Biographies/Wolfgang Talhauser

From Theatrum Paracelsicum


Wolfgang Talhauser.
auch: Thalhauser, Thalhäuser, Talhuser, Thalhausen, Talheuserus
1505: Eltern Christoph (Schmied) und Margaretha Talhauser besitzen ein Haus in der Schöndorfergasse in Pressburg (Bratislava).vor 1529: Herkunft aus dem pannonischen Raum (vermutlich Ungarn); keine gesicherten Angaben zu Geburt, Jugend oder Studium.

1513/14: Wolfgang Talhauser immatrikuliert sich an der Universität Wien.

nach 1514: Studienverlauf unklar; behauptete Promotion in Krakau (nicht belegt).

ca. 1513–1519: Mögliche Begegnung mit Manardus in Ungarn, wo dieser als Leibarzt tätig war.

Sommersemester 1528: Talhauser immatrikuliert sich in Wittenberg.

14. September 1528: Promotion zum Dr. med. in Wittenberg.

ca. 1529: Zuzug nach Augsburg. Im Protokoll als „pannonicus“ bezeichnet.

1531: In Augsburger Steuerlisten unter "Salta zum Windprunnen" erwähnt.

1532: Erster namentlicher Eintrag in Augsburger Steuerbüchern. Wird als Haushalter geführt.

1534: Erstes Jahresgehalt als Stadtarzt (60 Gulden); mögliches erstes Treffen mit Paracelsus. (jährliches Gehalt 1534 bis 1538)

ca. 1535: Mitarbeit an einer Pestschrift mit anderen Augsburger Ärzten.

1535: Wolfgang Talhauser verfasst zusammen mit Adolph Occo, Johannes Tieffenbach und Gereon Sayler die medizinische Schrift Was die Pestilentz an jr selbs sey anlässlich einer Pestepidemie in Augsburg. Sie beschreiben Ursachen, Vorbeugung und Behandlung der Pest und fordern die Rückbesinnung auf galenisch-hippokratische Lehren.

1535: Talhauser ist bereits als Schwenckfeld-Anhänger bekannt.

Frühjahr – Herbst 1536: Aufenthalt von Paracelsus in Augsburg; Begegnung mit Talhauser; fachlicher Austausch; Briefwechsel (abgedruckt in der Großen Wundarznei); Talhauser kritisiert öffentlich die medizinischen Zustände.

1536 (Juli): Talhauser schreibt seinen berühmten Brief an Paracelsus (24.7.1536), veröffentlicht in der Großen Wundarznei.

1536 (August): Druck von Paracelsus’ Große Wundarznei und Talhausers Brief darin.

1537 (Anfang): Brief wird in neuer Auflage der Wundarznei nicht wieder abgedruckt.

1538 (Juni): Augsburger Stadtärzte setzen Talhauser beim Stadtrat „zur Rede“; Apologia wird gefordert.

1538: Wird wegen der Vorrede zu Paracelsus’ Werk von Augsburger Ärzten öffentlich zur Rede gestellt; verspricht eine Apologie, die jedoch nicht erscheint.

1538/39: Weggang nach Tübingen; Talhauser wird Leibarzt Herzog Ulrichs von Württemberg.

1540: Talhauser als Professor der Medizin in Tübingen immatrikuliert.

1540: Verdrängt Sebald Hawenreuter vom medizinischen Lehrstuhl; Streit mit Melanchthons Schülern und mit Leonhart Fuchs.

1541/42 und 1543: zweimal Dekan der medizinischen Fakultät in Tübingen.

1544 (Pfingsten): Letzte Besoldung an der Universität Tübingen.

1544: Verlassen von Tübingen nach Religionswandel des Herzogs

1544 (Januar – März): Rückkehr nach Augsburg; Baugesuch und Lieferung von Baumaterial.

1544–1547/48: In Augsburg weiterhin als Arzt tätig und steuerlich erfasst, aber nicht im offiziellen städtischen Dienst (ohne städtische Anstellung)

1545: Letzte Briefe Schwenckfelds an Talhauser erhalten.

ca. 1547–1548: Herausgabe der letzten überarbeiteten Fassung der Pestschrift von Matthias Boeham, in einfacher Sprache für Laien.

1548 (Oktober): In Steuerlisten erscheint „Dr. Wolf Talhauser Witib“ – vermutliches Todesjahr.
Literatur:
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Letter 405: 19 March 1530, Wolfgang Talhauser to Capito, online at: Letters to and from Wolfgang Faber Capito (retrieved 8 April 2025)°

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