Reichard, Herzog von Pfalz-Simmern (1521–1598)
From Theatrum Paracelsicum
Reichard (1521–1598) war Pfalzgraf von Pfalz-Simmern.
Vater: Johann II., Pfalzgraf von Simmern, Graf von Sponheim (1492--1557). Mutter: Beatrix von Baden (1492--1535; Tochter von Markgraf Christoph I. von Baden). Geschwister: Friedrich III., Kurfürst von der Pfalz (1515-1576). Ehefrau: 1) Juliana Gräfin zu Wied (1545-1575), Eheschließung 1569; 2) Emilie Herzogin von Württemberg (1550-1589), Eheschließung 1578; 3) Anna Margaretha Pfalzgräfin von Pfalz-Veldenz (1571-1621), Eheschließung 1589.
auch: Reichart, Richard, Richart
R. wurde am 25. Juli 1521 in Simmern geboren. Noch als Knabe wurde er am 30. April 1528 (gemeinsam mit seinen Brüdern Georg und Friedrich) an der Universität Köln immatrikuliert, am 21. Dezember 1535 (gemeinsam mit seinem Bruder Georg) an der Universität Orléans und am 18. April 1536 (gemeinsam mit seinem Bruder Georg, mit Philipp von Coppenstein und Gerhard Scholl) an der Universität Louvain; 1539 hatte er sein studium biennale beendet.
In den folgenden Jahren erwarb er zahlreiche Kanonikate: Domkapitel Köln (nominiert 1528, Aufschwörung 1535, Kapitular 1542, suspendiert 1546, aber bis 1548 dort nachweisbar, resigniert 1558), St. Gereon Köln (1545 bis 1555), Mainz (1540 von seinem Bruder Georg übernommen, 1548 Kapitular, 1559 Dompropst, resigniert 1562), Straßburg (1528 Domizellar, Aufschwörung 1528, Kapitular 1538, Dompropst 1552, resigniert 1569), Domstift Bamberg (1540 bis 1545), Speyer (1535 bis 1553). 1553 kandidierte er für den Bischofssitz in Speyer, 1555 für den Bischofssitz in Mainz, 1569 für den Erzbischofsstuhl in Straßburg; bei allen Wahlen unterlag er knapp.
Von 1560 bis 1571 war er Administrator des Stiftes Waldsassen in der Oberpfalz, das er 1571 an die Kurpfalz abtrat, nachdem er am 17. Mai 1569 die Regierung im Herzogtum Simmern angetreten hatte. Das kleine Herzogtum Simmern erbte er von seinem Bruder Georg (1518-1569). R. starb in Nacht vom 13./14. Januar 1598 in Ravengiersburg und wurde in der Stephanskirche in Simmern bestattet.
In den folgenden Jahren erwarb er zahlreiche Kanonikate: Domkapitel Köln (nominiert 1528, Aufschwörung 1535, Kapitular 1542, suspendiert 1546, aber bis 1548 dort nachweisbar, resigniert 1558), St. Gereon Köln (1545 bis 1555), Mainz (1540 von seinem Bruder Georg übernommen, 1548 Kapitular, 1559 Dompropst, resigniert 1562), Straßburg (1528 Domizellar, Aufschwörung 1528, Kapitular 1538, Dompropst 1552, resigniert 1569), Domstift Bamberg (1540 bis 1545), Speyer (1535 bis 1553). 1553 kandidierte er für den Bischofssitz in Speyer, 1555 für den Bischofssitz in Mainz, 1569 für den Erzbischofsstuhl in Straßburg; bei allen Wahlen unterlag er knapp.
Von 1560 bis 1571 war er Administrator des Stiftes Waldsassen in der Oberpfalz, das er 1571 an die Kurpfalz abtrat, nachdem er am 17. Mai 1569 die Regierung im Herzogtum Simmern angetreten hatte. Das kleine Herzogtum Simmern erbte er von seinem Bruder Georg (1518-1569). R. starb in Nacht vom 13./14. Januar 1598 in Ravengiersburg und wurde in der Stephanskirche in Simmern bestattet.
