwendig. Christus ist kommen zuerfüllen das gesatz vnd dasselbige nicht zuzerbrechen sondern gantz zu machen. Du must jhn aber also verstehen. Das gesatz ist gegeben von Gott dem vatter vnd alle gebott von jhm hie seind: nun machen die alle nicht selig halts wie du wilt nach ahrt eines gebotts wann die haltung ligt nur im leib vnd nicht inwendig: Christus aber erfüllet das gesatz also er weiß das inwendig zugebrauchen als du solt nicht ehebrechen das ist ein gebott vnd ein gesatz vnd ein ordnung vnd halt daß wie du wil wann du nicht inwendig im hetzen solches heltst so macht es nicht selig: aber Christus erfüllet das also das du auß dem glauben solches thust vnd nicht von wegen deß gesatzes. Dann das gesatz ist nur ein anzeigung aber kein seligkeit darinnen.

Auff das nun wiltu ein volkommener ehmann seyn so mustu von hertzen gehn auß der wurtzel deß glaubens daß du nicht wööest dein ehe brechen nach begehren vnd wann du deinem begehren widerstehest so bistu im glauben: dann wie die gehorsamkeit im leib das gesetz helt also helt das begehren den glauben. Auff das folgt hernach das im gesatz kein grundt ist allein in der gerechtigkeit die ligt im hertzen das ist im glauben: auß der vrsachen hat Christus das gesatz erfüllet das ist er hats in die gerechtigkeit gebracht also daß es auß dem glauben bestehen soll vnd nicht allein auß gehorsamkeit deß gebotts. Dann in der gehorsamkeit ligt kein seligkeit ist allein ein abweg von der seligkeit zu führen. Dann die gehorsamkeit geht nur zu vollbringen die gebott in welchem eine lehre ist vnd keine völle zum glauben. Vnd welcher aber wil zur seligkeit der verlasse die gehorsamkeit vnd die gebott vnd gehe in erfüllung derselbigen das ist im glauben so kompt jhm das ander selber vnnd was jhm noth ist auß der gerechtigkeit vnnd nicht auß dem leiblichen verstand vnd gehorsamkeit deß leibs sondern es muß alles auß dem glauben herauß fliessen das ist iustitia.   Der jüngling der zu Christo kame der jhn fragte was er thun [p. 15] solte daß er behalten vnd selig werde da wiese jhn Christus an die gebott was er halten solt so würde er selig: da sagt er zu Christo er hette diß alles gehalten von kindheit auff biß auff diese stunde. Nun ließ es Christus nicht also stehen als das er gesprochen hett: es ist genug, sondern er sprach, es gehe jhm noch eins ab, das ist, daß er solte verkauffen alle seine güter vnd das gut armen leuten geben vnd jhm folgen, auff das mercket nun, was der glaub vnd die liebe sey, gegen den gebotten vnd gehorsamkeiten. Der junge mann wolts nicht thun auff das jhm Christus den himmel verhieß, Gott geb wie er im gebott starck stündt, sondern Christus hieß jhm jhme nachfolgen das ist in den glauben zugehn vnd auß dem glauben herauß solche ding beweisen vnd nicht auß dem leib. Eh er aber wolt in den glauben tretten eh wolt er verdampt werden wann sein gut wolt er nicht hingeben welches ein hinderung ist zur seligkeit in dergestalt daß der glaub nicht dulden mag zeitliche sorg sondern ein freyes vertrawen zu Gott oder in Gott welches der bemeldte jüngling nicht thun wolte bliebe also in der gehorsamkeit der gebott dadurch er verdampt ward vnd verführt.

Wie nun also der gantze grundt der seligkeit im glauben steht also daß in jhme die gerechtigkeit ist vnd nicht in den <zehn> gebotten setze ich euch ein exempel zuerkennen was die gerechtigkeit sey bey oder auff dem gröbsten. Das ist keine gerechtigkeit so man einen mörder von wegen seines mords radtbrechet es ist ein gesatz vnd keine gerechtigeit es soll auch für kein gerechtigkeit erkant werden: das ist aber die gerechtigkeit daß derselbige mörder in den glauben gebracht werde auß welchem jhm fleust die rew die buß im glauben vnd nicht im leib dieser stirbt als ein gerechter vnd sonsten so er schon das radt vbersteht vnd erleidts noch ist die gerechtigkeit nicht darinnen kein buß keine rew. Allein was inwendig beschicht dasselbig ist die gerechtigkeit das ander ist die erfüllung deß gesetzes nach dem menschen diß ist aber die erfüllung der gerechtigkeit nach dem glauben: das ist allein die gerechtigkeit welche gnugsam ist vnd erfüllet die vbelthat welches der leib nicht vermag allein der geist vnd leide der leib was er wölle ist alles vmbsonst allein der glaub muß dran der muß es allein thun.

