Sources
| Crollius1998=206-207$Schwärtzer (Schwertzer), Sebald: ein Nürnberger Bürger; seit 1584 ‘Faktor’ am Dresdner Hof, wo er den sächsischen Kurfürsten August I. (1553/86) und Christian I. (gest. 1591) als Alchemiker diente, gleichsam Nachfolger des kurfürstlichen Probierers David Beuther (1514–15), sich aber auch als Bergbauverständiger und Projektemacher auf gewerblichem Gebiet betätigte. – Anfang der 90er Jahre wurde die alchemische „kunst“ S.s von Kurfürst Johann Georg von Brandenburg beansprucht; der Kurfürst hielt sich aber bald „boslich“ und „vorsetzlich“ von S. „betrogen“ und warnte Kaiser * Rudolf II. Anfang 1593 vor S.s „kuhnsten“, handele es sich doch um „lauter betrug“ (Wien, HHStA, Johann Georg, Brief an S., Köln, letzter Tag des Februar 1593; Christian Distelmeier, Brief an Rudolf II.). S. wurde jedoch von seinem Gönner Rudolf im August 1592 zum Berghauptmann von Joachimsthal ernannt (vgl. Kell, 1881; H. A. Lier, in: ADB, Bd. 33, 1891, S. 436; Ferguson, 1906, Bd. 2, S. 350 f.), wirkte also bis zu seinem Tode (7. Januar 1598) als Vorgänger von Nicolaus Majus (Mai), jenem Croll freundschaftlich verbundenen kaiserlichen Rat, von dem dann 1608 zum De signaturis-Traktat (Croll, ed. Kühlmann/ Telle, Bd. 1, 1996, S. 76) zwei Lobgedichte beigesteuert worden sind.
Handschriftlich überlieferte Texte, aber auch die Chrysopoeia Schwertzeriana (Hamburg 1718; vgl. Ferguson, 1906, Bd. 2, S. 349 f.; Telle, 1980, S. 106) erinnern daran, daß das frühneuzeitliche Sachschrifttum alchemischen Inhalts von S. bereichert worden ist; weitere Texte dokumentieren S.s Einfluß auf das Werk von Johann Kunckel (vgl. Ganzenmüller, 1956, S. 106–111). – Einige Alchemica aus der fachliterarischen Rüstkammer S.s befinden sich heute in der UB Leiden (vgl. Boeren, 1975, s. v.).
Ins Blickfeld Crolls geriet S. wohl spätestens aufgrund seines alchemischen Briefwechsels mit Crolls Alchemikerfreund * F. Kretschmer (S., Brief an Kretschmer, Prag, 8. September 1596, ed. von Murr, 1805, S. 50 f.). Seine gewalttätige Kontroverse mit * E. Kelley in der kaiserlichen „Kunstkammer“ (Br. Nr. 23) gehörte zum geläufigen Erzählgut frühneuzeitlicher Alchemiker.
Oswaldus Crollius: De signaturis internis rerum: Die lateinische Editio princeps (1609) und die deutsche Erstübersetzung (1623), ed. by Wilhelm Kühlmann and Joachim Telle (Heidelberger Studien zur Naturkunde der frühen Neuzeit, 5) (Oswaldus Crollius: Ausgewählte Werke, 1), Stuttgart: Franz Steiner 1998 (A)
Ariane Bartkowski: Sebald Schwertzer, in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V., bearb. von Martina Schattkowsky, Online-Publikation: http://saebi.isgv.de/biografie/Sebalt_Schwertzer_(1552-1598).
Österreichisches Staatsarchiv Wien, Abt. Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Bestand II: Reichshofrat, Judicialia, Alte Prager Akten, 1 A1, 1-5, fol. 430-559
Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 4417/18-21.
Werke:
Chrysopoeia Schwaertzeriana, Hamburg 1718.
J. Kunckel von Löwenstern, Collegium physico-chymicum experimentale oder Laboratorium chymicum, Hamburg 1738;
F. C. J. Fischer, Geschichte des teutschen Handels, Bd. 4, Hannover 1792;
K. C. Schmieder, Geschichte der Alchemie, Halle 1832;
R. Kell, Sebalt S. als kursächsischer Faktor und kaiserlicher Berghauptmann, Diss. Leipzig 1881;
H. Kopp, Die Alchemie in älterer und neuerer Zeit, 2 Teile, Heidelberg 1886;
A. Bauer, Die Adelsdocumente österreichischer Alchemisten, Wien 1893;
Dienstleute wollten lieber Scheidemünzen statt fragwürdiges Gold, in: Dresdner Neueste Nachrichten 12.8.2002, S. 9;
R. W. Soukup, Das ganze Corpus Solis in ein liquorem irreducibilem bringen, 2011. –
ADB 33, S. 436-438
Max Donebauer, Beschreibung der Sammlung Böhmischer Münzen und Medaillen des Max ..., Band 1, S. 714; https://books.google.de/books?id=lpvcVUKr-vEC&pg=PA714&dq=Schwartzer
Johannes Mathesius: Chronica der freyen bergstadt in S. Joachimsthal, https://books.google.de/books?id=2cyeoW1k9JIC&pg=PA8