Julian Paulus
Literatur:
Lexikonartikel
Allgemeine Deutsche Biographie (ADB), vol. 28, Leipzig: Duncker & Humblot 1889, p. 418-420: »Reichard« (by Theodor Julius Ney) (online)
Neue Deutsche Biographie (NDB), vol. 21, Berlin: Duncker & Humblot 2003, p. 293: »Reichard (Reichart, Richard), Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Simmern« (by Peter Fuchs) (online)
Biographie
Ludwig Häusser: Geschichte der rheinischen Pfalz nach ihren politischen, kirchlichen und literarischen Verhältnissen, vol. 2, Heidelberg: J.C.B. Mohr 1845, esp. p. 184-188 (Google Books (2) (3) (4))
Friedrich Back: Die evangelische Kirche im Lande zwischen Rhein, Mosel, Nahe und Glau bis zum Beginn des dreißigjährigen Krieges, vol. 2 (Die Reformation der Kirche, sowie der Kirche Schicksale und Gestaltung bis zum Jahre 1620; Abtheilung I), Bonn: Adolph Marcus 1873, esp. p. 361-368, 533-543 (Google Books (2) (3))
Anton Philipp Brück: Pfalzgraf Reichart von Simmern als Kandidat für den Mainzer Erzstuhl 1555, in: Blätter für Pfälzische Kirchengeschichte und religiöse Volkskunde 21, n° 1 (1954), p. 2-11
Lothar Viëtor: Herzog Reichard, Fürst von Simmern (1569-1598), in: Hunsrückkalender (1955), p. 83-89
Hans-Georg Sturm: Pfalzgraf Reichard von Simmern 1521–1598, PhD thesis, Mainz, Universität, 1967
Bruno W. Neumann: Das Epitaph des Herzogs Reichard und der Herzogin Juliane (ein Familienbild des 15. und 16. Jahrhunderts) (Schriftenreihe des Hunsrücker Geschichtsvereins, 20), Köln [1993]
Studium
Detlef Illmer, Hilde de Ridder-Symoens and Cornelia M. Ridderikhoff: Premier livres des procurateurs de la Nation Germanique de l’ancienne université d’Orléans, vol. 2/II (Les livres des procurateurs de la Nation Germanique de l’ancienne université d’Orléans 1444–1602, I), Leiden: E.J. Brill 1980, esp. p. 314-315 n° 1021 (DOI) (A)
Alchemie und Medizin
Joachim Telle: Medizin und Alchemie am Hofe Herzog Reichards von Pfalz-Simmern, in: Die Wittelsbacher und die Kurpfalz in der Neuzeit: Zwischen Reformation und Revolution, ed. by Wilhelm Kreutz, Wilhelm Kühlmann and Hermann Wiegand, Regensburg: Schnell & Steiner 2013, p. 269-285 (A)
Ulrike Schofer: Medicinalia und Alchemica des Herzogs Reichard von Pfalz-Simmern (1521–1598) in Handschriften und Drucken der frühen Neuzeit: Ein Verzeichnis, in: Die Wittelsbacher und die Kurpfalz in der Neuzeit: Zwischen Reformation und Revolution, ed. by Wilhelm Kreutz, Wilhelm Kühlmann and Hermann Wiegand, Regensburg: Schnell & Steiner 2013, p. 287-314 (A)
Briefe und Akten
Briefe Friedrich des Frommen, Kurfürsten von der Pfalz, ed. by August Kluckhohn, vol. 1 (1559–1566), Braunschweig: C.A. Schwetschke 1868, sub verbo (Google Books (2) (3))
Briefe Friedrich des Frommen, Kurfürsten von der Pfalz, ed. by August Kluckhohn, vol. 2 (Erste Hälfte. 1567–1572), Braunschweig: C.A. Schwetschke 1870, sub verbo (Google Books (2))
Briefe Friedrich des Frommen, Kurfürsten von der Pfalz, ed. by August Kluckhohn, vol. 2 (Zweite Hälfte. 1572–1576), Braunschweig: C.A. Schwetschke 1872, sub verbo (Google Books (2) (3))
Briefe des Pfalzgrafen Johann Casimir, ed. by Friedrich von Bezold, vol. 1 (1576–1582), München: M. Rieger 1882 (Google Books)
Briefe des Pfalzgrafen Johann Casimir, ed. by Friedrich von Bezold, vol. 2 (1582–1586), München: M. Rieger 1884 (Google Books (2))
Emil Heuser: Ein Pfalzgrafen-Stammbuch aus dem 16. Jahrhundert, in: Pfälzisches Museum 27 (1910), p. 164-166. – Speyer, Historisches Museum der Pfalz; Laufzeit: 1586-1590.
Thomas Gutzeit: Zwei Briefe des Pfalzgrafen Reichard an Bürgermeister und Rat der Reichsstadt Wimpfen am Neckar, in: Regia Wimpina: Beiträge zur Wimpfener Geschichte 6 (1989), p. 62-70
Sonstiges
Johann Philipp Mylaeus: Ein Christliche leichpredig: So dem Durchleuchtigen Hochgebornen Fürsten vnd Herrn/ Herrn Reicharden Pfaltzgraffen bey Rhein/ Hertzogen in Bayern/ etc. Zu vnderthenigen Ehren vnd Christmilter gedechtnus/ [...] ist gehalten worden, Heidelberg: Christoph Löw; Johann Lancelot for Andreas Cambier 1598 (online) (VD16 ZV 20162)
Georg Rosener: Leichpredig Bey dem Begrebnus des Durchleuchtigen vnd Hochgebornen Fürsten vnnd Herrn/ Herrn Reicharten Pfaltzgrafen bey Rhein/ Hertzogen in Bayern etc., Oberursel: Cornelius Sutor 1598 (online) (Google Books) (VD16 R 3131). – Mit Porträt.
Theatrum Paracelsicum
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Normdaten
GND: 119204150
Wikidata: Q91489
Brief-Datenbanken
Frühneuzeitliche Ärztebriefe des deutschsprachigen Raums (1500-1700): 00019164
Kühlmann/Telle, Corpus Paracelsisticum 2 (2004), 872-874 (Biogramm)