Nun ist das auch also daß die schrifft saget: allein der gerecht [p. 16] wird selig vnd setzt inn viel orten allein auff die gerechtigkeit das ist wahr aber die gerechtigkeit muß nit in gehorsamkeit der gebotten durch den leib gebrauchet werden sondern es muß von jnnen herauß kommen so ist er gerecht das ist er hat den rechten weg vor jhm. Glaubt er aber allein daß er auß deß leibs kräfften solches enden vnd vollbringen wölle so ist er vngerecht darumb wird der gerechte behalten vnd der vngerechte nicht: wann der ist allein gerecht der von jnnen herauß die volbringt vnnd der ist vngerecht der von aussen die volbringt: vnnd weil die schrifft sagt daß der gerechte khaum behalten werd so gedencket bey euch wie mag denn der vngerechte behalten werden der im leib allein ligt. Solch exempel solt jhr verstehen allein auff den grund das jhr nicht achten solt so einer verbrendt wird er als dann gebüsset hab vnd die gerechtigkeit beschehen sey. Mit nichten nicht daß gesatz ist wol nach deß menschen maaß erfüllet aber die gerechtigkeit noch nicht dieselbig muß darzu kommen das der vbelthäter im glauben herfür streich vnd nicht achte auff die leibliche pein oder peen sondern die gerechtigkeit im geist suche denselbigen zu der rew zu bringen als dann ist er ein gerechter nicht das er gerecht sey gewesen oder sey in seinen vbelthaten sondern im glauben dann nichts wird auff die werck gelegt. Keiner ist vngerecht darumb das er stilt darumb das er mordt darumb das er ein ehbrechter ist vnnd der gleichen namen daß sind leibliche stück die der leib volbringt: aber auß der vrsachen ist er vngerecht das er wider den galuben vnd liebe Gottes thut vnd seines nechsten: die that vrtheilet jhr nur aussen vnd nichts inwendig auff das so wisset das er vngerecht vor Gott stehet das er im geist solchs gethan hat vnd gebrochen darumb muß er im geist sich wider gerecht machen also nicht dz er gnug thue vnd darnach sprechen möge: ich weiß das ich nun erlediget vor Gott bin sondern also das er von dem vnglauben weiche vnd in glauben komme rew vnd leyd sein lebenlang zu gebrauchen ohne auffhören dann so ist er gerecht: nicht das er sich gerecht heissen möge sondern der weg ist gerecht in dem er ist: vnd so er auff dem verharrt so stürbt er als ein gerechter vnd nimbt den namen vom weg: dann kein mensch ist gerecht an jhm selbst allein das er schawe das er gerecht sey im weg darvon nicht weiche so wird er gerecht erkent in dem das er in dem rechten weg gehet. Auff das ist endlich zu wissen vnd zuerkennen das Iustitia der [p. 17] weg zur seligkeit welcher darinnen geht der ist iustus vnd ob er schon ein sünder ist so ist er doch in dem weg so er darinnen fällt so mag er wider auffstehen das der vngerecht im leib nicht thun mag. Ein verführung ist im n[euen] testament welche auß dem alten entsprungen vnd genommen ist vnd ist diese: die im a[lten] testament haben die gerechtigkeit nicht gehabt, allein die gesatz, auff welchen sie gewaltig gelegen sind, die selbigen wol herfür zu suchen außwendig vnd haben inwendig nichts betrachtet allein den leib für gnugsam geschetzet zu aller seligkeit zu sein die zu gewinnen. Ein solches ist im n[euen] testament auch im brauch geordnet, daß allein die gesätz gehalten werden vnd die leut darzu bezwungen , aber nicht der glaub der inwendig ist nur daß außwendig die gebott deß newen testaments der obersten binden nur auff gleißnerische werck wie in dem a[lten] testament vnd also geacht welcher den leib zeucht nach dem gesatz der seye ein kind der seligkeit vnd nicht der mensch, wie mag dann einer in der seligkeit sein so er einen andern vatter hat, welcher selbst nicht selig ist. Das ist auff diß geredt das wir müssen alle vnser güter verkauffen vnd sie den armen leuten geben vnd Christo nachfolgen. Wo bleibt dann der ornat? wo bleiben die insül{?}, stäb, seyden hosen, güldene zierdt? wo bleibt pfeiffen, wo pancketen, wo trincken, wo ligen, vnd anders dergleichen? So Christus heisset diß alles verkauffen nun wie kan dann einer ein gebott erfüllen da jhr sagt vom opffer geben vnd dergleichen dieweil es alles verkaufft ist vnd nichts mehr da ist: also verstehet das im grund das ewer sachen so jhr auß dem jrrsal deß a[lten] testaments genommen habt zu der ewigen verdamnuß ist. Dann Christus hat den jüngern nicht wöllen zugeben das sie das behalten er hats auch nicht wöllen haben er hats auch nicht heissen an kirchen geben allein armen leuten. In dem spruch sucht die seligkeit jr herrn in allen ständen daß jr von euch gebt ewer güter vnd folgt Christo nach sonst ist endlich bey euch kein seligkeit seyd im gesatz wie starck jhr wöllet, wie gehorsam jhr wöllet wie fromm jhr wöllet, ist alles ein jrrsal, sondern gehet in die wurtz deß glaubens das ist in den weg Christi, das jhr inwendig lebet vnd nicht außwendig: dann so jhr daß recht werdet betrachten so findet jhr das jhr die seyd, die Christus in allen evangelien verwirfft vnd auff euch allein redt als auff die jenigen, die allein in wercken ligen vnd im apparat vnd nicht in verkauffen der güter das ist im ver- [p. 18] kauffen solcher apostitzlerey dann wann jhr ewer güter verkauffet so möget jhr solch abenthewer vnd bossen nimmer reissen: also habt jhr dann nicht mehr dann einen weg das ist der weg der armen der keines guts bedarff der keines ornats bedarff der keiner glori bedarff etc. das ist der glaube als dann seid jhr in der gerechtigkeit das ist in dem rechten weg vnd werdet die gerechten geheissen. Also aber heisset jhr publicani vnd hypocritae, seind vnzeitiges nahmens zween. Ein punct ist weitters zu mercken da ein jeglicher sich selbst gerecht machet dann keiner mag den andern gerecht machen, darumb so seind die gesatz für nichts wann sie machen niemands gerecht so einer schon gehorsam ist so ist es ein gehorsam auß forcht: also auch so er schon gehorsam so ist kein frucht darinnen: wann es ist nur ein gesatz deß leibs macht keinen selig er halts wie streng er wöll: aber die gerechtigkeit macht selig, wann es ist der glaub wann es ist Christus selbst derselbig ist allein der gerecht in welchem die gerechten wandeln sollen: vnd ist darumb gerecht daß er in der warheit ist blieben vnd nicht geschwancket. Wann die gerechtigkeit ist allein die warheit welcher in der warheit ist der ist in der gerechtigkeit. Auff as mercket, das die warheit von hertzen geht vnd nicht vom leib. Dann der leib ist jhr nicht gewaltig. Nun dieweil in diesen stücken die seligkeit ist so hat keiner dem andern zu beichten: sey also, biß also, thue das, thue jenes, du kompst sonst nicht in himmel, solches seind alles jrrsal vnd abwege von der seligkeit dann der weg zu der seligkeit wil nicht gebotten seyn wann er steht allein im glauben vnd sonst in nichten. Wird nun einem gebotten zum glauben so merck daß solchs nur auff die gehorsamkeit diene vnd nicht auff die seligkeit deßgleichen gute leibliche werck thun wie sie dann mögen durch fasten betten vnd der gleichen erdacht werden, seind all vmb sonst darumb sol kein gebott sein oder stehen vnder die menschen was zu der seligkeit dienen solle nichts dann allein die ehre der evangelisten darin angezeigt wird, nur glaub, nur das dich der h[eilige] geist tauffe, als dann ist ein jeglicher mensch sein fürst, sein könig, sein herr selbst zugebieten. Es seynd vnzeitige gebott von den obern oder obrigkeit in solchen dingen, wann sie seynd wider Christum. Er wil nicht die gesatz haben, sondern die erfüllung diß gesatzes, das ist, den glauben, welcher die gesatz erfüllet, vnd nicht die gehorsamkeit, auff welchem jhr blinden liget, das gehor- [p. 19] samkeit das gesetz erfüllet, das nichts ist, vnd nicht war ist. Das ist war, das der glaub die gesatz erfüllt, welche Christus ist, der hats erfüllet vnd mögens nicht erfüllen, Christus ist allein, der sie erfüllt hat in dem sollen wir wandern, gehen, stehen, als dann leben wir recht, vnd als die gerechten, vnd die als die vngerechten, welche in Christo nicht leben. Als wenig als du ohne Christum magst selig werden, als wenig magstu durch dz gesetz behalten werden: dann das gesetz tödtet, das ist der buchstab, da von Christus selbst meldet, der glaub ist aber das leben. Also hat es jhm erfüllet das gesetz durch Christum. Ein vrsach, die gesatz sind geben von Gott aber nit zu der seligkeit, darumb hat sie Christus erfüllet, in de daß er sie zu der seligkeit gebracht hat, also welcher an jhn glaubt, der ist selig vnd nicht welcher an die gebott glaub, sondern allein an Christum, darnach kommen die gebott auß denselbigen vnd nicht Christus durch die gebott sondern die gebott auß ihm. So nun die gebott Gottes deß vatters eintodter buchstab ist, vnd gehet von Gott her, wie mag denn deß menschen gebott nicht ein todter buchstab sein, die ein kot vnd dreck sind. Darumb verflucht ist der ohne zweiffel der gebott gibt: dann Christus hat alles all ein in seiner gewalt, wil nicht gebott haben, wil nicht der gebott gehorsamkeit haben, er wil dz man jhn hab, darnach wird vns alles das geben, das vns noht ist, vnd werden also gantz vnd gerecht, das vnser leben kein gebott darff, dann durch Christum wird nicht gesündigt, in dem wir allein leben sollen vnd nicht in den gebotten, wir sollen allein, was wir thun, in allen dingen das reich Gottes suchen, das ist, den glauben haben, so bedörffen wir weder statuten, regeln, noch recht, noch gebott: thun wir aber das nit, also das wir nit im glauben leben, so hilfft es vns nicht wann wir ewiglich in gebotten lebten, in aller gehorsamkeit vnd nichts brechen, dann wann die gebott selig machten, so trüge billich der lügenvatter güldene schuch an, vnd bliebe im sessel sitzen, es seind aber nur bilder, die vns Gott verbotten hat anzubeten, wiewol das holtz verstanden wird, es ist nur praefigurirt durch das holtz, aber die menschen werden gemeint, das holtz thut keinen schaden, als jhr de imaginibus Idolatriae hören werdet. Die gerechtigkeit solt jhr durch vorbemeldt exempel vom mörder klärlich verstehen also: so einer ein mörder ist, so hat er wider das recht gethan, von deß wegen, dz er wider den glauben gehandelt hat, vnd nicht von deß wegen, das er wider das gesetz gethan hat, dann dasselbig tödtet nur, macht nichts lebendig, [p. 20] würgt nur, bringt keinen gen himmel: also ist er ein vngerechter nur jm selbsten nicht darumb das er den andern zu todt geschlagen hat, dasselbig ist mit der hand beschehen, dieselbige fault büsset nichts, aber die inwendig hand, die muß vergnügen, der lein nicht, vnd darumb ist er ein sünder, das er sich selbsten im glauben getödt hat, vnd nicht darumb das er den andern getödt, er ist sein selbst mörder, dann nichts außwendig sündiget, weder augen, mund noch süß, allein, die inwendigen augen, mund vnd füß, dieselbige sündigen: was die augen sehen, schadt nicht, seind nur allein die inwendigen sünden, dieselbigen grab auß, wasdie fleischliche hand sündigt, ist keine sünd, aber die inwendige hand sündiget, die selbige hawe ab, dann es mag einer ein sünder seyn, der weder hend noch füß hat, weder augen noch ohren, gleich als wol als der alle hat. Ein grosse jrrung ist an dem n[euen] testament, vielleicht auß dem alten gezogen,w as sie auch geirret haben, dann wo zu nichtig volck in das regiment kompt, vnd kinder, da wird die warheit vndergedruckt. Als das im n[euen] testament durch die beicht gefragt wird, wo hastu das gethan? mit wem? edel oder vnedel, geistlich oder weltlich. O wehe der jrrsal, o weh der grossen hoffart, was ist ein mensch dem andern? wer ist besser dann der ander? warumb fragt jhr der hoffart nach? was ist ein nunn besser für einer andern frawe? was ist ein hur für der andern? was ein gromme besser dann die ander? O jhr stensetzer, thut von euch den endechrist, o jhr kinder der länder, wie seyd jhr könig, wie seyd jhr so blind hertzogen. Mercket was ists, daß der leib höher oder nider stehet? der vnder euch stehet fault er nicht? stirbt er nicht? JA freylich. Warumb macht, dann jhr die ständ mit den nunnen grösser als mit andern fraswen? ist nicht templum ein hauß Gottes? vnd ist im hertzen. Warumb straffet jhr einen im tempel mehr dann auff der gassen? was ist ein statt für den andern? gehet in glauben, bekehret euch, so werdet jhr finden das in sünden ist vberall vnd nicht zwo. Ein ieglicher ehbrecher ist ein ehbrecher, sey wo er wölle, vnd wer er wölle, sey geistlich oder weltlich, ist alles nur ein standt: schawet auff, was jhr auß dem leib machet, schawet auff, was jhn sein ornat helffen wird, setzet ewern pabst in glauben, vnd die bischoff in Christum vnd nicht in leib jhr verkehrten gleißner, jhr rechtsgelehrten mammelucken, nembt vor euch das wortt Gottes, vnd nicht die vnreinigkeit deß geistes, vnd nicht den leib, was vnderscheid [p. 21] setzet jhr in leib? vnd was in die stätte? habt jhrs gemacht oder Gott? warumb verkehret jhr jhm sein creatur vnd sein geschöpff? warumb machet jr iustitiam, so jhr nicht iusti seyd? allein einer ist iustus, vnd sonst keiner, derselbige hat die ehr, vnd jhr nicht. Warumb bittet jhr Gott, das er dem leib sein sünd vergebe? von wegen der schand, die er leidet, vnd deß todts am strang? jhr solt jhn bitten, daß er jhn im glauben erleuchte, vnd nicht ansehe seines leibs noth. Ihr falschen wegführer, was ligt an der schand? was ligt an dem todt? gehet hin in glauben, nicht in leib in geist, nicht in cörper, er verfaulet nicht: weyset ewre arme gefangene auff den weg, das sie jhr schand vnd jhren todt ein abweschen lassen seyn, Christus hats alle abgewäschen, seind sie jrrgangen im glauben, vnd gesündiget, so bittet, das sie Gott widerumb erleuchte, daß sie von der jrrung kommen, vnd wider in den glauben kommen, von de sie gefallen sind, vnd sehet mit nichten an die todt vnd marter deß diebs: o jhr seelenverführer, wie gantz seid jhr verstopfft? das euch die augen nicht wöllen auffgehn von jnnen, nur die außwendigen augen vetrachtet jhr: geht in glauben hinein, so werdet jhr finden ewer vergebens fasten vnd beten, vnnd ewer ornat, daß die gerechtigkeit heist, vnd werdet finden, daß all ewer leiblich außbutzen vnd außstreichen ein büberey ist. Dieweil jhr aber nicht in glauben wol, so bleibet jhr herodianisch, caypisch, die ewer patronen seyndt, vnd nicht chstiisch. Vnnd wie sie moysen jhren vatter geheissen haben, also heisset jhr Christum auch ewern vatter, vnd gedenckt darbey, daß ewer regeln in die abgrund der hellen fahren werd, mit allen ewerm gestein, gewandt, ornat, etc. Ihr werdet sehen, was ein closterfraw besser wird seyn dann ein ehfraw: dann ein ehfraw viel besser, dann sie ist von Gott: die ewre aber von euch: darumb seid jhr jhr vatter, wo jhr himkompt, da bruntzlen sie nacher. Ihr seyd vnder dem fluch Christi begriffen, da er sagt: verflucht seid jhr gesatzerfahrnen. Dann alle gesatz für sich selbst glauben in das gesatz, das ist, in den teuffel, vnd heisset ewer gesatz iustitiam. Vnnd so jhr iusti seyd, so muß Christus mendax seyn. Auß mit euch hunden, jhr verfluchten gesatzerfahrnen. Gehet in das evangelium vnnd mit in ewre buchstaben jhr teuffel vnd teuffelinne, etc.